Mit der X9 Pro bietet Crucial eine sehr spannende externe SSD an, welche zu den schnellsten und besten Modellen auf dem Markt gehört.
Neben der X9 Pro gibt es aber auch die normale X9, die etwas günstiger ist.
Aber wo liegen die Unterschiede? In welchen Situationen macht die X9 Pro Sinn und wo reicht die normale X9? Finden wir dies im Test heraus!
Crucial X9 im Test
Auf den ersten Blick ist die Crucial X9 und X9 Pro “identisch”. Beides sind sehr kleine SSDs mit 65 x 50 x 9,5 mm. Damit sind diese deutlich kompakter als beispielsweise die Samsung T7 Shield.
Im Gegensatz zur Pro Version ist aber die reguläre X9 aus Kunststoff gefertigt, mit Hochglanzkanten.
Auf Seiten der Anschlüsse haben wir genau einen USB C Port. Mit im Lieferumfang liegt auch lediglich ein kurzes USB C auf USB C Kabel.
Technische Daten
Crucial hält sich bei der X9 sehr bedeckt, was die technischen Daten betrifft. So werben diese mit einem USB 3.2 Gen 2 USB C Port wie auch maximal 1050 MB/s lesend.
Daten zur weiteren Technologie der SSD wie der verwendete Controller usw. konnte ich nicht finden. Es gibt nicht mal eine Angabe zur Schreibleistung.
Der große Unterschied, TCL vs. QLC
Der wichtigste Unterschied zwischen der Crucial X9 Pro und der normalen X9 ist die Speichertechnologie.
Die Pro Version nutzt TLC NAND, die normale X9 QLC NAND. Was bedeutet dies?
Technisch speichert die X9 Pro drei Bits pro Zelle und die X9 vier Bits pro Zelle. Da bei der X9 mehr Bits pro Zelle gespeichert werden, ist diese Art von Speicher günstiger in der Produktion.
Allerdings ist das Beschreiben von QLC NAND komplexer. Dies senkt die Schreibgeschwindigkeit von QLC NAND massiv, verglichen mit TLC!
QLC NAND kann in der Regel lediglich mit +- 100 MB/s beschrieben werden!
Wie kommt die X9 dennoch auf so hohe Schreibraten? SLC Cache! Ein Teil der X9 wird einfach mit 1 Bit pro Zelle beschrieben, was deutlich schneller geht als bei 4 Bits pro Zelle. Allerdings können wir so natürlich nicht die komplette SSD beschreiben, sonst hätten wir nur ¼ der Kapazität.
Daher haben SSDs mit QLC NAND sehr hohe Spitzengeschwindigkeiten, beim Übertragen von kleineren Datenmengen, aber die Schreibrate bricht extrem zusammen, wenn du größere Mengen an Daten überträgst.
Dies werden wir auch später in den Tests sehen. Die X9 Pro bietet eine konstant hohe Leistung, die X9 nicht.
Zudem ist QLC Speicher auch weniger haltbar! So kannst du davon ausgehen, dass du die X9 Pro ca. 3x öfter beschreiben kannst, ehe hier die Speicherzellen kaputt gehen, als die normale X9.
In der Praxis mach dir hier aber keine Sorgen, sofern du die SSD nicht als “Video-Schnitt” SSD oder wirklich diese täglich mit hunderten GB beschreibst. Falls doch, nimm die X9 Pro.
Erster Benchmark, CrystalDiskMark
Starten wir mit dem klassischen SSD Benchmark, CrystalDiskMark. Dieser ist der beste Test um die absoluten maximalen Datenraten zu ermitteln.
Die Datenraten sehen auf den ersten Blick sehr gut aus! Wir haben 1049 MB/s lesend und 1053 MB/s schreibend.
Dies sind absolute Topwerte!
PC-Mark
PC Mark ist zwar ein synthetischer Benchmark, jedoch wurde er entwickelt, um reale Anwendungsszenarien zu simulieren.
Wir führen hierbei zwei Tests durch: den „Data Drive“ Test, der sich hauptsächlich auf Datenlaufwerke konzentriert und hauptsächlich Kopier-Tests beinhaltet, und den „Full“ Test.
Der „Full“ Test ist eigentlich für interne Laufwerke vorgesehen, erweist sich jedoch dennoch als interessant.
Hier sehen wir, dass die Werte der X9 etwas hinter die X9 Pro zurückfallen. Allerdings schneidet die SSD weiterhin sehr gut ab!
So ist die X9 weiterhin besser als die Samsung T7 Shield.
3D Mark
Lasst uns auch einen Blick auf den neuen 3D Mark SSD Test werfen. Obwohl dieser ursprünglich für interne SSDs entwickelt wurde, liefert er dennoch interessante Vergleichswerte über Reaktionszeiten und Ladeleistung externer SSDs.
Folgendes testet der 3D Mark SSD Test:
- Loading Battlefield™ V from launch to the main menu.
- Loading Call of Duty®: Black Ops 4 from launch to the main menu.
