Direkt gesagt, dies ist eine WLAN Steckdose welche nur für Enthusiasten geeignet ist! Bist du ein Normalnutzer, dann lass die Finger von diesem Modell.
Aber was für ein spezielles Modell haben wir hier vor uns? Der Hersteller Refoss bietet WLAN Steckdosen mit Tasmota Firmware an.
Tasmota ist eine “alternative” offene Firmware, die auf dem ESP8266 Chip basiert. Der ESP8266 ist ein WLAN fähiger „mini computer“ , welcher in unfassbar vielen Smart Home Geräten als Controller verwendet wird.
Vor allem viele der “Smart Life” WLAN Steckdosen nutzen den ESP8266. Da Smart Life Geräte eine chinesische Smart Home Plattform sind, gibt es hier Datenschutzbedenken. Entsprechend sind einige enthusiastischer Nutzer hingegangen und haben “einfach” eine alternative Firmware auf diese Produkte aufgespielt, Tasmota.
Tasmota ist Open Source und komplett lokal! Es werden keine Daten in die Cloud gesendet.
Allerdings kann das Aufspielen von Tasmota auf solche fertigen Steckdosen etwas trickreich sein. Refoss bietet nun Smart Home Steckdosen mit Tasmota vorinstalliert an. Dies macht den ganzen Prozess etwas einfacher.
Wollen wir uns in diesem Test einfach mal ansehen, wie das Ganze aussieht und wie gut es funktioniert!
Refoss P11 Tasmota Steckdose mit Stromzähler im Test
Die Refoss Tasmota Steckdose ist erfreulicherweise relativ kompakt gebaut. So misst diese 57,2 x 51 x 44,6 mm.
Dabei haben wir im Kern ein sehr einfaches Design. Auch der verwendete Kunststoff ist eher auf der “einfachen” Seite.
Rein haptisch ist die Steckdose OK, aber auch bei weitem nicht das hochwertigste Modell das ich jemals in den Fingern hatte! Beispielsweise wirkt die TP-Link Tapo P110M ein gutes Stück wertiger.
An der Steckdose finden wir dem dem Schuko Stecker eine Taste mit Integrierter LED. Die Taste erlaubt dir das Schalten der Steckdose direkt am Gerät.
16A und beide Kontakte werden geschaltet
Die Steckdose unterstützt eine Leistung von bis zu 16A. Zudem scheint die P11 beide Kontakte zu schalten.
Keine Hersteller-App!
Wichtig, auf den Refoss Tasmota Steckdosen mit Stromzähler läuft nur Tasmota! Es gibt keine “Hersteller-Spezifische” App, sondern lediglich die generische Tasmota Erfahrung.
Was ist Tasmota?
Viele WLAN Steckdosen und andere Smart Home Produkte nutzen im Inneren den ESP8266 als “Prozessor” und WLAN Chip.
Der ESP8266 ist ganz blöd gesagt ein super Low Power Mikrokontroller/Prozessor, welcher aber genug Leistung hat um Daten übers Netzwerk zu empfangen, zu verarbeiten und entsprechend dann Dinge zu schalten oder Sensorinformationen auszulesen.
Entsprechende ESP8266 Boards bekommst du bei AliExpress z.B. für 1-3€ pro Stück. Solch ein Board + Relais + Gehäuse und schon hast du eine WLAN Steckdose.
Fehlt noch eine Software, welche dem ESP8266 erklärt, dass er sich beim Hersteller-Server melden soll und eine entsprechende Smartphone App.
Tasmota ist nun eine alternative Software für den ESP8266 und darauf basierende Geräte. Anstelle nun einen Hersteller-Server anzufunken, erstellt Tasmota eine eigene Webseite, welche nur in deinem lokalen Netzwerk aufrufbar ist.
Auf dieser Webseite siehst du alle Informationen, Daten und kannst entsprechend auch die Steckdose schalten.
Aus Sicht des Datenschutzes “perfekt”, denn das ganze System ist lokal.
Allerdings ist Tasmota auch nicht sonderlich nutzerfreundlich. Das ganze System ist eher gemacht in andere Systeme eingebunden zu werden, beispielsweise in den HomeAssistant.
So unterstützt Tasmota unter anderem MQTT.
“Stand Alone” ist zwar auch eine Nutzung möglich, aber sofern du nicht wirklich den maximalen Datenschutz willst, auch nicht sonderlich spaßig.
Vorteile von Tasmota?
Sprechen wir an dieser Stelle kurz zusammengefasst über die Vor und Nachteile von Tasmota, beginnend mit den Vorteilen.
- Tasmota ist komplett lokal, es werden keine Daten an 3. Übertragen.
- Entsprechend sind Tasmota Geräte nicht auf irgendwelche Cloud Server angewiesen.
- Die Performance beim Schalten ist unheimlich gut, da deine Befehle keinen Umweg über das Internet machen.
- Die Anbindung an Plattformen wie HomeAssistant ist sehr gut.
Nachteile von Tasmota?
Was sind aber die Nachteile kurz zusammengefasst?
- Von Haus aus kein Fernzugriff übers Internet.
