Mit dem UniFi 6 Long-Range hat Ubiquiti seinen zweiten WLAN 6 AccessPoint 2021 auf den Markt gebracht. Dieser soll dabei sowohl eine höhere Datenrate als der kleine UniFi 6 Lite bieten, wie auch eine höhere Reichweite.
Dafür wird mit rund 180€ aber auch ein höherer Preis fällig. Wollen wir und da doch einmal im Test ansehen ob der UniFi 6 Long-Range überzeugen kann und ob die Reichweite wirklich merklich höher ist als beim UniFi 6 Lite.
Der Ubiquiti UniFi 6 Long-Range im Test
Der UniFi 6 Long-Range ist bereits auf den ersten Blick etwas imposanter als der kleine UniFi 6 Lite. So ist der Long-Range mit ca. 22,5 cm im Durchmesser ein gutes Stück größer.
Dabei setzt Ubiquiti aber auf das vertraute Teller-Design, welches auch schon bei den AC Modellen genutzt wurde.
Was allerdings die Massivität angeht hat Ubiquiti einiges zugelegt! So ist der Long-Range wie auch schon der Lite aus einem sehr massiven Kunststoff gefertigt. Der Access Point wiegt satte 793g, zum vergleich der alte AP AC Pro kommt lediglich auf 293g!
Abseits des „UniFi 6“ Schriftzugs auf der Front ist der Ubiquiti UniFi 6 Long-Range beispielsweise kaum vom ähnlich großen AC HD zu unterscheiden.
Wie üblich sehr überschaubar fällt die Anschlussvielfalt aus. Wir haben genau einen Gbit Lan Port auf der Rückseite, welche auch für die Stromversorgung genutzt wird. Ihr müsst also PoE nutzen, einen gesonderten Netzteilanschluss gibt es nicht.
Mit im Lieferumfang des Access Points findet sich die Wandhalterung und diverse Schrauben.
Ein PoE Injector ist nicht enthalten! Ihr müsst also einen PoE fähigen Switch besitzen oder einen passenden Injector bei Ubiquiti für ca. 10€ kaufen.
Das UniFi System
Solltet Ihr jetzt als Privatperson die Verlockung haben einen UniFi Access Point zu kaufen, überlegt Euch dies gut! UniFi ist kein Heimnutzersystem.
Um UniFi Hardware zu nutzen benötigt Ihr einen Controller. Ein Controller ist eine Software welche die UniFi Komponenten verwaltet. Die einzelnen Komponenten verfügen über keine Benutzeroberfläche!
Anstelle dessen werden diese in den Controller importiert und alle gemeinsam verwaltet. Dies ist bei großen Installationen mit eventuell duzenden AccessPoints essenziell.
So landen auch alle Daten und Statistiken der Access Points in einer Benutzeroberfläche.
Diese Controller Software sollte aber 24/7 laufen, damit Statistiken usw. richtig angezeigt werden. Ubiquiti bietet hierfür den so genannten Cloud Key an, ein kleiner Hardware Stick. Alternativ könnt Ihr UniFi auch auf einem eigenen Server oder Raspberry PI installieren.
Ohne diese gesonderte Hardware geht es aber bei UniFi nicht.
Software
Die Software beim UniFi 6 Long-Range sieht wie bei allen anderen UniFi Geräten aus, was natürlich dran liegt, dass hier die gleiche Controller Software zum Einsatz kommt. Daher werde ich einfach, faul wie ich bin, hier den Teil aus dem UniFi 6 Lite Artikel kopieren 😉
Habt Ihr Euren UniFi Controller eingerichtet und in diesem ein Netzwerk angelegt, dann müsst Ihr den UniFi 6 Long-Range einfach nur mit Eurem Netzwerk Verbinden und diesen „adoptieren“. „Adoptieren“ bedeutet einfach das Ihr eine Schaltfläche klicken müsst und anschließend wird der AccessPoint automatisch eingebunden.
Anschließend startet dieser das Aussenden des WLAN Netztes. Die Einstellungen sind dabei eher überschaubar. Ihr könnt die Sendeleistung anpassen, die Frequenz und die Kanalbreite. Auch Feature wie band steering usw. lassen sich zu- und abschalten.
Über die UniFi Software könnt Ihr dabei jederzeit sehen wie viele Clients mit dem AccessPoint verbunden sind und wie hoch die Netzauslastung durch diese ist. So könnt Ihr schnell Clients identifizieren die Euer WLAN „überbelasten“. Solche Clients lassen sich via UniFi auch drosseln.
Weitere Funktionen wie Gastnetzwerke usw. lassen sich auch erstellen. Für ein professionelles System habe ich aber teils das Gefühl, dass dieser Bereich bei UniFi nicht ganz so gut ausgebaut ist. Merkai Go von Cisco bietet hier einige weitere Statistiken und Optionen.
Interessanterweise ist die Status-LED beim Long-Range anscheinend eine RGB LED, denn Ihr könnt in der Software die Leuchtfarbe des LED Rings anpassen. Dieses Feature hatte der UniFi 6 Lite noch nicht.
