Erst vor kurzem hat der Monitorspezialist ViewSonic seine Competitive Gaming Reihe mit dem XG2702 um ein weiteres Modell erweitert und spricht damit explizit wettbewerbsorientierte Spieler und Enthusiasten mit hohen Ansprüchen an. Ob der Monitor jenen gerecht wird, klärt der Test!
ViewSonic XG2702 im Detail:
Ausgestattet ist der 27 Zoll große ViewSonic XG2702 mit einem 1920×1080 Pixeln auflösenden TN Panel, das mit einer maximalen Bildwiederholungsrate von 144 Hertz angesteuert werden kann. Der Hersteller gibt eine Reaktionsgeschwindigkeit von nur 1ms gtg an. Wie bei vielen Neuerscheinungen ist der Standard AMD FreeSync mit einem weiten Bereich von 48 Hz bis 144 Hz inklusive LFC Unterstützung implementiert worden. Zwei Mal HDMI sowie ein Mal Displayport 1.2 sorgen für den Transport der Bildinformationen. Zur weiteren Ausstattung gehört ein vierfach USB Hub, interne Stereolautsprecher sowie umfassende Ergonomieoptionen des Standfußes. Das Netzteil wurde intern verbaut.
ViewSonic gewährt dem Käufer einen Garantiezeitraum von 2 Jahren (Pickup&Return). Nach Angaben des Preisvergleichsportals www.geizhals.de wird der ViewSonic XG2702 aktuell für 325€ gehandelt.
Lieferumfang:
Im Lieferumfang befindet sich das eigentliche Gerät, ein Kaltgerätekabel, ein DisplayPort Kabel, ein USB Typ B Kabel, ein Kabelführungsklipp sowie die Bedienungsanleitung. Für die Inbetriebnahme muss noch die Standfußbasis verschraubt werden.
Design und Verarbeitung:
Designtechnisch bleibt sich ViewSonic XG2702 der Competitive Gaming Reihe treu. Der hauptsächlich schwarz-graue Kunststoff wird mit roten Akzenten wie dem Herstellerschriftzug auf der Rückseite und mehreren Elementen am Standfuß aufgelockert. Zusätzlich befindet sich das offizielle ViewSonic Emblem mit den drei Finken auf der Gehäusevorderseite. Die Standfußbasis weist eine gebürstete Aluminiumoptik sowie das „XG“ Logo an der unteren rechten Ecke auf. Die verhältnismäßig breiten Rahmen von ca. 2,1cm an den Seiten eigenen sich nur bedingt für ein Multimonitor Setup. Jedoch ist das Gehäuse dadurch deutlich robuster und stoßfester aufgebaut, sollte man den ViewSonic XG2702 für eine Lan Party mitnehmen wollen. Für einen besseren Grip beim Transport sorgen zudem die auf der Rückseite in den Kunststoff eingelassen Mulden.
Der Standfuß spielt, wie man es von dem Hersteller gewohnt ist, in den höchsten Ligen mit. Eine gute Standfestigkeit ist mit der flächenmäßig großen Basis von 30,5cm x 14cm garantiert. Zusätzlich ist es möglich, den Monitor in beiden Richtungen um 45 Grad zu schwenken (Swivel), um -5 bis 15 Grad zu neigen (Tilt), einseitig in die Pivot Stellung von 90° zu drehen und die Höhe um bis zu 120mm zu verstellen. Die Mechanik lässt sich gleichmäßig und ohne jedwedes Spiel betätigen. Darüber hinaus lässt sich ein Kunststoffring, der als Führung für Kabel dient, an dem Monitorarm anbringen sowie ein kleiner Haken als Kopfhörerablage ausfahren. Wer einen anderen Standfuß verwenden möchte, kann dank der Vesa 100 Bohrung auf ein weites Arsenal an Drittanbieter Halterungen zurückgreifen.
Die Unterseite beherbergt nahezu alle Aus- sowie Eingänge. Namentlich genannt wären dies der AC-Stromeingang, jeweils ein HDMI Eingang nach den Standards HDMI 1.4 respektive HDMI 2.0, DisplayPort 1.2, 3.5mm Audio-Out Klinke, USB 3.0 Typ B (Upstreamport) sowie zwei USB 3.0 Type A Anschlüsse. Zudem wurden zwei weitere USB 3.0 Type A Buchsen an der linken Gehäuseseite angebracht. Alle Videoeingänge sind in der Lage, das Gerät mit der nativen Auflösung von 1920×1080 mit der maximalen Bildwiederholungsrate von 144 Hz anzusteuern. Ein netter Bonus sind die integrierten Sterolautsprecher, die überraschenderweise verhältnismäßig gut klingen.
