Corsair hat am Anfang des noch jungen Jahres ihr Tasturflaggschiff aktualisiert. Das auf den Namen „Corsair K95 RGB Platinum“ getaufte mechanische Keyboard unterfuhr die stärkste Veränderungen seit der Einführung der Corsair Vengeance K90 im Jahr 2011. Ob sich die gut 200€ teure Tastatur an die Speerspitze aller bisherigen getesteten Tastaturen setzten kann, wird sich in diesem Test herauszustellen.
Corsair K95 RGB Platinum Übersicht:
Der Modelllinie treugeblieben, verfügt das Keyboard nicht nur über ein 100% DE Layout, sondern auch über Makrotasten an der linken Seite. Des Weiteren gibt es eine Vielzahl an Multimediatasten sowie ein Lautstärkerad. Corsair schickt für den europäischen Markt zwei Varianten der K95 RGB Platinum ins Rennen. Diese unterscheiden sich rein von den eingesetzten Schaltern. Zum einen kommen die seit geraumer Zeit verfügbaren Cherry MX RGB Brown zum Einsatz, zum anderen hat der US Hersteller eine Version mit den exklusiven Cherry MX Speed RGB im Angebot. Wie bereits der Name verrät, ist die Tastatur mit einer RGB Beleuchtung ausgestattet, die erstmalig mit LightEdge erweitert wurde.
Gegenüber dem direkten Vorgänger, der Corsair Gaming K95 RGB, wurden einige grundlegende Verbesserungen durchgeführt. Der interne Speicher für die Profile wurde von winzigen 36 kB auf 8.096 kB erhöht, der USB Pass-Through Port findet wieder Einzug und die Materialwahl der Frontplate ist nun vollständig aus Aluminium gefertigt. Freunde der Makronutzung werden aufgrund der Reduzierung der Anzahl der dedizierten Zusatztasten von 18 auf „nur“ sechs etwas enttäuscht sein.
Der Lieferumfang fällt umfangreich aus. Neben der Bedienungsanleitung und der Garantiekarte wird eine Handballenauflage, ein Keycap Remover Tool sowie Tastenkappen mit veränderter Farbe und Ergonomie für die Tasten „W“,“A“,“S“,“D“,“Q“,“E“,“R“ und „F“ mitgeliefert.
Corsair gewährt dem Käufer des Corsair K95 RGB Platinum einen Garantizeitraum von 2 Jahren. Nach Angaben der Preissuchmaschine Geizhals.de ist die Tastatur für ca. 190€ erhältlich.
In der folgenden Tabelle sind alle Daten zusammengefasst:
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Design und Verarbeitung:
Corsair ist bei dem Design der Spagat zwischen Schlichtheit und eigenen, hervorhebenden Elementen, die zur Wiedererkennung der Marke führen, gelungen. Das Besondere gegenüber herkömmlichen Tastaturen sind die freistehenden Schalter, die auf einer schwarz eloxierten Aluminiumplatte befestigt worden sind. Dies sorgt unter anderem dafür, dass die Zwischenräume und die Erhöhungen der Aluminiumblende von den LEDs gleichmäßig mitbeleuchtet werden. Gleichzeitig wird durch den offenen Aufbau die Reinigung deutlich erleichtert, da sich Schmutz nicht in einer Ecke festsetzten kann (Krümelmonster approves). Betrachtet man die Tastatur im Profil, kann man den „U“-förmigen Aufbau gut erkennen.
Am Rand der oberen Erhöhung befindet sich ein lichtdurchlässiger Kunststoff, in dem die LEDs für die 19-Zonen RGB Beleuchtung (LightEdge) eingearbeitet sind. Das mittig angebrachte Corsair Logo ist ebenfalls ein Teil jenes Kunststoffrings und leuchtet entsprechend mit auf. Das ist in dieser Form einzigartig und bietet eine noch nie da gewesene Umgebungsbeleuchtung.
Wirft man einen Blick auf die schwarze Unterseite der Tastatur, lassen sich sofort die Kanäle für die Kabelführung erkennen. Die in einem X geformten Vertiefungen ermöglichen, beispielsweise das Kabel eines Kopfhörers zu verlegen. Selbst das vergleichsweise dicke Audio Kabel meines Sennheiser HD598 passt noch in die Führung, ohne es dabei zu verletzen. Des Weiteren sind auch die überdurchschnittlich großen Gummifläche sowie die Aufstellfüße, die ebenfalls über eine Gummierung verfügen, sichtbar. In Kombination mit dem relativ hohen Eigengewicht von über 1,3 Kilogramm ist ein fester Stand bei jeder Position gewährleistet.
Die Corsair K95 RGB Palatinum kommt vollständig ohne Doppelbelegung der Tasten aus. Oberhalb des Bereichs der F1-F4 Tasten schaltet man die drei Profile durch, ändert die Helligkeit der LEDs und sperrt die Windows Taste. Über dem Nummernblock sind die gängigen Multimedia Tasten angebracht worden. Das Lautstärkerad lässt sich angenehm und gleichmäßig drehen, sodass eine genaue Einstellung des Pegels ermöglicht wird. Daneben versteckt sich noch ein Mute Button. Obwohl ich per se nichts gegen die Doppelbelegung habe, braucht man bei dedizierten Medientasten keine Fingerakrobatik durchzuführen. Zudem ist es Corsair gelungen, sie perfekt in das Design zu integrieren.
