Ich denke, dass ein NAS oder eine „Home Cloud“ eigentlich in jeden technikbegeisterten Haushalt gehört. Normalerweise würde ich hier QNAP oder Synology empfehlen. Aber was, wenn du dir einen eigenen HomeServer bauen möchtest? Welches Betriebssystem solltest du dann nutzen? In der Regel ist hier UnRaid oder TrueNAS die Wahl. Allerdings wirken diese im Vergleich zu den „fertig-NAS“-Betriebssystemen von QNAP oder Synology recht altmodisch, kompliziert und ohne viele Erweiterungen und „Bastelarbeit“ auch im Funktionsumfang unterlegen, wenn du mehr suchst als einen einfachen File-Server.
Hier bin ich nun auf UmbrelOS gestoßen. UmbrelOS wirbt damit, das ultimative „Home Cloud OS“ zu sein. Und ja, auf den ersten Blick sieht UmbrelOS fantastisch aus! Gut genug, dass ich mir dieses einmal in einem kleinen Test ansehen möchte. Ist UmbrelOS die bessere Alternative zu TrueNAS und Unraid?
Was ist UmbrelOS?
UmbrelOS soll laut Hersteller das „The no-brainer home cloud OS“ sein. Es ist komplett kostenfrei und lässt sich auf so ziemlich sämtlicher Hardware installieren, ob nun x86-CPU oder Raspberry Pi. Dabei richtet sich das System vor allem an Einsteiger, die eine schicke und gute Alternative zu herkömmlichen Cloud-Diensten suchen.
Hinter UmbrelOS scheint so ein wenig die kommerzielle Anstrengung zu stehen, eigene Systeme mit dem Betriebssystem als Home-Server zu verkaufen. Allerdings lässt sich UmbrelOS auch komplett unabhängig davon nutzen.
Testsystem und Version
Für diesen Bericht nutze ich UmbrelOS 1.1.2. Nachfolgende Versionen können sich natürlich vom Funktionsumfang unterscheiden. Als Test-System kommt bei mir ein Mini-PC zum Einsatz:
- GEEKOM MiniAir 11
- Intel Celeron N5095
- 8 GB RAM
- 1 TB Kingston SSD
Installation und Einrichtung
Du kannst UmbrelOS einfach über die GitHub-Webseite herunterladen:
https://github.com/getumbrel/umbrel/wiki/Install-umbrelOS-on-x86-systems
Dort findest du auch eine gute Anleitung, wie du es installierst. In Kurzform: Du lädst das Image herunter, kopierst es mit Balena Etcher auf einen USB-Stick, bootest von dem USB-Stick und wählst einfach das gewünschte Laufwerk aus, auf welchem das Betriebssystem installiert werden soll. Fertig. Anschließend startet das System neu und du kannst es über die WebUI durch die Eingabe von „http://umbrel.local“ oder der IP-Adresse des Systems erreichen.
UmbrelOS ist kein File-Server-Betriebssystem! Kein RAID
Auch wenn UmbrelOS sich als „Home-Server“-OS anpreist, fehlen doch einige Funktionen, um Unraid oder TrueNAS vollständig ersetzen zu können.
So unterstützt UmbrelOS keinerlei Software-RAID! Es wird einfach auf ein Laufwerk installiert und das war’s. Hier empfiehlt sich natürlich eine SSD, aber es gibt keinen Schutz vor dem Ausfall des Laufwerks. In diesem Fall sind alle Daten weg, was natürlich suboptimal ist. Ebenso bringt UmbrelOS keinen SMB-Dateiserver mit. Auch generell scheint UmbrelOS nicht mehrere Laufwerke zu unterstützen.
Was kann UmbrelOS?
Genug davon, was UmbrelOS nicht kann, sprechen wir darüber, was es kann. Im Kern kann UmbrelOS nichts. Klingt gemein, ist aber die Wahrheit. Von Haus aus bringt UmbrelOS lediglich seinen App Store und eine sehr schöne UI mit! Sämtliche Funktionalitäten müssen über Apps „nachgerüstet“ werden. Dabei gibt es erfreulicherweise auch tonnenweise Apps.
Wie kommt es, dass UmbrelOS fast mehr Apps hat als beispielsweise ein QNAP oder Synology NAS? UmbrelOS ist im Kern eine Benutzeroberfläche, um Docker-Container auszuführen. Sämtliche Apps im App Store sind Docker-Container, die für das Betriebssystem lediglich angepasst und optimiert wurden. Wobei „lediglich“ hier sicherlich etwas untertrieben ist, denn dies ist nicht immer ganz so einfach, wie es klingt.
