Immer mehr schnelle und auch teure SSDs werden in Richtung Gamer vermarktet. Klar, wer wenn nicht Gamer sind bereit für High End Leistung auch viel Geld auszugeben.
Aber hier stellt sich eine Frage, bringt eine High End NVME SSD den Gamern überhaupt etwas? Das eine SSD signifikant schnellere Ladezeiten mitbringt als eine HDD ist klar, aber die Unterschiede zwischen den einzelnen SSDs wiederum waren in meinen bisherigen Tests immer recht klein.
Sind High End SSDs für Gamer also quatsch? Dies wollen wir uns doch einmal in einem etwas detaillierten Test ansehen.
Wie schlägt sich eine High End „Gaming“ NVME SSD gegen eine billige NVME und SATA SSD in aktuellen Spielen? Finden wir dies im Test heraus!
High End vs. günstig
Als Vertreter der High End NVME SSDs habe ich die Western Digital WD Black SN750 gewählt. Diese SSD wird von Western Digital eindeutig an Gamer vermarktet. Die SSD bringt sogar einen Gaming Modus mit, welcher die Reaktionszeiten nochmals etwas verbessern soll.
Auch auf dem Papier sieht die SSD mit über 3400MB/s lesend sehr stark aus. Allerdings spiegelt sich dies auch im Preis wieder. Eine 1TB SN750 kostet Euch zum Zeitpunkt dieses Tests rund 230€.
Als Vertreter für die günstigen NVME SSDs schicke ich die Crucial P1 ins Rennen. Die konnte im Test durchaus schon zeigen, dass Sie keine schlechte SSD ist (hier zum Test). Die P1 spielt aber dennoch mit maximal 2000MB/s lesend in einer Klasse unter der Western Digital SSD.
Erneut spiegelt sich dies aber auch im Preis wieder. So kostet hier 1TB gerade einmal 135€, also satte 40% weniger.
Für die SATA basierten SSDs schicke ich erneut ein Crucial Modell ins Rennen und zwar die MX500. Die MX500 ist eine gute SATA SSD, bei welchen es aber zugegeben keine großen Unterschiede gibt was die Leistung angeht. Die guten Modelle werden alle samt vom SATA Interface auf +- 500MB/s limitiert.
Preislich ist die Curcial MX500 allerdings mit rund 125€ nur minimal günstiger als die P1.
Wenn wir über Ladezeiten reden, darf natürlich auch keine klassische HDD als Referenz fehlen. Hier habe ich mich für eine Seagate IronWolf HDD mit 6TB entschieden. Diese ist zwar eine NAS HDD, aber bietet eine gute Leistung und 7200rpm. Eine viel bessere HDD werdet Ihr nicht bekommen.
Die 6TB HDD kostet rund 180€, 1TB kostet umgerechnet also 30€, was verglichen mit den SSDs spottbillig ist.
Das Testsystem
Folgendes Testsystem kommt zum Einsatz:
- Intel i7-5820K (6 Kerne)
- ASRock X99 Extreme6
- 16GB GSkill 3200Mhz RAM
- EVGA GeForce GTX 1080 SC2 Gaming iCX
- Windows 10 1809
Abseits von Windows 10, Steam, Origin usw. wurden für diesen Test lediglich die Grafikkarten Treiber installiert.
Folgende Spiele wurden getestet:
- Anthem – Hauptbildschirm nach Fort Tarsis
- BF1 – Singleplayer Ladebildschirm in die Mission „Durch Morast und Blut“
- CIV 6 – Szenario
- CS GO – Ladezeit Training mit Bots Dust II
- GW2 – Ladebildschirm nach Provinz Metrica
- Mass Effect Andromeda – Ladebildschirm Hauptmenü in Save Game
- Monster Hunter World – Ladebildschirm Hauptmenü in Save Game
- Skyrim – Ladebildschirm Hauptmenü in Save Game
- The Witcher 3 – Ladebildschirm Hauptmenü in Save Game
- Shadow of the Tomb Raider – Ladebildschirm Hauptmenü in Save Game
Die Testergebnisse
Wie schlagen sich nun die einzelnen Laufwerke? 120 Messungen später sind wir ein Stück schlauer (drei Durchläufe pro Spiel und pro Laufwerk).
WD SN750 | Crucial P1 | Crucial MX500 (SATA) | Seagate IronWolf | |
Anthem | 28,6 | 28,3 | 30,6 | 45,4 |
BF1 | 74,3 | 74,8 | 75,3 | 90,9 |
Mass Effect Andromeda | 22,0 | 22,0 | 21,4 | 28,4 |
CIV 6 | 26,7 | 25,6 | 28,1 | 33,5 |
The Witcher 3 | 7,8 | 7,9 | 8,1 | 12,9 |
Skyrim | 6,7 | 7,1 | 7,4 | 10,1 |
Tomb Raider | 16,1 | 16,6 | 16,4 | 28,0 |
GW 2 | 10,2 | 11,0 | 10,9 | 18,8 |
Monster Hunter | 7,8 | 7,4 | 7,9 | 12,1 |
CS GO | 22,3 | 21,8 | 24,0 | 32,1 |
(Angaben in Sekunden)
Die Ergebnisse sind wenig überraschend um ehrlich zu sein. Starten wir mit dem Auffälligsten, der HDD. Die HDD war während meiner Tests rund 30% langsamer als eine NVME SSD was das Laden von Spielen angeht.