Beeindruckend ist der große Durchmesser (0,8 Zentimeter) und die außergewöhnliche Länge (2,2 Meter) des nicht abnehmbaren sowie textilummantelten Kabels. Selbst bei übergroßen Schreibtischen kann man das Kabel ohne USB Verlängerung verlegen. Neben der Datenleitung für die eigentliche Tastatur verfügt die Corsair K95 RGB Platinum über einen weiteren USB Port, der durchgeschleift wird. Angebunden ist jener Port aber nur mit dem seit Jahren veralteten USB 2.0 Protokoll. Warum Corsair nicht auf das deutlich schnellere USB 3.0 setzt, ist fraglich. Sowohl die offiziellen Spezifikationen als auch der Querschnitt des Kabels würden den neueren Standard theoretisch zulassen.
Corsair liefert standardmäßig zu der Tastatur eine Handballenauflage mit. Auch diese durfte sich einige Verbesserungen unterziehen. Die eigentliche Auflage verfügt nun über zwei verschiedene Seiten mit unterschiedlichen Härtegraden. Bevorzugt man eine etwas weichere Auflage nach mehrstündiger Benutzung, braucht man nur das Pad zu drehen. Dank Magneten und einer entsprechenden Vertiefung im Grundgerüst, bleibt es sicher an seiner Position.
Sicher ist auch die Verbindung zwischen der Handballenauflage und der Tastatur. Mithilfe von zwei Plastik Klipps und einer Führungsschiene wird sie an die Unterseite des Eingabegerätes befestigt. Selbst wenn man die Corsair K95 RGB Platinum vertikal anhebt, verhält sich das Gespann wie eine Einheit. Leider zeigt sich eine gewisse Schwäche. Möchte man die Handballenauflage entfernen, geben die Klipps warnende, knackende Geräusche von sich. Häufiges Demontieren sollte daher vermieden werden.
Bei dem Ausgangsmaterial der schwarzen Tastenkappen setzt Corsair auf bewährten ABS Kunststoff. Die konkav geformten Keycaps weisen die von allen bisherigen getesteten Tastaturen größte Schrift auf. Hier entscheidet – wie so oft – der eigene Geschmack darüber, ob dies einem gefällt oder nicht. Ich für meinen Teil bin ein großer Fan davon. Zweifelslos überlegen ist aber die Qualität der Laserarbeit. Jeder der über hundert Schriftzüge ist makellos.
Damit man sofort die Zusatztasten von den anderen unterscheiden kann, wurde nicht nur der Abstand zwischen den Tasten erhöht, sondern auch die Oberfläche der Keycaps angepasst. So hat Corsair neben einer grauen Lackierung und einer geriffelten Oberfläche, die konkave Form an einer Seite erhöht. Dieselbe Oberflächenstruktur weisen auch die beigelegten FPS sowie MOBA Keycaps auf, die sich mithilfe des beigelegtem Tools im Handumdrehen tauschen lassen. Wer sich sicher sein will, dass er die richtige Taste im Eifer des Gefechts unter seinen Fingern hat, wird von den beigelegten Sets profitieren.
Leider weist die unterste Tastenreihe Corsair-typisch nicht die „standard Bottom Row“ auf, das die Auswahl an Drittanbieter Keycaps einschränkt. Was Früher ein größeres Problem darstellte, wurde in den letzten Jahren deutlich entschärft. Die Hersteller der Aftermarket Tastenkappen haben sich darauf eingestellt und verkaufen die Sets entweder direkt mit passendem Layout bzw. es werden geeignete Keycaps gegen einen Aufpreis mitangeboten.
Trotz der fehlenden Oberschale mit Verstrebungen ist die Verwindungssteiffestigkeit exzellent. Selbst unter größerer Krafteinwirkung, gibt die Tastatur dem Druck nicht nach. In dem Bereich Materialwahl sowie Verarbeitung darf sich die Corsair K95 RGB Platinum die Krone mit dem Cherry MX-Board 6.0 teilen.
Cherry MX Speed im Detail und Alltag:
Bereits in der Vergangenheit hat Corsair eng mit Cherry zusammengearbeitet und waren stets die Ersten, die die neuesten Schalter aus Deutschland verbaut hatten. Dies gilt auch für die Cherry MX Speed RGB (Silver), die auch bei unser Testexemplar in Verwendung sind. Die neuen linearen Switches sind im Grund genommen Cherry MX Red mit einem kürzeren Betätigungsweg. Bereits nach 1,2 Millimetern – anstelle von 2,0mm – ist der Auslösepunkt erreicht. Zudem verkürzt sich der maximale Hubweg von 4,0mm auf 3,4mm. Das klingt natürlich erst einmal nach einer geringen Differenz, im direkten Vergleich ist aber ein nicht zu verachtender Unterschied feststellbar. Gerade wenn man über einen längeren Zeitraum Cherry MX Red in Verwendung hatte, versucht man anfangs deutlich weiter die Tasten drücken zu wollen.
