Solidigm ist sicherlich noch eine recht neue Marke im Bereich der SSD und Speicherprodukte. Aber Solidigm ist einer der wichtigsten und spannendsten Hersteller in diesem Bereich!
Hinter Solidigm steckt SK Hynix, welche Intels SSD Sparte gekauft haben und diese unter dem Namen Solidigm weiterführen.
SK Hynix wiederum ist zwar auf dem Europäischen Endkunden-Markt nicht so bekannt, aber diese fertigen ihre Controller und NAND-Chips. SK Hynix SSDs sind dabei vor allem für Ihre sehr gute Energieeffizienz bekannt.
Mit der P44 Pro hat Solidigm nun auch eine High End SSD auf den Markt gebracht, welche nach der Leistungskrone greifen soll. Aber gelingt dies?
Kann die Solidigm P44 Pro ihren hohen Preis rechtfertigen? Finden wir es im Test heraus!
Die Solidigm P44 Pro im Test
Die Solidigm P44 Pro ist eine High End PCIe 4.0 SSD. Allerdings wird die SSD nicht speziell an Gamer vermarktet. Entsprechend ist das Design der SSD sehr schlicht.
Wir haben ein wertiges schwarzes PCB und einen einfachen, aber “eleganten” Aufkleber. So wirkt die SSD nicht billig, aber es wäre auch nicht sofort ersichtlich, dass dies eins der teuersten Modelle im Consumer Bereich derzeit auf dem Markt ist.
Entsprechend verzichtet Solidigm aber auch komplett auf einen Kühlkörper oder Ähnliches.
Die Technik der Solidigm P44 Pro
Die Solidigm P44 Pro setzt auf einen SK Hynix eigenen Controller, welcher sich einfach “Aries” nennt. Dieser wird mit einem 176 Layer TLC NAND ebenfalls von SK Hynix kombiniert.
176 Layer NAND ist aktuell die Königsklasse unter den Speicherchips. Die meisten aktuellen High End SSDs nutzen 176 Layer NAND, aber meist vom Micron. Auch die neue Samsung 990 Pro nutzt 176 Layer NAND, aber aus eigener Fertigung.
Es ist aber davon auszugehen, dass Sk Hynix NAND Samsung und Micron in nichts nachsteht.
Kapazität | 512GB | 1TB | 2TB |
Preis (ca.) zum Zeitpunkt des Tests | 90 € | 145 € | 250 € |
Lesen | 7000 MB/s | 7000 MB/s | 7000 MB/s |
Schreiben | 4700 MB/s | 6500 MB/s | 6500 MB/s |
TBW | 500 TB | 750 TB | 1200 TB |
Aktuell ist die Solidigm P44 Pro in drei Größen verfügbar, 512 GB, 1TB und 2TB. Lesend sollen alle drei Versionen bis zu 7000 MB/s erreichen. Schreiben sollen die beiden großen Versionen 6500 MB/s erreichen und die kleine Version 4700 MB/s.
Wichtig, selbst die 2TB Version hier im Test ist nur einseitig mit Speicherchips bestückt!
Datenschutz
Alle Daten, die Du auf die SSD schreibst, werden immer mit 256 Bit verschlüsselt. So unterstützt die Solidigm P44 Pro nicht nur 256bit AES, sondern auch TCG Pyrite 2.01. Dies erleichtert unter anderem ein vollständiges Löschen der SSD, denn es reicht einfach diesen generierten Schlüssel zu löschen und alle Daten auf der SSD sind unbrauchbar.
Hierfür gibt es diverse Tools und sogar auch Mainboards, die einen entsprechenden Befehl an die SSD senden können.
Die Verschlüsselung kann aber natürlich auch zur Unterstützung von beispielsweise Bitlocker genutzt werden.
Das Testsystem
Folgendes Testsystem kommt für folgende Benchmarks zum Einsatz
- AMD Ryzen 5 7600X
- ASUS ROG Strix X670E-E Gaming WIFI
- 16GB RAM
- Windows 11 Pro 22H2
Solidigm NVME Treiber
Solidigm bietet für die P44 Pro eigene NVME Treiber an. Normalerweise nutzen SSDs die Microsoft NVME Treiber, welche mit jeder NVME SSD funktionieren.
Bei der P44 Pro kannst du aber die Solidigm Treiber nachinstallieren. Diese sollen die Leistung der SSD verbessern.
Ich kann auch bestätigen, dass die Treiber die Leistung der SSD verbessern, aber wir sind hier in einem Bereich von 0% bis 10%.
Theoretische Tests
Wir starten den Test mit einem absoluten Klassiker, CrystalDiskMark 8. Schauen wir uns zunächst hier einmal die Datenraten an, beginnend mit den lesenden Werten.
