Mit der P3 Plus hat Crucial eine sehr günstige, aber auf dem Papier auch Leistungsstarke NVME SSD auf den Markt gebracht. Im Gegensatz zu den meisten andern NVME SSDs nutzt die P3 Plus QLC Speicher in Kombination mit PCIe 4.0.
Hierdurch wird der Preis niedrig gehalten, aber gerade lesend verspricht die SSD bis zu 5000MB/s!
Klingt doch gut! Aber wie sieht es in der Praxis aus? Vor allem wie hoch ist die konstante Schreibleistung, was in der Regel ein großer Schwachpunkt von QLC SSDs ist.
Die Crucial P3 Plus im Test
Bei der Crucial P3 Plus handelt es sich um eine preis/leistungs-orientierte M.2 NVME SSD in dem üblichen 2280 Formfaktor.
Erfreulicherweise setzt Crucial aber den Trend seiner P5 Plus fort und nutzt ein komplett schwarzes Design. Sowohl der Aufkleber wie auch die SSD selbst ist in schwarz gehalten, was ihr eine hochwertige Optik verleiht. Sicherlich ist dies in der Praxis nicht wichtig, aber solche Liebe zu Detail muss gewürdigt werden.
Ansonsten ist die Crucial P3 Plus aber recht “langweilig”. So haben wir keinen speziellen Kühlkörper oder ähnliches.
Die Technik
Crucial setzt bei der P3 Plus auf den Phison E21 Controller ohne DRAM Cache. Spannend ist hier aber vor allem der NAND, denn die SSD nutzt QLC NAND!
Die meisten SSDs verwenden TLC NAND. Bei diesem können bis zu 3 Bits pro Zelle gespeichert werden. Bei QLC NAND können hingegen bis zu 4 Bits pro Zelle gespeichert werden. Hierdurch können wir mehr Speicherplatz auf kleiner Fläche erhalten und zudem die Kosten niedriger halten.
Allerdings potenziert sich mit zunehmenden Bits pro Zelle die Komplexität des Lesens undSchreibens der Zellen. Eine TLC Zelle kann vereinfach ausgedrückt 8 Zustände haben, eine QLC Zelle 16 Zustände. Dies macht QLC SSDs weniger haltbar und unter Umständen, gerade beim Schreiben, langsamer als TLC Modelle.
500GB | 1TB | 2TB | 4TB | |
Lesen | 4700 MB/s | 5000 MB/s | 5000 MB/s | 4800 MB/s |
Schreiben | 1900 MB/s | 3600 MB/s | 4200 MB/s | 4100 MB/s |
Im ersten Moment sehen wir von dieser möglicherweise niedrigeren Leistung aber nichts! Die Datenraten schwanken zwar laut Crucial deutlich je nach Kapazität, aber lesend kommen wir auf 4700 MB/s bis 5000 MB/s, was zeigt das wir eine PCIe 4.0 SSD haben.
TBW und Haltbarkeit
Ein großer Nachteil von QLC SSDs ist in der Theorie die Haltbarkeit. QLC Zellen halten deutlich weniger Schreibzyklen aus. Dies wirkt sich auch auf das TBW Rating der Crucial P3 Plus aus, welches sehr niedrig ist.
Die 500GB Version kommt auf 110TB, die 1TB Version auf 220TB, die 2TB Version 440TB und die 4TB auf 800TB.
Damit ist die Haltbarkeit der SSD auf dem Papier schlecht. Dies ist eine der niedrigsten gerateten SSDs aktuell auf dem Markt.
Allerdings muss das TBW Rating auch mit etwas Vorsicht betrachtet werden. Dieses kann eine Orientierung für die Haltbarkeit sein, muss es aber nicht. Das TBW Rating ist nur für die Garantie wichtig. Bei der P3 Plus ist diese 5 Jahre oder bis du das TBW Rating überschreitest.
In der Praxis wird die SSD deutlich mehr aushalten. Wir haben hier modernen 176 Layer QLC Speicher. Es ist hier davon auszugehen, dass er um die 1000 Schreibzyklen aushält. Dies ist beeindruckend, denn die erste Generation von QLC Speicher schaffte nur 100 Zyklen.
Zum Vergleich, bei modernem TLC Speicher wirst du mit 2000-3000 Zyklen rechnen können, je nach Hersteller.
