WLAN Mesh Systeme, wirklich empfehlenswert?

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WLAN Mesh Systeme sind aktuell allgegenwärtig. Jeder Hersteller hat mindestens ein System, wenn nicht sogar mehrere.

Bei einem Punkt ähneln sich allerdings alle System, dem saftigen Preis und großen Versprechen über die Leistung. Ich habe nun schon einige Mesh WLAN Systeme getestet und habe daher eine durchaus recht fundierte Meinung zu solchen Systemen, welche ich hier einmal kundtun möchte.

Also sind Mesh WLAN Systeme wirklich empfehlenswert?  Meine Meinung dazu!

 

Woher kommt der Trend zu Mesh WLAN Systemen?

Mesh WLAN Systeme ploppen aktuell massenhaft auf dem Markt auf, aber warum? Ganz ehrlich ich denke hier, spielt die Gewinnmarge der Hersteller eine große Rolle.

An teureren Produkten verdient ein Hersteller mehr Geld.

Daher möchten alle Hersteller sehr gerne, dass Ihr teurere Produkte kauft. Nun scheint sich die gesamte Netzwerk Industrie darauf geeinigt zu haben, dass Mesh WLAN DAS DING ist.

Es ist nicht ganz leicht dem normalen oder sogar dem Technikbegeisterten Nutzer einen normalen guten WLAN Router zu verkaufen. Schließlich bekommt man mittlerweile bei fast jedem Internet Anbieter einen recht gut brauchbaren WLAN Router mit dazu. Von daher ist der Bedarf an einem neuen WLAN Router recht gering, zu mindestens wenn es um die Übertragungsleistung geht.

High End WLAN Router welche 2000Mbit/s+ schaffen benötigen die wenigsten Nutzer. Warum auch? Die meisten Normalnutzer nutzen Ihr WLAN eh nur mit Smartphone oder Tablet und selbst die billigsten WLAN Router schaffen es hier für ordentliche App Download Geschwindigkeiten zu sorgen.

Auch ist nun WLAN AC bereits gefühlt seit einer Ewigkeit der Standard, welcher mittlerweile von jedem WLAN Router unterstützt wird.

Man musste sich also etwas Neues ausdenken, um Geld zu verdienen. Nichts Verwerfliches wie ich grundsätzlich finde.

Wenn man nun eine Umfrage unter WLAN Nutzern macht, was der größte Kritikpunkt am vorhanden WLAN Netz ist, dann würden vermutlich die meisten Antworten, dass die Reichweite zu klein ist.

Hier setzen nun die WLAN Mesh Systeme an! Das Versprechen lautet bei mehr oder weniger allen Herstellern „gebt 300€ aus und Ihr müsst Euch über das WLAN in Eurem Haus keine Sorgen mehr machen“.

 

Was ist ein WLAN Mesh System?

WLAN Mesh ist kein direkt festgeschriebener Begriff und viele Hersteller machen hier etwas „eigenes“. Aber was soll WLAN Mesh theoretisch machen?

Ein WLAN Mesh System besteht aus mindestens zwei Stationen, welche via WLAN (oder auch LAN) miteinander kommunizieren.

Alle Stationen besitzen die gleiche SSID und werden von Euren Geräten als ein WLAN Netz wahrgenommen. Verbindet Ihr Euch mit dem Netzwerk werdet Ihr je nach Position automatisch zwischen den einzelnen Stationen hin und her gebucht.

Dabei sollte das Roaming, also der Übergang zwischen den einzelnen Stationen, mehr oder weniger nahtlos geschehen. Das System sollte hierbei von sich aus entscheiden, welche Station gerade für Euch die beste Leistung liefert.

Zusätzlich werden Dinge wie Einstellungen automatisch zwischen den einzelnen Stationen synchronisiert.

Habt Ihr also genug einzelne Stationen in Eurem Haus/Wohnung verteilt, dann sollte überall ein recht gleichmäßiger Empfang bestehen.

