Mit den neuen AMD Ryzen 3000 Prozessoren hat PCIe 4.0 Einzug in viele heimische Computer gefunden.
Eine der ersten Komponenten die Nutzen von der schnellen PCIe 4.0 Verbindung machen, ist die Corsair MP600 PCIe SSD.
Dank PCIe 4.0 sollen bis zu 4950MB/s möglich sein, was natürlich eine absolut imposante Datenrate ist.
Stellt sich aber die Frage, bringt PCIe 4.0 und das verglichen mit normalen NVME SSDs gesteigerte Tempo in der Praxis überhaupt etwas?
Dies wollen wir doch einmal im Test der Corsair MP600 herausfinden!
Die Corsair Force Series MP600 im Test
Die Corsair MP600 ist bereits auf dem ersten Blick eine sehr imposante SSD! Dies liegt natürlich weniger an der SSD selbst und mehr an dem von Corsair verbauten Kühler.
Dieser ist für SSD Verhältnisse riesig, mit einer Höhe von 14,7 mm. Damit werdet Ihr diese SSD nicht in ein Notebook bekommen. Zumindest nicht ohne den Kühler abzunehmen, was durchaus möglich ist.
An der Seite gibt es jeweils zwei Clips, löst Ihr diese, lässt sich der Kühlkörper abnehmen. Unter dem Kühlkörper findet sich eine klassische m.2 SSD.
Ihr könntet also auch einen eigenen Kühler installieren. Einen Betrieb komplett ohne Kühlung würde ich aber nicht empfehlen. Die PCIe 4.0 Schnittstelle ist (noch) recht ineffizient und verursacht dementsprechend eine recht hohe Hitzeabgabe. Daher haben auch die AMD X570 Mainboards eine aktive Kühlung auf dem Chipsatz.
Wie es sich für eine High End SSD gehört setzt Corsair auf ein schwarzes PCB. Schwarze PCBs strahlen immer eine gewisse Wertigkeit aus.
Was die Komponenten auf der SSD betrifft, sehen wir zunächst den Phison PS5016-E16 Controller. Der Phison PS5016-E16 ist der erste PCIe 4.0 SSD Controller welcher den Weg in die freie Wildbahn gefunden hat. Dieser verfügt über 8 Kanäle und in der Theorie bis zu bis 4.800 MB/s.
Corsair spricht bei der MP600 sogar von bis zu 4950MB/s.
1 TB | 2 TB | |
lesend | 4950MB/s | 4950MB/s |
schreibend | 4250MB/s | 4250MB/s |
IOPS lesend | 680K | 680K |
IOPS schreibend | 600K | 600K |
Die MP600 ist aktuell in 1TB und 2TB Kapazität verfügbar. Beide Kapazitäten sind laut Corsair gleich schnell. Lesend sollen 4950MB/s möglich sein und schreibend 4250MB/s.
Neben dem Controller ist auch der neue Toshiba BiCS4 TLC NAND „TABBG65AWV“ für dieses hohe Tempo verantwortlich. Ebenfalls spannend ist die von Corsair angegebene Haltbarkeit. Die 1TB Version soll satte 1,8PB durchhalten, was satten 490GB pro Tag Schreiblast über 10 Jahre entspricht.
Natürlich können diese Werte in der Praxis nochmals anders aussehen, aber Corsair hat anscheinend in seine SSD ein hohes Vertrauen. Dieses Vertrauen wird auch nochmal von einer 5 Jahre Garantie untermauert.
Das Testsystem
Da wir hier eine PCIe 4.0 SSD vor uns haben, musste ich das Testsystem dementsprechend etwas anpassen.
- AMD Ryzen 5 3600X
- ASUS Prime X570-P
- Skill RipJaws V schwarz DIMM Kit 16GB, DDR4-3200
- NVIDIA GT 1030
- Corsair Professional Series HX750i 750W Netzteil
Werte aus den alten SSD Tests von Techtest.org sind also nicht mit den neuen Werten vergleichbar. Vergleichswerte aus diesem Test sind natürlich alle auf dieser Testplattform entstanden.
Theoretische Benchmarks
Starten wir wie üblich mit den theoretischen Benchmarks. Der wichtigste ist hier klar Crystaldiskmark.
Erstaunlich und erfreulich! Die Corsair MP600 kann sogar die von Corsair angegeben Werte ein Stück weit übertreffen. Lesend konnte ich satte 5002MB/s erreichen, womit die magische Grenze von 5GB/s geknackt wurde.
Schreibend waren ebenfalls sehr starke 4452MB/s möglich, was ebenfalls ein Stück weit über Corsairs Angabe liegt.
Meine Vermutung, diese Angaben wurden vor Corsair vor dem Erscheinen der AMD Ryzen 3000 Prozessoren erstellt, auf irgendwelchen PCIe 4.0 Testplattformen, welche vermutlich noch nicht die maximale Leistung erreichen konnten.
Was aber auch auffällt ist, dass das Tempo der SSD bei kleinen Dateigrößen langsam auf das Tempo herkömmlicher High End PCIe 3.0 SSDs zurückfällt. Ja auch hier ist die SSD sehr schnell unterwegs, PCIe 4.0 hilft aber primär bei den maximalen Datenraten.
Wechseln wir zu AS SSD. AS SSD ist ein etwas älterer Benchmark, welche nicht gut auf das hohe Tempo moderner NVME SSDs optimiert ist. Aber bietet zwei durchaus interessante Tests.
Starten wir mit der Zugriffszeit.
