Mit UGREEN hat ein neuer Spieler das Feld für NAS-Systeme betreten und gerade hardwaretechnisch einige fantastische Systeme im Angebot! Dies sowohl bei seinen Einsteiger-Modellen als auch bei den Pro-Modellen.
Das UGREEN DXP4800 hatten wir uns schon zum Start angesehen, und ich habe hier extrem viel Potenzial gesehen, welches aber von der frühen Version der Software noch nicht ganz ausgeschöpft wurde.
Mittlerweile hat UGREEN jedoch einige Funktionen nachgereicht, die ich mir gewünscht hatte, wie eine Docker- und Virtualisierungs-Funktion.
In diesem Artikel wollen wir uns einmal den aktuellen Stand der UGREEN NAS-Software ansehen sowie das große DXP6800 Pro-Modell, das gerade ideal für Docker und Virtualisierung ist!
Fantastisches Design
Beim Design seiner NAS-Systeme hat UGREEN einen fantastischen Job gemacht! Sämtliche UGREEN NAS-Systeme wirken sehr hochwertig und modern gestaltet, mit geraden Linien und einer Schwarz/Silber-Kombination.
Das NASync DXP6800 Pro verfügt dabei über 6x 3,5/2,5 Zoll Schächte auf der Front. Diese sind wie üblich Hot-Swap-fähig und sogar schraubenlos. Auch diese Konstruktion wirkt sehr hochwertig.
Ebenfalls auf der Front des NAS sind 8 weiße Status-LEDs und der Einschalter.
Optisch ist das NASync DXP6800 Pro das schönste und wertigste NAS-System, das ich bisher im Test hatte.
Umfangreiche IO
Auch die Anschlüsse des DXP6800 Pro sind sehr umfangreich und großzügig gewählt.
Front:
1x SD-Kartenleser
2x USB-C Thunderbolt 4
1x USB-A 3.2 Gen 2
Rückseite:
2x 10 Gbit LAN
1x USB-A 3.2 Gen 2
2x USB 2.0
1x HDMI 2.1
Dies ist eine IO, bei der sich gerade Synology eine Scheibe abschneiden kann. So haben wir vor allem 2x 10 Gbit LAN-Ports integriert.
Aber wir haben auch zwei Thunderbolt 4-Ports auf der Front und einige USB-A-Ports.
Eine mächtige CPU
Ein absolutes Highlight an dem DXP6800 Pro ist die CPU. Wo gerade Synology und auch QNAP bei vergleichbaren Systemen auf den doch etwas angestaubten AMD Ryzen Embedded V1500B setzen (1. Generation AMD Ryzen!), nutzt UGREEN den Intel Core i5-1235U.
Bei dem Intel Core i5-1235U handelt es sich um eine Notebook-CPU, die aber aufgrund des daher niedrigeren Energieverbrauchs keine schlechte Wahl ist – ganz im Gegenteil!
Der Intel Core i5-1235U bringt 10 Kerne und einen maximalen Takt von 4,4 GHz mit.
So kannst du damit rechnen, dass der Intel Core i5-1235U rund die 4x Leistung des AMD Ryzen Embedded V1500B bietet!
2x NVME SSDs
Auf der Unterseite des DXP6800 Pro finden wir eine Klappe, unter der du 2x NVME SSDs einsetzen kannst.
Diese lassen sich wie normale Speicherlaufwerke im NAS nutzen.
Speichererweiterung
Von Haus aus bringt das UGREEN NASync DXP6800 Pro 8 GB RAM mit. Du kannst allerdings den Arbeitsspeicher erweitern.
So fasst das DXP6800 Pro 2x SO-DIMM DDR5 RAM-Module.
Mehr Arbeitsspeicher ist vor allem praktisch, wenn du viele VMs oder Docker-Container auf dem NAS laufen lassen möchtest.
Ein PCIe Slot
Auf der Rückseite besitzt das NAS einen PCIe x4 Erweiterungsslot für beispielsweise weitere SSDs oder Netzwerkkarten.
