Wie viel ineffizienter ist kabelloses Laden in der Praxis?

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Ich glaube man kann durchaus sagen, es ist allgemein bekannt, dass kabelloses Laden weniger effizient ist als kabelgebundenes Laden.

Aber wirkliche Tests zu dem Thema habe ich bisher nirgends gesehen, vor allem nicht mit „echten“ Smartphones.

Wollen wir dies doch einmal ändern! Wie viel ineffizienter ist kabelloses Laden wirklich? Finden wir es in einem Test heraus!

Warum ist kabelloses Laden ineffizienter?

Wie funktioniert überhaupt kabelloses Aufladen? In Eurem Smartphone und dem Ladegerät befindet sich eine Spule, welche ein Magnetfeld erzeugt.

Dieses Magnetfeld wird einfach dadurch erzeugt, dass Strom durch ein gewickeltes Kupferkabel gejagt wird. Vielleicht kennt Ihr das übliche „Kinder Experiment“ in welchem ein Kupferkabel um einen Nagel gewickelt und dann mit Strom versorgt wird und daraufhin magnetisch wird?

Genauso funktioniert kabelloses Laden! Dieses Magnetfeld wird nur im Kilohertz Bereich ein/ausgeschaltet. Im Smartphone befindet sich ebenfalls eine Spule welche aufgrund dieses pulsierenden Magnetfelds eine Spannung entwickelt, welche dann passend zum Laden des Smartphones umgewandelt wird.

Dass dieser Prozess natürlich nicht 100% effizient ist Energie von Punkt a zu b zu übertragen, ist eigentlich klar.

Man bemerkt dies auch aufgrund der recht hohen Hitzeentwicklung beim kabellosen Laden. Die Wärme ist alles Energie die „verschwendet“ wurde.

 

Der Versuch

Für den Versuch habe ich mir ein Samsung Galaxy Note 9 wie auch das Xtorm XW204 QI Ladepad geschnappt.

Das Xtorm XW204 QI Ladepad kann Smartphones mit bis zu 10W mit Energie versorgen. Dafür muss das Ladepad an einem QC 3.0 Ladegerät angeschlossen werden, wo dieses eine 9V Spannung anfordert und nutzt.

Das eigentliche Ladegerät lassen wir einmal komplett aus dieser Rechnung heraus, es geht ja nur ums kabellose Laden.

Dafür messe ich wie viel Energie das Ladepad aufnimmt ehe das Note 9 vollständig geladen ist und vergleiche dies mit der Menge Energie, die das Smartphone beim normalen Laden für eine vollständige Ladung aufnimmt. Mehr zum Thema Smartphone Ladeeffizienz findet Ihr hier.

Kabelloses Schnellladen ist beim Samsung Galaxy Note 9 gute 38% weniger effizient als normales Laden! Dies ist auf den ersten Blick nicht übermäßig viel, aber natürlich auch nicht wenig.

Beim normalen Laden benötigt das Note 9 rund 4607mAh (@3,7V) bzw. 17.0465Wh für eine vollständige Ladung. Dies sind absolut plausible Werte für ein Smartphone mit 4000mAh Akku.

Beim kabellosen Laden steigt dieser Energiebedarf auf 7455mAh (@3,7V) bzw. 27.587Wh.

 

Es gibt hier aber noch eine interessante Frage. Senkt eine Hülle beim kabellosen Laden die Effizienz nochmals?

Selber Testaufbau nur diesmal befindet sich zwischen Smartphone und Ladepad rund 1,3mm Kunststoff, verringert dieser Abstand die Effizienz?

Laut meinem Test sinkt die Effizienz etwas. Es benötigt mit Hülle 7828mAh um das Note 9 einmal vollständig zu laden. Keine massive Steigerung welche einen dazu zwingen sollte die Hülle vor dem Laden abzunehmen.

Lediglich wenn Ihr eine super dicke Hülle nutzt, dann wäre dies auch aufgrund der Ladedauer natürlich einer Überlegung wert.

 

Standby Verbraucher QI Ladepad

Etwas was mich an kabellosen Ladepads sehr stört, ist die schlechte Standby Energieeffizienz. An sich brauchen die meisten QI Ladepads im Leerlauf gerade einmal 0,2-0,5W, was nicht übermäßig viel ist.

Allerdings die USB Ladegerät an welchen die QI Ladepads angeschlossen werden sind bei solch niedrigen Strömen extrem ineffizient!

Beispielsweise das RAVPower RP-PC069 HyperAir benötigt im Leerlauf ca. 0,5W, allerdings das Ladegerät zieht 1,4W aus der Steckdose!

„Was ein scheiss Ladegerät!“ Eigentlich ist das beiliegende USB Ladegerät sogar sehr gut und effizient! Aber es ist normal, dass die Effizienz bei einer Auslastung von gerade einmal 3% sehr schlecht ist. Die optimale Effizienz erreichen Ladegeräte zwischen 40% und 80%.

Selbst bei der 5V Spannungsstufe liegt die Effizienz bei einer Auslastung von 3% (0,1A) bei gerade einmal 56%. Bei 0,9A ist diese schon bei 90% angekommen.

