Ein lokaler Storage Server oder NAS ist auch in Zeiten der Cloud etwas sehr Praktisches, gerade wenn Ihr über mehrere Geräte verfügt. Der Marktführer ist hier Synology, welche ein großes Sortiment an diversen NAS Systemen anbieten.
Eins der spannendsten Modelle im Oberklasse Sektor für Heim oder „Small Business“ Nutzer ist das noch recht neue DS720+. Dieses verfügt über zwei HDD/SSD Slots und aufgrund der „+“ Version über diverse durchaus interessante Bonus Feature, gerade im Backup und Business Segment.
Allerdings mit knapp über 400€ ist das DS720+ auch sehr teuer für ein NAS das nur über Gbit LAN verfügt. Lohnt es sich dieses zu kaufen? Finden wir es im Test heraus!
An dieser Stelle vielen Dank Synology welche mir das NAS für diesen Test ausgeliehen haben.
Die Synology DiskStation DS720+ im Test
Synology ist was das Design seiner NAS Systeme angeht etwas faul bzw. diese nutzen das „if it ain’t broke don’t fix it“ Prinzip. So nutzt das DS720+ das weitestgehend gleiche Gehäuse wie alle Vorgänger der letzten ca. 8 Jahre.
Schlimm? Nein denn das Gehäuse ist gut gebaut! Da wir hier in der „+“ Klasse sind ist dieses recht professionell gehalten. Das Äußere besteht aus einem sehr wertigen rauen Kunststoff. Die beiden Festplattenschlitten sitzen frei zugänglich in der Front. Allerdings sind beide Schlitten durch eine Art Schloss gesichert, niemand kann also im vorbeigehen eine Festplatte klauen.
Neben den beiden Festplatten Slots finden wir auf der Front den Einschalter, einen USB 3.0 Port und drei Status-LEDs.
Auf der Rückseite ist ein großer 120mm Lüfter für die Kühlung, zwei Gbit LAN Ports, ein weiterer USB 3.0 Port, ein eSATA Port und der Anschluss für das Netzteil.
Der eSATA Port ist für eine Erweiterungseinheit. Ihr könntet mit dieser die verfügbaren Slots auf bis zu 7 Stück erweitern. Plant Ihr dies würde ich aber glatt von Anfang an ein größeres Modell empfehlen.
Die Festplatten in der DiskStation DS720+ werden im übrigen Werkzeuglos und entkoppelt montiert! Lediglich 2,5 Zoll Laufwerke müssen regulär verschraubt werden.
Eine Besonderheit der DiskStation DS720+ sind die beiden optionalen M.2 SSDs die Ihr auf der Unterseite verbauen könnt, somit hat das NAS genau genommen vier Laufwerk-Slots.
Synologys NAS Serien
Synology bietet diverse NAS Systeme an. Wollen wir uns hier erst einmal generell über den Aufbau von Synologys Lineup unterhalten.
Die meisten Synology NAS Systeme haben einen eigentlich recht klar aufgebauten Namen. Beispielsweise beim DS720+.
Starten wir mit dem DS:
- DS = Diskstation, also die Bezeichnung das es sich hier um ein NAS handelt.
- RS = Rackstation, also NAS Systeme im Rack Format
Nach der Art Bezeichnung folgt eine Zahl welche Euch Aufschluss über die Anzahl der Festplattenschächte gibt:
- 1 = 1 Bay
- 2 = 2 Bay
- 3 = 3 Bay
- 4= 4 Bay
Wichtig! Hierbei handelt es sich um die maximale Anzahl von Festplatten inklusive Erweiterungseinheiten! Bei dem DS720+ könnt Ihr die 2 internen Slots mithilfe der Expansion Unit DX517 auf 7 erweitern.
Nach der Anzahl der Festplattenschächte folgt die Jahresangabe:
- 18 = 2018er Modell
- 19 = 2019er Modell
- 20 = 2020er Modell
Zu guter Letzt folgt noch ein Buchstabe für die Serie
- J = Junior Serie (Einsteiger-Serie)
- „ „ = die Standard Serie
- Play = die Multimedia Serie
- „+“ = die Profi Serie
Generell laufen alle Synology NAS Systeme mit der gleichen Software. Auf einen J NAS ist also erst einmal die gleiche Software wie auf einem + Gerät. Es gibt im Detail aber kleine Unterschiede.
