Solarenergie im Winter, Erfahrungen eines Solaranlagen Besitzers!

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Ich muss mich an dieser Stelle erst einmal für den Titel dieses Artikels entschuldigen, aber dies ist ein Thema, das mir schon etwas länger auf der Seele brennt.

Erneuerbare Energien sind ein großes und wichtiges Thema! Ich bin hier auch voll mit dabei. So findest du auf meinem Dach eine 10 KW Solaranlage mit passendem Batteriespeicher. Zudem habe ich 2x DIY Offgrid Solaranlagen, welche Teile meines Büros (für Powerbank Tests), wie auch Smart Home Boxen befeuern.

Daher behaupte ich von mir, ein wenig Erfahrung mit Solaranlagen zu haben. Daher weiß ich aber auch leider, wie wenig Energie Solaranlagen im Winter produzieren, zumindest in Deutschland.

Experten die medienwirksam mehr Solaranlagen auf Dächern fordern um im Winter Wärmepumpen zu betreiben überhöre ich mittlerweile (viel Spaß dabei eine Wärmepumpe im Winter nur mit einer Heimsolaranlage zu betreiben).

Allerdings ist mir etwas Youtube-Werbung entgegenschlagen die mich zu diesem Artikel verleitet hat. So wirbt hier ein großer Powerstation Hersteller (welchen ich sehr schätze) wie man sich im Winter warm halten kann.

Die Werbung findest du hier: https://www.youtube.com/watch?v=XxisKckz9IE

Nein, warme Kleidung ist nicht die Lösung, laut dieser Werbung, sondern eine Powerstation + Solar Panel. Natürlich möchte der Hersteller seine Produkte verkaufen, aber es könnte Leute geben die dies wirklich glauben, dass es möglich wäre, im Winter seine Wohnung mit einem kleinen Solarpanel zu beheizen.

Schauen wir uns in diesem Artikel einmal meine Erfahrung an wie viel Energie eine Solaranlage im Winter so produziert.

 

Wie viel Energie produziert eine 10 KW Dachanlage im Winter?

Beginnen wir mit dem “Benchmark”, eine 10 KW Dachanlage. Diese besteht genau genommen aus 9,875 kWp JaSolar Modulen, welche an zwei SolarEdge Wechselrichtern und einem 10 KW LG Batteriespeicher hängen.

Dies ist keine DIY Anlage, sondern etwas Professionelles mit hochwertigen Wechselrichtern vom Marktführer SolarEdge. Es mag bessere Wechselrichter usw. geben, aber viel Luft ist hier nicht mehr nach oben.

Die Anlage ist in NRW installiert, aber nicht ganz perfekt südlich ausgerichtet, aber grundsätzlich “gut” ausgerichtet.

Wie viel Energie produziert diese Anlage seit 2020?

Erst einmal klar gesagt, eine Solaranlage lohnt sich! Dies soll hier nicht zur Debatte stehen!

Das für uns hier interessante ist die Leistung im November, Dezember und Januar.

  • Dezember 2020 – 130 KW
  • Dezember 2021 – 142 KW
  • Dezember 2022 – 106 KW

Das ist nicht viel! Das reicht um ein e-Auto ca. 3x in diesem Monat zu laden. Du könntest einen 2KW Heizlüfter 63 Stunden betreiben bzw. 2,6 Tage lang. Dies wohlgemerkt an einer 10 KW Dachanlage!

Du kannst ja jetzt mal theoretisch runter rechnen, was eine 1KW Anlage produzieren würde, geschweige denn ein 200-300W Panel wie in dem Werbevideo.

 

Bei meinen DIY Anlagen?

Ok dies war aber auch eine große 10 KW Anlage. In dem Werbevideo war aber eine Powerstation + klappbares Solarpanel zu sehen, vielleicht arbeitet dies effizienter?

Nochmal das Werbevideo https://www.youtube.com/watch?v=XxisKckz9IE

Ich habe zwei DIY Off-Grid Solaranlagen.

