Ich hatte für Techtest bereits einige USB Ladegeräte in den Fingern. Meist finden dabei eher gute Modelle den Weg zu mir. Dies ist heute aber etwas anders, denn die Zutesu USB C Ladestation liest sich im ersten Moment sehr gut, hat aber im Test sehr gemischte Gefühle ausgelöst.
Warum? Finden wir es im Test heraus!
Die Zutesu (oder doch CHANEDE) 120W USB C Ladestation im Test
Die Zutesu 120W USB C Ladestation scheint etwas unter einer Identitätskrise zu leiden. Denn das Ladegerät ist nicht mit Zutesu beschriftet, sondern hat sehr groß “CHANEDE” aufgedruckt.
Dies ist dabei aber nur der erste Punkt warum ich bei diesem Ladegerät etwas skeptisch bin. So besteht dieses aus einem sehr einfachen Kunststoff, welcher an den Rändern auch eher grob miteinander verbunden ist.
Dies ist an sich kein Weltuntergang, so nutzen viele auch gute Ladegeräte einen sehr einfachen Kunststoff, allerdings die Art wie die technischen Daten nicht fein aufgedruckt sind, sondern eingefräst wurden und vor allem wie leicht das Ladegerät ist lässt doch etwas zweifeln.
- Zutesu (CHANEDE) 120W – 243 g
- Xtorm USB Power Hub Edge 90W – 269 g
- LinkOn 136W – 281 g
- UGREEN 140W GaN – 314 g
- Satechi 108W Pro USB PD – 353 g
Mit 243 g ist das Zutesu zwar leicht, aber auch nicht extrem leicht. Das Problem ist eher wie sich das Ladegerät anfühlt. Es wirkt als wäre dieses zu 50% leer. Klopfst du gegen dieses, hallt es im Inneren, als würden einige metallische Komponenten „vibrieren“.
Daher wirkt dieses wirklich billig gebaut.
Die Anschlüsse
Die Anschlüsse wiederum sind ein Highlight des Zutesu/CHANEDE Ladegerätes.
- 1x USB C Power Delivery 65W – 20V/3,2A, 12V/5,4A – 9V/2,2A
- 2x USB C Power Delivery 20W – 12V/1,67A, 9V/2,2A, 5V/3A
- 2x USB A Quick Charge 18W – 5V/3A, 9V/2A, 12V/1,5A
Die Ports sind nett, 3x USB C und 2x USB A ist ziemlich perfekt! Aber die Beschriftung der Ports ist wild!
- Der 65W Port hat keine 5V oder 15V Stufe
- Ich habe bei noch keinem USB Ladegerät 12V/5,4A gesehen
- 20V/3,2A = 64W, es müssten 20V/3,25A sein
- Bei den USB C Ports werden die hohen Spannungsstufen zuerst gelistet, bei den USB A Ports die niedrigen.
Dies sind natürlich alles nur Fehler bei der Beschriftung, aber spricht nicht für ein hochwertiges Ladegerät.
Hier einfach mal der Vergleich der Leistung des 65W Ports, Angabe vs. Realität:
- 20V/3,2A, 12V/5,4A, 9V/2,2A
- 20V/3,25A, 12V/3A, 9V/3A, 15V/3A, 5V/3A
Damit hat der USB C Port durchaus 65W, aber die Herstellerangabe auf dem Ladegerät ist völlig daneben.
Mit PPS
Erstaunlicherweise verfügt das Ladegerät sogar über PPS:
- USB C 1 – 3,3-16V bei 3,2A
- USB C 2 / 3 – 3,3-5,9V bei 3A – 3,3-11V bei 1,8A
PPS steht für Programmable Power Supply. Das normale USB Power Delivery bietet deinem Smartphone mehrere Spannungsstufen an, meist 5V, 9V, 15V und 20V. Hier kann sich dieses eine Stufe aussuchen und damit laden. PPS erlaubt es nun deinem Smartphone innerhalb eines gewissen Bereichs, beispielsweise 3,3-16V, frei eine Spannung zu wählen. Denkt dein Smartphone es wäre gerade ideal mit 6,5V zu laden, dann kann ein PPS Ladegerät diesem 6,5V liefern.
Einige Smartphones wie die Modelle der Samsung S20/S21/SS Serie benötigen PPS um das volle Ladetempo zu erreichen, siehe hier Laden des SS2 Ultra. Ein S21 Ultra kann an einem normalen USB PD Ladegerät mit maximal 14W laden, an einem PPS Ladegerät mit 25W. Unterstützt Dein Smartphone kein PPS, dann ignoriert es einfach diese Funktion und behandelt das Ladegerät wie ein normales USB PD Ladegerät.
Belastungstest
Offiziell wird das Ladegerät als 120W Ladegerät beworben. Hier bin ich mir aber nicht ganz sicher wie der Hersteller hier die Last genau vorsieht.
- 65W + 20W + 20W +18W +18W = 141W
- 65W + 20W + 20W + 18W = 123W
Wie auch immer, ich habe das Ladegerät mit 100W belastet und das hat schon gereicht.
Nach ca. 15-20 Minuten hatte das Entladen über die USB A Ports gestoppt. Offensichtlich gab es hier eine Temperaturabschaltung. Wie komme ich auf diese Vermutung?
Schauen wir hier einfach auf das Wärmebild. Zwar ist das Ladegerät äußerlich nicht übermäßig heiß, aber in den Ports sehen wir eine Temperatur von 106 Grad! Uff!
Ich vermute das Gehäuse macht keinen guten Kontakt zur Elektronik, entsprechend staut sich die Wärme. Innerhalb der USB Ports sind ansonsten so 70-90 Grad “normal”. Über 100 Grad habe ich hier noch nie gesehen.
Bei den vollen 120W würde das Ladegerät mit Sicherheit überhitzen oder den Geist aufgeben.
Effizienz
Kommen wir zum Abschluss noch auf die Effizienz zu sprechen. Hier sehen wir aber gewisse Schwächen.
So liegt die minimale Effizienz bei 67,5% und selbst bei 20V/3A steigt diese auf maximal 87,3%. Letztere ist nicht absolut furchtbar, aber auch nicht gut.
Die meisten Ladegeräte dieser Klasse sollten ca. 2-4% mehr erreichen können.
Fazit
Ich denke, viel weiter muss ich den Test der Zutesu USB C Ladestation nicht strecken. Ich würde dieses Ladegerät nicht kaufen.
Prinzipiell funktioniert es, die USB Ports liefern die zu erwartende Leistung und wir haben sogar PPS. Daher würde sogar das Ladetempo passen.
Allerdings ist das Ladegerät absolut “billig” gebaut und fühlt sich hohl und leer an. Die Haptik ist wirklich furchtbar, gerade wenn du mal gegen das Ladegerät klopfst und im Inneren irgendwelche Komponenten anscheinend frei schwingen.
Auch die Effizienz ist nicht gut, wenn auch kein absolutes NoGo. Viel mehr Sorgen hat mir der Belastungstest gemacht. Immerhin die Temperatur-Abschaltung scheint zu funktionieren. Bei 106 Grad in den USB Ports ist dies aber auch nötig.
Was würde ich alternativ empfehlen?
Ich glaube mit jedem dieser Ladegeräte wärst du am Ende glücklicher.
Danke auch für Negativ-Tests bzw. Warnungen, hilft sehr!
Dazu gehört auch ein bisserl Mut.