Kurzum Ihr habt ein großes WLAN Netz, welches sich nach der Ersteinrichtung selbst verwaltet und immer für die optimale WLAN Performance sorgt.

Soweit die Theorie, die Umsetzung ist aber je nach Hersteller sehr unterschiedlich.

 

Warum kein WLAN Repeater?

Könnte man das Ganze nicht einfach mit einem WLAN Repeater machen? Ja und nein.

Natürlich kann man WLAN Repeater nutzen, aber es gibt hier Nachteile. Zum einen kann ein Repeater die Leistung Eures WLAN Netztes deutlich reduzieren. Warum? Der Repeater muss gleichzeitig senden und empfangen. Das bedeutet die effektive Bandbreite des Repeaters wird effektiv halbiert.

Zudem habt Ihr oft zwei SSIDs, was etwas unkomfortabel ist. Ja man kann einem Repeater die gleiche SSID wie dem Router geben, aber dies bringt auch Nachteile mit.

Stellt Euch folgende Situation vor, Euer Router steht im Arbeitszimmer und Euer Repeater im Wohnzimmer.

Verbindet Ihr Euch nun im Wohnzimmer mit dem Repeater und geht dann Richtung Arbeitszimmer, werdet Ihr in der Regel erst „umgeloggt“ wenn das Signal zum Repeater abbricht.

Es könnte also passieren, dass Ihr neben dem Router steht, aber Euer Smartphone weiterhin mit dem Repeater verbunden ist. Ein Mesh System sollte Euch im Hintergrund hingegen umbuchen, sobald dieses bemerkt, dass Ihr näher an einer anderen Station seid.

Ein normaler Repeater hingegen hat keine Möglichkeit mit dem Router zu kommunizieren, dieser empfängt und sendet das Basis WLAN Signal einfach ganz stumpf aus.

 

Tri-Band vs. Dual-Band vs. Software Update

Wenn Ihr Euch für ein WLAN Mesh System interessiert werdet Ihr über zwei Begriffe stolpern „Tri-Band“ und „Dual-Band“.

Tri-band bedeutet, dass alle Stationen drei WLAN Netzte aussenden. Ein 2,4GHz Netz und zwei 5GHz Netze. Eins dieser 5GHz Netze ist für Euch unsichtbar und wird für die interne Kommunikation genutzt.

Verbindet Ihr Euch also mit einem „Satelliten“ leitet dieser Eure Daten über dieses gesonderte 5GHz WLAN Netz an die Basis Station weiter. Das hat in der Theorie einen großen Geschwindigkeitsvorteil!

Dual-Band Systeme müssen hingegen ein 5GHz Band für den Hin und Rückkanal nutzen, was die effektive Leistung halbiert.

Daher sind Tri-Band Systeme zu bevorzugen, wenn es um das Maximum an Leistung geht.

Nun gibt es auch einige Hersteller, wie AVM oder ASUS, welche normale WLAN Router und Repeater „Mesh fähig“ per Software Update machen.

Ist dies wirklich ein echtes Mesh WLAN System? Jein, erfahrungsgemäß synchronisieren solche Systeme einfach nur ihre Einstellungen miteinander und nutzen die gleiche SSID. Teilweise ist auch der Übergang, das Roaming, etwas verbessert, aber solche Systeme sind eher als „Repeater+“ zu betrachten.

Solltet Ihr natürlich bereits einen Router haben, welcher per Software Update Mesh fähig wurde, ist das natürlich eine günstige Alternative.

 

Warum sind sich so viele Mesh Systeme so ähnlich?

Viele Mesh WLAN Systeme sind sich extrem ähnlich was die technischen Daten angeht. Die meisten haben 300Mbit auf dem 2,4Ghz Band und 867Mbit auf dem 5Ghz Band, wie kommt das?

Folgendes ist von mir nur eine Vermutung! Aber ich glaube, dass die meisten Mesh Systeme mehr oder weniger identisch sind.