Anlage 1:

Ca. 20-120Wh im Dezember, pro Tag

Anlage 2:

Ca. 20-110Wh im Dezember, pro Tag

Leider zeichnen die Victron Laderegler nur Daten der letzten 30 Tage auf und wir haben Ende Februar, entsprechend habe ich nur genaue Werte von “Ende Januar“.

Anlage 1 kann im Sommer durchaus 1500-3000 Wh pro Tag liefern. Anlage 2 kommt auf 600-1500 Wh.

An bedeckten Januar Tagen erreicht Anlage 1 mit 700W Solarpanels zwischen 20 Wh und 120Wh, bei einer maximalen Leistung von teils nur 10-20W.

Anlage 2 ist etwas besser ausgerichtet und kommt auf 20-110Wh an bedeckten Tagen, mit einer maximalen Leistung zwischen 17W und 42W.

Sicherlich sind an sonnigen Tagen auch mal mehr möglich, aber im Dezember/Januar haben wir nicht so viele sonnige Tage, vielleicht 3-7 Stück im ganzen Monat, wo mal 200-400Wh rein kommen.

 

Reicht Solarenergie, um im Winter zu heizen? (Meine Einschätzung)

Wenn du dich im Winter nur auf eine Solaranlage verlassen müsstest für die Wärme, dann viel Spaß! Selbst eine moderne Wärmepumpe benötigt viel Energie.

“Wer in einem 110 Quadratmeter großen Einfamilienhaus wohnt, hat laut Heizspiegel 2022 einen mittleren durchschnittlichen Stromverbrauch bei der Wärmepumpe in Höhe von 6.272 kWh.”

Quelle: https://www.t-online.de/heim-garten/energie/heizung/id_100053120/waermepumpe-welcher-verbrauch-ist-zu-hoch-das-ist-zu-beachten.html

6272 kWh im Jahr laut dieser Quelle im Schnitt. Davon sicherlich ein Großteil im Winter. Zum Vergleich meine 10 KW Anlage hat folgende Leistung im gesamten Jahr gebracht!

  • 2020 – 9359 kWh
  • 2021 – 8412 kWh
  • 2022 – 9570 kWh

Im Jahresschnitt wäre die Anlage also durchaus in der Lage den Verbrauch der Wärmepumpe zu decken. Aber die Solaranlage produziert den Großteil der Energie im Sommer, die Wärmepumpe benötigt diese im Winter.

Bei einer kleinen off Grid Anlage sieht es noch viel trauriger aus! Nach meiner Erfahrung wirst du mit einer 700W Off-Grid Anlage einen 1KWh Heizlüfter im ganzen Dezember vielleicht 2-6 Stunden betreiben können, je nach Wetterlage.

Fun Fakt, eine Powerstation benötigt in der Regel zwischen 4 und 8W im Standby, diese kann bzw. wird sich an schlechten und bedeckten Tagen also an einem kleinen Solarpanel mehr entladen als laden!

 

Fazit

Ich bin absolut pro Solar! Jeder sollte sich eine Solaranlage auf dem Dach installieren bzw. ein Balkonkraftwerk überdenken.

Allerdings falls du denkst, du wärst auch im Winter „unabhängig“ und könntest einfach mit deiner Solarenergie heizen, dann muss ich dich enttäuschen. In Deutschland halte ich dies für unmöglich bzw. wenn nur mit einer völlig übertriebenen Solaranlage (30 oder 40 KWh +  bei einem Einfamilienhaus).

Meine 10 kWp Dachsolaranlage bringt im Dezember im Schnitt 126 kWh, insgesamt und nicht pro Tag!

Damit könntest du ein e-Auto 2-3x laden oder einen Heizlüfter (mit 2KW) ca. 63 Stunden oder 2,6 Tage betreiben. Sicherlich nicht nichts, aber nicht ansatzweise ausreichend ein Haus zu beheizen! Eine Wärmepumpe wird ein vielfaches davon benötigen.

Kleinere Anlagen mit bis zu 700W produzieren im Winter vielleicht an einem Tag genug Energie, um ein Smartphone und ein Tablet zu laden, aber nicht ansatzweise genug, um einen Heizlüfter oder Ähnliches zu betreiben.