Technik des UniFi 6 Long-Range
Folgende Technische Daten bietet der Ubiquiti UniFi 6 Long-Range:
- 4×4 Design
- 600Mbit auf dem 2,4Ghz Band
- 2400Mbit auf dem 5Ghz Band (WLAN 6)
- 11ax (Wi-Fi 6) Unterstützung
- Kanalbreite bis zu 160Mhz
- 1x Gbit LAN
Mit bis zu 2400Mbit ist der UniFi 6 Long-Range ein durchaus flotterer WLAN Access Point. Etwas verwundert hat mich dabei die Angabe, dass wir sowohl ein 4×4 Design wie auch 160 Mhz Kanalbreite besitzen, aber „nur“ 2400Mbit.
Normalerweise sollte ein Router mit diesen beiden Featuren bis zu 4804 Mbit erreichen können.
Der Leistungstest
Wie steht es aber nun um die Leistung des UniFi 6 Long-Range? Folgende Tests sind „optimal“-Werte auf kurzer Distanz.
Im großen Testfeld in Kombination mit dem TP-Link T9E (WLAN 5) kann sich der UniFi 6 Long-Range im oberen Mittelfeld bis unterem Oberfeld einordnen. Dies ist kein schlechtes Ergebnis und nochmals ein gutes Stück flotter als der UniFi 6 Lite.
Das gute Abschneiden wird nochmals deutlicher wenn wir diesen mit anderen Business Grad WLAN Access Points vergleichen. Diese sind in der Regel nicht auf eine Peek-Performance optimiert, wie beispielsweise die Modelle von ASUS und Co.
Business Grad Access Points sollen eine möglichst hohe Stabilität und Performance mit vielen Clients bieten.
Aber wie steht es um die WLAN 6 Leistung?
Hier fährt der UniFi 6 Long-Range ist Limit des Gbit LAN Ports, mit rund 118MB/s. Dies würde ich als starkes Ergebnis durchgehen lassen, für mehr Leistung in diesem Test benötigt es 2,5Gbit oder 10Gbit LAN Ports.
Long-Range = hohe Reichweite?
Ubiquiti empfiehlt den UniFi 6 Long-Range besonders für Anwendungen wo Ihr eine hohe Reichweite benötigt. Aber ist die Reichweite des „Long-Range“ wirklich so viel besser als beispielsweise vom Lite?
Hier habe ich zwei Tests durchgeführt. Für beide Tests wurden die AccessPoints nebeneinander gestellt und aufs gleiche Band, Frequenz usw. eingestellt.
- Test 1 ca. 15 Meter freies Feld, nur durch eine Glasscheibe
- Test 2 ca. 10 Meter durch 3 Wände hindurch
Wichtig, 2,4Ghz ist mittlerweile so viel langsamer das dieses selbst auf hohen Distanzen schlechter ist als 5Ghz. Dies haben die Tests bestätigt, daher kümmere ich mich hier nur um die 5Ghz Werte.
Auf weitestgehend freiem Feld konnte der Long-Range ca. die 2-3x Leistung des Lite liefern. Hier macht der Long-Range also seinem Namen alle Ehre.
Haben wir allerdings diverse Hindernisse wie Wände usw., dann glich sich die Leistung beider Access Points fast auf ein identisches Level an.
Rein subjektiv meine ich dennoch eine leicht bessere Reichweite des Long-Range in meiner Wohnung festgestellt zu haben. Einen massiven Unterschied scheint es aber auf freiem Feld zu geben.
Leistungsaufnahme
Ich kann die Leistungsaufnahme des UniFi 6 Long-Range nur indirekt messen, da hier PoE genutzt wird. Ich muss mich hier also auf die Leistungswerte verlassen die mein Switch ausspuckt.
Mit 6,88W benötigt der LR etwas mehr Strom als der Lite und der alte AP AC Pro. Allerdings sind 6,88W weiterhin als sehr wenig zu bezeichnen.
Fazit
Ich halte den Ubiquiti UniFi 6 Long-Range für den aktuell empfehlenswertesten Access Point in Ubiquitis LineUp!
Dies liegt einfach an der Kombination aus guter Performance und dem aktuellen WLAN 6 Standard. Mit 2400Mbit im maximum und dem Support der 160Mhz Kanalbreite ist der UniFi 6 Long-Range sehr vernünftig ausgestattet.
So werdet Ihr kaum WLAN 6 Geräte in der Praxis finden die mehr als 2400Mbit schaffen. Die aktuell beste und populärste WLAN Karte in Notebooks ist die Intel AX200, welche auch diese 2400Mbit im Maximum erreicht. Das Zusammenspiel aus Intel AX200 und Ubiquiti UniFi 6 Long-Range funktionierte dabei 1a.
Was die Reichweite angeht bietet der Long-Range durchaus eine überdurchschnittliche Leistung, dies ab primär auf offenem Feld! Durch Wände hindurch ist die Leistung lediglich als leicht überdurchschnittlich zu bezeichnen.
Dennoch ist das Fazit am Ende absolut Positiv! Seid Ihr im UniFi Ökosystem, dann ist der UniFi 6 Long-Range eine absolute Empfehlung wert!
