Alles bisher getesteten mechanischen Tastaturen sind in der Preisregionen jenseits der 100€ Marke angesiedelt. Da stellt man sich natürlich die Frage, ob es denn nicht auch günstiger ginge. Cherrys Antwort darauf ist das MX-Board 3.0. Mit einen Preis ab ca. 60€ bekommt man ein Full Size Keyboard mit original Cherry MX Schaltern. Wie sich die günstige Tastatur schlägt und welche Abstriche man eingehen muss, wird in dem nachfolgenden Test geklärt.
Cherry MX-Board 3.0 – günstige mechanische Tastatur im Test
Technische Daten:
Wie bereits im Aufmacher vorweggenommen, ist das Cherry MX-Board 3.0 ein Full Size Keyboard und folgt dem ISO 105 DE Layout. Zusätzlich wurden oberhalb des Nummernblockes vier Extratasten verbaut. Gegenüber vielen andern Tastaturmodellen hat man bei dem MX-Board 3.0 eine große Auswahl an verschiedenen Cherry Schaltern. Diese reicht von den linearen MX-Red sowie MX-Black zu den taktilen MX-Brown bis hin zu den taktilen und „klickenden“ MX-Blue. Wie bereits bei dem getesteten Cherry MX-Board 6.0 setzt der kleine Bruder auf flache Tastenkappen. Ein weiteres, kleine Highlight ist das abnehmbare Mini-USB Kabel. Auf eine Hintergrundbeleuchtung muss leider verzichtet werden.
Über Zusatztasten lässt sich die Lautstärke regulieren sowie die „Home“ (Browser Startseite) Funktion verwenden. Durch Betätigen der „STRG“- und der „Home“ Taste sperrt man die Windows Taste. Im Gegensatz zum deutlich teureren Cherry MX-Board 6.0 verfügt die Tastatur über eine Software, womit man die F1 bis F12 sowie die Extratasten ummappen kann. Dedizierte Makrotasten oder einem USB Hub sind bei der Tastatur nicht vorgesehen.
Neben der Tastatur wird ein 1,8 Meter langes USB Mini Kabel, eine Gebrauchsanweisung, Gummikappen für die Aufstellfüßchen sowie selbstklebende Flächenrutschsicherungen mitgeliefert.
Cherry gewährt auf das MX-Board 3.0 2 Jahre Garantie. Die Preise für die Tastatur beginnen je nach Variante ab ca. 60€.
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Design und Verarbeitung:
Das Design des Cherry MX-Board 3.0 fällt schlicht aus. Auf der Oberseite wurde unten rechts der Modellname aufgedruckt. Oberhalb der F-Tasten wurde mittig der Hersteller Schriftzug mit Logo eingelassen. Jenes leuchtet weiß, sobald die Tastatur angeschlossen ist. Löblicherweise ist auf der Rückseite mittig eine USB Mini Buchse angebracht werden. Möchte man ein anderes Kabel von Materialwahl oder Länge verwenden, ist dies somit ohne Probleme möglich.
Das komplette Gehäuse besteht aus schwarzem, im Vergleich zu höherpreisigen Tastaturen recht dünnem Kunststoff. Darunter leider die Verwindungssteifheit. An mehreren Stellen des Gehäuses (Oberhalb der F-Tasten, Region um die Pfeiltasten) gibt der Kunststoff etwas nach. An der Unterseite kann man zwei Aussparungen, die als Befestigung für die passende Handballenauflage, Cherry Palmrest, erkennen.
Die Tastatur kann aufgrund des geringen Eigengewichtes und der standardmäßig nur zwei angebrachten Gummiflächen leicht verrutschen. Es empfiehlt sich daher, die beiden mitgelieferten Flächenrutschsicherungen anzubringen, um die Rutschfestigkeit in liegender Position (stark) zu erhöhen. Bei aufgerichtet Tastatur hingegen liegen im hinteren Bereich nur die Aufstellfüßchen auf, was zu Ungunsten der Rutschfestigkeit geht.
Die Tastenkappen sind, wie das restliche Gehäuse, schwarz gehalten. Die konkaven und flachen Keycaps verfügen über eine weiße, mittelgroße Beschriftung. Hierbei kommt das sogenannte „laser etched“-Verfahren zum Einsatz. Die Buchstaben werden in die ABS Tastenkappen gelasert und mit Füllmaterial wieder aufgebaut. Das Material steht dabei etwas über, sodass man mit dem Finger die Beschriftung spüren kann. Im direkten Vergleich fallen die Keycaps noch niedriger aus als die von dem Cherry MX-Board 6.0. Die Handhaltung wird flacher, was für manche angenehmer ausfallen wird, und auch das eigentliche Tastengeräusch wird aufgrund des geringeren Resonanzkörpers geringer ausfallen.