Die Benutzeroberfläche des DXP6800 Pro
UGREEN orientiert sich bei der Software an etablierten Lösungen von Synology, QNAP und ähnlichen Herstellern. Öffnest du die IP-Adresse des NAS im Webbrowser, gelangst du in ein Webinterface, das eher einem Betriebssystem im Browser oder einer Remote-Desktop-Lösung gleicht als einer klassischen Web-Oberfläche.
Das Interface bietet einen Desktop mit Fenstermanager, auf dem Anwendungen parallel in separaten Fenstern ausgeführt werden können. Zu den zentralen Funktionen gehören ein Dateimanager, ein Speichermanager, eine Systemsteuerung und ein App Store.
In der Systemsteuerung können Benutzerkonten erstellt, Netzwerkeinstellungen vorgenommen oder allgemeine Energieoptionen angepasst werden. Alle Einstellungen erfolgen über eine grafische Oberfläche mit Icons und Menüs. Insgesamt ist die Benutzeroberfläche intuitiver als bei Lösungen wie Unraid oder TrueNAS, und in den letzten Updates hat diese doch einen guten Feinschliff erhalten.
Diese ist zwar weiterhin nicht ganz so hübsch wie bei Synology, aber gerade für etwas technikaffinere Nutzer ist dies kein Problem, und UGREEN hat einen guten Job gemacht.
Nach der Erstkonfiguration, die das Anlegen eines Benutzerkontos umfasst, empfiehlt es sich, den Speichermanager zu nutzen, um die eingebauten Festplatten oder SSDs zu einem RAID zu verschalten. Auch dieser Prozess wird durch eine benutzerfreundliche grafische Oberfläche erleichtert und erfordert kaum technisches Wissen.
Du musst lediglich entscheiden, welches RAID-Level und Dateisystem (ext4 oder btrfs) du möchtest.
Aufgrund seiner 6 Slots + 2 NVME SSDs unterstützt das DXP6800 Pro auch große RAID-Level wie „RAID 5“.
In der Version 1.0.0.1708, die ich hier vor mir habe, hat die Software in Bezug auf den Funktionsumfang große Fortschritte gemacht.
So würde ich diese als ziemlich komplett bezeichnen, was den Funktionsumfang angeht. Klar, es können immer noch Funktionen nachgelegt werden, aber es ist alles vorhanden, was ich bei einem modernen NAS erwarten würde.
Welche Dienste werden unterstützt?
Folgende Dateidienste/Dienste unterstützt das DXP6800 Pro:
SMB (Windows File Share)
FTP (FTPS)
NFS
Rsync
WebDAV
Bonjour
wsdd2
UPnP
Telnet
SSH
Damit unterstützt das NAS alle wichtigen Dienste.
RAID und Dateisystem
Prinzipiell (sofern du genug Laufwerke verbaut hast) unterstützt das DXP6800 Pro folgende Speicherkonfigurationen:
RAID 0
RAID 1
RAID 5
JBOD
Basic
Sofern du die Möglichkeit hast, würde ich RAID 5 empfehlen, welches einen idealen Kompromiss aus Datensicherheit und Ausnutzung der Speicherkapazität darstellt.
Dabei hast du die Wahl aus zwei Dateisystemen, Btrfs und ext4. Btrfs ist hier die vermutlich bessere Wahl aufgrund besserer Datenschutz-Systeme.
Etwas schade, dass ZFS nicht unterstützt wird, aber das ist nicht überraschend, denn wir haben hier ein Linux-basiertes Betriebssystem, und dort ist ZFS weiterhin nicht Standard.
Allerdings ist es schon gut, dass UGREEN ein erweitertes Dateisystem wie Btrfs unterstützt. Beispielsweise unterstützt auch Synology „nur“ Btrfs.
Docker und Virtualisierung
In der ersten Version, die ich von der UGREEN-Software hatte, gab es noch keine Optionen für die Virtualisierung. Dies hat sich nun geändert!
So bringt das DXP6800 Pro die Option für Docker-Container sowie die vollständige Virtualisierung von Betriebssystemen mit.