Möchte den AP zentral an der Decke einer Wohnung platzieren. Zu jeder Außenwand sind maximal 5-7 Meter und jeweils nur eine Wand dem Wlan zu den jeweiligen Räumen „im Weg“. reicht hier der AC Lite für eine gute 5Ghz Versorgung oder zahlt sich hier doch der U6-LR aus?
Ich meinte „reicht der U6-Lite“ 🙂 sorry
Ich habe gestern herausgefunden, warum mein U6-LR eigentlich kaum Reichweitenvorteile zum AC Pro bringt. Insoweit würde mich auch interessieren, inwieweit der Test von 5 GHz relevant ist. Ich erkläre mal meine Beweggründe und meine Ergebnisse:
Die zwei Geräte, die bei mir WLAN-Probleme haben sind eine Menneckes Wallbox, welche in der Garage hängt und zwei Wände zwischen den AP im Wohnzimmer sind sowie eine Netatmo Doorbell, welche ebenfalls zwei Wände dazwischen hat. Beide Geräte verbinden sich ausschließlich mit 2,4 GHz, denn die 5 GHz kommen da nicht sauber an bzw. die Doorbell unterstützt eh nur 2,4 GHz.
Jetzt habe ich lange herumgeforscht, warum sich trotz Wechsel des vermeintlich besseren AP nicht wirklich eine Änderung ergeben hat, diese Problemkandidaten betreffend und bin dann zu dem Ergebnis gekommen, dass es daran liegt, dass ich wie der Autor in Deutschland lebe. Denn die vermeintlichen Daten klingen ja alle ganz toll, jedoch ist das WLAN-Signal in Deutschland auf 20 dbm (2,4 GHz) bzw. 23 dbm (5 GHz) begrenzt. Das heißt, selbst mein AC Pro hätte in US-amerikanischem Betriebsmodus womöglich bereits ausgereicht, der U6-LR hat mir hier aber keinerlei Vorteile gebracht, denn die theoretisch höhere Sendeleistung und damit höhere Reichweite, kann ich in Deutschland ja gar nicht nutzen! Insoweit helfen mir auch die 5 GHz-Ergebnisse reichlich wenig, wenn auch ich hier tatsächlich 1 dbm (vermutlich jener, der im Test auffällt) dazu gewinnen kann, auf Reichweite aber sowieso kein 5 GHz-Signal mehr ankommt oder die Clients es eh nicht unterstützen. Auf kurze Distanzen und wenig Hindernisse, ist mir durchaus klar, dass der Durchsatz bei 5 GHz in Summe besser sein kann, jedoch habe ich mir ja den Long Range just wegen des Namens zugelegt, also einer größeren Reichweite, ich erwarte sowieso nicht, auf die Reichweite ein super Signal zu haben, aber wenigstens einen passablen Datenstrom, da es dann u.a. auch um den Zugriff über die Cloud geht, ist es mir bei einem Upstream zwischen 10 und 40 Mbit/s eh schnuppe, wenn da nicht die Gross an Performance ankommt, die bekomme ich ja eh nicht durch den Upstream.
Stellt sich die Frage, was wäre denn nunmehr die Lösung? Mit weiteren Repeatern arbeiten, bspw. auf den Beacon zu warten, dass dieser dann endlich verfügbar wird (trotz Chipmangel), zwei AP anzubringen (wobei ich da kein Kabel liegen habe), …?
Und hier dann auch die Antwort auf Thomas Frage: vgl. https://evanmccann.net/blog/2021/2/unifi-6-lite-review jedoch unter der Berücksichtigung, dass die Signalstärkenvorteile des U6-LR in Deutschland nicht genutzt werden können! Das bedeutet, für nahe Geräte mit WLAN 5 3×3 gibt es durchaus einen merklichen Unterschied, ansonsten würde ich die Vorteile für absolut marginal sehen.
P.S.: Auch ich würde meinen Beitrag noch ergänzen => hat jemand eine Ahnung, warum das in Deutschland derart „kastriert“ ist? Ich meine, ok 20 dbm sind (etwas griffiger vielleicht) 100 mW Sendeleistung, 29 dbm sind nahe an 1000 mW Sendeleistung, wir reden hier also von einer Verzehnfachung! Wird man dabei tatsächlich derart „gegrillt“ weswegen man das hier so rigoros begrenzt oder was sind die Ursachen?
Habe gehört ab Kanal 100 kann man mehr Sendeleistung, auch in Deutschland. Ob das geht werde ich bis Ende des Jahres wissen. Leider kann der U6-LR nur bei 5 GHz WiFi 6 und der limitierende 1 GBit Port stört mich auch, aber trotzdem dürfte der LR in Kombination mit zwei 6-Lite für meine Anwendung der beste Kompromiss sein.
Kommt noch ein Test zu dem U6-Pro?
Ja, 5GHz wird für u.a. für die Rettungshubschrauber, deren Radar benutzt und auch dem Militär
Laut Ubiquiti ist der LAN Port an den Wifi6 Geräten doch ein 2.5GBit Port…
Das wäre mir neu. Sofern ich es richtig weiß hat das nur der U6 Enterprise.