Eins von Synologys spannendsten Produkte ist ohne Frage das DVA3221 “Deep Learning NVR”. Überwachungskameras steuern, verwalten und Aufzeichnen kann jedes Synology NAS, aber die Modelle der DVA Serie verfügen über KI Feature, wie Objekterkennung, Gesichtserkennung, Personenzählung usw.
Das Synology DVA1622 ist mit 2700€ aber schon extrem teuer! Dies macht das neue Synology DVA1622 umso spannender. So verfügt das DVA1622 ebenfalls über die KI unterstützenden Feature, kostet mit rund 700€ aber ein gutes Stück weniger.
700€ für ein “2-Bay NAS” ist aber natürlich weiterhin eine Stange Geld! Allerdings die KI Feature rund um das NVR (Network Video Recorder) können diesen Preis durchaus rechtfertigen, wenn sie so gut wie versprochen funktionieren!
Wie steht es aber um andere Funktionen? Lasst sich das DVA1622 abseits der NVR Funktionalität wie ein normales Synology NAS nutzen?
Finden wir all dies im Test heraus! An dieser Stelle vielen Dank Synology für das Ausleihen des DVA1622 für diesen Test.
Synology DVA1622 im Test, auf den ersten Blick ein normales NAS
Auf dem ersten Blick ist das Synology DVA1622 ein normales 2-Bay Synoplogy NAS System aus der “+” Klasse.
So setzt dieses auf das bekannte und sehr schick aussehende Gehäuse aus matt grau/schwarzem Kunststoff. Auf der Front finden wir zwei Hot-Swapt HDD/SSD Schächte, welche komplett werkzeuglos für 3,5 Zoll Laufwerke funktionieren. 2,5 Zoll Laufwerke/SSDs müssen allerdings verschraubt werden.
Mit 166 mm x 106 mm x 223 mm ist das DVA1622 dabei angenehm kompakt und kann in so ziemlich jedem Büro Platz finden.
Auf der Rückseite des NAS finden wir den Anschluss für das Netzteil, Gbit LAN, HDMI und einen 120mm Lüfter.
Software, auf den ersten Blick ein normales Synology NAS
Das DVA1622 sieht nicht nur optisch auf den ersten Blick wie ein normales Synology NAS System aus, auch die Software ist “normal”. Wir haben hier abseits der Synology Surveillance Station keine “besonderen” Anpassungen.
Dies halte ich aber für gut, denn so kannst du das DVA1622 nicht nur als NVR nutzen, sondern auch als erstklassiges NAS.
So nutzt das DVA1622 wie die meisten aktuellen Synology Systeme DSM 7.1 als Betriebssystem. Kennst du die NAS Systeme von Synology nicht, dann wirst du vielleicht von der Benutzeroberfläche etwas überrascht sein.
Die Benutzeroberfläche bei Synology NAS Systemen ist nicht einfach nur eine “WebUI”, wie bei TrueNAS und Co., sondern du hast wirklich ein Betriebssystem in deinem Webbrowser, inklusive Fenstern-Manager, Multitasking usw.
Dabei ist Synologys DSM 7.1 auch extrem nutzerfreundlich. Alle Optionen und Einstellungen besitzen eine schöne und verständliche UI. Du muss hier keine Konsolenbefehle nutzen, um an dein Ziel zu kommen, alles hat eine grafische Benutzeroberfläche.
Speicher-Manager
Nach der Einrichtung solltest du zunächst den Speicher-Manager aufsuchen. Hier kannst du deine Festplatten bzw. SSD konfigurieren.
Das Synology DVA1622 verfügt allerdings nur über zwei Festplatten-Schächte. Entsprechend sind die Optionen hier überschaubar.
Du kannst mit dem DVA1622 ein RAID 0, RAID 1 oder JBOD erstellen. Empfohlen ist hier klar das RAID 1, bei welchem Daten bei zwei eingesetzten Laufwerken gespiegelt werden. Dies halbiert zwar deine nutzbare Kapazität, schützt dich aber gegen einen unerwarteten Festplatten-Ausfall.
Wie die meisten größeren Synology NAS Systeme kann auch das DVA1622 btrfs als Dateisystem nutzen, mit den Vorzügen dieses wie z.B. Snapshots.
Note Station
Eine meiner Lieblings Synology Apps, die Note Station. Die Note Station ist eine Art digitales Notizbuch im Style von Evernote / OneNote. Ihr könnt im Webbrowser, in einer Windows Desktop App oder in der DS Note Smartphone App Notizen mit Bilder, Tabellen usw. anlegen, welche dann basierend auf dem Nutzer synchronisiert werden.
Das Ganze funktioniert wunderbar auch über das Internet hinweg und macht einen Dienst wie Evernote wirklich überflüssig.
Audio Station
Die Audio Station ist so etwas wie Euer persönliches Spotify. Ihr könnt hier Eure Musiksammlung hinterlegen. Diese könnt Ihr dann via Webbrowser oder Smartphone App aufrufen und zwar via Internet auf Wunsch auch weltweit. Musik wird dabei sauber in Interpreten, Album usw. unterteilt.
