Die Preise und auch die Verfügbarkeit von „Business Garde“ Netzwerk Equipment hat sich in den letzten Monaten/Jahren deutlich verbessert. Sicherlich hatte hier der Hersteller Ubiquiti einen großen Einfluss, welcher vor allem die Preise deutlich gedrückt hat.
Dieser Entwicklung können sich natürlich auch die großen anderen Hersteller nicht verschließen.
So bietet Cisco mit Meraki sicherlich eine der besten Enterprise Netzwerk-Plattformen aktuell auf dem Markt an. Allerdings spiegelt sich dies auch im Preis wieder. Kein Problem wenn Ihr gerade einen Flughafen plant, aber fürs Home Office oder das kleine Geschäft/Büro lohnt es sich meist weniger mehrere tausende € in WLAN Access Points oder Netzwerk Switche zu investieren.
Hier kommt die noch recht junge Meraki Go Plattform ins Spiel. Meraki Go richtet sich an kleinere Geschäfte, Büros oder Heimnutzer mit höheren Anforderungen, aber einem überschaubaren Budget.
So kostet Euch ein Meraki Go Access Point gerade einmal 100€, das GateWay mit Firewall usw. 120€ usw. Klingt doch interessant, aber wie sieht es in der Praxis aus? Kann hier das Meraki Go System überzeugen? Finden wir es im Test heraus!
An dieser Stelle vielen Dank an Cisco für das Zurverfügungstellen des Meraki Go Sets.
Die Hardware, Meraki Go
Bei Meraki Go geht es weniger um die Hardware und mehr um die Software. Dennoch wollen wir uns die Hardware einmal kurz ansehen. Hier könnten wir in drei Kategorien unterteilen, Gateways, AccessPoints und Switches. Da Meraki Go noch eine recht junge Plattform ist, ist die Hardware Auswahl noch sehr überschaubar, was vielleicht aber auch Absicht seitens Cisco ist.
Aktuell finden sich folgende Modelle im Meraki Go LineUp:
- Meraki Go Security Gateway GX20
- Meraki Go Indoor GR10 AccessPoint
- Cisco Meraki Go Outdoor GR60 AccessPoint
- Meraki Go Network Switch 8x RJ-45, 2x SFP, 67W PoE+
- Meraki Go Network Switch 8x RJ-45, 2x SFP
- Meraki Go Network Switch 24x RJ-45, 2x SFP 195W PoE+
- Meraki Go Network Switch 48x RJ-45, 2x SFP, 370W PoE+
- Meraki Go Network Switch 48x RJ-45, 2x SFP
Wir haben also ein Gateway, zwei AccessPoints (Innen und Außen) und Switche in diversen Größen.
Mir hat Cisco für diesen Test ein Security Gateway, einen Indoor AccessPoint und einen Switch zukommen lassen, was auch so das Basis-Set darstellt. Auf Wunsch könnt Ihr noch mehrere AccessPoints und Switche verbinden.
Bei dem Security Gateway GX20 handelt es sich um eine ca. 17,3 x 11,1 x 2,2 cm große Box aus einem schicken weißen Kunststoff. Auf der Rückseite des Gateways finden sich 6 LAN Ports. LAN Port 1 ist für den Up-Link (also Eure Internetverbindung), Port 2-6 sind für die Netzwerke, welche durch VLANs getrennt sind.
Die Netzwerkswitche müssen wir unterscheiden, in das kleine Modell mit 8+2 Ports und die beiden großen Modelle. Das kleine Modell ist ein normaler „Desktop“ Switch, während die beiden großen Modelle auf einen Rack Formfaktor setzen. Zudem gibt es die Switche mit oder ohne PoE.
Der „kleine“ Desktop Switch misst 22 x 15 x 3 cm und besteht völlig aus Aluminium. Der Switch besitzt auf der Front 8 Gbit LAN Ports und zwei SFP Ports (1Gbit).