- Einrichtung kann schwierig sein, wenn du nicht weißt, wie man IP-Adressen von lokalen Geräten herausfinden kann.
- Die UI ist sehr einfach und es gibt keine großen “Bonus-Funktionen”.
- Die Benutzung ist ohne 3. Anbieter Apps oder Plattformen kompliziert.
Strommessung
Ein wichtiger Faktor bei diesem Modell ist die Möglichkeit, den Stromverbrauch zu messen.
Hier zeigt dir Tasmota von haus aus folgende Informationen an:
- Spannung
- Strom
- Leistung
- Scheinleistung
- Reactive Power
- Power Faktor
- Leistung heute
- Leistung gestern
- Leistung insgesamt
Aber wie genau sind die angezeigten Werte?
Wie so oft haben wir im ganz niedrigen Bereich, unter 10 W eine leichte Abweichung drin. Dies liegt auch daran, dass Tasmota keine Nachkommastellen bei der Leistung anzeigt. Ab spätestens 12 W lag die Steckdose aber immer +- 2% von meinem Messgerät entfernt.
Stromverbrauch
Für mich ist der Stromverbrauch eine wichtige Sache bei Smart Home Geräte. Diese laufen in der Regel 24/7, da ist es wichtig das diese möglichst wenig Energie benötigen.
Wie steht es hier um die Refoss Tasmota Steckdose mit Stromzähler? Wie so oft macht es hier einen Unterschied ob die Steckdose Ein- oder Ausgeschaltet ist.
- Ein : 1,17 W
- Aus : 0,63 W
Der Verbrauch geht in Ordnung, auch wenn ich hier schon bei anderen Modellen weniger gesehen habe. Beispielsweise die TP-Link Tapo P110M benötigt 0,1-0,2W weniger, was vermutlich aber in der Praxis keine große Rolle spielt.
Ältere Modelle benötigen hingegen meist mehr.
Fazit
Dies ist eine WLAN Steckdose für Bastler. Bist du kein Bastler, kaufe ein reguläres Modell von Refoss, Meross oder TP-Link und du wirst glücklicher.
Tasmota ist ein spannendes Thema, gerade wenn dir Datenschutz sehr wichtig ist! Die “Refoss Tasmota Steckdose mit Stromzähler” telefoniert nicht nach Hause und ist auch nicht auf Hersteller-Server angewiesen.
Im Gegenzug hast du nur eine sehr einfache WebUI und auch nur eine lokale Steuerung.
Willst du “mehr” dann musst du Systeme wie den Home Assistant nutzen um Daten auszulesen usw.. Wenn du den Home Assistant hast, dann ist sowas wie diese Steckdosen natürlich absolut optimal.
Also spannendes Produkt, wenn du weißt worauf du dich einlässt.
Ich möchte der Erzählung „nur für datenschutzbewusste Bastler ohne zu hohe Komfort-Ansprüche“ hinsichtlich Tasmota widersprechen.
Es gibt neben dem wohl häufigsten Grund – Datenschutzbedenken – durchaus noch weitere Gründe, lokale Smarthome-Technik zu bevorzugen. Sie funktioniert z.B. auch bei einem Internetausfall, oder wenn der Anbieter gerade seinen Control-Server wartet. Bei kritischen Komponenten (z.B. Garagentor-Öffner, oder smartes Türschloss) möchte man vielleicht doch lieber ein System, welches einen auch in o.g. Fällen noch reinlässt.
Zudem begrenzt bei einem lokalen System ausschließlich die Lebenserwartung der Hardware die Nutzungsdauer, während eine cloud-only WLAN-Steckdose in dem Moment zu Elektroschrott mutiert ,in dem der Anbieter seinen Controlserver abschaltet.
Stichwort Komfort: Ja, es gibt keine „tasmota“-gebrandeten Smartphone Apps, aber mit freien Projekten wie „HTTP Request Shortcuts“ sehr komfortable Lösungen, um Tasmota-Geräte direkt vom Homescreen aus zu steuern. Wer nicht gleich dutzende Tasmota-Geräte nutzt, kann sich die WebUI natürlich auch einfach mit einem beliebigen Webbrowser als Web-App auf den Homescreen legen.
Hallo Michael!
erstmal wünsche ich dir und deiner Angehörigen/Familie ein gutes (frohes) neues Jahr 2024 🙂
Und zu diesen (und vielen vielen weiteren) Beitrag; wirklich richtig gut erklärt. Absolut top! Daumen weit oben! Da bleiben auch für „Dummies“ keine Fragen offen! So sollte es immer sein.
VG, Jürgen B.
Kauf bei Amazon im Januar 2024.
Refoss P11 schaltet nur eine Phase und zwar den linken Kontakt der Schuko-Dose wenn Taster der P11 nach oben zeigt.
Bislang nur getestet mit Phasenprüfer, das sollte aber bei Relais ausreichend sein.
Zumindest sollte man meines Ermessens sehr darauf achten bei Verwendung die Phase der Steckdose zu schalten und nicht den Nullleiter. Damit das angeschlossene Gerät auch wirklich stromlos wird.