Besonders schlimm sind hier meist kabellose Schnellladegeräte. Diese fordern im Leerlauf meist ebenso eine höhere Spannungsstufe von 9V oder 12V an, was noch ineffizienter ist als nur eine 5V Spannung.

1,4W Standby Strom würde im Jahr bei 0,25€ pro KWh rund 3€ Stromkosten ergeben, also auch nicht die Welt, dennoch „unschön“.

 

Fazit

Ja kabelloses Laden ist ein gutes Stück ineffizienter als normales kabelgebundenes Laden. In meinem Test lag der Unterschied bei rund 40%.

Ist dies ein Grund auf kabelloses Laden zu verzichten? Machen wir eine grobe Rechnung auf, Ihr habt ein Note 9 von Samsung, welches einmal pro Tag geladen wird und Ihr zahlt 0,25€ pro KWh dann würde Euch das normale Laden ca. 1,55€ pro Jahr kosten, das kabellose Laden 2,51€.

Selbst wenn man sehr ökologisch veranlagt ist, ist dies kein relevanter Unterschied. Dieser fällt bei Smartphones mit kleineren Akkus, bzw. wenn Ihr Euer Smartphone nicht täglich ladet, noch kleiner aus.

Relevant ist das Ganze nur unterwegs. Habt Ihr beispielsweise eine QI Powerbank oder plant Euer Smartphone sonst wie unterwegs kabellos zu laden, dann bedenkt, dass dies mindestens 40% mehr Leistung frisst als kabelgebunden!

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Michael Barton
Michael Barton
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7 Kommentare

  1. Ich finde kabelloses Laden für zuhause praktisch. Wenn geladen wird und man will kurz aufs Handy schauen und das Kabel ist nicht lang genug, muss mans nicht immer wieder ein- und ausstecken. Beim Ladepad kann mans einfach aufnehmen und wieder hinlegen. Ist natürlich eher Luxus 😉

  2. Toll, dass jemand ein Messgerät in die Hand nimmt, anstatt von „ich glaube/meine“ zu faseln.
    Im Ergebnis ist aber ein Denkfehler und sozusagen schöninterpretiert:
    Von 17 Wh Kabelladung zu 27,5 Wh kabellos ist ein Mehrverbrauch von 62% (1,6176).
    Die Rechnung in € bringt (logisch) das gleiche Ergebnis.

    Ich bin gerade über eine andere Stelle auf das Thema und damit zu diesem Artikel gekommen, ein Artikel im Spiegel über USB-C Pflicht. Da ist die Rede davon, dass diese Pflicht Innovationen wie den kabellosen Qi-Standard bremst. Was ist an einem Mehrverbrauch von 2/3 innovativ??

  3. Ja Prozentrechnung ist wohl nicht die Stärke des Autors. Es wurden ca. 60 % Merhverbrauch gemessen. Das wäre immens viel und neben der Erhitzung, welche LiIon Akkus immer schadet, das KO für kabelloses Laden. Mal davon abgesehen, das echte Nutzungs-Vorteile seltenst gegeben sind.

  4. also ich sehe da durchaus Vorteile:
    Gerade wenn man während des Ladens das Telefon noch mal benutzen möchte, nimmt man es einfach kurz von der Plattform runter und legt es anschließend wieder drauf. Kein Gewurstel mit nem langen Kabel, oder ab- und wieder anstecken weils zu kurz ist.
    Plus, werden im Haushalt mehrere Geräte mit unterschiedlichen Buchsen benutzt (habe die Situation: iPhone, altes Android mit Micro-USB, neues Android mit USB-C), entfällt das ständige Wechseln des Kabels (die Alternative wäre ein Ladegerät mit mehreren Buchsen, vom Gebrauchswert OK nur weniger elegant).
    Und schließlich: Der Verschleiß von Ladebuchsen und -steckern entfällt. Kabel sind billig, aber ich habe schon etliche Telefone ihr Lebensende erreichen sehen weil die Ladebuchse hin war (Reparatur unwirtschaftlich).

    • Hallo Opatios,

      das ist schelcht für den Akku. Lieber ein Überlanges Ladekabel kaufen (auch bei drei Meter Länge gibt es welche, die noch gut laden, aber dann auch ein bisschen mehr kosten) und nutzen.

      Das ständige Laden, stoppen + kurz entladen ist ziemlich schlecht für den Akku.

      Andererseits sollte man Geräte mit Akku beim Laden nicht nutzen, da sie explodieren könne. Das passiert zwar nicht oft, aber man muss es nicht unbedingt darauf anlegen. Erst kürzlich ist eine Frau in Indien gestorben, weil ein ladendes Smartphone in der Nähe ihres Kopfes explodiert ist und einen „älterer“ Fall gab es in China, wo man sich nicht sicher ist, ob das Huawei oder das iPhone den EIgentümer beider Geräte im Bett umgebracht hat (ebenfalls beim Laden).

  5. Das mag bei einem Smartphone lächerlich wirken. Aber bei Millionen davon welche täglich geladen werden ist der Gesamtverbrauch nicht zu unterschätzen.

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