In der Praxis wird das aber weitestgehend egal sein und in einem normalen Gaming-PC wird eine SSD wie die Crucial P3 Plus Jahrzehnte halten, zumindest was den Speicher angeht. In meinem Gaming Notebook komme ich nach ca. einem Jahr auf knapp über 12TB geschriebene Daten, durch Spiele-installationen, Steam Updates usw.
Eine 2TB Crucial P3 Plus würde hier also um die 36 Jahre halten! Selbst wenn du meine Nutzung um den Faktor 3 übertriffst, reden wir von 10+ Jahren.
Lediglich als Import SSD für Medien-Produktion kann die Crucial P3 Plus nicht empfohlen werden.
Kein DRAM Cache (Persönliche Meinung und Erfahrung)
Crucial verzichtet bei der P3 Plus auf einen DRAM Cache. Ist dies schlimm? Nein! DRAM Cache ist bei SATA SSDs durchaus wichtig für die Leistung, bei NVME SSDs ist dies aber weniger tragisch. Diese können einen sehr kleinen Teil deines RAMs als Cache nutzen, was in der Praxis völlig okay ist.
Ich lese hier zwar auch in Tests des Öfteren Kritik, wenn ein DRAM Cache fehlt, ich kann diese aber nicht nachvollziehen! Weder in Benchmarks noch in der Praxis konnte ich hier bisher bei NVME SSDs einen wirklichen Nachteil feststellen können.
So nutze ich in meinem wichtigsten Notebook die Samsung 980 (ohne Pro), welche auch keinen DRAM Cache hat. Hier habe ich 0 Performance Probleme oder Ähnliches im Alltag.
Lediglich bei SATA SSDs ohne DRAM Cache konnte ich durchaus im Alltag einen Unterschied spüren. So können diese SSDs bei vielen parallelen Zugriffen etwas träger wirken, als es für eine SSD eigentlich normal wäre.
Mach dir bei NVME SSDs hier keine größeren Gedanken um den DRAM Cache. Es ist sicherlich “besser”, wenn er da ist, aber es macht keinen gigantischen Unterschied, vor allem nicht, wenn du preis/leistungsorientiert kaufst.
Das Testsystem
Folgendes Testsystem kommt für den SSD Test zum Einsatz:
- AMD Ryzen 5 3600X
- ASUS Prime X570-P
- 16GB RAM
- Corsair HX Series HX850 Netzteil
- Windows 11
Wichtig, bei Windows 11 handelt es sich um einen etwas älteren Update-Stand der über alle SSD-Tests konstant gehalten wird, um vergleichbare Werte zu erhalten.
In diesem Test findet sich die 1TB Version der Crucial P3 Plus.
Theoretische Tests
Starten wir mit dem klassischen SSD-Benchmark, CrystalDiskMark, in Version 8.0.1. Schauen wir ob die Herstellerangabe wirklich erreicht werden kann.
Die ersten Benchmarks sehen sehr gut aus! Lesend kommen wir auf 5144 MB/s, was ein gutes Stück über der Herstellerangabe von 5000 MB/s liegt.
Auch schreibend übertrifft die P3 Plus mit 3722 MB/s über der Herstellerangabe.
Mit diesen Werten übertrifft die Crucial P3 Plus sehr viele andere günstige NVME SSDs. Lesend wird sogar die Seagate FireCuda 520 leicht übertroffen. PCIe 3.0 SSDs haben natürlich keine Chance gegen die Crucial in diesem Benchmark.
Etwas merkwürdig waren die ATTO Benchmarks.
Im ATTO Benchmark erreicht die Crucial P3 Plus erstaunlicherweise lesend 6890 MB/s und schreibend 5930 MB/s.
Diese Werte sind nicht richtig! Ich kann mir aber nicht erklären, warum ATTO diese Werte misst. Normalerweise ist ATTO recht zuverlässig und ich habe noch nie gesehen das Werte sich derartig von CrystalDiskMark oder auch den Herstellerangaben unterscheiden. Ein Neustart des PCs oder ein ändern der Datei-Größe hatte hier keinen Unterschied gemacht.
AS SSD ist mittlerweile leider etwas in die Jahre gekommen und kann gar nicht die hohen Geschwindigkeiten von modernen SSDs messen.
Aber auch AS SSD bestätigt, dass wir hier Datenraten eher im Bereich von CrystalDiskMark haben als die verrückt hohen Messwerte von ATTO.