- Loading Overwatch® from launch to the main menu.
- Recording a 1080p gameplay video at 60 FPS with OBS (Open Broadcaster Software) while playing Overwatch®.
- Installing The Outer Worlds® from the Epic Games Launcher.
- Saving game progress in The Outer Worlds®.
- Copying the Steam folder for Counter-Strike®: Global Offensive from an external SSD to the system drive.
Hier sehen wir ein ähnliches Ergebnis wie schon beim PC Mark Test. Die X9 schneidet gut ab, liegt aber ein Stück hinter der X9 Pro und platziert sich +- auf dem gleichen Level wie die Samsung T7 Shield.
Praktische Tests
Natürlich müssen wir auch ein paar praktische Tests durchführen. Hierbei kopiere ich 3 Datenpakete auf und von der SSD.
- Test 1 – 1x Datei mit 49 GB
- Test 2 – 1x Datei mit 215 GB
- Test 3 – 378x Dateien mit einer Gesamtgröße von 49 GB (Spiele Installation)
Hier wird es nun spannend, denn die X9 schneidet überraschenderweise sehr gut ab! Warum überraschend? Normalerweise neigen QLC SSDs hier zu einem etwas schlechteren Abschneiden, aufgrund der niedrigeren konstanten Datenrate.
Allerdings ist der SLC Cache der X9 2TB so groß, das der Schreibvorgang selbst der großen 215 GB Datei sehr schnell geht!
Das große ABER, der SLC Cache
Wo ist jetzt aber der große Haken der X9? Bisher sehen alle Tests der SSD fantastisch aus?
Das Problem ist die konstante Schreibrate! Die 2TB Version hat einen ca. 500 GB SLC Cache. Die 1TB Version wird 250 GB haben, 1 / 4 der Kapazität.
Innerhalb dieses Caches bzw. “Zwischenspeichers” haben wir die volle Datenrate. Heißt, deine X9 ist leer und du kopierst Daten mit unter 500 GB auf die SSD, dann hast du das volle Tempo.
Was passiert aber, nachdem der Cache voll ist bzw. Du schon einige Daten auf der SSD hast?
Nach dem Cache schreibt die X9 nur noch mit 50-60 MB/s! Schreibst du mehr als 1 / 4 der verbliebenen freien Kapazität auf einmal auf die SSD, dann sinkt die Schreibrate auf ein Bruchteil ein! Selbst eine HDD ist an diesem Punkt schneller.
Wichtig, der SLC Cache wird von der SSD im Hintergrund wieder freigegeben, wenn diese etwas Zeit im Leerlauf verbringt. Aber gerade wenn die SSD langsam immer voller wird, wird dieser Cache immer kleiner. Auch wird die Geschwindigkeit lesend nicht vom Cache beeinflusst. Da hast du immer das volle Tempo.
Dennoch eignet sich solch eine SSD nicht, wenn du viele Daten regelmäßig auf die SSD schreiben möchtest! Nutzt du diese primär lesend, OK, aber ansonsten nimm die X9 Pro, welche konstant mit +- 1000 MB/s schreiben kann!
Stabil und zuverlässig
Die X9 arbeitete bei mir sehr zuverlässig und stabil. Es gab kein “unerwartetes Trennen” von meinem System oder ähnliches Verhalten.
Fazit
Ich würde die Crucial X9 nicht kaufen oder empfehlen, zumindest nicht nach dem aktuellen Stand!
Auf den ersten Blick sehen die Leistungsdaten sehr gut aus! Über 1000 MB/s lesend wie auch schreibend und in den meisten Benchmarks sehen wir gute bis sehr gute Werte.
Allerdings nutzt die X9 schlechtere QLC Speicherzellen! So lässt sich nur ca. 1 / 4 der SSD mit dem vollen Tempo beschreiben. Ist dieser Cache / Zwischenspeicher voll, sinkt die Datenrate auf 50-60 MB/s!
Ein Vollschreiben der SSD dauert über 7 Stunden bei der 2TB Version!
Daher eignet sich diese SSD primär für Aufgaben, wo du diese immer nur mit kleinen Häppchen Daten füllst und diese Daten dann primär lesend nutzt, denn lesend haben wir immer das volle Tempo.
Dies ist aber ein Problem vieler externer SSDs!
Das große Problem ist der Preis bzw. der Preisunterschied zur Crucial X9 Pro. Zum Zeitpunkt dieses Tests kostet die X9 mit 2TB gerade einmal 10€ weniger als die X9 Pro, welche konstant schnell ist!
Die Crucial X9 Pro ist hervorragend und ich kann diese uneingeschränkt empfehlen. Bei einem geringen Preisunterschied macht die normale X9 daher aus meiner Sicht für niemanden Sinn! Sollte der Preisunterschied mal wachsen, kann dies anders sein. Hier musst du dann entscheiden ob du eine konstant hohe Schreibrate benötigst bzw. ob du regelmäßig große Datenmengen auf die SSD schreiben möchtest. Fall nein, könnte die X9 für Dich geeignet sein.