Dies ist ein deutlich besseres Abschneiden als ich erwartet hätte! Klar die Seagate IronWolf ist eine sehr flotte HDD und mit einer 2,5 Zoll Notebook HDD hätte das Ganze nochmal völlig anders ausgesehen. Aber dennoch sind 30% höhere Ladezeiten meist verschmerzbar, vor allem wenn das Geld für eine große SSD nicht so locker sitzt.
Allerdings darf man 30% auch nicht unterschätzen, hier wurde jeweils nur ein Ladebildschirm getestet, viele Spiele haben davon aber mehr als einen und das auch meist regelmäßig in der Spielwelt.
Rechnen wir für den SSD Vergleich einfach mal alle Ladezeiten zusammen.
Hier sieht man vor allem eins, beide NVME SSDs sind fast identisch! Genau genommen hat die Crucial P1 sogar die WD Black SN750 um 0.2 Sekunden unterm Strich geschlagen.
Die WD Black SN750 ist natürlich die schnellere SSD und der Unterschied zu der P1 wird an der Messungenauigkeit liegen, aber es zeigt, dass ab einem gewissen Punkt eine schnellere SSD anscheinend nichts mehr bringt.
Hier werden einfach andere Faktoren die Ladezeit bremsen, als Euer Speichermedium.
Dies sieht man auch schon etwas bei der SATA SSD. Diese war rund 3,5% langsamer als die NVME SSDs. 3,5% ist praktisch so gut wie nichts, aber glatt etwas mehr als ich im Vorhinein erwartet hätte.
Bonus Runde, die OCZ Vertex aus dem Jahr 2009
Liegt das gute Abschneiden der SATA basierten SSD daran das die Crucial MX500 einfach eine gute SSD ist oder spielt es am Ende überhaupt keine große Rolle wie gut oder schlecht eine SSD ist, solange es eine SSD ist?
Für diesen Test habe ich eine sehr Alte SSD aus meinem Schrank hervorgeholt und zwar eine OCZ Vertex 1, aus dem Jahr 2009.
Die OCZ Vertex 1 war meine erste SSD und allgemein eins der ersten guten Modelle auf dem Markt. Diese setzte auf den fast schon legendären Indilinx Barefoot Controller und besitzt eine gigantische Kapazität von 60GB. Lesend schafft die SSD dabei knapp über 200MB/s, was für die damalige Zeit top war!
Aufgrund der geringen Kapazität habe ich mich entscheiden nicht alle Spiele zu testen, aber ein paar. Dies sollte bereits aussagekräftig genug sein, ob sich überhaupt eine „moderne“ SSD für Gamer lohnt.
Selbst eine 10 Jahre alte SSD ist immer noch schneller als eine aktuelle HDD, was Spiele-Ladezeiten angeht!
Allerdings zeigt sich doch das es bei SSDs eine gewisse Evolution gab, welche sich auch in diesem Test wiederspiegelt. So ist die alte SSD zwar schneller als die HDD, aber rund 23% langsamer als die neue SATA SSD.
Fazit
Nein eine absolute High End „Gaming“ NVME SSD lohnt sich (meist) nicht für Gamer! Es ist zwar schön in Benchmarks oder auch beim Kopieren von sehr großen Datenmengen hohe Zahlen zu sehen, aber diese spiegeln sich NICHT in Ladezeiten von Spielen oder auch Anwendungen wieder.
Im Test erreichte eine 230€ WD Black SN750 die fast genau gleichen Ladezeiten wie eine rund 100€ günstigere Crucial P1.
Selbst eine aktuelle SATA SSD ist nicht viel langsamer als ein NVME Modell. Hier konnte ich lediglich einen Unterschied von +- 3,5% messen.
Sicherlich können diese Zahlen je nach Modell und Spiel etwas schwanken, aber wir sehen schon deutlich wohin die Reise geht.
Der große Unterschied zwischen einer HDD und SSD sind nicht die Datenraten, sondern die Zugriffszeiten, welche sich bei modernen SSDs nur noch minimal verbessern. Zudem werden große Teile der Ladezeiten in Spielen gar nicht von Eurem Laufwerk verursacht, sondern von anderen Prozessen.
Wollt Ihr eine High End SSD wie die WD Black SN750 kaufen, dann möchte ich Euch nicht davon abhalten. Es ist immer ein schönes Gefühl zu wissen man hat absolute High End Hardware, aber rein vom „Verstand“ greift lieber zu einer günstigen SSD wie der Crucial P1.
Diese kostet kaum mehr als eine vernünftige SATA SSD und Ihr habt die so ziemlich best möglichen Ladezeiten, ähnliches wird natürlich auch für andere günstige und aktuelle NVME SSDs gelten.
Ein Test mit Installationsgeschwindigkeit von Programmen/Spielen wäre noch interessant.
Danke für den Bericht! Selten einen so praxisnahen Test gelesen, der für mich als nicht IT-Nerd sehr gut verständlich und auch nachvollziehbar ist. Statt einem neuen PC mit M.2 Slot für NVMe High Speed SSDs montiere ich nun eine schlichte SATA SSD (WD Blue 3D NAND). Die 3% Unterschied im praktischen Alltag sind mir völlig unwichtig. Danke – habe gerade eben CHF 800 gespart…
Da SATA im Gegensatz zu m.2 Hot-Plug fähig ist, bevorzuge ich die SATA sowieso! Ich liebe meine Wechselrahmen 🙂