Verbindet Ihr eine USB Soundkarte mit dem DS1821+ könnt Ihr Musik sogar direkt über das NAS wiedergeben.
Synology Drive
Synology Drive ist ein Synchronisationsdienst wie Dropbox, OneDrive nur halt über Euer NAS. Synology bietet hier Windows, Mac und Smartphone Apps an, die es erlauben Ordner über mehrere Geräte hinweg synchron zu halten.
Synology Foto
Synology Foto ersetzt die alte Photo Station und die Moments App. Bei Synology Fotos handelt es sich um eine Foto Verwaltung App/Webseite. Ihr könnt hier Fotos ähnlich wie bei Google Foto, Fotos hochladen, teilen, in Alben sortieren usw.
Das Hochladen der Fotos vom Smartphone aus kann dabei automatisch geschehen. Synology Foto ist zwar ein starker Ansatz, hat in der Praxis aber auch einige Nachteile gegenüber Google Foto. So werden in der Smartphone App nur bereits hochgeladene Bilder angezeigt (was nervig ist, wenn man unterwegs ist) und es fehlt eine Objekt-Erkennung, Karten-Ansicht usw.
Dennoch wenn Ihr etwas Ähnliches zu Google Foto mit gutem Datenschutz sucht, ist Synology Foto vielleicht ein interessanter Anlaufpunkt.
Synology Surveillance Station
Die Synology Surveillance Station ist natürlich der Grund, warum du dieses NAS kaufen willst. Die Synology Surveillance Station ist ein Netzwerk Video-Recorder für Überwachungskameras.
Dieser ist dabei universell einsetzbar mit Überwachungskameras vieler verschiedener Hersteller. So bietet Synology selbst eine Kompatibilitätsliste https://www.synology.com/de-de/compatibility/camera aber es sind auch viele Modelle wie von Reolink die nicht auf der Liste stehen, aber funktionieren.
Die Surveillance Station ist eine Art Unterbereich des DSM.
Du kannst hier Überwachungskameras hinzufügen, welche dann auf dem NAS aufgezeichnet werden. Dabei kannst du selbst bestimmten wann aufgezeichnet wird, dauerhaft oder beim Erkennen einer Bewegung usw.
Die Bewegungserkennung kann dabei von der Kamera selbst ausgeführt werden (wird nicht von allen Kameras unterstützt) oder von der Surveillance Station. Dabei ist die Logik für die Bewegungserkennung sogar recht gut!
Aufnahmen lassen sich dann im Browser ansehen, filtern usw. Zudem kannst du auf die Aufnahmen über die entsprechende Netzwerkfreigabe zugreifen.
Über die Desktop-Anwendung kannst du auch auf die intelligente Suche zugreifen. Diese erlaubt es dir z.B. nur in gewissen Bildbereichen nach Veränderungen zu suchen.
Grundsätzlich ist die Synology Surveillance Station extrem gut gemacht! Es gibt auch jede Menge Bonus Funktionen wie Zeitraffer usw.
Dabei unterstützt das Synology DVA1622 bis zu 16 Kameras zeitgleich und verfügt auch über entsprechende Lizenzen.
AI/KI bei der Video-Erkennung
Grundsätzlich läuft die Synology Surveillance Station auf allen Synology NAS Systemen. Die Besonderheit am DVA1622 sind die AI/KI Feature.
Diese werden in zwei Kategorien Unterteilt “Deep Video Analytics” und Gesichtserkennung.
Starten wir mit Deep Video Analytics:
- Personen und Fahrzeugerkennung
- Eindringungserkennung
- Personenzählung
- Fahrzeugzählung
Die meisten dieser Punkte sind selbsterklärend. Bei der Personen- und Fahrzeugerkennung kannst du einen Bereich auswählen in welchem die Bewegungserkennung gezielt auf Personen und Fahrzeuge reagiert.
Dies ist auch eine “erweiterte” Personen/Fahrzeugerkennung, welche deutlich genauer arbeitet als z.B. die Erkennung von Reolink und Co.
Die Eindringungserkennung erlaubt es dir einen virtuellen Zaun zu erstellen. Wird erkannt, dass dort jemand diesen Bereich überschreitet, dann wird eine Aufnahme gestartet und du kannst auch auf Wunsch benachrichtigt werden.
Die Personen- und Fahrzeugzählung macht das, was der Name sagt, es können ein/ausgehende Personen/Fahrzeuge gezählt werden.
In meinem Test funktionierten die Features in einem kleinen Umfeld auch absolut tadellos! Selbst auf größere Distanzen funktioniert die Eindringungserkennung sehr gut, sofern du das DVA1622 auch mit einem ausreichend gutem Video-Signal fütterst.
Gesichtserkennung erkennt sämtliche Gesichter in einem Video und ordnet diese Personen zu. So kannst du auch “VIPs” festlegen. Beispielsweise bekannte “VIPs” lösen keinen Alarm oder eine Aufzeichnung aus. Wird ein unbekanntes Gesicht erkannt, dann kann eine Aufnahme oder eine Benachrichtigung ausgelöst werden.