HD Tune kommt lesend wiederum auf sehr hohe 6294 MB/s und schreibend auf 5559 MB/s.
Ich habe noch nie bei einer SSD solch merkwürdig unterschiedliche Benchmark Ergebnisse gesehen. In der Praxis werden die CrystalDiskMark Werte aber die “richtigen” Werte sein.
Cache, groß aber extrem langsam danach
Alle aktuellen SSDs setzten auf einen so genannten SLC-Cache. Das heißt ein Teil der Zellen der SSD werden in diesem Fall nicht 4 Bits beschrieben, sondern lediglich mit einem Bit pro Zelle. Dies senkt die Komplexität des Schreibvorgangs und beschleunigt diesen somit.
Allerdings ist der SLC Cache natürlich nicht unbegrenzt groß! Im neuen Zustand ist der SLC Cache der 1TB Version der Crucial P3 Plus ca. 250GB groß! Heißt 250GB am Stück kannst du mit den vollen 3xxx MB/s beschreiben.
Dies ist ein sehr großer SLC Cache! Bei der 2TB Version kannst du mit 500GB und bei der 4TB Version mit 1TB rechnen. Dies bedeutet im Übrigen nicht, dass der Cache z.B. bei der 1TB SSD immer voll ist, wenn du mehr als 250GB Daten auf der SSD speicherst. Der Cache wird im Hintergrund immer wieder freigeschaufelt, kann aber bei zunehmender Fülle der SSD kleiner werden.
Aber wie schnell ist die P3 Plus nach dem Cache? 70-80 MB/s.
Ja nach dem 250GB Cache schreibt die SSD nur noch mit 70-80 MB/s. Klingt wenig, ist es auch, aber dies ist für eine QLC SSD nicht ungewöhnlich.
PC Mark
PC-Mark versucht in seinem Speicher-Benchmark alltägliche Anwendungen, wie Office Anwendungen, Spiele usw. zu simulieren.
Hier gibt es zwei Tests, die „Quick“ und die „volle“ Version. Die „volle“ Version nutzt größere Dateigrößen, entsprechend schneiden hier SSDs mit schlechterer Schreibgeschwindigkeit oder aggressivem Scheibcache schlechter ab.
Hier sehen wir einen sehr deutlichen Unterschied zwischen dem Quick und dem vollen Test. Im Quick Test liefert die P3 Plus ein herausragendes Ergebnis über der 980 Pro!
Allerdings im “Vollen” Benchmark fällt diese ein Stück zurück und liegt knapp hinter der Seagate FireCuda 520, was ein Ergebnis ist, das zu erwarten war.
3D Mark SSD Test
Schauen wir uns auch einmal den neuen 3D Mark SSD Test an. Im Gegensatz zu anderen Tests misst dieser nicht nur einfach die Datenraten usw., sondern er simuliert das Laden echter Spiele (mit deren Spiele-Daten usw).
Folgendes testet der 3D Mark SSD Test:
- Loading Battlefield™ V from launch to the main menu.
- Loading Call of Duty®: Black Ops 4 from launch to the main menu.
- Loading Overwatch® from launch to the main menu.
- Recording a 1080p gameplay video at 60 FPS with OBS (Open Broadcaster Software) while playing Overwatch®.
- Installing The Outer Worlds® from the Epic Games Launcher.
- Saving game progress in The Outer Worlds®.
- Copying the Steam folder for Counter-Strike®: Global Offensive from an external SSD to the system drive.
Im 3D Mark Test ordnet sich die Crucial P3 Plus oberhalb der Samsung 970 EVO und der MP600 Core ein und unterhalb der P5 Plus und WD Red SN700.
Damit kann die P3 Plus die meisten PCIe 3.0 SSDs schlagen, aber auch nicht alle.
Fazit
Die Crucial P3 Plus ist eine gute NVME SSD. Allerdings muss ich gestehen, dass dies auch nichts “besonders” ist. Es gibt kaum noch “schlechte” SSDs. Gerade in Spielen und Anwendungen spielt die SSD kaum eine Rolle.
Bei Spiele Ladezeiten unterscheiden sich NVME SSDs höchstens um einstellige % Werte bei der Ladedauer.
Die P3 Plus liefert hier die Leistung, welche von Crucial versprochen wird. So haben wir gerade lesend gute Werte, welche über den meisten PCIe 3.0 SSDs, aber unter den High End PCIe 4.0 Modellen liegen.