Ein + NAS hat mehr Profi Feature wie eine verbesserte PC Backup-Lösung, die Möglichkeit sich mit einem anderen NAS zu spiegeln, das bessere Btrfs Dateisystem usw. Ein wichtiger „Pluspunkt“ ist auch der Replication Service. Dieser erlaubt es Schnappschüsse von Euren Netzwerklaufwerken alle XX Stunden anzufertigen. Solltet Ihr mal etwas ungewollt löschen, so lässt dieses sich sehr unproblematisch wieder zurückholen.
Die Play Serie kann Videos „Live“ bei der Wiedergabe umwandeln. Die Unterschiede gerade zwischen J, Normal und Play sind also eher gering. Zur Plus Serie gibt es dann wieder einen Sprung, welcher gerade für Enthusiasten durchaus interessant sein kann.
Software
Auf allen Synology NAS Systemen läuft das sogenannte DSM als Betriebssystem. DSM basiert natürlich auf Linux und liegt hier in Version 6.2.3 vor.
Das DSM ist dabei viel mehr als eine klassische WebUI, wie Ihr diese vielleicht von Routern her kennt. DSM ist eher ein reguläres Betriebssystem in Eurem Webbrowser, mit allem was dazugehört. Ihr könnt verschiedene Fenster öffnen, diese verschieben, Fotos betrachten, im Dateisystem navigieren usw.
Im DSM gibt es zunächst drei „Apps“ die Ihr besuchen solltet. Dies wäre die Systemsteuerung, den Speicher Manager und das Paket-Zentrum.In der Systemsteuerung findet Ihr alle grundlegenden Einstellungen. Hier könnt Ihr neue Benutzer anlegen, freigegebene Ordner erstellen und generelle Einstellungen des NAS verwalten.Dazu gehört das Einstellen der IP Adressen, QuickConnect (für den Fernzugriff), das Verwalten von Dateidiensten usw.
Bei den Dateidiensten unterstützt das DS720+.von Haus aus:
- SMB (Windows)
- AFP (Apple)
- NFS (Linux)
- FTP
- TFTP
- rsync
Im Speichermanager könnt Ihr den aktuellen Zustand der verbauten Laufwerke betrachten und gegebenenfalls auch RAID Level einstellen. Ohne zusätzliche Erweiterungseinheit unterstützt das DS720+ RAID 1 und RAID 0 neben dem JBOD Modus (in welchem beide Laufwerke einfach zusammengefasst werden).
Kommen wir sicherlich zum größten Highlight von Synology NAS Systemen, dem Paketzentrum. Im Paketzentrum findet Ihr Erweiterungen für Euer NAS, welche sich einfach über einen Klick installieren lassen.
Zu den spannendsten Apps zählen hier:
- Audio Station
- Antivirus Essential
- Cloud Sync
- Note Station
- Moments
- Synology Drive Server
- Plex Media Server
- Video Station
- WordPress
Schauen wir uns ein paar dieser Apps doch mal näher an.
Audio Station
Die Audio Station ist so etwas wie Euer persönliches Spotify. Ihr könnt hier Eure Musiksammlung hinterlegen. Diese könnt Ihr dann via Webbrowser oder Smartphone App aufrufen und zwar via Internet auf Wunsch auch weltweit. Musik wird dabei sauber in Interpreten, Album usw. unterteilt.
Verbindet Ihr eine USB Soundkarte mit dem DS720+ könnt Ihr Musik sogar direkt über das NAS wiedergeben.
Video Station
Die Video Station ist im Grunde das Gleiche wie die Audio Station, nur für Videos. Ihr könnt hier Filme hinterlegen, welche sich dann über den Webbrowser oder die Synology DS Video App aufrufen bzw. streamen lassen.
