Wie viele von Euch wissen hat sich in den letzten Monaten einiges geändert was das bestellen aus China angeht. Früher waren Bestellungen unter 27€ nicht umsatzsteuerpflichtig.
Es war also überhaupt kein Problem Kleinteile einfach aus China zu bestellen. Auch größere Produkte sind in der Regel problemlos durch den Zoll gegangen, da die meisten Händler einfach immer eine Summe von unter 27€ auf das Paket schrieben und Überprüfungen höchsten stichprobenartig stattgefunden haben.
Aber seit Mitte 2021 ist diese Regelung weggefallen und es fallen auf alle Bestellungen aus dem EU Ausland die Umsatzsteuer an.
Meine Befürchtung war vor allem viel Arbeit, da jetzt alle Pakete beim Zoll abgeholt werden müssen oder es zu teuren Sondergebühren seitens der Post kommt.
Allerdings habe ich jetzt ein paar Bestellungen bei Aliexpress getätigt und die Realität sieht doch anders aus!
Aliexpress kassiert direkt die Umsatzsteuer!
Ich muss gestehen erwartet zu haben, dass sich der Kunde um die Verzollung bzw. das Erbringen der Umsatzsteuer kümmern muss. Dies ist allerdings nicht der Fall bei Aliexpress!
Aliexpress kassiert die 19% Umsatzsteuer direkt bei der Bestellung ein!
Das heißt du hast die Umsatzsteuer schon bezahlt und Aliexpress bzw. die Logistikpartner führen diese ab. In der Theorie sollte ein Paket also direkt zu dir kommen, ohne Sondergebühren oder einen Besuch beim Zoll.
Wie lief dies in der Praxis?
Ich habe in der näheren Vergangenheit zwei Pakete bei Aliexpress bestellt.
- Paket 1 $ 66.81
- Paket 2 $ 177.77
Paket 1 wurde am 03.08.2021 bestellt und wurde über das AliExpress Standard Shipping versendet. Dieses landete laut Sendungsverfolgung am 13.08 bei der Zollabfertigung und wurde bereits am 14.08 an die lokale Spedition (DHL) übergeben.
Die Zollabfertigung verlief komplett ohne, dass ich irgendwas machen musste!
Am 18.08.2021 habe ich das Paket ohne sonstige Gebühren oder Probleme erhalten. Interessanterweise war allerdings eine deutsche Adresse auf dem Paket.
Paket 2 wurde ebenfalls am 03.08.2021 bestellt, wurde aber über 4PX RM versendet. Laut Sendungsverfolgung landete dieses Paket am 19.08 beim Zoll und ging auch am selben Tag weiter. Dieses erreichte mich am 21.08.2021 via DHL, ebenfalls ohne zusätzliche Gebühren oder Ärger.
Anscheinend werden die Pakete zunächst an einen Adressant in Deutschland gesendet, vermutlich von der Spedition, welcher den Papierkram übernimmt und dann werden die Pakete weitergeleitet.
Wie auch immer, beide Pakete kamen innerhalb von 3 Wochen ohne weiteren Ärger oder Aufwand bei mir an.
Bei über 150€ kann es noch etwas anders aussehen
Wichtig, bei Summen von über 150€ kann es noch etwas anders aussehen. Bei der Einfuhr von Waren nach Deutschland gibt es zwei Gebühren, die Umsatzsteuer und den eigentlichen Zoll.
- Umsatzsteuer ab 1€
- Zoll ab 150€
Aliexpress kümmert sich um die Umsatzsteuer, aber wie es beim Zoll aussieht, kann ich Euch nicht sagen. Smartphones und die meisten anderen elektrischen Geräte haben keinen Zoll, es ist aber möglich, dass diese dennoch beim Zoll hängen bleiben.
Hierzu habe ich noch keine Erfahrungswerte.
Fazit
Es gibt zwar aktuell immer die Gefahr, dass Pakete aus China im Zoll hängen bleiben und somit Arbeit oder zusätzliche Gebühren erzeugen, aber anscheinend hat Aliexpress bzw. Die Speditionen dies weitestgehend im Griff.
Meine Bestellungen bei Aliexpress erreichten mich absolut problemlos und ohne überraschende Gebühren.
Natürlich da Aliexpress diese direkt bei der Bestellung schon kassiert, dennoch bedeutet es für dich keine zusätzliche Arbeit. Ob dies natürlich bei allen Händlern auf der Aliexpress Plattform so gut funktioniert, kann ich nicht sagen, in meinen Testbestellungen klappte aber alles tadellos! Es kostet nur 19% mehr.