Qualcomm scheint eine Art WLAN Router Chipsatz anzubieten, welcher diese besonderen Mesh Fähigkeiten besitzt. Es gibt von diesem Qualcomm Chip eine Handvoll unterschiedlicher Versionen, welche aber im Kern sehr ähnlich sind.

Ich nehme an, dass in den meisten WLAN Mesh Systemen genau dieser Chipsatz(Funkmodul) zum Einsatz kommt und daher die technischen Daten mehr oder weniger identisch sind.

Achtet darauf, die meisten Mesh Systeme haben zwei LAN Ports pro Station und keine USB Ports.

 

Vor und Nachteile von Mesh Systemen

Hier einmal ganz grob zusammengefasst was meiner Erfahrung, pauschal gesagt, die Vor- und Nachteile von Mesh WLAN Systemen sind.

Positiv

  • Sehr einfache Einrichtung
  • Gute Reichweite….
  • Gute bis sehr gute Alltagsleistung
  • Problemloser Einsatz und wartungsfreier Einsatz
  • Schneller/Nahtloser Wechsel zwischen den einzelnen Stationen
  • Eine SSID für alles
  • App Steuerung für die meisten Systeme vorhanden….
  • Bridge Funktionalität integriert

Negativ

  • Oftmals nur eine SSID für 2,4GHz und 5GHz einstellbar
  • ….. Abstand zwischen den einzelnen Stationen darf aber nicht zu groß sein, da ansonsten das Tempo stark sinkt
  • Software und Bonus Feature meist stark vereinfacht
  • ……. Teilweise aber keine Web UI vorhanden

Gerade was die Reichweite angeht darf man auch bei einem Mesh System keine Wunder erwarten. Die Distanz zwischen den einzelnen Knotenpunkte darf nicht zu groß sein. In der Regel wird für die Kommunikation das 5GHz Band verwendet, welches meist keine super hohe Reichweite besitzt.

Bei mehr als 3-4 normalen Wänden wird es langsam kritisch. Hier fällt die Geschwindigkeit des „Uplinks“ langsam ein gutes Stück ab, wodurch das Netz langsam werden kann. Im Optimalfall sollte ein Knotenpunkt alle 1-2 Räumen entfernt stehen, oder wenn vorhanden an jedem Ende eines langen Flurs, oben und unten in einem Treppenhaus usw.

Wenn Ihr hier etwas herumprobiert, ist es mit einem 3er Set sehr gut möglich ein 120-180m² Haus, mit normalen Wänden konstant und mit einem guten bis sehr gutem Tempo abzudecken.

Auch wenn Ihr mehrere Etagen habt, kann sich ein Mesh System lohnen. Plant aber mindestens einen Knotenpunkt pro Etage ein, welche im Optimalfall übereinander gelegen sein sollten.

Sehr praktisch, die LAN Ports an den kabellosen Mesh Knotenpunkte lassen sich für Computer oder andere Netzwerkgeräte nutzen.

Habt Ihr aber ein großes Haus 180m²+ mit dicken massiven Wänden kann auch ein Mesh System, selbst die besten, an seine grenzen stoßen. Hier funktioniert aber auch ein Repeater nicht oder nur schlecht. Für eine gute Leistung solltet Ihr in solch einer Situation auf kabelgebundene AccessPoints setzen.

 

Nur Marketing oder wirklich empfehlenswert?

Sind WLAN Mesh Systeme ganz pauschal gesagt nun aus meiner Sicht sinnvoll und empfehlenswert?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Hinter Mesh Systemen steckt sehr viel Marketing und auch teilweise etwas übertriebene Versprechen, gerade was die Reichweite angeht. Die einzelnen Mesh Stationen untereinander leben von einem starken Signal zueinander. Oftmals sind aber die Antennen eher mäßig gut. Habt Ihr dazu noch dicke Wände, kann es kritisch werden.

