Die ersten PCIe 5.0 SSDs rücken näher. Da ist es doch ein guter Zeitpunkt, einen Blick auf die schnellsten PCIe 4.0 SSDs zu werfen.
Hier habe ich drei spannende Kandidaten ausgewählt:
- Samsung 990 Pro
- Western Digital SN850X
- Solidigm P44 Pro
Auf dem Papier sind dies extrem spannende und gute NVME SSDs, welche aber entsprechend auch zu den teuersten Modellen zählen.
Aber welche ist die beste PCIe 4.0 SSD? Finden wir dies im Vergleich heraus! An dieser Stelle vielen Dank an Samsung und WD für das zur Verfügung stellen der jeweiligen SSD.
Die Top 3 SSDs, ein erster Überblick
Werfen wir zunächst einen Blick auf unsere drei Testkandidaten.
1TB | Samsung 990 Pro | WD SN850X | Solidigm P44 Pro |
Preis (Stand 30.01.23) | 155 € | 110 € | 125 € |
Lesend | 7450 MB/s | 7300 MB/s | 7000 MB/s |
Schreibend | 6900 MB/s | 6300 MB/s | 6500 MB/s |
NAND | Samsung V-NAND v7 176 Layer | Kioxia BiCS5 112 Layer | SK Hynix 176 Layer |
2TB | Samsung 990 Pro | WD SN850X | Solidigm P44 Pro |
Preis (Stand 30.01.23) | 280 € | 225 € | 220 € |
Lesend | 7450 MB/s | 7300 MB/s | 7000 MB/s |
Schreibend | 6900 MB/s | 6600 MB/s | 6500 MB/s |
NAND | Samsung V-NAND v7 176 Layer | Kioxia BiCS5 112 Layer | SK Hynix 176 Layer |
Zunächst gibt es preislich einen recht großen Unterschied zwischen Samsung und WD/Solidgm. Die Samsung 990 Pro ist mit Abstand die teuerste SSD im Vergleich und allgemein eine der teuersten Consumer SSDs.
Allerdings ist diese auf dem Papier auch die leistungsstärkste SSD mit 7450 MB/s lesend und 6900 MB/s schreibend. Auf Platz 2 landet WD mit der SN850X welche beachtliche 7300 MB/s bzw. 6600 MB/s schaffen soll.
Auf dem dritten Platz landet die Solidigm P44 Pro, welche mit 7000 MB/s bzw. 6500 MB/s etwas zurückfällt.
Spannend an diesem Vergleich ist auch der Unterschied beim NAND. So nutzt Samsung seinen 176 Layer V-NAND v7, WD KIOXIA BiCS5 mit 112 Layern und Solidigm SK Hynix 176 Layer NAND.
Damit nutzt jeder Hersteller seinen “eigenen” TLC NAND. Western Digital hängt in der Flash Speicher Abteilung von KIOXIA mit drin und Solidigm ist Intels Flash Speicher Abteilung, welche von SK Hynix übernommen wurde.
Ebenso nutzt jeder Hersteller einen eigenen Controller.
Haltbarkeit und TBW
Alle drei Hersteller geben auf Ihre SSD 5 Jahre Garantie, welche aber auch vorzeitig enden kann, solltest du den TBW Wert überschreiten.
TBW gibt an, wie viele Daten du auf eine SSD schreiben darfst, ehe diese die Garantie verliert. Dies bedeutet natürlich nicht, dass die SSD danach direkt defekt ist.
Der TBW Wert ist eher ein “Mindesthaltbarkeitsdatum”.
Und hier sind alle drei Hersteller sehr konservativ! Samsung und WD versprechen 600 TB bei der 1TB Version, Solidigm 750TB.
In der Praxis werden alle drei SSDs diesen Wert voraussichtlich um einiges überschreiten können. Nach meiner Einschätzung wird der KIOXIA BiCS5 die niedrigste Haltbarkeit bieten, aber selbst dieser wird vermutlich das 2-3x der Herstellerangabe erreichen können!