Erfreulicherweise funktionierten alle Apps bei mir auf Anhieb und ohne gesonderte Konfiguration oder Anpassungen! Zu den Apps gehören:
- HomeAssistant
- Nextcloud
- Jellyfin
- Immich
- LlamaGPT
- PhotoPrism
- Plex
- Pi-Hole
- Uptime Kuma
- Tailscale
- Frigate
- Syncthing
- usw.
Gerade Anwendungen wie HomeAssistant, Immich, PhotoPrism, Pi-Hole oder auch LlamaGPT sind super spannend und funktionierten bei mir „out of the box“.
Dabei benötigt LlamaGPT auch keine besondere Hardware, sondern läuft auch auf meinem Intel Celeron N5095, wenn auch eher langsam. Für andere Anwendungen wie HomeAssistant usw. ist der Intel Celeron N5095 hingegen locker ausreichend.
Zugriff aufs Terminal möglich
Du hast bei UmbrelOS „vollen“ Zugriff aufs Terminal. Über dieses kannst du dann Linux-typisch so ziemlich alles einstellen, was du möchtest.
Hierüber lassen sich dann auch SMB-Freigaben erstellen usw.
Datensicherheit unsicher
Was UmbrelOS aus meiner Sicht leider massiv mangelt, ist Datensicherheit. Damit meine ich nicht, dass der Entwickler auf deine Daten zugreifen kann oder ein Dritter, sondern was passiert, wenn die Festplatte/SSD in deinem Server ausfällt.
- Wir haben keine RAID-Funktionalität, die vor einem Laufwerksausfall schützt.
- Es gibt keine Backup-Funktion.
- Du hast keinen einfachen Zugriff auf die Daten hinter den Docker-Containern.
Was passiert, wenn die SSD in deinem Server kaputtgeht? Richtig, deine Daten sind weg. Leider gibt es keine Backup-Funktion. Auch kannst du keine Konfigurationsdaten der Docker-Container sichern. Was passiert, wenn sich ein Docker-Container aufhängt und du diesen deinstallieren musst? Klar, über das Terminal lässt sich hier viel machen, aber das ist ja nicht der Sinn hinter einem OS, das auf „möglichst einfach“ getrimmt ist. Die Möglichkeit, vollständige Backups oder Backups von einzelnen Apps anzulegen und auch wieder über eine freundliche UI einzuspielen, steht bei mir ganz oben auf der Wunschliste.
Fazit
UmbrelOS zeigt ohne Frage viele hervorragende Ansätze. Vor allem die Designsprache ist wundervoll und die Integration und einfache Nutzung der Docker-Container ist weltklasse! Nextcloud, Pi-Hole, HomeAssistant, Jellyfin usw. lassen sich mit einem Klick installieren und funktionierten bei mir auch wunderbar. Selbst lokale ChatGPT-Instanzen lassen sich mit einem Klick auf 08/15-Hardware installieren und funktionieren gut „out of the box“. Hier gibt es schon den ein oder anderen „WOW“-Moment.
Allerdings fehlt es an einigen Stellen! So fehlt UmbrelOS komplett die File-Server-Infrastruktur. Es lässt sich kein RAID-Verbund anlegen, Netzwerk-Freigaben lassen sich nicht ohne Weiteres erstellen usw. Viele dieser Punkte lassen sich mit Apps etwas umgehen, aber bei einem richtigen Home-Server erwarte ich, dass ein guter File-Server als „Basis“ vorhanden ist.
Damit ist UmbrelOS genau das Gegenteil von TrueNAS oder Unraid. Bei diesen Systemen ist eine gute Basis als Datei-Server vorhanden, aber die erweiterten Funktionen und das Design sind etwas zweitrangiger. UmbrelOS mit einer soliden RAID/File-Server-Basis in der gleichen freundlichen UI wäre ein Hammer-System für einen Home-Server.
Aber in der aktuellen Version 1.1.2 ist es für mich höchstens eine „Erweiterung“ für dein Heimnetzwerk, beispielsweise auf einem gesonderten Mini-PC oder in einer VM auf einem „richtigen“ File-Server. Dennoch ist das Betriebssystem mit sehr viel Potenzial ausgestattet!