Micron ist einer der größten Flash Speicher Hersteller der Welt. Im Gegensatz zu Samsung und Toshiba sind diese aber nicht direkt auf dem Endkundenmarkt vertreten, sondern nur über die Tochtermarke Crucial. Crucial hat sich dabei primär auf Preis/leistungsstarke SSD konzentriert, wo diese auch mit der P1 und MX500 einige Erfolge erzielen konnten!
Mit der P5 bietet Crucial nun seit langem mal wieder eine richtige High End SSD an. Die Crucial P5 soll mit einem neuen Controller und Datenraten von bis zu 3400MB/s punkten. Damit handelt es sich bei dieser um eine wahre Flaggschiff SSD, aber wie sieht es in der Praxis aus? Kann hier die Crucial P5 auch überzeugen? Finden wir es im Test heraus!
Die Crucial P5 im Test
Auf den ersten Blick hat Crucial bei der P5 schon einmal einiges richtig gemacht. So setzt Crucial wie es sich für eine High End SSD gehört auf ein schwarzes PCB und einen sehr schlichten schwarzen Aufkleber. Dies signalisiert gleich, dass wir eine etwas leistungsstärkere SSD vor uns haben.
Leider hat Crucial aber auf einen Kühlkörper oder Kupfer-Aufkleber verzichtet. Dementsprechend wäre zu erwarten, dass die SSD auch ohne externe Kühlung klar kommt.
Aktuell verkauft Crucial die P5 in vier Versionen, 250GB, 500GB, 1TB und 2TB. Die 500GB und 1TB Versionen sind dabei wie so oft üblich am stärksten bei der Preis/Leistung. Was die reine Leistung angeht tun sich die Versionen nicht viel.
250GB | 500GB | 1TB | 2TB | |
Lesen | 3400MB/s | 3400MB/s | 3400MB/s | 3400MB/s |
Schreiben | 1400MB/s | 3000MB/s | 3000MB/s | 3000MB/s |
TBW | 150TB | 300TB | 600TB | 1,2PB |
Alle Versionen sollen lesend satte 3400MB/s erreichen, was dem Limit von PCIe 3.0 entspricht. Schreibend sollen 3000MB/s möglich sein. Lediglich bei der kleinen 250GB Version spricht Crucial von 1400MB/s.
Aufseiten der Lebensdauer verspricht Crucial 300TBW bei der 500GB Version, 600TBW bei der 1T Version usw.
Dies ist ein recht durchschnittlicher bis konservativer Wert. Natürlich bedeutet dies nicht, dass Eure SSD nach 300TB geschriebenen Daten (bei der 500GB Version) automatisch stirbt. Aber ab diesem Moment ist Eure Garantie vorbei und die SSD hat Ihr Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht. Oftmals übertreffen SSDs diese Angabe um ein Vielfaches.
Die maximale Garantie-Dauer ist 5 Jahre oder bis zum überschreiten des TBW Wertes.
Die Technik
Crucial setzt bei der P5 wenig überraschend auf Micron TLC NAND im üblichen 96 Layer Verfahren. Die 1TB Version ist dabei lediglich einseitig mit zwei NAND Chips bestückt, die mit „Micron 9WC22“ beschriftet sind.
Etwas mysteriös ist der Controller, denn Micron setzt hier auf eine Eigenentwicklung. Zu dieser gibt es keinerlei Datenblätter oder Information! Selbst eine Google Suche nach dem Controller „Micron DMO1B2“ bringt aktuell keine neuen Erkenntnisse.
Das Testsystem
Folgendes Testsystem kommt für den SSD Test zum Einsatz:
- AMD Ryzen 5 3600X
- ASUS Prime X570-P
- 16GB RAM
- Corsair HX Series HX850 Netzteil
- Windows 10 1903
Wichtig, bei Windows 10 handelt es sich um einen etwas älteren Update-Stand der über alle SSD-Tests konstant gehalten wird um vergleichbare Werte zu erhalten.
Ein erster theoretischer Test
Der wichtigste Benchmark für SSDs ist natürlich Crystaldiskmark, mit welchem wir auch starten.
