Ein gutes Ladekabel kann durchaus einen großen Unterschied ausmachen! Damit meine ich natürlich vor allem das Ladetempo. Gute Ladekabel laden schneller. Diese Behauptung habe ich bereits in diversen Tests versucht zu belegen.
Aber ein gutes Ladekabel kann auch ein Komfort-Gewinn sein! Gerade dann wenn Ihr ein vielleicht schon etwas abgenutztes Kabel nutzt.
Dementsprechend gibt es gefühlt hunderte, wenn nicht sogar tausende Ladekabel im Handel und bei Amazon. Ein gutes Ladekabel kann hier aber durchaus auch 8-14€ kosten.
Aber geht es nicht günstiger? Ja geht es! Mit Ladekabeln von AliExpress (aus China). Hier gibt es durchaus gute Ladekabel für 2-4€ das Stück. Die Kabel von Baseus habe ich Euch ja schon einmal vorgestellt.
Es gibt aber neben Baseus natürlich noch viele weitere interessante Ladekabel-Hersteller auf der AliExpress Plattform, welche teils noch günstiger sind! Kurzum ich habe mir zehn Modelle von fünf Herstellern bestellt.
Welches ist das beste günstige China Ladekabel?
Die Testkandidaten
Ich konzentriere mich in diesem Vergleich auf USB A auf USB C Kabel, welche wie ich denke am weitesten verbreitetet sind. Alle Hersteller bieten aber auch microUSB, reine USB C und auch Lightning Kabel an. Ergebnisse aus diesem Vergleich sind hier nicht zwingend auch für andere Kabeltypen gültig, aber diese zeigen erfahrungsgemäß schon eine gewisse Tendenz.
Kurzum ich habe mir jeweils ein 1 Meter und ein 2 Meter Kabel folgender Hersteller bestellt:
- Baseus
- Essager
- INIU
- KUULAA
- PZOZ
Von Baseus finden sich zwei Kabel-Typen im Test. Zum einen die normalen Ladekabel, zum anderen Ladekabel mit einer LED im Stecker. Letztere werde ich einfach Baseus LED nennen.
Bei den KUULAA Ladekabeln findet sich nur die 2 Meter Version im Test. Hier habe ich zwar 1 Meter und 2 Meter bestellt, aber 3x 2 Meter geliefert bekommen. Ich wollte nun aber nicht noch 1-2 Monate auf das fehlende Kabel warten.
Ich glaube das erste was auffällt ist eine gewisse Ähnlichkeit der Kabel. Alle sind textilummantelt, die meisten besitzen Metallakzente an den Steckergehäusen und auch die Verpackungen sind vergleichbar.
Ja es ist gut möglich, dass die Kabel alle oder teilweise vom gleichen Fertiger kommen. Dies heißt allerdings nicht, dass alle Kabel gleich sind! Es können unterschiedliche Stecker, Materialqualitäten usw. zum Einsatz gekommen sein.
Die Preise der Ladekabel schwanken sehr stark! Daher nehme ich hier einfach die Preise an die ich Anfang Januar 2020 bezahlt habe.
1 Meter | 2 Meter | |
Baseus LED | $ 3.19 | $ 3.99 |
Baseus | $ 3.59 | $ 3.99 |
Essager | $ 2.82 | $ 3.10 |
INIU | $ 1.98 | $ 2.78 |
KUULAA | $ 3.67 | |
PZOZ | $ 1.99 | $ 2.49 |
Die beiden günstigsten Kabel stammen von INIU und PZOZ, welche jeweils knapp unter 2€ kosten. Am teuersten sind die Kabel von Baseus mit 3-4€.
Erster Eindruck
Alle getesteten Ladekabel besitzen eine Textilummantelung. Diese schwankt aber recht deutlich was die Haptik angeht. Bei INIU ist diese beispielsweise etwas „Stoffiger“ bei Essager etwas härter.
Hierdurch sind alle Kabel recht unterschiedlich was die Flexibilität angeht. Was die Flexibilität angeht stechen lediglich die INIU Kabel etwas negativ hervor.
Alle anderen Kabel sind flexibel bis sehr flexibel! Die Kabel von Essager und Baseus sind sogar besonders weich und angenehm.
Angenehm sind auch die vergleichsweise kleinen Stecker, außer bei INIU. Hier sind alle geteasten Modelle eher von der kleineren Sorte. Gerade wenn Ihr Euer Smartphone parallel nutzt ist dies sehr angenehm.