Für beides gibt es eine entsprechende App, die dir hilft, entsprechende Container benutzerfreundlich anzulegen.
Virtuelle Maschinen erlauben es dir, vollständige Betriebssysteme auf deinem NAS laufen zu lassen. Du kannst hier einfach die gewünschte ISO-Datei hochladen, wählen, wie viele Ressourcen die VM bekommt und diese ausführen.
Über den Webbrowser kannst du dann auf diese zugreifen.
Docker wiederum erlaubt das „Virtualisieren“ einzelner Anwendungen. Auch hier gibt es eine schöne und klare Benutzeroberfläche.
Im Allgemeinen würde ich die Virtualisierungsoptionen des DXP6800 Pro als gelungen und benutzerfreundlich einstufen.
Mobile App
UGREEN geht bei seiner mobilen App einen etwas anderen Weg als Synology oder QNAP. So gibt es bei UGREEN nicht viele verschiedene Apps, sondern eine Universal-App, die alle Aufgaben erfüllt.
Was sind das für Aufgaben? Du kannst über die UGREEN NAS-App dein NAS vollständig steuern, Fotos von deinem Smartphone automatisch sichern, Daten übertragen, Apps (wie die Foto-App) nutzen usw.
Dabei macht die UGREEN NAS-App einen sehr guten und runden Eindruck. Da wir hier allerdings nicht eine separate App für die Steuerung des NAS, das Sichern von Fotos, die Datenübertragung usw. haben, ist die UGREEN NAS-App aber natürlich etwas mehr verschachtelt als beispielsweise die X-Apps von Synology.
UGREEN Fotos
Die Foto-App von UGREEN soll im Kern eine Alternative zu Diensten wie Google Fotos darstellen. Bilder, die du hier hochlädst, landen in deinem persönlichen Ordner auf dem NAS und werden in der App in einer Art Timeline angezeigt.
Zudem kannst du Bilder in Alben sortieren, teilen (auch mit Passwort), auf einer Karte ansehen usw. Es gibt sogar eine Personen- und Objekterkennung. Erkannte Personen werden auf Wunsch in Alben gruppiert usw.
Es ist sogar möglich, das KI-Modell mit eigenen Bildern lokal zu trainieren, um eine bessere Erkennung von beispielsweise Haustieren zu erhalten. Ein solches Feature habe ich bisher noch bei keinem NAS gesehen! Allerdings muss ich natürlich sagen das die KI Erkennung nicht so gut funktioniert wie z.B. bei Google Foto.
Zugriff besteht auf UGREEN Fotos nicht nur über die WebUI, sondern natürlich auch über die Smartphone-App.
Die Smartphone-App erlaubt zudem auch ein automatisches Hochladen von gemachten Bildern.
Damit ist die UGREEN Foto-App eine der aus meiner Sicht „wertvollsten“ Apps des NAS.
Leistung des DXP6800 Pro
Eines der Highlights des DXP6800 Pro sind die beiden 10-Gbit-LAN-Ports. Diese erlauben in der Theorie sehr hohe Datenraten von 1000 MB/s.
Aber dies nur, wenn die CPU und natürlich auch deine Speicherlaufwerke mithalten. Bei einfachen HDDs wirst du nicht ansatzweise solche Datenraten sehen.
Ich habe hier das NAS mit 2x NVME-SSDs getestet.
Unter “optimalen” Bedingungen konnte das NAS 988 MB/s lesend und 1029 MB/s schreibend erreichen.
Dies sind ziemlich perfekte Werte für ein 10-Gbit-NAS!
Praktisch liegen die Werte bei Datenübertragungen mit dem Windows Explorer natürlich etwas niedriger, aber auch hier konnte ich 900 Mb/s+ in beide Richtungen praktisch erreichen.
Damit ist das DXP6800 Pro ein sehr schnelles NAS-System, sofern deine Speicherlaufwerke mithalten können.
Keine Verschlüsselung
Was weiterhin UGREEN NAS-Systemen fehlt, ist eine Laufwerksverschlüsselung. Wann ist diese wichtig? Beispielsweise, wenn jemand die Laufwerke aus deinem NAS in die Finger bekommt, kann diese Person die Daten auf diesen auslesen.