Crucial selbst verspricht bei der P5 lesend 3400MB/s und schreibend 3000MB/s. Diese Werte hat die SSD in meinem Test leicht verfehlt. So erreichte diese lesend „nur“ 3140 MB/s und schreibend 2922MB/s.
Generell sind dies keine schlechten Werte, aber diese reichen im Vergleich zu den anderen Modellen in meinem Testfeld nur für einen Platz im oberen Mittelfeld, auch wenn der Abstand zu den vordersten Plätzen sehr gering ist.
Interessant sind die Zugriffszeiten laut AS SSD.
So sind die Zugriffszeiten lesend ordentlich und reichen erneut für eine gute Platzierung im oberen Mittelfeld, allerdings die Zugriffszeit schreibend ist erstaunlich schlecht. Dies kann natürlich in einem gewissen Rahmen auch an AS SSD liegen, welches schon lange nicht mehr auf modernere SSDs geupdatet wurde.
Im Kopierbenchmark von AS SSD hingegen belegt die P5 wieder ihren üblichen Platz im oberen Mittelfeld.
Praktische Tests
Allerdings sind Benchmarks nur das eine, die Praxis das andere. Starten wir hier mit der Installation von Windows 10 von einem USB Stick aus. Es wird die Zeit vom letzten „Weiter“ Klicken des Installations-Programms bis zur ersten Nutzerinteraktion gemessen.
Es geht mehr oder weniger ungebrochen für die Crucial P5 weiter. In diesem Test kann die SSD sich erneut ins oberen Mittelfeld, wenn nicht sogar ins untere Oberfeld setzen.
Dieser positive Trend geht auch beim Messen der Windows 10 Startzeit weiter. Hierbei messe ich die Zeit vom Betätigen des Einschalters bis zu Öffnen eines Windows Editor Fensters, das im Autostart von Windows liegt. Dieser Test wird fünf Mal wiederholt, um die üblichen Schwankungen zu minimieren.
Hier kann sich die Crucial P5 sogar auf den dritten Platz setzen! Allerdings startet Windows 10 generell mit allen SSDs extrem schnell, in der Praxis werdet Ihr kaum einen Unterschied zu anderen guten NVME SSDs spüren.
In Windows angekommen entpacken wir zwei Dateipakete mit WinRAR. Test-Datei Paket Nr. 1 besteht aus 47.000 teils sehr kleinen Dateien und bringt 41GB auf die Waage. Test-Datei Paket Nr. 2 ist 25GB groß und besteht aus rund 2000 Dateien. Paket Nr. 2 ist die Installation von Bioshock Infinite.
Interessant! Beim Entpacken der vielen Kleinen in den Test-Dateien 1 rutscht die Crucial P5 ein gutes Stück ab, eher Richtung ende des Testfelds. Beim Entpacken der tendenziell eher etwas größeren Dateien in Test-Paket 2 setzt sich die P5 an die Spitze des Testfelds. Vielleicht hat AS SSD hier recht und die Crucial P5 hat eine etwas höhere Zugriffszeit beim Schreiben, welche sich beim schreiben sehr vieler kleiner Dateien eher bemerkbar machen würde.
Kopieren wird nun die entpackten Daten von Ort a nach Ort b, innerhalb der SSD.
Hier haben sich die beiden Ergebnisse gemixt und die Crucial P5 platziert sich auf dem 3. Platz des Testfelds.
Cache?
Die Crucial P5 verfügt über einen Schreibcache. Heißt wenn Ihr mehr als XYZ GB Daten am Stück auf die SSD übertragt, dann sinkt das Schreibtempo ein gutes Stück. Ist die Übertragung beendet, dann benötigt die SSD ein paar Sekunden ehe der Cache wieder freigeschaufelt ist und es steht Euch wieder das volle Tempo zur Verfügung.
Der Schreibcache innerhalb welchem Euch das volle Tempo zur Verfügung steht beträgt bei der 1TB Version ca. 120GB.
Hier die Datenraten laut H2TestW:
Ab ca. 120GB bricht hier das Schreibtempo kontinuierlich ein, ehe dieses sich bei ca. 450MB/s stabilisiert.