Also habe keine zu große “Angst”, dass die Bestellungen bei Aliexpress jetzt plötzlich viel mehr Arbeit machen und Nerven kosten.
Es empfiehlt sich, vielleicht auch für den Tester ( 😉 ), sich umfassend kundig zu machen.
Richtig sind zwei Dinge: seit 1. Juli 2021 unterliegen (fast) alle Importe aus nicht-EU-Ländern voll umfänglich der Umsatzsteuer (i.d.R 19%, ist aber abhängig vom Umsatzsteuersatz des Gegenstandes. Details muss man sich im Umsatzsteuergesetz anschauen. Es gibt nämlich mehr als nur den vollen und den reduzierten USt-Satz). Ausnahme (daher fast) sind USt-Beträge kleiner als ein (1) Euro. Bis einschliesslich 150 EUR fallen keine Zollgebühren sondern nur die Einfuhrumsatzsteuer an. Bei Beträgen (für die Gesamtbestellung/-Lieferung !) über 150EUR fallen je nach Warengruppe meistens zusätzliche Zollgebühren an.
Für den B2C Import (Business to Customer, also Firma [z.B. AliExpress mit Endkunde, gibt es die IOSS/OSS Systeme, über die im nicht-EU-Ausland ansässige Firma de3n Handel abwickeln kann und dann die Umsatzsteuer direkt beim Kunden erhebt und an den Fiskus des EU-Landes abführt. Dazu muss der Händler allerdings eine Art Repräsentanz im Zielland besitzen, sonst klappt das nicht.
Geht es nicht, kann/darf der Lieferdienstleister (UPS, Fedex, DHL, etc.) recht saftige Gebühren für die Abwicklung und den Einzug der Umsatzsteuer dem Endkunden in Rechnung stellen. Diese werden oft erst nach Lieferung nacherhoben.
AliExpress nimmt ganz offensichtlich am IOSS teil, wie auch viele amerikanische Firmen und seit kurzem auch Firmen aus Großbritannien.
Und noch eine Ergänzung: Ab einen Warenwert von 150 € führt Ali die EUSt NICHT ab. Das darf man selber am Zoll erledigen.
Eine Information dazu gibt selbst der Screenshot hier mit den US $209.
Auf Deutsch: „Ihre Bestellung enthält Artikel, die von außerhalb der EU versandt werden und deren Warenwert 150 EUR übersteigt und die möglicherweise einer späteren Erhebung der Mehrwertsteuer beim Zoll unterliegen. Für die entsprechenden Artikel sollten Sie die Logistik- und Steuerzahlungsmodalitäten (für Mehrwertsteuer, Zölle, Vermittlungsgebühren usw.) mit dem Verkäufer abklären.“
Dazu einfach mal genauer hinsehen: Die EUST wird tatsächlich von Ali abgezogen.
Das findet man unter „Order Summary“ „Price Adjustment“ , zudem diese Hilfe:
„Bestellungen, die von außerhalb der EU versandt werden und deren Warenwert 150 EUR übersteigt, unterliegen bei der Einfuhr in die EU der Mehrwertsteuer. Der Preis Ihrer Bestellung wurde angepasst, um die spätere Erhebung der Mehrwertsteuer beim Zoll zu berücksichtigen. Wir empfehlen Ihnen, die Logistik und die Zahlung der Steuern (Mehrwertsteuer, Zollgebühren, Maklergebühren usw.) mit dem Verkäufer zu vereinbaren. …“
Und das sollte man wirklich tun. Denn wenn man DHL, UPS, FedeX verzollen lässt, wird es teurer als nötig.
Am Screenshot ist links unten die Summe von 248.71 angegeben. Rechne mal nach was 209 * 1.19 ergibt … genau 248.71! Dieser Betrag, der wohl verrechnet wurde, enthält also die 19% USt.
Das ist trotzdem alles sehr dubios. Wir sind vorsteuerabzugsfähig – bekommen also MwSt zurück. Dazu müsste AliExpress Rechnungen mit Mehrwersteuer so ausstellen, das auch eine deutsche Umsatzsteuernummer ersichtlich ist. Dahin würde AliExpress dann auch (hoffentlich) die eingenommene Mehrwertsteuer wirklich zahlen. (wenn nicht ? Luftangriff?)
Doch ohne diese Nummer ist die angegeben VAT nur ‚a funny surcharge‘. Beim Finanzamt und Zoll hält man sich den Bauch vor Lachen. Absetzen geht gar nicht ! Es wir alles einschließlich dieser virtuellen VAT als Warenpreis angesehen und muß komplett mit Zoll und echter Einfuhrumsatzsteuer neu gezahlt werden !