Dies ist natürlich für viele Nutzer nicht zwingend eine Gefahr.
Gutes Lüfter-Setup, mittlere Lautstärke
UGREEN hat bei den Lüftern des DXP6800 Pro etwas Spannendes gemacht. Bei den meisten NAS-Systemen geht der Luftstrom von vorn nach hinten. In einem Rack-System auch sinnvoll, aber bei einem Desktop-NAS hat dies den Nachteil, dass es die Luftfilterung erschwert.
UGREEN hat dies umgedreht und die Rückseite mit einem Luftfilter versehen, super!
Was die Lautstärke des Systems angeht, bin ich etwas hin und hergerissen. An sich ist es recht leise, aber es ist auch nicht unhörbar. Wir haben ein leichtes Surren. In einem leisen Büro direkt auf dem Schreibtisch könnte dies vielleicht etwas stören.
Aber auf ein paar Meter Entfernung ist das NAS schon wieder unhörbar.
Stromverbrauch
Der Stromverbrauch des UGREEN NASync DXP6800 Pro hängt massiv von den eingesetzten Festplatten ab.
Eine Festplatte kann durchaus zwischen 5 W und 10 W Energie benötigen. Dies sind im „Worst Case“ bis zu 60 W Verbrauch nur durch Festplatten.
Mit lediglich 2x NVME-SSDs, welche im Leerlauf praktisch keinen Strom benötigen, verbrauchte das DXP6800 Pro ca. 26 W.
26 W ist für ein NAS dieser Klasse kein zu hoher Verbrauch.
Testfazit zum UGREEN NASync DXP6800 Pro
UGREEN hat etwas geschafft, das ich fast nicht erwartet hätte. Sie haben ein konkurrenzfähiges NAS-System, vor allem auch was die Software angeht, mehr oder weniger innerhalb von einem Jahr aus dem Boden gestampft!
So können wir Ende 2024 die UGREEN-Software als „Feature Complete“ einstufen. Klar, die diversen NAS-Hersteller lassen sich immer neue Funktionen einfallen, aber es ist hier nun alles vorhanden, was ich erwarten würde.
Neben den Basisfunktionen eines NAS, einer Fotoverwaltung usw., haben wir nun vor allem auch einen Docker- und VM-Support.
Letzterer ist beim DXP6800 Pro auch sehr wichtig! Denn aufgrund der mächtigen Intel-CPU schreit das NAS regelrecht danach, für VMs und Docker-Container genutzt zu werden.
Der Intel Core i5-1235U ist hier ein Highlight! Dieser ist signifikant schneller als die CPU beispielsweise in einer Synology DiskStation DS1821+.
Dies in Kombination mit den beiden 10-Gbit-LAN-Ports sorgt auch für sehr hohe Datenraten! Mit passenden Laufwerken (NVME-SSDs) konnte ich problemlos 900 MB/s+ in beide Richtungen erreichen. Dabei ist der Stromverbrauch mit 26 W (nur das NAS) relativ gering.
Was spricht gegen das DXP6800 Pro? Ich denke, softwareseitig sind Synology und QNAP schon noch einen Hauch besser, und hier gibt es auch bessere Erfahrungswerte, was den langfristigen Support angeht. Aber gerade was die Hardware betrifft, ist das DXP6800 Pro fantastisch!
- Intel Core i5-1235U CPU
- Zwei 10GbE-Ports
- 6x 3,5/2,5 Zoll-Schächte und 2x NVMe-SSD-Slots
- Modernes Design
- Benutzerfreundliche Software Oberfläche
- Umfangreiche Anschlüsse
- Relativ neuer Hersteller
- Keine Laufwerksverschlüsselung
Ja, der Preis ist mit +- 1000 € sicherlich kein Schnäppchen, aber gerade wenn du ein NAS suchst und großes Interesse an dem Thema Virtualisierung hast, ist dieses derzeit die beste Option in der 1000-€-Preisklasse.