Traditionell gilt Samsungs V-NAND als der haltbarste Speicher, aber ich würde schätzen, dass SK Hynix und Samsung hier +- gleichauf sind. Die Layer Anzahl beim NAND ist im Übrigen nicht zwingend ein Indikator für Haltbarkeit oder Qualität. Allerdings ist neuerer NAND in der Regel immer haltbarer und schneller, sofern die Anzahl an Bits pro Zelle gleich bleibt.
Benchmarks, welche ist die schnellste PCIe 4.0 SSD
Starten wir in die Benchmarks mit dem Klassiker CrystalDiskMark, hier in der Version 8. CrystalDiskMark ist der beste Benchmark um die maximal erreichbare Datenrate der SSDs zu ermitteln.
Diese Werte sind nicht zwingend realitätsnah, aber zeigen uns das “Optimum”:
Die größte Überraschung ist Solidigm P44 Pro, denn diese übertrifft die Herstellerangabe deutlich!
Lesend ist die Samsung 990 Pro allerdings nicht zu schlagen. Diese erreicht satte 7461 MB/s. Auf Platz 2 landet die Solidigm P44 Pro mit 7403 MB/s und auf Platz 3 die WD Black SN850X mit 7365 MB/s. Alle drei SSDs sind also recht dicht beieinander.
Schreibend schiebt sich die Solidigm P44 Pro sogar vor der Samsung 990 Pro und der WD Black SN850X auf Platz 1.
Allerdings, erneut, alle SSDs sind extrem dicht beieinander. Die Unterschiede liegen bei unter 200MB/s.
CrystalDiskMark kann auch die IOPS von SSDs auslesen. Allerdings ist die IOPS Messung nach meiner Einschätzung etwas zweifelhaft, diese liegt nämlich deutlich unter den Werksangaben und scheint einige SSD Hersteller/Controller klar zu bevorzugen.
Sagen wir es so, CrystalDiskMark scheint in diesem Punkt den Samsung Controller nicht zu mögen, denn die 990 Pro (und auch andere Samsung SSDs) schneiden hier sehr schlecht ab, während die WD SSDs in der Regel sehr gut abschneiden.
Entsprechend landet hier die WD Black SN850X auf Platz 1, die Solidigm P44 Pro auf Platz 2 und die Samsung 990 Pro auf Platz 3.
Selbiges Bild sehen wir bei den Zugriffszeiten, wo auch die WD SN850X recht deutlich gewinnt.
In Benchmarks wie AS SSD sehen wir wieder ein etwas anderes Bild.
Hier landet die Solidigm P44 Pro unterm Strich auf Platz 1, allerdings kann die Samsung 990 Pro diese lesend schlagen.
Die SN850X ordnet sich auf dem 3. Platz ein.
Im Anvil’s Storage Utilities Benchmark, wo auch IOPS gemessen werden, sackt die 990 Pro hinter die SN850X auf Platz 3 ab.
PC Mark
PC-Mark versucht in seinem Speicher-Benchmark alltägliche Anwendungen, wie Office Anwendungen, Spiele usw. zu simulieren.
Hier gibt es zwei Tests, die „Quick“ und die „volle“ Version. Die „volle“ Version nutzt größere Dateigrößen, entsprechend schneiden hier SSDs mit schlechterer Schreibgeschwindigkeit oder aggressivem Scheibcache schlechter ab.
In PC Mark setzt sich die P44 Pro mit der 990 Pro vor der SN850X an die Spitze. Im Full System Drive Benchmark waren die Unterschiede zwischen den SSDs gering. Allerdings vor allem im Data Drive und Quick Test gab es größere Schwankungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Vor allem die WD SN850X schneidet hier ein Stück schlechter ab als ich es erwartet hätte.
3D Mark SSD Test
Schauen wir uns auch einmal den neuen 3D Mark SSD Test an. Im Gegensatz zu anderen Tests misst dieser nicht nur einfach die Datenraten usw., sondern dieser simuliert das Laden echter Spiele (mit deren Spiele-Daten usw.).
Folgendes testet der 3D Mark SSD Test:
- Loading Battlefield™ V from launch to the main menu.
- Loading Call of Duty®: Black Ops 4 from launch to the main menu.
- Loading Overwatch® from launch to the main menu.