Wir müssen bei der jährlichen Zollprüfung alle Einfuhrnachweise vorlegen – das geht mit AliExpress Rechnungen nicht !
AliEx verspricht für diesen Fall eine Steuerbefreiung, wenn man ein gültige Umsatzsteuernummer hinterlegt…..nur geht das bei AliExpress nirgendwo.
Und nun ?
Das stimmt zwar für AliExpress, aber nur, weil AE ein B2C (BusinessToConsumer) Marktplatz ist. Wenn man als Händler mit europäischer Umsatzsteuer-ID (oder auch nur deutscher) Geschäfte machen will, muss man sich an den Mutterkonzern, AliBaba (AB) wenden, der B2B (BusinessToBusiness) abwickelt. So sind die eben aufgestellt. Dass ein Business Customer (oft auch WholeSaler oder Großhändler, wie das zumindest früher hier in Deutschland hieß) quasi als Privat- oder Endkunde (Retail) beim Einzelhändler einkauft, ist in dem Geschäftsmodell zunächst nicht vorgesehen.
Ich würde AE mal anschreiben, anrufen etc. und die Geschichte mit der europäischen USt-ID zu klären versuchen.
Wenn AE allerdings IOSS oder OSS (für Warenwert 150 EUR sowieso, da die EUSt dann nicht vorentrichtet wird.
Ich würde mal die sehr ausführlichen Webseiten des Bundeszentralamtes für Steuern (BZSt) zu diesem Thema durchforsten und ggf. mit einem der sehr kompetenten Mitarbeiter reden.
https://www.bzst.de/DE/Unternehmen/Umsatzsteuer/Vorsteuerverguetung/UnternehmerDrittstaaten/unternehmerdrittstaaten_node.html#js-toc-entry8
Der Post wurde zerstückelt:
……
Wenn AE allerdings IOSS oder OSS (für Warenwert 150 EUR sowieso, da die EUSt dann nicht vorentrichtet wird.
Ich würde mal die sehr ausführlichen Webseiten des Bundeszentralamtes für Steuern (BZSt) zu diesem Thema durchforsten und ggf. mit einem der sehr kompetenten Mitarbeiter reden.
https://www.bzst.de/DE/Unternehmen/Umsatzsteuer/Vorsteuerverguetung/UnternehmerDrittstaaten/unternehmerdrittstaaten_node.html#js-toc-entry8
irgendwie stückelt dieses WORDPress unheimlich: – daher der 3. Teil (vor dem Link)
Übrigens, die Vorsteuerabzugsfähigkeit gilt meines Wissens nur für nationale und innereuropäische [EU] Transaktionen. Insofern hat der Zoll schon recht. Er müsste auch bei Angabe einer USt-ID bei einem Kauf aus dem Nicht-EU-Ausland „lachen“ und die EUSt kassieren (sofern nicht über IOSS/OSS abgewickelt wurde, wo die EUSt vom Verkäufer erhoben und an den Fiskus des betreffenden EU-Mitgliedslandes abgeführt wird). Papier ist sowieso uninteressant. Für diese Prozesse mit Drittländern (Nicht-EU) gelten laut Gesetz nur elektronische Übermittlungen in die betreffenden Systeme: IOSS/OSS bzw. in Deutschland ATLAS.
Bei >150 EUR sowieso, da die EUSt dann nicht vorentrichtet wird.
Die Einfuhrsteuer wird eigentlich erst ab einem Euro erhoben.
Das heißt bei 19% Steuern, wären Produkte unter 5,25 Euro weiterhin steuerfrei. Aliexpress kassiert diese Steuer vom Käufer ein, jedoch ist dann bei den Päckchen die Steuernummer nie angegeben. Nur bei Paketen deren Warenwert 5.25 Euro überschreitet
Danke für die tolle Arbeit die hier geleistet wurde, hier bekommt man sehr gute Informationen, die sehr nützlich sein können.
Lieben Gruß Mia
@ Michael Barton
Darf ich fragen, was du aus China beziehst? Ich hoffe nicht die Produkte von Markenherstellern aus deinen Tests. 😀
Ist es nicht so, dass diese China-Importe nicht die EU, TÜV, VDE Vorgaben erfüllen und man Glück hat, wenn es bei nem Defekt nicht zum Brand oder rausfliegen, weil Schutzmechanismen oft nicht Bestandteil der Technik sind oder sie außerhalb der Spezifikationen arbeitet?
Danke.
Rausfliegen von Sicherungen, meinte ich. Sorry.
Bestellungen aus China ist zwar gut und günstig, aber sie sind meist nur günstig und kommen erst nach Monaten an, aber dieser Artikel ermutigt einen Paket aus China zu bestellen 😉
Lg Tilda