Die Gesichtserkennung hat bei mir im Test ebenfalls sehr gut funktioniert! Du kannst diese auch sehr detailliert anpassen, beispielsweise du kannst den Grenzwert für die nötige Übereinstimmung für die Erkennung eines Gesichts anpassen.
Allerdings gibt es hier eine wichtige Einschränkung! Das DVA1622 schafft nur zwei AI-Aufgaben gleichzeitig und auch anscheinend nur zwei Aufgaben in der gleichen Kategorie.
So ist es nicht möglich eine Deep Video Analytics Aufgabe, wie Eindringungserkennung und die Gesichtserkennung laufen zu lassen.
Entsprechend kannst du auch nur zwei Kameras mit solchen AI-Aufgaben ausstatten.
Performance (als NAS)
Im Synology DVA1622 steckt der Intel Celeron J4125, eine fähige CPU für ein NAS.
Daher überrascht es auch nicht, dass das Synology DVA1622 das volle Gbit LAN-Tempo mit ca. 110MB/s in beide Richtungen erreicht. Eine im Hintergrund laufende AI-Aufgabe hat die Leistung nicht negativ beeinflusst.
Erfreulicherweise bleibt die Performance auch bei verschlüsselten Laufwerken auf einem “perfekten” Level, für ein NAS mit GBit LAN.
Stromverbrauch
Der Stromverbrauch ist wichtiger denn je! Dies ist aber ein großer Vorteil von “Fertig-NAS” Systemen. Allerdings schwankt natürlich der Stromverbrauch des Synology DVA1622 extrem je nach Laufwerken und Last.
Wichtig, alle folgende Werte sind mit einer SSD! Mit einer HDD wird der Stromverbrauch um 4-8W steigen, bzw. das doppelte davon bei zwei HDDs.
Im Leerlauf, ohne Kameras usw. benötigt das Synology DVA1622 gerade einmal 4,4W, was extrem wenig ist.
Verbindest du aber Kameras mit dem NAS oder hast AI-Aufgaben, dann steigt der Stromverbrauch deutlich. Mit zwei Kameras schwankte der Stromverbrauch bei mir sehr stark zwischen 7W und 15W.
Fazit
Mit dem DVA1622 hat Synology ein NAS im Sortiment, das ich mir schon lange wünsche. Die Deep Learning NVR-Serie von Synology ist extrem spannend, aber das bisher einzige Modell, das DVA3221, mit 2800€ etwas teuer für den normal Nutzer.
Das DVA1622 ist mit unter 700€ da um einiges bezahlbarer. Dabei bringt dies einige spannende Feature mit.
Zunächst ist das DVA1622 ein ganz normales 2 Bay Synology NAS. Dieses verfügt über die schönste und einfachste NAS-Benutzeroberfläche und einen geradezu gigantischen Funktionsumfang. Die Software ist ganz klar das Highlight an jedem Synology NAS.
Dabei erreicht das DVA1622 die volle Gbit LAN-Geschwindigkeit, knapp über 100MB/s in beide Richtungen, verschlüsselt und unverschlüsselt.
Allerdings suchst du nur ein NAS dann kannst du dies günstiger haben als mit dem DVA1622.
Das DVA1622 zeichnet sich primär aufgrund der Überwachung-Spezifischen Feature aus. Die Synology Surveillance Station ist zwar für jedes Synology NAS verfügbar, aber das DVA1622 unterstützt bis zu 16 Kameras und du brauchst nicht mehr Lizenzen kaufen.
Zudem bietet dieses die AI/KI Feature des großen DVA3221. Es gibt eine Personen-Erkennung, Personen-Zählung, Eindringungserkennung und sogar eine Gesichtserkennung.
Diese funktionieren auch absolut tadellos und sehr zuverlässig! Wir sind hier absolut im profi-Bereich unterwegs.
Allerdings gibt es hier eine Einschränkung, es können nur 1-2 “KI” Funktionen gleichzeitig aktiv sein. Du kannst also beispielsweise nur auf zwei Kameras eine Eindringungserkennung laufen lassen, aber keine Eindringungserkennung und Gesichtserkennung.
Sicherlich eine Einschränkung die zu teilen an der Hardware des DVA1622 liegt und vielleicht auch das große DVA3221 nicht ganz überflüssig machen soll.
Dies ist auch am Ende der einzige Kritikpunkt, den ich am Synology DVA1622 habe. Reicht dir die Gesichtserkennung auf bis zu zwei Kameras oder die Personen/Eindringungserkennung auf bis zu zwei Kameras (+ bis zu 14 Kameras die normal aufnehmen), dann Daumen hoch für das DVA1622.
Ansonsten musst du dich nach einer anderen Lösung umsehen oder zum teuren DVA3221 greifen.
Schöner Test. Man findet sonst nicht viel unabhängige Information zum Gerät. Weiter so!