USB Solarpanels sind schon etwas sehr Interessantes. Unbegrenzt gratis Energie Smartphones, Tablets, Notebooks oder Powerbanks zu laden. Zudem auch noch eine komplette Unabhängigkeit von Steckdosen, ideal fürs Wandern oder Campen.
Klingt doch klasse, oder?
Mit solchen Versprechen ködern diverse Hersteller auf Plattformen wie Amazon oder eBay Nutzer für ihre Solarladegeräte. Aber funktionieren Solarladegeräte in der Praxis wirklich so gut wie versprochen?
In den letzten Jahren haben mich erstaunlich viele Anfragen zu diesem Thema erreicht. Daher habe ich mich entschlossen einen kleinen Info Artikel zum Thema Solarladegeräte für Smartphones zu schreiben.
Was gilt es zu beachten und welche Modelle sind empfehlenswert?
Wie viel Leistung soll es sein?
USB Solarladegeräte gibt es in diversen Größen und Leistungsklassen. Angefangen bei 5W bis hin zu 100W ist fast alles erhältlich.
Aber wie viel Leistung braucht man?
Das ist leider nicht ganz leicht zu beantworten. Die Herstellerangabe bei USB Solarladegeräten ist erfahrungsgemäß recht „optimistisch“. Praktisch sind diese Werte in Deutschland nicht ansatzweise zu erreichen!
Siehe den 9 USB Solarladegeräte im Test von Anker, EasyAcc, AUKEY usw. Artikel von mir.
Praktisch erreichen USB Solarladegeräte rund 40-60% der Herstellerangabe! Ja möglicherweise werden bessere Werte am Äquator erreicht, aber nicht in Deutschland.
Das Anker 21W PowerPort 2-Port USB Solarladegerät erreichte im Hochsommer maximal 12,95W in meinem damaligen Test. Das AUKEY 21W PB-P4 Solarladegerät unter den gleichen Bedingungen 14,05W.
Weiter südlich werdet Ihr tendenziell bessere Leistungen erreichen, weiter nördlich hingegen leicht schlechtere.
Zudem müssen Solarpanels Richtung Sonne ausgerichtet werden damit diese effizient arbeiten. Alleine der Unterschied zwischen leicht Richtung Sonne angewinkelt sein und flach auf dem Boden macht gute 30% aus.
Diese Werbebilder bei denen Menschen die Solarpanels am Rucksack befestigen könnt Ihr auch nicht trauen. Sofern Ihr nicht gerade die Sonne im Rücken habt, wird die Energieproduktion auf fast 0 fallen.
Ähnliches gilt auch für den Schatten oder Bewölkung. Beispielsweise sinkt die Energieproduktion des eben genannten Anker Panels von 12,95W in der Sonne auf 1,28W im Schatten.
Wenn Ihr Euch für ein USB Solarpanel entscheidet, rechnet großzügig!
Unter 15W würde ich nicht anfangen, bei 10W oder noch kleineren Solarladegeräten kommt einfach zu wenig Energie rum um diese vernünftig nutzen zu können.
15+ Watt für ein Smartphone oder Powerbank, 20+ Watt für ein Tablet oder zwei Smartphones, wäre so meine Empfehlung.
Warum sehen sich alle Solarladegeräte so ähnlich?
Vielleicht ist Euch aufgefallen das alle USB Solarladegeräte sich extrem ähnlich sehen?! Wie kommt das?
Ganz einfach, ich nehme an diese werden alle vom selben Produzenten gefertigt. Es gibt daher lediglich kleinere Unterschiede, was die Portausstattung und Bonus features angeht.
Effizienz
Bei den Solarladegeräten wird sehr oft mit einer sehr hohen Effizienz von teilweise bis zu 23% oder 24% geworben.
Machen wir es kurz, das ist schwachsinnig! Die teuersten und hochwertigsten Solarzellen die Ihr auf dem Markt bekommen könnt, haben vielleicht 23% Effizienz, aber nicht die hier meist verwendeten SunPower Zellen. Realistisch sind 20-22% Effizienz für die monokristallinen Zellen.
Letztendlich macht dies aber auch keinen Unterschied, 1% mehr oder weniger bei einem 20W Panel wären 0,2W.
Lasst Eure Kaufentscheidung also nicht zu sehr von der angeblichen Effizienz leiten. Schaut Euch eher den Hersteller/die Produktbeschreibung an und wie seriös Euch das Produkt vorkommt.
Monokristallin vs. Polykristallin
Was entscheidend sein kann, ist allerdings der Zellentyp, darauf solltet Ihr achten. Es gibt polykristalline und monokristalline Solarzellen.
Polykristalline sind 5-8% weniger effizient als monokristalline Solarzellen. Das bedeutet auf gleicher Fläche 5-8% weniger Energie, was durchaus schon ein gewisser Unterschied, ist.
Die meisten USB Solarladegeräte setzen auch brav auf die guten monokristalline Zellen, nur bei besonders günstigen Modellen gilt etwas Vorsicht.
Monokristalline Zellen sind meist etwas dunkler (dunkel Blau bis schwarz) und sind gleichmäßiger. Polykristalline Zellen sind meist etwas heller und ungleichmäßiger bzw. besitzen ein gewisses funkeln.