Temperatur
Schauen wir uns zum Abschluss noch die Hitzeentwicklung der Crucial P5 an.
Hier gab es zunächst eine positive Überraschung! Laut Software erreicht die SSD eine maximale Temperatur von zahmen 76 Grad. Auch musste ich die SSD vergleichsweise lange quälen ehe diese anfing sich zu drosseln und dies auch vergleichsweise sacht, auf lesend 2200MB/s.
Allerdings der Blick durch die Wärmebildkamera offenbart ein anderes Bild.
Die SSD bzw. der Controller dieser erwärmt sich mit fast 100 Grad extrem stark! Crucial scheint die 76 Grad in den NAND Modulen auszulesen und im Controller. 100 Grad sind hier wirklich extrem, die meisten anderen SSDs drosseln bereits bei 80-90 Grad.
Crucial weiß natürlich am besten was sie hier machen und generell drosselt sich die SSD aufgrund der Temperatur nur unterdurchschnittlich stark, dennoch würde ich einen SSD Kühler ganz klar empfehlen!
Leistungsaufnahme
Leider ist das Messen des Stromverbrauchs bei M.2 SSDs etwas nicht ganz Triviales. Ich muss mich hier eines Tricks bedienen. Ich verbaue die SSDs in ein externes NVME fähiges USB C 3.1 Gehäuse (Jmicron JMS582) und messe hier den Stromverbrauch dieses Gehäuses inklusive SSD. Ich kann hier das leere Gehäuse in einem gewissen Rahmen herausrechnen, aber die so erhaltenen Werte werden nicht 100%ig genau sein! Allerdings, eine SSD die tendenziell mehr Strom benötigt, wird auch dies in der Tabelle zeigen. Achtet also weniger auf die absoluten Werte und mehr auf den Vergleich zu den anderen Modellen um einzuschätzen ob nun eine SSD eher mehr oder weniger Energie benötigt.
Für die Nutzung in einem Desktop spielt dieser Test fast keine Rolle, hier wirkt sich +- 1W so gut wie 0 auf die Stromrechnung aus. Allerdings in einem Ultrabook kann +- 1W schon fast ne Stunde Laufzeit ausmachen.
Leider zeigte sich die Crucial P5 in meinem Test als eher stromhungrigere SSD, zumindest im Leerlauf. Damit ist diese weniger für Ultrabooks oder Notebooks geeignet bei denen besonders auf die Akkulaufzeit geachtet wird. Interessanterweise ist die Leistungsaufnahme unter Last etwas besser als der Leerlauf/standby Verbrauch.
Fazit
Die Crucial P5 ist eine gute NVME SSD, welche sich in der unteren Oberklasse einordnet.
Im Test erreichte die 1TB Version Datenraten von 3140MB/s lesend und 2922MB/s schreibend. Dabei war die SSD in der Praxis lesend tendenziell etwas stärker einzuordnen als schreibend. Bei leseintensiven Tests konnte diese sich in den Top 5 des Testfelds einordnen.
Damit ist die P5 eine Klasse SSD für beispielsweise Gamer, wo das Lesen von Daten wichtiger ist als das Schreiben.
Etwas zwiegespalten bin ich bezüglich der Hitzeentwicklung. Prinzipiell kommt die SSD recht gut bzw. besser als viele Konkurrenten ohne gesonderten Kühler klar, aber dies liegt auch an der recht hohen maximalen Temperatur. So throttelt die SSD erst ab einer Oberflächentemperatur von rund 100 Grad, was sehr heiß ist! Wenn möglich würde ich also doch einen Kühler empfehlen.
Leider ist die Leistungsaufnahme im Leerlauf recht hoch, weshalb ich die SSD nicht für Notebooks empfehlen würde, wo Ihr eine besonders lange Laufzeit wünscht. Hier eignet sich die kleinere Crucial P1 deutlich mehr.
Dennoch unterm Strich ist die Crucial P5 eine gute High End SSD! Diese führt zwar meine Bestenlisten nicht an, kann sich aber durchaus im Oberfeld behaupten. Zumal auch der Preis der SSD etwas unter vielen anderen High End Modellen liegt.