- Recording a 1080p gameplay video at 60 FPS with OBS (Open Broadcaster Software) while playing Overwatch®.
- Installing The Outer Worlds® from the Epic Games Launcher.
- Saving game progress in The Outer Worlds®.
- Copying the Steam folder for Counter-Strike®: Global Offensive from an external SSD to the system drive.
Hier wird es nun spannend, denn das erste Mal zieht die SN850X, abseits der IOPS Tests sowohl an der 990 Pro wie auch der P44 Pro vorbei. Und dies ist kein Ausrutscher, denn auch die SN850 ohne X schlägt sich in diesem Test extrem gut.
Final Fantasy Endwalker
Der Final Fantasy Endwalker Benchmark soll zwar eigentlich die Grafikleistung eines Systems messen, zeigt aber auch die Ladezeiten an. Dies ist sogar recht gut reproduzierbar!
Hierdurch ist dieser auch für SSD Benchmarks durchaus interessant.
Auch hier zeigt sich die SN850X sehr stark! Zwar kann die P44 Pro wieder an der SN850X vorbeiziehen, aber die Samsung 990 Pro bleibt auf dem letzten Platz.
Die SN850X scheinen „Ladezeiten“ Workloads wirklich besser zu liegen als beispielsweise der Samsung SSD.
WinRAR Test
Kopieren wir zum Schluss noch zwei große Archive auf die SSD, welche wir anschließend von dieser entpacken.
Datei-Paket A – Installation von Tiny Tinas Wonderland ca. 52GB
Datei-Paket B – Installation von Tiny Tinas Wonderland, Total War Warhammer 3 und GW2 ca. 231 GB
Spannenderweise zeigt sich hier erneut die SN850X stärker als die Samsung 990 Pro.
Allerdings glaube ich, dass dieser Test auch etwas von der Kapazität beeinflusst wird. Die beiden 2TB SSDs haben aufgrund ihrer Kapazität einen größeren SLC-Cache als die 1TB Samsung 990 Pro. Gerade beim Test-Paket B/2 wird dies einen deutlichen Einfluss haben.
SLC Cache
Kommen wir damit auch zum SLC Cache. Moderne SSDs verfügen alle über einen so genannten SLC Cache. Was ist dies?
In eine Zelle einer modernen SSD können 3 oder 4 Bits geschrieben werden (bei den SSDs hier im Test 3). Dies erhöht die Speicherdichte massiv und macht die SSDs auch günstiger. Allerdings potenziert sich die Komplexität des Schreibens der Daten je mehr Bits pro Zelle wir haben. Dies macht das Schreiben auf TLC oder noch schlimmer bei QLC SSDs sehr langsam.
Hier haben sich die Hersteller etwas ausgedacht, warum beschreiben wir den Speicher nicht temporär nur mit einem Bit pro Zelle? Hat deine SSD genug freien Speicher, werden einige Zellen nur mit einem Bit pro Zelle beschrieben, was dies deutlich schneller macht. Irgendwann werden dann im Hintergrund die Daten wieder richtig sortiert/in die freien Zellen hinzu geschrieben.
Hierdurch hast du für kleine Datenschübe deutlich höhere Schreibgeschwindigkeiten.
Allerdings kann die Größe des SLC Caches sehr schwanken, genau wie die erreichte Leistung nach dem SLC Cache.
Dies teste ich mit H2TestW, womit ich die SSD einmal vollscheibe. H2TestW ist nicht das Optimum, da dieses nicht das Maximum an Geschwindigkeit aus der SSD herausholt, es gibt uns aber eine recht realitätsnahe Übersicht.
Die Samsung 990 Pro ist natürlich deutlich schneller vollgeschrieben aufgrund der niedrigeren Kapazität. Aber selbst wenn wir davon ausgehen, dass die 2TB Version doppelt so lange benötigt (was eine realitätsnahe Vermutung wäre) wäre diese immer noch die schnellste SSD.
Die SN850X und die P44 Pro tun sich hingegen praktisch nichts.
Dies liegt auch an der Schreibgeschwindigkeit nach dem Cache. Die Samsung 990 Pro hat die höchste Schreibgeschwindigkeit, auch nachdem der SLC Cache voll ist. Auf Platz 2 folgt die P44 Pro und auf Platz 3 die SN850X.