Note Station
Eine meiner Lieblings Apps, die Note Station. Die Note Station ist eine Art Evernote / OneNote Klon. Ihr könnt im Webbrowser, in einer Windows Desktop App oder in der DS Note Smartphone App Notizen mit Bilder, Tabellen usw. anlegen, welche dann basierend auf dem Nutzer synchronisiert werden.
Das Ganze funktioniert wunderbar auch über das Internet hinweg und macht einen Dienst wie Evernote wirklich überflüssig.
Synology Drive
Synology Drive ist ein Synchronisationsdienst wie Dropbox, OneDrive nur halt über Euer NAS. Synology bietet hier Windows, Mac und Smartphone Apps an welche es erlauben Ordner über mehrere Geräte hinweg synchron zu halten.
Moments
Moments ist erneut eine „alternative“ zu einem populären Dienst. In diesem Fall Google Foto. Installiert Ihr die Smartphone App (Synology Moments) auf Eurem Smartphone, dann werden gemachte Bilder automatisch mit dem NAS synchronisiert.
Dieser werden dann auf all Euren Geräten in einer schönen Übersicht abrufbar gemacht.
Performance
In der DiskStation DS720+ ist ein Intel Celeron J4125 mit 2GB RAM verbaut. Prinzipiell eine ordentliche Kombination! Der Intel Celeron J4125 ist sicherlich kein absolutes Leistungsmonster, aber reicht völlig um die Gbit LAN Ports voll auszunutzen und auch Dinge wie Foto-Vorschauen usw. schnell zu berechnen.
Prinzipiell reichen die 2GB RAM auch, aber hier wäre etwas mehr schön. Das DSM nutzt überschüssigen RAM als eine Art Zwischenspeicher bei Netzwerkübertragungen, was das Kopieren von vielen kleinen Dateien durchaus etwas beschleunigen kann. Mehr dazu hier „Was bringt mehr RAM in Synology NAS Systemen“. Erfreulicherweise könnt Ihr den RAM mithilfe eines SO-DIMM Slots noch erweitern.
Wie steht es aber um die Netzwerkperformance?
Der Gbit LAN Port ist bei dem DS720+ ganz klar der limitierende Faktor. Mit 118MB/s lesend wie auch schreibend kann das NAS aber auch das volle Gbit LAN Tempo erreichen.
Leistungsaufnahme
Die Leistungsaufnahme von den meisten NAS Systemen wird zu großenTeilen von den verbauten Laufwerken definiert. Eine HDD benötigt ca. 5-10W.
In meinem Test benötigte das DS720+ mit einer SSD ca. 8,4W in Normalbetrieb und rund 10W unter Last. Dies ist recht sparsam.
Fazit
Synology NAS Systeme sind generell immer empfehlenswert, es stellt sich hier nur die Frage ist das DS720+ das richtige Synology NAS für Euch? Diese Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten.
Auf Seiten der Software ist das DS720+ herausragend! Die Synology Apps sind absolute Weltklasse und können viele andere bekannte Apps wie Dropbox, Google Foto, Evernote usw. komplett durch lokale Lösungen ersetzen.
Allerdings setzen alle aktuellen Synology NAS Systeme auf diese Software und somit auch günstigere Modelle. Das DS720+ bietet einige „+“ spezifische Zusatzfeature, wie die bessere Backup Software, Btrfs und den Replication Service und die zwei SSD Slots. Sicherlich nett, aber auch nicht absolut essenziell. Auch auf Seiten der Performance werden die Unterschiede zu vielen kleineren Synology NAS Systemen gering sein. Diese kämpfen schließlich alle etwas mit dem Limit der Gbit LAN Verbindung.
Dennoch ist das Synology DS720+ natürlich ein absolutes spitzen NAS System mit einer tollen Software! Seid Ihr aber ein einfacher Heimnutzer und braucht nicht eins der spezifischen Feature des Synology DiskStation DS720+, dann würde ich mir vielleicht auch einmal das Synology DS220+ ansehen.
DAS ist ein guter Test.
Habe auch ne Synology, älteres Modell .
Das überlegt man schon und gut allem sauber alles getestet es wichtig ist.
10/10.