Bedienung, OSD & weitere Features:
Die Steuerung des OSD erfolgt über fünf Tasten unterhalb des Displayrahmens. Das OSD sowie die Beschriftung am Monitor zeigen einem auf Höhe der einzelnen Knöpfe die genaue Funktion an, sodass man recht schnell die Bedienung intus hat.
Abgesehen von der äußeren linken Taste, die das Quickmenü für die „Game Modi“ öffnet, wird bei Betätigung stets das reguläre, multilinguale OSD geöffnet. Das erste Fenster begrüßt einen mit den drei Custom Profilen, die man in den weiteren Submenüs nach Herzenswunsch anpassen kann. Dazu zählen u.a. Kontrast, Helligkeit, Farbtemperatur, Farbbereich oder Gamma. Zusätzlich lassen sich die Videoquellen einstellen, Lautstärke regulieren oder gar ganz muten, einen Sleeptimer definieren oder den Blaufilter dazuschalten. Für ein dezenteres Arbeiten lassen sich die Power LED sowie der Bootscreen mit dem ViewSonic XG Logo deaktivieren.
Der ViewSonic XG2702 stellt für jeden erdenklichen Fall passende, optionale Bildmodi bereit. Sei es nun eines mit reduziertem Blau-Anteil für angenehmeres Lesen längerer Texte, ein Gaming Profil für Konsolen oder sogar einen dedizierten Schwarz-Weiß Modus.
Spielerelevante OSD Einstellungen:
Wie es sich für einen Gaming Monitor gehört, hat ViewSonic dem Gerät weitere Einstellungen für das geliebte Hobby spendiert. Einen Punkt habe ich bereits vorweggenommen: die Reduzierung der Bildwiederholungsrate. So lässt sie sich beispielsweise von 144 Hertz auf wahlweise 120 Hz, 100 Hz oder 60 Hz verringern.
Darüber hinaus ist das von dem ViewSonic XG3202-C bereits vorgestellte Advanced Dynamic Contrast Ratio (Advanced DCR), das je nach Bildinhalt den Kontrast sowie Helligkeit regelt, sowie die von mir sehr geschätzte „Black Stabilization“ mit an Board. Mit insgesamt 22 Stufen lässt sich die Grad wie stark dunkle Partien aufgehellt werden deutlich feiner einstellen. So kann man einen guten Kompromiss aus spielerischen Vorteil, ohne die Ästhetik des Bildes komplett zu zerstören, wählen.
Zusätzlich lässt sich einstellen, ob und wie der Monitor mit Auflösungen unterhalb von Full HD umgehen soll. Entweder wird der Inhalt auf Vollbild gestreckt, hochskaliert, aber Seitenkorrekt dargestellt oder pixelgenau 1:1 wiedergegeben. Des Weiteren beherrscht der ViewSonic XG2702 die Emulation von kleineren Bildschirmen. So wird das Bild beispielsweise wie auf einem 19“ Gerät im 4:3 Format maßstabsgetreu wiedergegeben.
Helligkeit:
Der ViewSonic XG2702 deckt einen breiten Helligkeitsbereich von 92 cd/m2 bis 434 cd/m2 ab und übertrifft damit sogar die Helligkeitsangabe um knapp 10%. Egal ob man die Sonne im Rücken hat oder in einem schlecht beleuchteten Raum die Nacht zum Tag macht, wird die richtige Helligkeit nie zu einem Problem. Der Hersteller verzichtet bei der Ansteuerung des Backlights auf ein PWM-Signal, sodass empfindliche Nutzer bedenkenlos zu diesem Modell greifen können.
Kontrastverhältnis:
TN Panels müssen mit vielen Vorurteilen kämpfen. Darunter fällt auch der Vorbehalt, dass das Kontrastverhältnis gegenüber anderen Techniken deutlich schlechter ausfällt. Der ViewSonic XG2702 beweist genau das Gegenteil. Mit einem maximalen Kontrastverhältnis von 1136:1 schlägt das Gerät viele der getesteten IPS Modelle. Beachtenswert ist zudem die Tatsache, wie konstant der Wert gehalten wird. Über dem gesamten Helligkeitsverlauf beläuft sich die Abweichung auf lediglich 0,35 (!) Prozent.