Eine Besonderheit bringt eins der Kabel von Baseus und die Kabel von INIU mit. Diese haben eine LED im Stecker integriert. Dies ist einfach nur ein Indikator dafür, dass das Kabel angeschlossen ist und hilft Euch dieses im Dunkeln zu finden.
Wirklich festlegen welches Kabel mir haptisch am besten gefällt, kann ich nicht. Dennoch hier eine kleine „Rangliste“ bezüglich Haptik, Optik und Flexibilität:
- Essager, Baseus, Baseus LED, PZOZ
- KUULAA
- INIU
Wichtig! Alle Kabel hier im Vergleich sind USB 2.0 Kabel! Beim Laden ist dies kein Hindernis, eher im Gegenteil.
Warum spielt das Ladekabel eine Rolle?
Klären wir erst einmal die grundsätzliche Frage warum das Ladekabel überhaupt eine Rolle spielt.
Es gibt hier diverse Faktoren, der wichtigste ist aber die Spannung. Ein USB Port gibt in Normalfall 5V aus. Diese 5V kommen aber in der Regel nicht am Ende des Ladekabels an. Abhängig vom Widerstand des Ladekabels sinkt die Spannung mit zunehmender Last immer weiter.
Hier einfach mal die Spannungskurve eines Anker PowerLine Kabels.
Ein Smartphone benötigt in der Regel 4,4-4,6V am Anschluss um überhaupt noch laden zu können. Habt Ihr nun ein Smartphone das 4,6V braucht, dann kann dieses am Anker PowerLine mit maximal +- 1,8A laden. Danach sinkt die Spannung zu stark und das Smartphone muss sein Ladetempo drosseln, damit die Spannung wieder ansteigt.
Manche Smartphones sind hier sensibler als andere.
Beim Nutzen von Schnellladestandards spielt das Ganze im Übrigen kaum eine Rolle. Die meisten Schnellladestandards nutzen eine höhere Spannung, daher tritt hier dieser Effekt weniger auf.
Bei Quick Charge gilt daher es funktioniert oder es funktioniert nicht.
Der erste Test
Starten wir mit einem ersten etwas theoretischen Test. Hierbei verbinde ich alle Kabel mit einem 5V Netzteil und messe die Spannung die am anderen Ende anliegt.
Dabei belaste ich die Kabel mit 0-3A. Ganz blöd gesagt umso niedriger die Spannung am Ende des Kabels ist umso höher ist der Widerstand, umso schlechter ist das Kabel.
Kleine Anmerkung, es gibt einen kleinen Spannungsdrop aufgrund des von mir verwendeten USB Adapters. Dieser ist allerdings bei allen Kabeln konstant, beeinflusst also nicht die Ergebnisse.
Starten wir mit den 1 Meter Kabeln. Zur Referenz habe ich ein Anker PowerLine USB 3.0* und ein AUKEY Nylon USB C Kabel* mit in den Vergleich aufgenommen.
Sehr überraschende Ergebnisse! Alle Kabel konnten beispielsweise das Anker PowerLine schlagen, womit ich nicht gerechnet habe. Dennoch gibt es einige Unterschiede zwischen den Kabeln.
Sehr positiv hervorstechen konnte das Essager USB C Kabel, welches sogar das AUKEY Nylon Ladekabel schlagen konnte, welches ich als das beste USB C Ladekabel bezeichnet hätte (vom Ladetempo her).
- Essager
- AUKEY Nylon
- INIU
- PZOZ
- Baseus LED
- Baseus
- Anker PowerLine
Ebenfalls etwas überraschend das sich die Baseus Ladekabel eher am unteren Ende des Felds platzieren konnten.
Kommen wir damit zu den 2 Meter Kabeln. Hier nutze ich erneut ein Anker PowerLine USB 3.0 Kabel* wie auch ein USB C Kabel von Syncwire* als Referenz.
Hier verändert sich das Feld etwas. Beispielsweise das Anker PowerLine Kabel schneidet deutlich besser auf Platz 3 ab. Platz 2 sichert sich das Ladekabel von Syncwire.
Auf Platz 1 finden wir aber wieder das Ladekabel von Essager. Ein beeindruckend starkes Abschneiden!