Kommen wir zuletzt zum AccessPoint. Diesen gibt es in zwei Versionen, für innen und für den außen Bereich. Beide Versionen sind sehr minimalistisch aufgebaut und verfügen nur über einen LAN Port. Über diesen wird der AccessPoint auch mit Strom versorgt (PoE).
Einrichtung und Controller
Das meiste Business Garde Netzwerk Equipment unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt vom Heimnutzer äquivalent.
Business Garde Netzwerk Equipment setzt auf einen so genannten „Controller“. Anstelle dass also jeder Access Point, Switch usw. eine eigene WebUI hat, gibt es eine zentrale Plattform in der Ihr alle Netzwerkgeräte gemeinsam steuern und verwalten könnt.
Bei Ubiquiti ist dies ein kleiner Stick auf welchem die passende Software läuft.
Meraki Go macht dies etwas anders. Es gibt hier keinen „physischen“ Controller, anstelle dessen verbinden sich alle Geräte über das Internet mit den Servern von Cisco, welcher als eine Art Cloud Controller dient.
Wie üblich hat alles Vor- und Nachteile. Vorteile:
- Es ist keine zusätzliche Hardware nötig.
- Es gibt keine Folgekosten, auch nicht durch einen zusätzlichen Stromverbrauch des Controllers.
- Eine Steuerung via Internet und Smartphone App ist besonders unproblematisch.
- Die Einrichtung ist leichter.
Auf Seiten der Nachteile haben wir:
- Ihr seid für die Steuerung auf Eure Internetverbindung und die Cisco Server angewiesen.
- Ihr müsst beim Datenschutz auf Cisco vertrauen.
- Ihr müsst darauf vertrauen das der Service von Cisco auch in X Jahren noch unterstützt wird.
Cloud Controller haben sicherlich ihre Nachteile, allerdings die Einrichtung und Nutzung ist zugegeben kinderleicht! Es hat mich regelrecht geschockt wie einfach es war das Meraki Go System zum Laufen zu bekommen.
Ihr installiert Euch die Smartphone App, steckt die Geräte in den Strom und verbindet diese mit dem Internet. Anschließend scannt Ihr die QR Codes, gebt einen Namen für das Netzwerk ein und fertig!
Dies schafft wirklich jeder, es ist hier keinerlei höheres IT Wissen oder Können nötig. Sicherlich funktioniert das Einrichten eines Ubiquiti UniFi Systems auch einfach genug, aber ich glaube hier könnten computertechnisch komplett unerfahren Nutzer eventuell scheitern. Meraki Go könnte sogar meine Mutter problemlos zum Laufen bekommen.
WebUI, App und Steuerung
Direkt gesagt, Meraki Go besitzt keine WebUI! Die einzige Möglichkeit das System zu steuern ist über die Meraki Go App. Ich hätte ganz klar zusätzlich noch eine WebUI bevorzugt, aber der Trend geht nun mal zu Apps, gerade im Privaten bzw. Small Office Bereich.
Die Meraki Go App ist ordentlich gemacht und bietet einige Feature. Diese hängen natürlich etwas davon ab was für Geräte Ihr verbunden habt. So funktionieren Dinge wie die Webfilterung nur wenn Ihr das Security Gateway habt, die WLAN Feature funktionieren nur wenn Ihr mindestens einen Access Point habt.
Wenn Ihr die Basis-Einrichtung vorgenommen habt funktioniert das Meraki Go zunächst wie ein typischer WLAN Router. Der AccessPoint sendet ein von Euch definiertes WLAN-Netz mit Passwort aus, das Gateway dient als klassische Hardware Firewall und der Switch ist ein normaler Switch mit PoE.
Dies funktioniert auch soweit gut! Ihr seht zudem Details zur Netzwerknutzung, wie die Auslastung oder zu welcher Art von Service Trafik geht usw. Ihr könnt erst einmal nicht genau sehen welche Webseiten aufgerufen wurden, aber es wird in generellen Webtrafik, DNS Trafik usw. unterteilt.