Farbraumabdeckung, Weißpunkt, Gamma:
Im nachfolgenden Abschnitt stelle ich die Messwerte über Farbraumabdeckung, Weißpunkt und Gamma vor. Ich habe dafür den Monitor auf alltagstaugliche 120 cd/m² gedimmt und den Gammawert auf 2,2 definiert. Eine Einstellmöglichkeit über den Weißpunkt in Kelvin gibt es nicht, sondern nur vordefinierte Profile wie „nativ“, „warm“ oder „bläulich“. Für die Messungen habe ich das Standardprofil „nativ“ genommen. Alle Bildverbesserungseinstellungen wurden deaktiviert.
Die Farbraumabdeckung des ViewSonic XG2702 beläuft sich auf 97,1% sRGB und 70,8% Adobe RGB, was damit einem durchschnittlichen Ergebnis entspricht. Der Weißpunkt verfehlt mit etwas zu kalten 6739 Kelvin und dem Gamma von 2,41 die sRGB Norm von 6500 K respektive Gamma ~2,2. Bei unserem Testsample konnte durch Einstellung auf Gamma 2,0 im OSD der Wert auf 2,19 berichtigt werden.
Stromverbrauch:
Es wurde über den gesamten Helligkeitsbereich in 10% Abschnitten der Stromverbrauch auf dem Desktop gemessen. Hierbei war der Monitor per DisplayPort angeschlossen und die Bildwiederholungsfrequenz auf 144Hz eingestellt.
Selbst bei voller Helligkeit beträgt die maximale Leistungsaufnahme des ViewSonic XG2702 29,1 Watt. Unter Verwendung eines alltagstauglichen Werts pendelt sich Verbrauch zwischen 15 und 20 Watt ein. Der Standby Verbrauch beläuft sich auf 0,1 Watt. Unter dem Strich eine ordentliche Energiebilanz!
Bildwinkelstabilität:
Während der gemessene Kontrast des TN Panels sich als konkurrenzfähig gegenüber anderen Paneltypen erweist, schwächelt es bei der Bildwinkelstabilität. Je nach Winkel und Position bemerkt man ein sichtbares Abfallen von Helligkeit und Kontrast sowie eine gewisse Farbverfälschung.
Wie stark macht sich das Ganze der Praxis bemerkbar? Als Alleinnutzer lautet die Antwort kaum bis gar nicht. Man sitzt in der Regel direkt davor. Selbst wenn man den Kopf wie eine Eule vor dem Monitor kreisen lässt, stellt man nur eine leichte Verfälschung fest. Auch bei einem Multimonitoring Betrieb sind die Geräte stets auf den Nutzer gerichtet. Problematischer wird es erst, wenn man ein Live Publikum um sich hat und diese in einem deutlich spitzeren Winkel auf das Panel blicken.
Ausleuchtung & Luminanzverteilung:
Um herauszufinden, wie gut die Helligkeitsverteilung des Monitors ist, wurde in einem 5X5 Raster an 25 verschiedenen Stellen die Helligkeit gemessen. Ausgangswert stellt hierbei die Mitte mit 120 cd/m² dar.
Es konnte im Durchschnitt eine Abweichung von lediglich 5,7% ermittelt werden und selbst der größte Ausreißer mit 13,6% Differenz zur Mitte kann noch als gut klassifiziert werden. Die Aufnahmen bei schwarzem Inhalt zeigen die kleineren Ausleuchtungsschwächen des XG2702 auf. Insbesondere am unteren, zentralen Rand lässt sich Backlightbleeding ausmachen. Im Alltagsbetrieb ist dies jedoch kaum auffallend, sofern man kein Filmejunkie ist. Wie immer gilt, die Ausleuchtung und Luminanzverteilung sind in der Regel am stärksten von der Serienstreuung betroffen.
Schärfeeindruck & Interpolation:
Die 1080p Auflösung auf 27“ ist für alle Aufgabenbereiche mehr als ausreichend scharf. Selbst mehrstündige Textbearbeitung breiteten mir keinerlei Schwierigkeiten. Reduziert man die Auflösung auf 720p, wird das Bild sichtbar weicher, zeigt aber glücklicherweise keine störenden Artefakte.
Reaktionsverhalten:
Um das Reaktionsverhalten dokumentieren zu können, greifen wir auf das altbekannten Programm Pixperan zurück. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenzmodellen spendiert ViewSonic dem XG2702 gleich fünf Overdrive Optionen.