Die Corsair MP600 schlägt sich hier gut! Diese ist zwar nicht auf Platz 1 kann aber Platz 2 bzw. 3 für sich behaupten. Ob dies nun so eine große Rolle spielt bei diesen niedrigen Zugriffszeiten lasse ich aber mal dahingestellt.
Interessanterweise bei AS SSDs kopiertest kann die MP600 nur bedingt überzeugen und wir sogar vom „kleinen“ Bruder der MP510 geschlagen.
Praxistests
Kommen wir damit zu den Praxistests. Starten wir mit der Installation von Windows 10 von einem USB Stick. Hierbei messe ich die Zeit vom Erstellen der Partition bis zur ersten Nutzerinteraktion durch das Installationsprogram.
Mit 255 Sekunden ist die Corsair MP600 eine sehr flotte SSD, auch wenn hier keine Vorteile durch die PCIe 4.0 Verbindung offensichtlich sind. Die Corsair MP510 ist mit 251 sogar noch einen Hauch schneller.
Ist nun Windows 10 installiert, wie schnell startet dieses? Hier habe ich die Zeit vom Betätigen des Einschalters bis zum Öffnen eines Editor-Fensters, das im Autostart liegt, gemessen.
Um Messungenauigkeit etwas zu reduzieren gab es drei Durchläufe, woraus der Mittelwert gebildet wurde.
Erneut verglichen mit der MP510 keine großen Vorteile für die MP600, was aber auch nicht schlimm ist! MP600, gemeinsam mit der MP510 und der ADATA SX8200 Pro führen das Feld an.
Allerdings sind die Startzeiten derartig dicht beieinander, dass dies in der Praxis kaum eine Rolle spielt.
Kopieren wir doch einmal ein paar Dateien. Mit ein paar meine ich 47500 Dateien mit einer Dateigröße von 38,6GB. Diese werden von der ADATA SX8200 Pro auf die jeweilige Test-SSD kopiert.
Erneut ein sehr starkes Abschneiden, aber auch nur Platz 2. Die Seagate FireCuda 510, welche unheimlich schnell beim Schreiben von Dateien ist, kann die MP600 schlagen.
Wie kann dies sein? Die MP600 hat doch klar die höchsten Datenraten? Ja, bei großen zusammenhängenden Dateien. Bei kleineren Dateien ist das Tempo bei allen Speichermedien deutlich reduziert.
Zum anderen kann es natürlich sein, dass die Ausgangs-SSD hier die Corsair MP600 etwas gebremst hat.
Daher kopieren wir in Runde zwei 54000 Dateien mit einer Dateigröße von 63,2GB intern auf der SSD von Ordner A zu Ordner B. Die SSD muss also gleichzeitig lesen und schreiben.
Siehe da, die Corsair MP600 belegt hier eindeutig den ersten Platz! Hier zeigen sich die hohen Datenraten.
Machen wir weiter mit einem WinRAR Test. Für diesen Test wurde auf die Corsair MP600 zwei .rar Archive kopiert, mit einmal 41GB und 47.000 Dateien und einmal mit 25GB und 2.000 Dateien. Bei Archiv NR.1 handelt es sich um meine gepackte Lightroom Bibliothek, bei Archiv NR.2 um Bioshock Infinite.
Test-Paket 1 hat sehr viele kleine Daten, Paket 2 ist etwas gemixter. Es wurde die Zeit gestoppt, bis der Entpackvorgang komplett abgeschlossen war.
Erneut ein souveräner Platz 1 für die Corsair MP600!
Schauen wir uns zum Abschluss noch den PC Mark Anwendungsstart Test an. Dieser simuliert das Starten von Programmen wie Libre Office oder GIMP.
Erneut Platz zwei für die Corsair MP600. Diese wird von der MP510 in diesem Test geschlagen.
Temperatur
Ganz klar gesagt, dank des großen Kühlkörpers sind die Temperaturen bei der Corsair MP600 sehr unproblematisch.
Selbst bei konstanter Volllast bleibt diese unter 60 Grad, bei welchen es auch kein Throttling gibt.
Fazit
Ja die Corsair MP600 ist eine herausragende SSD und je nach Aufgabe eins der schnellsten Modelle oder sogar das schnellste Modell auf dem Markt.
Die größte Stärke der MP600 sind klar die sequenziellen Datenraten. Geht es um das Kopieren von großen Dateimengen gibt es aktuelle keine SSD die mit der MP600 mithalten kann, sofern Ihr auch ein PCIe 4.0 fähiges System habt.
Mit über 5000MB/s lesen und 4452MB/s schreibend ist die MP600 rasant schnell.
Allerdings ist die Corsair MP600 auch nicht immer so „dominant“. Geht es um Ladezeiten ist die SSD schnell, aber praktisch auch nicht viel schneller als eine normale High End PCIe 3.0 SSD.
So ist die „kleinere“ Corsair MP510 in vielen Bereichen mit der MP600 gleichauf. Überraschend? Nein! Bereits in diesem Artikel habe ich die Ladezeiten einer günstigen und einer High End SSD in Spielen verglichen. Hier gab es fast keine Unterschiede.
Kurzum, ja die MP600 ist eine hervorragende SSD, welche sich aber neutral betrachtet nur lohnt wenn Ihr viel stumpf Dateien von A nach B kopiert. Hier kann diese ihre Stärken dank PCIe 4.0 und des hohen TBW Ratings ausspielen.
Sucht Ihr einfach nur eine SSD mit guten Datenraten und sehr guten Ladezeiten, dann werdet Ihr kaum/keinen Unterschied zu einer deutlich günstigeren Corsair MP510 oder ADATA SX8200 Pro spüren.