Grundsätzlich funktionieren die Basis-Funktionen auch 1a. Wollt Ihr Meraki Go zu Hause nutzen oder in einem kleinen Büro, dann müsst Ihr auch nichts weiter einstellen.
Es gibt aber auch einige Elemente welche Ihr so bei einem normalen WLAN Router nicht finden würdet. Hier eine kleine Liste:
- Eine von Euch festgelegte „Landingpage“ nach der ersten Verbindung eines Nutzers.
- „Besucher“ Statistiken, wie lange sich Leute in Eurem WLAN aufhalten, wie viele wiederkehrende Nutzer es gibt usw.
- Begrenzen der Internetbandbreite je nach Nutzer und/oder Webservice
- Statistiken zur durchschnittlichen Internetnutzung
- Blockieren von Webseiten
- Mehrere WLAN Netzte (SSIDs) pro AccessPoint, mit unterschiedlichen Einstellungen, Bandbreitenbegrenzungen usw.
Zunächst könnt Ihr mehrere WLAN-Netze erstellen. Hier würde sich z.B. eine Unterteilung von Mitarbeitern und Besuchern anbieten. Für jedes WLAN Netz könnt Ihr Limitierungen festlegen, wie beispielsweise eine maximale Bandbreite. So könntet Ihr verhindern das ein Gast Euer komplettes Internet beansprucht.
Des weiteren könnt Ihr eine Landingpage erstellen, also eine Webseite die der Nutzer beim ersten Aufrufen einer Webseite in Eurem Netz zu sehen bekommt.
Interessant sind auch die Statistiken zu Besuchern. So versucht Meraki Go zu ermitteln wie viele Passanten und Besucher Ihr habt. Hierfür Scannt Meraki Go konstant nach WLAN Geräten wie Smartphones. Diese müssen sich nicht mit dem WLAN verbinden, um getrackt zu werden.
Kommt also ein Kunde mit einem Smartphone in Euer Geschäft wird dieser gezählt. Je nachdem wie lange und wie nah dieser sich am AccessPoint aufhält wird dieser dann als Passant oder Besucher gewertet.
Meraki Go kann sogar erkennen ob der Besucher bereits einmal bei Euch war bzw. wie oft. Dabei gibt es kein Tracking auf Nutzer Basis, sondern nur innerhalb von „anonymen“ Diagrammen.
Sicherlich ist dies kein Feature das für den normalen Heimnutzer relevant ist, aber für ein Geschäft oder Restaurant sicherlich spannend.
Performance
Wie steht es aber um die Leistung des Meraki Go Systems? Starten wir beim Gateway.
Das Security Gateway GX20 schaffte in meinem Test ca. 40MB/s im Download und 30MB/s im Upload. Dieses kann also ungefähr eine DSL 400.000 Leitung voll zu nutzen.
Kleine Anmerkung, für diesen Test habe ich einen lokalen Server hinter das Gateway eingebunden und die Datenrate durch das Gateway zu dem gemessen, da ich leider keine DSL 400.000+ Internet Leitung besitze.
Der Gbit LAN Switch schafft natürlich das übliche Gbit LAN Tempo von +- 112MB/s.
Auf Seiten des Meraki Go Indoor GR10 haben wir einen recht klassischen 2×2 WLAN 5 „AC“ Router. Dieser verfügt über maximal 300Mbit auf dem 2,4Ghz Band und 867Mbit auf dem 5Ghz Band.
Bei einem kurzen WLAN Speed Test konnte ich Datenraten von knapp über 60MB/s erreichen, was auf einem Level mit vergleichbaren Geräten aus dem Hause Ubiquiti ist.
Grundsätzlich ist der Meraki Go Indoor GR10 in der Spitzendatenrate schlechter als ein guter „Endnutzer“ WLAN Router. Ähnliches gilt aber auch für die Business Modelle von Ubiquiti, TP-Link usw. Business WLAN Router sind weniger auf die maximale Leistung und mehr auf Stabilität und Leistungsfähigkeit mit vielen WLAN Geräten gleichzeitig ausgelegt.