Lesend konnte die Solidigm P44 Pro 7403 MB/s erreichen, was in meinem kleinen Testfeld Platz 3 hinter der ADATA S70 Blade und der Samsung 990 Pro ist. Damit übertrifft die SSD ihre Werksangabe von 7000 MB/s deutlich!
Schreibend kann diese mit 6875 MB/s die Werksangabe ebenfalls etwas übertreffen. Dies ist sogar das beste Ergebnis, das ich bisher bei einer SSD gesehen habe! Damit kann diese sogar die Samsung 990 Pro schlagen, sehr gut!
CrystalDiskMark kann auch die IOPS und die Zugriffszeiten von SSDs messen. Hier bin ich mir aber etwas unsicher, wie vertrauenswürdig diese Messungen sind, denn diese sind teils etwas merkwürdig.
So schneidet hier die P44 Pro vergleichsweise schlecht ab, gemeinsam mit der Samsung 990 Pro.
Neben CrystalDiskMark gibt es aber weitere Benchmark-Tools. Beginnen wir mit AS SSD, welches uns neben den Datenraten auch einen Score präsentiert.
Hier setzt sich die P44 Pro vor die Samsung 990 Pro und die Corsair MP600 Pro LPX, was eine durchaus realistische Einschätzung ist.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Anvil’s Storage Utilities, welches die P44 Pro ebenfalls auf Platz 1 setzt.
PC Mark
PC-Mark versucht in seinem Speicher-Benchmark alltägliche Anwendungen, wie Office Anwendungen, Spiele usw. zu simulieren.
Hier gibt es zwei Tests, die „Quick“ und die „volle“ Version. Die „volle“ Version nutzt größere Dateigrößen, entsprechend schneiden hier SSDs mit schlechterer Schreibgeschwindigkeit oder aggressivem Scheibcache schlechter ab.
Und hier geht der Siegeszug der P44 Pro weiter. Auch PC Mark bescheinigt der SSD in allen Tests Bestleistung! Vor der Samsung 990 Pro und der WD SN850X.
3D Mark SSD Test
Schauen wir uns auch einmal den neuen 3D Mark SSD Test an. Im Gegensatz zu anderen Tests misst dieser nicht nur einfach die Datenraten usw., sondern dieser simuliert das Laden echter Spiele (mit deren Spiele-Daten usw).
Folgendes testet der 3D Mark SSD Test:
- Loading Battlefield™ V from launch to the main menu.
- Loading Call of Duty®: Black Ops 4 from launch to the main menu.
- Loading Overwatch® from launch to the main menu.
- Recording a 1080p gameplay video at 60 FPS with OBS (Open Broadcaster Software) while playing Overwatch®.
- Installing The Outer Worlds® from the Epic Games Launcher.
- Saving game progress in The Outer Worlds®.
- Copying the Steam folder for Counter-Strike®: Global Offensive from an external SSD to the system drive.
Spannenderweise kann die WD Black SN850X hier die Solidigm P44 Pro sogar schlagen. Die P44 Pro setzt sich aber auf Platz 2 meines Testfelds.
Final Fantasy Endwalker
Der Final Fantasy Endwalker Benchmark soll zwar eigentlich die Grafikleistung eines Systems messen, zeigt aber auch die Ladezeiten an. Dies sogar recht gut reproduzierbar!
Hierdurch ist dieser auch für SSD Benchmarks durchaus interessant.
An dieser Stelle mal ein kleines Lob an die SN850X von Western Digital, welche ihrem Namen als “Gaming” SSD anscheinend wirklich gerecht wird und einen guten 2. Platz einfährt, hinter der Solidigm P44 Pro. Hier sehen wir aber auch das die SSDs alle recht dicht beieinander sind.
WinRAR Test
Kopieren wir zum Schluss noch zwei große Archive auf die SSD, welche wir anschließend von dieser entpacken.
Datei-Paket A – Installation von Tiny Tinas Wonderland ca. 52GB
Datei-Paket B – Installation von Tiny Tinas Wonderland, Total War Warhammer 3 und GW2 ca. 231 GB
Bei Datei-Paket A ist die Solidigm P44 Pro mit 33 Sekunden die schnellste SSD. Allerdings liegen hier alle Modelle recht dicht beieinander.
Bei Datei-Paket B ist die WD SN850+ erstaunlicherweise etwas schneller. Dies liegt am größeren SLC Cache der SN850+. Die Solidigm P44 Pro kann sich aber einen guten 2. Platz vor der Samsung 990 Pro sichern.