Die Praxis
Kommen wir damit zum Praxis-Teil. Hier teste ich die Kabel in Kombination mit einem Moto G8 Plus, einem Huawei Mate 20 Pro, einem Xiaomi MI MIX und einer UGREEN PB132. Angeschlossen wird das Ganze an einem Helperinc 4 Port 75W USB Ladegerät.
Starten wir erneut mit den 1 Meter Kabeln.
Ich bin etwas stolz auf meinen Theoretischen-Test, denn diese spiegeln hier die praktischen Ergebnisse 1 zu 1 wieder.
- Essager
- AUKEY Nylon
- INIU
- PZOZ
- Baseus LED
- Baseus
- Anker PowerLine
Dabei fällt aber auch auf das beispielsweise das Moto G8 Plus keinerlei Unterschiede beim Ladetempo zeigt, während die Powerbank und das Mate 20 Pro deutlich wählerischer sind.
Zwischen dem Anker PowerLine und dem Essager Ladekabel liegen rund 30%! Ein beachtlicher Unterschied, vor allem wenn wir bedenken, dass das Anker PowerLine auch nicht das schlechteste Ladekabel ist.
Wie sieht es aber bei den 2 Meter Kabeln aus?
Die 2 Meter Kabel sind deutlich langsamer als die 1 Meter Versionen!
- Essager
- Syncwire
- Anker PowerLine 3.0
- Baseus LED
- PZOZ
- INIU
- Baseus
- KUULAA
Gerade das KUULAA Ladekabel sticht hier hervor, welches sogar das Moto G8 Plus dazu brachte sein Ladetempo zu drosseln. Die UGREEN Powerbank, die mit dem besten Kabel 2,344A erreicht mit dem KUULAA Kabel lediglich 0,884A, was ein Unterschied von 265% ist!
Also ja das Ladekabel kann einen sehr großen Einfluss auf das Ladetempo haben.
Kleiner Bonus, ein heißes Kabel
Das 2 Meter Kabel von KUULAA konnte im Test nur bedingt überzeugen. Ganz ehrlich, es war nicht gut. Aber kann das Kabel auch gefährlich sein?
Um diese Frage zu beantworten habe ich 5V 3A über einen Zeitraum von ca. einer Stunde durch das Kabel gejagt und die Temperatur beobachtet.
Bei einer Last von 3A hat sich das Kabel in nur einer Stunde auf gute 42 Grad erwärmt (17 Grad Umgebungstemperatur). Generell noch keine kritische Temperatur, aber im Hochsommer unter einer Decke möglicherweise unschön. Vor allem zeigt dies aber auch wie viel Energie „verloren“ geht.
Fazit
Ja Ihr könnt aus Asien sehr gute und günstige Ladekabel bekommen, wenn Ihr wisst auf welche Hersteller es zu achten gilt.
In diesem Test schnitten die Ladekabel von Essager eindeutig am besten ab!
Sowohl bei 1 Meter wie auch bei 2 Metern konnten die Ladekabel von Essager sogar mein bisheriges Referenzkabel aus dem Hause AUKEY schlagen. Dabei ist das Kabel von Essager deutlich flexibler und günstiger!
Hier zahlt Ihr für ein Kabel um die 3€ inklusive Porto, ein Preis der nicht zu schlagen ist.
Aber auch die Ladekabel von PZOZ oder Baseus konnten überzeugen! Diese sind zwar was das Ladetempo angeht nicht ganz so gut wie das Essager Kabel, aber weiterhin auf einem Top Level und dazu haptisch 1a.
Kurzum, wenn Ihr Zeit habt, könnt Ihr unheimlich viel Geld bei Ladekabeln sparen wenn Ihr diese direkt aus Asien bestellt. Hier gibt es wirklich hervorragende Ladekabel zum kleinen Preis, aber auch Schrott.
Bei den Kabeln von Essager, PZOZ und Baseus könnt Ihr aber nach diesem Test unbesorgt zuschlagen. Ich selbst habe mittlerweile viele Ladekabel aus dem Hause Baseus und bisher keine Probleme gehabt, die Lieferung dauert nur 3-6 Wochen. Wenn es schneller gehen soll kauft bei Amazon
Meine Empfehlungen:
- Essager /// ab 2,89€ bei AliExpress
- PZOZ /// ab 1,83€ bei AliExpress
- Baseus /// ab 3,22€ bei AliExpress