Beim Reaktionsverhalten lässt der ViewSonic XG2702 seine Muskeln spielen. Bereits ab der ersten Overdrive Stufe „Fast“ zeigen sich keine Doppelbildbildung mehr. Dieses positive Resultat zieht sich durch bis zur vorletzten Option „Ultra Fast“, die im Testaufbau die konstanteste Leistung lieferte und somit das Mittel der Wahl darstellt. Die schnellste Option „Fastest“ zeigt einen deutlichen Korona-Effekt, weswegen davon Abstand gehalten werden sollte.
144 Hertz Bildwiederholungsrate, AMD FreeSync, subjektive Spielfähigkeit:
Der ViewSonic XG2702 bestätigt wie so oft, dass für einen ambitionierten Spieler eine hohe Bildwiederholungsrate von mindestens 120 Hertz sowie ein flottes TN Panel Pflicht ist. Dabei müssen beide Aspekte stimmen. Weder bringt einem eine hohe Hertzzahl viel, wenn das Panel zu langsam ist noch ein schnelles Panel, wenn das Bild nur 16,7ms anstelle wie im Falle des hier getesteten Modells alle 6,9ms aktualisiert wird. Ersteres resultiert bei Bewegungen in einen unscharfen Bildermatsch, Letzteres in einer indirekte Ruckelorgie. Das mag sich jetzt auf den ersten Blick sehr überspitzt anhören, im Vergleich zu anderen Modellen ist selbst für das ungeübte Auge der Unterschied direkt ersichtlich.
Der ViewSonic XG2702 erfüllt eben jene kritischen Anforderungen eines Gaming Monitors. Das sehr gute Ergebnis des Pixperan Tests spiegelt sich in schnellen Shootern wie Overwatch, Counter Strike oder Battlefield wider. Jede Eingabe wird flüssig umgesetzt, während das Bild selbst bei schnellsten Bewegungen stets scharf wiedergegeben wird. Trotz des TN Panels werden die Farben recht lebhaft und kräftig dargestellt, sofern man die Black Stabilization deaktiviert oder zumindest stark runterregelt. Das farbenfrohe Toussaint aus Witcher 3 versetzt einen nach wie vor ins Staunen, auch wenn der Monitor nicht an die Schwarzwerte eines Gerätes mit VA Panel heranreicht.
Unterstützend kommt noch AMDs FreeSync Technologie hinzu, die die Bildausgabe zwischen GPU und Monitor im Einklang hält, sofern eine stabile Framerate von 144 fps nicht gehalten werden kann. Der FreeSync Range beläuft sich zwischen 48 Hz bis 144 Hz, die dank der „Low Framerate Compensation“ (LFC) Unterstützung bis weit unterhalb der 30 Hz für ein synchrones Bilderlebnis sorgt. FreeSync ist sowohl über HDMI als auch Displayport möglich und setzt eine aktuelle AMD Grafikkarte voraus.
Fazit:
Der ViewSonic XG2702 ist ein reinrassiger Gaming Monitor wie er im Buche steht. Ein blitzschnelles Full HD TN Panel sorgt mit einer hohen Bildwiederholungsfrequenz von 144 Hertz sowie AMD FreeSync Technologie für ein direktes, flüssiges und spaßiges Spielerlebnis. Die unzähligen Gaming Modi, die überarbeitete Black Stabilization sowie die umfassenden Viewscale Optionen untermauern die sehr gute Hardwarebasis. Gleichzeitig hält sich das, wenn auch etwas bullige Design, für einen Gaming Monitor dezent zurück.
Auch bei der weiteren Geräteausstattung gibt es nichts zu tadeln. So sind moderne Videoeingänge, ein vierfach USB Hub, Stereolautsprecher, eine Kopfhörer Halterung und sogar ein Kensington Lock mit von der Partie. Der Standfuß mit überragender Mechanik bietet zudem alle erdenklichen Ergonomieoptionen an. Darüber hinaus erweist sich das Display als äußerst hell und kontrastreich.
Leider zeigt der ViewSonic XG2702 die typischen Schwächen eines TNlers. Sowohl die Farbraumabdeckung als auch die Blickwinkelstabilität hinken Monitoren mit IPS oder VA Panel hinterher. Für ernsthafte Bildbearbeitung gibt es bessere Alternativen, die aber nicht an die Reaktionsgeschwindigkeit herankommen.
Unter dem Strich ist der ViewSonic XG2702 ein rundum gelungener Gaming Monitor. Mit knapp 325€ ist er für die gebotene Ausstattung preislich sehr attraktiv. Für ein Modell mit einer höheren Auflösung müsste man deutlich tiefer in die Tasche greifen.