Dass die SN850X dennoch so gut abschneidet, liegt bei dieser an der Cachegröße. So hat die SN850X über 500GB SLC Cache, die P44 Pro ca. 300 GB und die 990 Pro 120GB bzw. in der 2TB Version vermutlich 240GB.
Hierdurch gleicht sich die Leistung aller SSDs aus. Samsung 990 Pro, höchste Leistung nach dem Cache, aber kleinster Cache. WD SN850X, niedrigste Leistung nach dem Cache, aber größter Cache. Die P44 Pro liegt in der Mitte.
Stromverbrauch
Leider ist das Messen des Stromverbrauchs bei M.2 SSDs etwas nicht ganz Triviales. Ich muss mich hier eines Tricks bedienen. Ich verbaue die SSDs in ein externes NVME fähiges USB C 3.1 Gehäuse und messe hier den Stromverbrauch dieses Gehäuses inklusive SSD. Ich kann hier das leere Gehäuse in einem gewissen Rahmen herausrechnen, aber die so erhaltenen Werte werden nicht 100%ig genau sein! Allerdings, eine SSD, die tendenziell mehr Strom benötigt, wird auch dies in der Tabelle zeigen. Achtet also weniger auf die absoluten Werte und mehr auf den Vergleich zu den anderen Modellen, um einzuschätzen, ob nun eine SSD eher mehr oder weniger Energie benötigt.
Für die Nutzung in einem Desktop spielt dieser Test fast keine Rolle, hier wirkt sich +- 1W so gut wie 0 auf die Stromrechnung aus. Allerdings in einem Ultrabook kann +- 1W schon fast ne Stunde Laufzeit ausmachen.
Die Samsung 990 Pro und die Solidigm P44 Pro haben nach meinem Test praktisch die gleiche Leistungsaufnahme.
Spannender ist die WD SN850X. Diese benötigt etwas mehr Leistung unter Last, aber weniger im Leerlauf! Dies macht die SN850X durchaus auch für Notebooks interessant.
Fazit
Egal für welche der drei SSDs du dich entscheidest, du hast eine gute Wahl getroffen! Diese sind alle extrem dicht beieinander und es gibt hier keinen Verlierer.
Allerdings gibt es einige Überraschungen. So halte ich die Solidigm P44 Pro für die unterm Strich beste SSD! Diese liefert in allen Bereichen eine konstant hohe Leistung und liegt fast immer auf Platz 1 oder 2. Diese zeigte keine Schwächen und ist sowohl im Workstation als auch “Gaming” Einsatz extrem stark! Hier und da kann mal die 990 Pro oder die SN850X vorbeiziehen, aber unterm Strich ist die P44 Pro öfter die schnellere SSD. Überraschend, denn auf Papier ist die P44 Pro die schwächste der drei Testkandidaten.
Die WD Black SN850X zeigt sich bei den Ladezeiten stark. Was reine Datenübertragungen und der “Workstation” Einsatz betrifft, würde ich die P44 Pro oder die 990 Pro vorziehen. Allerdings in den Gaming fokussierten Tests die SN850X an der 990 Pro und auch teils an der P44 Pro vorbeiziehen. Für einen reinen Gaming PC ist die SN850X nach meinem Test die beste Wahl, gemeinsam mit der P44 Pro.
Was ist aber mit der Samsung 990 Pro? Diese steht in Benchmarks teils etwas im Schatten der Solidigm P44 Pro. Allerdings klingt dies düsterer als ich es meine. Die 990 Pro ist eine Allround bzw. Workstation SSD. Kopierst du große Datenmengen oft hin und her oder entpackst große Archive, dann kann Samsung 990 Pro vor allem überzeugen! So halte ich den V-NAND v7 von Samsung für den besten NAND Speicher, aus Sicht der Zuverlässigkeit und auch die Performance nach dem SLC Cache war die beste.
Hier kommt es so ein wenig auf deinen Anwendungsfall an.
Nach welchen Kriterien schätzt du die Zuverlässigkeit ein?