Ein 300W Panel bringt im Winter vielleicht 5 bis 40W an einem normalen trüben Tag und dies auch nur ein paar Stunden, denn dann ist das Licht schon komplett weg. Im besten Fall kommt hier genug Energie rum, um den Standby-Verbrauch einer Powerstation zu decken.

Daher hat mich die Werbung von EcoFlow so getriggert, dass ich diesen Artikel schreiben musste.

Im Sommer kannst du auch mit einer kleinen Solaranlage recht unabhängig vom Stromnetz sein. Das geht ohne Probleme, gerade in Kombination mit einer größeren Powerstation oder einem LiFePO4 Akku.

Aber im Winter bringen kleinere Solaranlagen praktisch nichts und selbst große Dachanlagen bringen eher Strom in überschaubaren Mengen. Hier mit dieser Energie effektiv zu heizen halte ich in Deutschland im Dezember/Januar für realistisch unmöglich!

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Michael Barton
Michael Barton
Hi, hier schreibt der Gründer und einzige Redakteur von Techtest.org. Vielen Dank für das Lesen des Beitrags, ich hoffe dieser konnte dir weiterhelfen. Mehr Informationen über den Autor

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4 Kommentare

  1. Hallo Michael,

    ich betreibe einen 8,5 kWP Anlage (Süd-west Ausrichtung, in Hessen) + 12,8 kWh Batterie. Mein Haus (150qm + Keller) ist Ende 2021 fertig gestellt worden und (zum Glück) habe ich mich damals für eine Wärmepumpe (als Integralgerät) entschieden. Grds. kann ich deiner Aussage zustimmen, dass man mit einer PV Anlage im Winter NICHT den Strom erzeugt den man für die Wärmepumpe (WP) benötigen würde, dennoch kann ich 36% der für die WP benötigen Strom durch meine PV Anlage erzeugen. Ich glaube aber, dass der von dir geschriebene jährliche Verbrauchswert einer WP nicht bei 6.272 kWh liegt. Das wäre m.E. extrem hoch und ist zumindest in meinem Bekanntenkreis def. NICHT repräsentativ.
    Meine WP:
    Verbrauch WP p.a.: 3.701 kWh (extern gemessen)
    Netzbezug WP p.a.: 2.351 kWh
    PV: 1.350 kWh

    Fairer Weise sei dabei gesagt, dass meine WP nicht nur fürs Heizen zuständig ist, sondern auch für Warmwasser, Lüftung und testweise Kühlung im Sommer (verschwindend gering aber). Insofern ist die grds. Aussage „PV Anlage + WP ergänzen sich“ nicht falsch.

    Schaue ich mir jetzt mal die „dunkle“ Jahreszeit (Okt. bis einschl. März) an, sehen die Werte schon wieder anders aus:
    Dann erzeuge ich nur 20% des benötigten Stroms der WP aus PV. (Nov bis einschl. Feb. sogar nur 13%).

    Richtig interessant ist allerdings die Kombi PV Anlage + E-Auto. Ich fahre im Jahr so rund 15.000 km und kann hiervon schätzungsweise 10.000 km vollkommen durch PV fahren. Da ginge sicherlich noch mehr, aber ich fahre halt nicht weiter 😉 Das Gefühl auf der Autobahn unterwegs zu sein und zu wissen, dass dies möglich ist, weil man den benötigten Strom auf dem Dach produziert hat, ist einfach unbezahlbar!

    Mal was zum Greifen: Aktuell (Dienstag, 04.04.23) haben wir super schönes Wetter. An einem solchen Tag wird meine Batterie locker voll, mein Auto wird für ca. 100-150km geladen, meine Wärmepumpe heizt quasi vor (erhöhter Vorlauf), Waschmaschine, etc. laufen auch auf Hochtouren und ich speise immer noch (leider) etwas ins Netz ein. Das ist schon wirklich mega!

  2. Heißt natürlich kWp, sorry!

    Und wenn ich von PV schreibe, dann meine ich eine Pv-Anlage auf dem Dach und explizit KEIN Balkonkraftwerk.

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