Cherry MX 3.0 in der Praxis:
Herzstück der Tastatur sind natürlich die mechanischen Cherry MX Schalter. Hier wurde an keiner Stelle gespart. Die Schalter wurden wie bei den teureren Modellen auf eine Metallplatte verlötet und auch die vielbewährten Cherry Stabilisatoren kommen bei breiteren Tasten zum Einsatz. Im normalen Schreiballtag zeigt sich kein Federn der Tastatur und steht in diesem Bereich dem großen Cherry MX-Board 6.0 kaum nach. Einzig und alleine die Rutschfestigkeit hätte im aufgestellten Zustand für den alltäglichen Gebrauch höher ausfallen können.
Zum ersten Mal auf dem Prüfstand haben wir die Cherry MX-Blue Schalter. Wie bei fast allen Cherry MX Schalter, löst die Taste nach 2 Millimeter aus und der maximale Federweg ist nach weiteren 2 Millimeter erreicht. Die Betätigungskraft beträgt 50 cN. Die Cherry MX-Blue machen sich beim Erreichen des Auslösepunktes nicht nur haptisch bemerkbar, sondern man hört nach Überschreiten ein markantes Klicken. Vergleicht man sie mit den Cherry MX-Brown fällt nicht nur das Klicken weg, sondern man benötigt für das Überwinden des Schaltpunktes mehr Kraft. Dadurch fällt das Feedback knackiger und präzisier aus. Gerade Vielschreiber werden dies zu schätzen wissen und sind damit den MX-Brown meiner Meinung nach überlegen.
Gerade das taktile Feedback macht die Tastatur in meinen Augen für Spieler eher uninteressant. Es gilt immer wieder und wieder den Widerstand schnell hintereinander zu überwinden. Es ist mühsam und eher hinderlich, sodass man, wenn man die Tastatur für Spiele verwenden möchte, zu einer Variante mit MX-Red oder MX-Black greifen sollte.
Man sollte sich nicht nur die Frage stellen, ob einem das Klicken der Schalter gefällt, sondern auch, ob die Umgebung damit einverstanden ist. Mechanischen Tastaturen sind bei Weitem keine Leisetreter, die MX-Blues erhöhen den Schallpegel ungemein. Ich für meinen Teil finde das Klicken sehr ansprechend, würde es meinen Mitmenschen nicht zumuten wollen. Hier kann das MX-Board aber erneut punkten, denn man hat die Qual der Wahl bei den Schaltern. Möchte man keine Tastatur mit Cherry MX-Blue, greift man zu einer Version mit MX-Brown, MX-Red oder MX-Black.
Wie schlägt sich das Cherry MX-Board 3.0 in Spielen? Der Hersteller gibt selber einen N-Key Rollover von bis zu 14 Tasten an. Je nach Tastenkombination fällt die Anzahl der maximal gleichzeitig zu drückenden Taste auf „nur“ sechs herab. Dies ist für die allermeisten Spiele ausreichend. Die Eingabe wird subjektiv sofort ohne Verzögerung umgesetzt. Ein gern gesehenes Feature bleibt das Deaktivieren der Windows Taste. Man kann der Tastatur grundsätzliche volle Spielfähigkeit bescheinigen.
Zwar verfügt die Tastatur über keine Hintergrundbeleuchtung, die zu den Tastenkappen kontrastreiche Beschriftung gleich dies zumindest teilweise aus. So reicht selbst bei Nacht der Schein des Monitors aus, um ohne Anstrengung die Beschriftung der Tasten ablesen zu können.
Cherry Keyboard Manager:
Um den Funktionsumfang der Tastatur zu erhöhen, bietet Cherry für Windows die Software „Keyboard Manger“ oder „KeyM@n“ an. Damit lassen sich den F- und den Zusatztasten andere Funktionen zuweisen. Dies umfasst z.B. das Starten von Programmen, Öffnen von Ordner, Abmelden des PC, Durchführen von Textmakros oder Tastenfolgen. Es lassen sich aber auch Mausfunktionen oder Multimediaaktionen wie „Vor“, „Zurück“ oder „Play“ zuweisen. Letzteres funktioniert leider nicht reibungslos. Beim Betätigen der entsprechenden Taste, öffnet sich bei jeder Aktion unter Windows 10 der Windows Media Player, obwohl man einen anderen Mediaplayer verwenden möchte.