SLC Cache
Moderne SSDs nutzen alle einen so genannten SLC Cache. Ein Teil der SSD lässt sich also mit einem deutlich höheren Tempo beschreiben. Dieser Teil der SSD wird immer wieder im Hintergrund frei geräumt, aber wenn du auf einmal hunderte GB-Daten kopierst, dann kann dies schon auffallen.
Starten wir mit einem H2TestW Test. H2TestW schreibt einfach die SSD voll, ganz einfach.
Es dauerte 18:46 Minuten die SSD einmal voll zu schreiben, was recht flott ist. Dies ist +- genauso schnell wie bei der WD SN850X.
Der Cache der 2TB Solidigm P44 Pro ist ca. 300GB groß.
Nachdem der Cache gefüllt ist, schreibt die SSD mit beachtlichen 1650 MB/s weiter. Nach der Samsung 990 Pro der beste Wert, den ich bisher gesehen habe.
Damit ist die Solidigm P44 Pro auch für das Kopieren von großen Datenmengen gut geeignet.
Temperatur
Werfen wir noch einen Blick auf die Temperatur der SSD. Hierfür lasse ich einmal CrystalDiskMark mit dem 5x 64GB Setting durchlaufen und messe währenddessen die SSD Temperatur.
Diese wird im Testsystem nicht aktiv gekühlt und bekommt lediglich einen minimalen Luftstrom vom CPU-Kühler mit.
Die Solidigm P44 Pro ist leider eine recht heiße SSD. Ohne gesonderten Kühler wirst du diese mit konstanter Last sicherlich zum Überhitzen bekommen.
Laut Wärmebild erreichte die SSD bei diesem recht kurzen, aber auch intensiven, Test am heißesten Punkt 82,7 Grad.
Stromverbrauch
Leider ist das Messen des Stromverbrauchs bei M.2 SSDs etwas nicht ganz Triviales. Ich muss mich hier eines Tricks bedienen. Ich verbaue die SSDs in ein externes NVME fähiges USB C 3.1 Gehäuse und messe hier den Stromverbrauch dieses Gehäuses inklusive SSD. Ich kann hier das leere Gehäuse in einem gewissen Rahmen herausrechnen, aber die so erhaltenen Werte werden nicht 100%ig genau sein! Allerdings, eine SSD, die tendenziell mehr Strom benötigt, wird auch dies in der Tabelle zeigen. Achtet also weniger auf die absoluten Werte und mehr auf den Vergleich zu den anderen Modellen, um einzuschätzen, ob nun eine SSD eher mehr oder weniger Energie benötigt.
Für die Nutzung in einem Desktop spielt dieser Test fast keine Rolle, hier wirkt sich +- 1W so gut wie 0 auf die Stromrechnung aus. Allerdings in einem Ultrabook kann +- 1W schon fast ne Stunde Laufzeit ausmachen.
Die Solidigm P44 Pro bietet eine mittlere Leistungsaufnahme. Auffällig ist allerdings die verhältnismäßig niedrige Leistungsaufnahme unter Last.
Schauen wir uns einmal die Leistungsaufnahme während eines kompletten Durchlaufes von CrystalDiskMark an.
Auch hier landet die P44 Pro im Mittelfeld, ist allerdings erneut für eine “high end” SSD recht gut.
Fazit
Ich halte die Solidigm P44 Pro für die aktuell beste PCIe 4.0 SSD. Diese ist in der Mehrheit der Fälle schneller als die Samsung 990 Pro und auch die WD SN850+.
Dabei ist diese aber vor allem konstant gut. Es gibt keinen Bereich wo die Solidigm P44 Pro wirklich schwächelt. Du willst viele Daten hin und her kopieren? Dank der guten Schreibrate, auch nach dem SLC Cache, kein Problem!
Du willst möglichst niedrige Ladezeiten in Spielen? Auch hier bietet die P44 Pro die besten Ergebnisse, gemeinsam mit der WD SN850+.
Hinzu kommt das der SK Hynix TLC NAND als extrem gut und zuverlässig gilt.
Wirkliche Kritik, außer vielleicht am Preis, habe ich keine. Lediglich die Leistungsaufnahme und Hitzeentwicklung war „unspektakulär“.
So war die Leistungsaufnahme der SSD im Test nicht zu hoch, aber auch nicht besonders niedrig. Unter Last benötigt sie unterdurchschnittlich viel Energie, im Leerlauf dafür aber mehr als z.B. die SN850+.Auch ist die SSD etwas heißer als die Samsung 990 Pro.
Das Fazit bleibt dennoch bestehen, ich halte die Solidigm P44 Pro für die derzeit Leistungsstärkste SSD auf dem Markt, bis die PCI 5.0 Modelle anrücken.