Hier gibt es ein ganz gutes Bild dazu: https://www.solaranlagen-portal.com/solarmodule/systeme/vergleich
Stromsparen mit Solarladegeräten?
Solltet Ihr planen Euch ein Solarladegerät anzuschaffen, um Strom zu sparen, lasst es. „Gratis“ Strom klingt natürlich klasse, aber praktisch lohnt sich dies kaum.
Nehmen wir ein Beispiel, das Anker PowerPort Solar Ladegerät 21W ist schon eins der besseren Modelle. Praktisch kann man mit diesem im Sommer, in der prallen Sonne, in Deutschland rund 13W erreichen.
Seinen wir großzügig und rechnen mit 14W. Bei 8 Sonnenstunden pro Tag wären dies 112W.
Bei einem Strompreis von 0,26€ pro KWh wäre dies Strom im Wert von 0,02912€. In einer Woche (7x 8 Stunden) 0,20384€. Im Monat (30 x 7 x 8 Stunden) hättet Ihr Energie im Wert von 6,1152€ produziert.
Leider kostet das Anker PowerPort Solar Ladegerät 21W aktuell rund 56€. Um nun den Kaufpreis wieder hereinzuholen, benötigt Ihr 1923 Stunden Sonne. Deutschland hat im Jahr im Schnitt 1595 Sonnenstunden pro Jahr.
Ihr müsstet also über ein Jahr permanent das Solarpanel Energie produzieren lassen, diese Energie in einem Akku, Smartphone usw. Speichern und zudem das Solarladegerät ununterbrochen neu ausrichten damit dieses auch wirklich die 14W produziert.
Das wird nicht passieren! Sicherlich ist das Gefühl cool zu wissen, dass mich der Strom nix kostet der aus dem Solarladegerät kommt, aber das sollte nicht der Hauptgrund sein sich solch ein Solarladegerät zu kaufen. Falls Ihr „als Hobby“ Strom produzieren wollt, wäre dies mit einem richtigen 100W Solarpanel + Ladecontroller + Bleigelakku deutlich effizienter.
Taugen USB Solarpanel nun etwas?
Das Ganze klingt jetzt sehr negativ, aber kann sich ein USB Solarpanel nicht doch lohnen? Ein USB Solarpanel lohnt sich, wenn Ihr unabhängig von der Steckdose sein müsst/wollt.
Damit meine ich weniger für in den Garten, dort lohnt sich eine große Powerbank meist mehr, sondern fürs Camping, die Gartenlaube, das Wandern usw.
Auch wenn Ihr vielleicht mit dem Rucksack in einem fremden Land unterwegs seid.
Also in Zeiten wo eine Steckdose nicht verfügbar ist, aber man dennoch etwas Energie für Smartphone und Co. benötigt. Hier kann ein USB Solarpanel durchaus nützlich sein, sofern man auch zwischendurch länger an einem sonnigen Ort verweilt.
Nochmals klar gesagt! Am Rucksack angebracht oder im Schatten bringen die meisten USB Solarpanels 0! Diese benötigen pralle Sonne, damit eine nennenswerte Energie erzeugt wird. Ich habe mittlerweile ein paar duzend Modelle getestet und dies gilt für alle, vertraut mir hier.
Auch kalkuliert nicht zu knapp. Wenn ein Panel angeblich 20W hat, werden in der Praxis meist kaum mehr als 10W erzeugt. Kleinere USB Solarpanel (unter 10W) lohnen damit kaum bis gar nicht. Gerade dann, wenn man sich nicht sicher ist, ob jeden Tag die Sonne scheint.
Bei der Energiemenge kommt es letztendlich auf die Größe an. Umso größer ein Panel ist umso mehr Energie kann es erzeugen, hier gibt es erfahrungsgemäß kaum Ausnahmen. Es gibt also keine Wunder USB Solarpanels welche winzig klein sind aber dennoch massenhaft Energie produzieren.
Habt Ihr Euch nun doch für die Anschaffung eines USB Solarpanels entschieden, was für ein Modell kauft man?
Wie bereits erwähnt sind die meisten Modelle recht ähnlich, von daher könnt Ihr etwas nach Eurem Bauchgefühl gehen.
Wenn Ihr aber Empfehlungen von mir möchtet, würde ich folgende Modelle vorschlagen:
- Xtorm AP250 SolarBooster
- Anker PowerPort Solar Ladegerät 21W 2-Port
- Aukey PB-P4 – Solarpanel-Ladegerät mit 2 USB-Ports (21 W)
- RAVPower 16W Solarladegerät Outdoor Charger mit 2 iSmart-USB-Port
- RAVPower 24W Solarladegerät mit 3 USB iSmart-Port
Unter 14W Leistung würde ich mit dem Solarpanel nicht gehen. Grundsätzlich schafft es ein 21W Solarladegerät ein normales Smartphone in ca. 2-3 Stunden zu füllen, bei praller Sonne. Dennoch würde ich Euch die Mitnahme einer 10000mAh+ Powerbank empfehlen, welche als Puffer für schlechte Tage dient. Bei Schatten oder mittlerer Bewölkung würde eine vollständige Ladung nicht mehr 2-3 Stunden dauern, sondern 10-15 Stunden! Bei einem 10W Panel könnt Ihr die Werte jeweils rund verdoppeln.
Hat mich jetzt nicht sonderlich überzeugt.