Lesend konnte ich in der Spitze 5144 MB/s messen und schreibend 3722 MB/s.
Allerdings haben wir hier eine QLC SSD vor uns! Sie setzt auf einen extremen Cache. Dieser ist zwar sehr groß, aber nach dem Cache ist die Datenrate der SSD furchtbar!
So hat die 1TB Version einen großzügigen 250GB Cache, aber wird er überschritten schreibt die SSD noch mit 70-80MB/s.
Damit ist die SSD nicht für das Übertragen von großen Daten geeignet! Als “Games-SSD” ist die Crucial P3 Plus also absolut brauchbar, aber als Import SSD oder in einem externen Gehäuse würde ich sie nicht nutzen.
Die P3 hat tatsächlich 250GB SLC Cache bei 1TB Nutzdaten? Das kommt mir echt viel vor, da hätte man sich ja das QLC sparen können und gleich TLC nehmen. Mit so großem Cache ist sie sicher brauchbar.
Ich hab allerdings bedenken bzgl. dieses Modells. Bei der P2 hat Crucial heimlich, still und leise ohne Änderung der Modellbezeichnung oder -Nummer von TLC auf QLC umgestellt – natürlich erst nachdem Tests auf Portalen wie Deinem fertig waren. Ich hab das selbst erlebt: habe eine 2 TB P2 gekauft, mit der ich extrem zufrieden war und später dann eine P2 mit 1 TB die von der Schreibwerten absolut erbärmlich war. Die 60MB/sec die da noch übrig waren schaffte mein 2014er USB Stick.
Bei der war der SLC Cache ca. 30GB groß, was mir eher realistisch erscheint. 80GB mag ich auch noch glauben, aber 1/4 der Gesamtkapazität? Da scheint mir etwas anderes im Hintergrund zu passieren, was Messwerte verfälscht.
Aber selbst wenn es stimmt: so wie Crucial bei der P2 die Kunden veräppelt hat, wäre ich vorsichtig – wer weiss wie die Hardware in 1-2 Jahren aussieht. Für mich persönlich kommt kein QLC mehr in Frage, es sei denn die SSDs kosten nur noch 1/4 im Vergleich zu TLC Versionen. Das Problem der Haltbarkeit besteht ja weiterhin. Die P2 hab ich zurückgeschickt meine QLC Erfahrungen sammle ich mit einer 4TB 840 QVO, die tatsächlich sehr günstig war.
Hi,
erst einmal vielen Dank für deinen Ausführlichen Kommentar.
Aber das mit den 250GB Cache bei der 1TB Version scheint richtig zu sein, denn auch Computerbase kommt auf ähnliche Werte.
https://www.computerbase.de/2022-09/crucial-p3-plus-ssd-test/#abschnitt_cacheanalyse_slcmodus
Dies macht aber eigentlich sogar sinn bei einer komplett leeren QLC SSD. Die QLC Zellen werden im SLC Modus nur mit einem Bit beschrieben = 1/4 der Kapazität. Wenn die SSD also wirklich alle verfügbaren Zellen als „SLC Cache“ nutzt kann dies hinkommen.
Leider gibt es hier erstaunlicherweise wenige gute Tools um so etwas zu testen… Ich muss es mit H2TestW machen und parallel die Datenraten Mitloggen und schauen ab welchem Punkt diese einbrechen.
Hi danke für die Antwort. Ich habe den Test mittlerweile auch gelesen. Es scheint wie Du schreibst als ob die Speicherzellen im SLC Modus betrieben werden und erst danach sozusagen in QLC umgewandelt werden. Das bedeutet aber auch, dass dieser Cache immer kleiner wird, je voller die SSD ist. Ist sie annähernd voll, bricht die Geschwindigkeit total ein. Und die Haltbarkeit dürfte auch geringer sein, wenn man jede Zelle erstmal doppelt beschreibt.
Ob ich dieses Konzept gut finde hängt erstmal vom Preis ab. Wenn die 1TB SSD dann 30€ kostet und die 2TB 50€ liesse ich mir das gefallen, könnte dann für ein „read mostly“ boot medium im Laptop ausreichend sein.
Ist jedenfalls nichts was man erwartet, wenn man NVMe mit PCIe 4 sucht.