Fazit
Ihr betreibt ein Geschäft, ein Restaurant oder eventuell ein kleines Büro und wollt Euren Mitarbeitern und Kunden auf eine einfache und günstige Art WLAN zur Verfügung stellen? Dann ist das Meraki Go System absolut zu empfehlen!
Ich denke der größte Pluspunkt ist die einfache Nutzung, welche aber auch ein Kritikpunkt sein kann. So benötigt Ihr beim Meraki Go System keinen Hardware Controller, wie bei vielen Konkurrenten.
Ihr verbindet die gewünschten Komponenten mit dem Strom und Internet, scannt die QR Codes und fertig! Viel schwerer ist die Basis-Installation des Meraki Go Systems nicht. Die Aufgabe des Netzwerkcontrollers wird von den Cisco Servern übernommen. Ihr steuert das ganze System einfach über die Smartphone App.
Dabei ist auch die Smartphone App sehr einfach gehalten und auch von „nicht IT Experten“ gut zu nutzen.
Hinzu kommen interessante Funktionen für Inhaber von Geschäften, wie ein WLAN „Tracking“ welches Euch erlaubt zu beobachten wie viele Nutzer in der nähe Eures AccessPoints waren, wie oft diese wiedergekommen sind usw. (dafür müssen sich die Nutzer nicht mit Eurem WLAN Verbinden!).
Natürlich könnt Ihr auch mehrere WLAN Netze erstellen, Trafik zu Diensten wie YouTube limitieren usw. Hier bietet Meraki Go einige interessante Feature, welche so bei den mir bekannten Konkurrenten nicht oder nicht so einfach vorhanden sind.
Was die Hardware angeht ist Meraki Go soweit solide. Wir haben keine absolute High End Hardware, aber für den normalen Büro/ Geschäftsalltag passt das Ganze!
Dies spiegelt sich auch im Preis wieder. Für ein einfaches Starterset solltet Ihr das Meraki Go Security Gateway GX20 und mindestens einen Meraki Go Indoor GR10 AccessPoint kaufen, womit Ihr bei knappen 240€ seid. Ein Switch mit PoE wäre sicherlich sinnvoll, dieser müsste aber nicht mal zwingend von Meraki sein(auch wenn dies hier vielleicht sinnvoll wäre).
Kurzum, Ihr sucht ein einfaches, gut funktionierendes Business Garde Netzwerksystem, das nicht zu viel kostet und auch keinen IT Spezialisten benötigt? Dann kann ich das Meraki Go System mit gutem Gewissen empfehlen! Für solch eine Anforderung ist dieses auch klar Ubiquiti UniFi vorzuziehen! Letzteres ist verglichen mit Meraki Go sicherlich etwas umfangreicher, aber auch komplizierter und gegebenenfalls teurer.
Hi Michael!
Ich bin heute das erste Mal auf der Techtest.org gelandet, gefällt mir sehr gut.
Interessanter Review/Test, sehr umfangreich und ordentlich gemacht – gratuliere!
Mich würde interessieren wie das vergleichbare noch relativ junge Instant On Portfolio von HPE/Aruba als zweitgrößter Player am Markt im Vergleich zu Meraki Go abschneidet. Die Hardware ist vielversprechend, weil sie auf den deutlich teureren Enterprise Produkten aufbaut, die Einrichtung ähnlich simpel wie hier getestet. Das spricht die gleiche Zielgruppe an – kleine Unternehmen und Home Office.Vielleicht Dein nächster Test? 😉
Hi, danke für den Hinweis. Ich schau mal ob ich in die Richtung was in die Finger bekomme.
Copy und Paste Artikel ohne Erkenntnisgewinn. Viele Private Anwender haben einen IP Basierten Anschluß z.B. Telekom.
Wie schließe ich da den GX 20 mit dem WAN Port an? Im Profi Bereich ist das klar, aber nicht jeder kauft sich eine UP stream oder ISP server.