Nach einer gewissen Umgewöhnungszeit stellt sich die Fingermuskulatur auf die geänderten Gegebenheiten ein und man fängt an, die Taste beim Tippen früher loszulassen. Daraus resultiert eine leicht gesteigerte Tippgeschwindigkeit. Aktuell gleichen bei mir kleinere Fehlerchen den Vorteil wiederum aus.
Die meisten Spiele sind verhältnismäßig großzügig, was die Eingabe der Tasten angeht. Selbst bei Shootern wie Battlefield oder CS GO konnte ich keinen wirklichen Vorteil gegenüber den anderen linearen Schaltern bemerken. Anders sieht es bei dem neuen Unreal Tournament aus, wo ein präziser Bewegungsablauf deutlich spielerelevanter ist. Schnelle Aktionen wie dem sogenannten Double Dodge(zwei Mal hintereinander eine Lauftaste drücken) gehen einen Ticken schneller von der Hand. Zugegeben, es gibt andere Faktoren, die mehr Einfluss auf das eigene Können haben. Möchte man das Maximum rausholen, sind die MX Speed den MX Red in diesem Fall vorzuziehen.
Natürlich wurde auch die Angabe von „Full-N-Key-Rollover“ mithilfe von AquaKeyTest geprüft. Wenig überraschend hält Corsair sein Versprechen. Selbst wenn alle Tasten gleichzeitig gedrückt werden, erkennt der Computer jeder der einzelnen Eingabe. Daher kann man der Tastatur volle Spielefähigkeit attestieren.
Corsair Utilty Engine & RGB Beleuchtung:
Obwohl die K95 RGB Platinum autark von Software operieren kann, empfiehlt sich die Installation des Programms „Corsair Utility Engine“. Hauptmerkmal ist die schnellere und vor allem komplexere Verwaltung der Tastatur. So lassen sich nicht nur Makros und Beleuchtungseffekten erstellen und auf die Tastatur speichern, sondern auch Profile aus dem Internet runterladen und verwenden. Neben der regulären Ansicht, gibt es auch einen erweiterten Modus, der seinen Namen alle Ehre macht. Es benötigt eine gewisse Einarbeitung, um das volle Potential auszuschöpfen.
Zu guter Letzt widmen wir uns der RGB Beleuchtung der Tastatur. Dank LightEdge wird nicht nur die Tasten, sondern auch die Umgebung bei Bedarf erleuchtet. Im normalen Modus hat man die Wahl zwischen folgenden Optionen: Spiralregenbogen, Regenbogenwelle, Visier, Regen, Farbwechsel, Farbpulse, Farbwelle, Eingabebeleuchtung sowie statische Farbe. Hierbei kann man den Farbmix, die Geschwindigkeit sowie die Verlaufsrichtung bestimmen. Wechselt man auf „erweitert“, kann man unter dem Preset „Welle“ Einstellmöglichkeit über Deckkraft, Wellenlänge, Beleuchtungsdauer, Geschwindigkeit und den Winkel, wie die Welle verlaufen soll, treffen.
Das Ergebnis ist ein atemberaubendes Farbenspiel. Wie man dem Video entnehmen kann, beleuchtet LightEdge überaus gleichmäßig die Umgebung. Positiv hervorzuheben ist zudem, dass der Übergang zwischen den LEDs der Taster sowie die in dem Kunststoffring fließend und ohne Farbverzerrung geschieht.
Fazit:
Die Corsair K95 RGB Platinum verbindet im Grunde genommen (fast) alle positiven Eigenschaften der bisher getesteten Tastaturen und kann in einigen Bereichen sogar die Messlatten höher setzten. Bei der Materialwahl, Verarbeitung sowie die Steiffestigkeit kann nur das Cherry MX-Board 6.0 dem neuen Corsair Flaggschiff das Wasser reichen. Gleichzeitig kommen die neusten Cherry MX RGB Speed Schalter zum Einsatz, die zwar den Markt nicht revolutionieren werden, aber eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Portfolio darstellen. Die RGB Beleuchtung ist aufgrund der sehr gut umgesetzten LightEdge Technologie einzigartig und selbst das mitgelieferte Zubehör lässt kaum Wünsche offen. Abgerundet wird das Paket durch eine Vielzahl an Zusatztasten, einer umfangreichen Software und einem sehr stimmigen Design.
Ist die Corsair K95 RGB Platinum perfekt? Die Antwort muss verneint werden. Neben dem festinstallierten Kabel und die Verwendung von Plastik Klipps für die Befestigung der Handballenauflage, muss das der Norm abweichende Layout der untersten Tastenreihe kritisiert werden. Diese Punkte stellen für den normalen Alltag aber in keinem Fall ein No-Go dar. Wer bereit ist, für eine Tastatur 200€ zu bezahlen, wird unter dem Strich die aktuell beste Tastatur auf dem Markt erwerben.