Mit der Software kann man nicht nur die Tastatur verwalten, sondern die Sonderfunktionen auch mit der Maus durchführen. In der Praxis hat dies mit Geräten von SteelSeries und Logitech einwandfrei funktioniert.
Fazit:
Was kann man von (einer mit) der günstigsten mechanischen Tastatur mit Cherry MX Schaltern erwarten? Die Antwort lautet: einiges! Im Kernbereich zeigt das Cherry MX-Board 3.0 kaum Schwächen. Das Tippgefühl fällt dank der integrierten Metallplatte sehr gut aus und muss sich vor Tastaturen, die das Doppelte oder gar Dreifache kosten, nicht verstecken. Auch an den sehr flach ausfallenden Tastenkappen mit guter Beschriftung gibt es im Grunde genommen nichts zu bemängeln. Man hat die große Auswahl zwischen vier verschiedene Cherry MX Switches. Ein Punkt, den ich bei vielen anderen Modelle kritisiere. Denn die beste Tastatur bringt einem nichts, wenn die Schalter zu einem nicht passen. Selten anzusehen ist zudem das abnehmbare USB Kabel.
Es wird sogar eine Software für die Tastatur angeboten, um den F- sowie den Sondertasten andere Funktionen zuzuweisen. Leider hapert es an der Umsetzung. So funktioniert das Setzten von Makros oder den Computer mit einer Tasten in den Standby zu schicken, aber bei Verwendung der Multimediafunktionen wie „Vor“ oder „Play“ öffnet sich unweigerlich der Windows Media Player, dass das Bedienen anderer Player gerade zu unmöglich.
Man muss für den günstigen Preis auch ein paar Abstriche hinnehmen. Es gibt zum Beispiel keine Hintergrundbeleuchtung und an dem dünnen Kunststoffgehäuse kann man erkennen, wo der Hersteller Einsparungen durchgeführt hat. Zudem neigt die Tastatur im aufgestellten Zustand zu verrutschen.
Zusammenfassend erfüllt das Cherry MX-Board 3.0 für ca. 60€ seine Primäraufgabe. Es eignet sich vor allem, um in die Welt der mechanischen Tastatur reinzuschnuppern, ohne ein großes Vermögen ausgeben zu müssen, als Zweittastatur oder als Testplattform für die unterschiedlichen MX Schalter. Wer hohe Ansprüche an das Gehäuse oder besondere Features stellt, muss tiefer in die Tasche greifen.
Danke für den Beitrag! Ich habe eine Maus und ein Mauspad, die sehr gut sind und überlege mir demnächst eine mechanische Tastatur zu kaufen, um voll ausgerüstet zu sein. Diese haben gewisse Vorteile als eine „normale“ Tastatur.
Hallo Alex,
gerne. Ich kann dir mechanische Tastaturen nur empfehlen. Wenn man sich einmal mit dem „Mecha Fieber“ infiziert hat, möchte man nichts anderes mehr. Es ist sehr angenehm, bei jeder Taste selbst über Jahre hinweg stets das selbe Tippgefühl zu haben.
Ein weiterer interessanter Punkt sind die verschiedenen Schalter Typen mit unterschiedlichen Charakteristika. Ich bin z.B. großer Fan von den Cherry MX-Red. Andere mögen hingegen die MX-Brown, die sehr den normalen „Rubberdome“ Tastatur ähneln. Wer Schreibmaschinen Feeling haben möchte, greift zu Cherry MX-Blue oder MX-Green. Letztere sind in Deutschland aber schwer zu bekommen.
Wer sich etwas gönnen möchte, kann bedenkenlos zugreifen. 🙂
Ich hatte diese Tastatur mit mx brown im über ein paar Jahre im intensiven Einsatz. Leider hat sich das mini usb b Kabel gelöst, so dass es nur noch eine „Wackelkontakt“ Verbindung zum PC gab. Das kann natürlich auch an meiner unsachgemäßen Nutzung gelegen habe. Oder Sherry hat hier schlecht gearbeitet. Da ich nicht der einzige mit diesen Problem bin denke ich eher an Zweiteres. Ich habe dann probiet eine neuen Stecker anzulöten, dabei sind mir die Lötaugen der Platine abhandengekommen. Gut mein Fehler.
Jetzt suche ich nach einer günstigen gebrauchten Logitech G531 carbon mit brown switch. Ich werde wohl die switches vom sherry ablöten und aufbewahren. der Rest kommt in den Schrott.
Gruß
Felix