Für eine optimale Leistung sollten maximal 1-3 Wände (Ständerwände) zwischen den einzelnen Stationen liegen, was natürlich gerade bei großen Häusern nicht viel ist. Am besten funktionieren Mesh Systeme in Häusern mit dünnen Wänden.

Auch hatte ich teilweise das Gefühl, dass einige Mesh Systeme Probleme mit vielen kleinen Geräten haben. Gerade die Dual-Band Mesh Systeme haben ab (grob geschätzt) 12 Clients welche gleichzeitig im Netzwerk hängen gerne Probleme bzw. mit einem Einbruch der Geschwindigkeit zu kämpfen.

Das klingt jetzt vielleicht etwas negativ, aber solltet Ihr eine große Wohnung haben, in der nicht LAN Kabel verlegt sind (für kabelgebundene Access Points), dann können Mesh Systeme dennoch Gold wert sein!

WLAN Repeater haben die gleichen genannten Probleme, meist noch viel schlimmer. Hier ist ein gutes WLAN Mesh System ganz klar irgendwelchen 08/15 Repeatern vorzuziehen!

Ich habe dies mehrfach getestet und sofern man sich bei der Positionierung der einzelnen Knotenpunkte ausreichend Mühe gibt (wenn Ihr einen langen Flur durchs Haus habt, beispielsweise an diesem Flur entlang), kann ein Mesh System wirklich gut und wie beworben funktionieren. Besser als das beste Repeater Setup.

Beispielsweise das nahtlose wechseln von Smartphone, Notebook, Tablet usw. zwischen den einzelnen Stationen, zusätzlich zu der großen „Einfachheit“ sind große Pluspunkte für Mesh Systeme. Man muss sich einmal eingerichtet keine Gedanken mehr machen, einfach mit dem WLAN Netz verbinden, den Rest übernimmt das System.

Hier wäre ich auch durchaus bereit 300€ oder mehr auf den Tisch zu. Also Mesh Systeme sind nicht nur ein reines Marketing Produkt, sondern die Hardware, welche dahinter steht, ist für viele Nutzer die Lösung für das WLAN Problem. Leider ist es nur eine recht teure Lösung, welche auch keine Wunder Bewirken kann, das darf man nicht vergessen.

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Michael Barton
Michael Barton
Hi, hier schreibt der Gründer und einzige Redakteur von Techtest.org. Vielen Dank für das Lesen des Beitrags, ich hoffe dieser konnte dir weiterhelfen. Mehr Informationen über den Autor

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4 Kommentare

  1. Netgear bietet seit Ende 2017 für die Orbi ein Backhaul via Lan an. Das läuft super und ganz automatisch sobald Kabel eingesteckt ist und eine bessere Verbindung per Lan erkannt wird. Bei mir geht das sogar per Powerline ins entlegene Eck wo das Wlan nicht hinreichen würde (aber die zwei aufgebauten Wlans sich knapp überschneiden). Mit dem dreier Set habe ich durch dieses Feature endlich komplette Hausabdeckung.

  2. Natürlich reden wir nicht von einer Wunderlösung, aber alleine die Banalität für die „interne Kommunikation“ zwischen Satelliten eine eigene Frequenz zu verwenden bringt in großen Haushalten, mit tendenziell wenig Bandbreite viel.
    Du würdest lachen wieviel Städte es in Österreich gibt, die mit 5-20 Mbit rumgurken.

  3. Vielen Dank für den guten Einstiegsartikel. Ich weiß Klugscheißer mag keiner. Dennoch stößt mir – auch in gut geschriebenen Artikeln – die Wortschöpfung WLAN-Netz(werk) immer wieder sauer auf. Wireless Local Area Network Netzwerk ergibt leider gar keinen Sinn. Alternativ gäbe es z. B. die Termini WiFi-Netzwerk oder drahtloses Netzwerk. Im Zweifel ist es immer das WLAN.

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