Batteriespeicher für große Solaranlagen waren und sind immer noch eine sehr teure Anschaffung. Allerdings gibt es infolge des Trends zu Balkonkraftwerken auch immer mehr Batteriespeicher zum einfachen Nachrüsten.
So verspricht der Marstek Venus E Gen 3.0 für rund 1.200 € satte 5,12 kWh, einfach zum Einstecken und Nachrüsten. Kein Elektriker erforderlich!
Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein, oder? 5,12 kWh für 1.200 € und kein Elektriker oder Installateur benötigt.
Aber wie sieht es in der Praxis aus? Funktioniert der Marstek Venus E Gen 3.0 Batteriespeicher wirklich so einfach und problemlos?
Finden wir das im Test heraus!
Der Marstek Venus E Gen 3.0 Batteriespeicher im Test
Bei dem Marstek Venus E Gen 3.0 handelt es sich um einen 480 × 153 × 624 mm großen Kasten, der aus einem Kunststoff-/Aluminium-Mix gefertigt ist.
Trotz des vergleichsweise niedrigen Preises wirkt der Batteriespeicher sehr hochwertig und massiv gebaut. Die gesamte Konstruktion macht den Anschein eines Premium-Produkts, nicht schlecht!
Auf der Front befinden sich einige Status-LEDs, die Anschlüsse sitzen an den Seiten und sind dort unter Klappen versteckt.
Theoretisch ist der Marstek Venus E Gen 3.0 IP65-wassergeschützt und könnte somit auch draußen stehen. Dies würde ich jedoch nicht empfehlen. LiFePO4-Akkus mögen es beispielsweise nicht, unter 0 Grad geladen zu werden. Auch Temperaturschwankungen steigern die Haltbarkeit sicherlich nicht.
Theoretisch kannst du den Akku aber draußen an einer Außensteckdose nutzen.
Neben dem einfachen Aufstellen ist es auch möglich, den Marstek Venus E Gen 3.0 an einer Wand zu montieren. Eine passende Halterung liegt bei.
Anschlüsse des Marstek Venus E Gen 3.0
Die Anschlüsse des Marstek Venus E Gen 3.0 sind an den Seiten angebracht.
Links:
- LAN-Port
- RS485-Port
- Einschalter
Rechts:
- 3-Pin-Anschluss für den Stromstecker
- Schuko-Steckdose
Bis zu 2.500 W
Grundsätzlich bietet der Marstek Venus E Gen 3.0 bis zu 2.500 W Eingangs- und Ausgangsleistung. Allerdings kannst du die Ausgangsleistung auf 800 W limitieren, um das gängige Einspeisemaximum einzuhalten.
Wie funktioniert der Marstek Venus E Gen 3.0?
Sprechen wir zunächst darüber, wie der Marstek Venus E Gen 3.0 grundsätzlich funktioniert.
Im Kern ist der Marstek Venus E Gen 3.0 ein Akku mit 5,12 kWh, der einfach an deine Steckdose angeschlossen wird.
Dieser kann sich dort vollladen oder Energie, ähnlich wie ein Balkonkraftwerk – in dein Stromnetz einspeisen.
Sinnvoll ist das primär dann, wenn du eine Solaranlage oder ein Balkonkraftwerk hast.
So ist es möglich, den Überschuss, der ansonsten ins Netz geht, „abzufangen“ und zu speichern. Dieser kann später, wenn du sonst Strom aus dem Netz beziehen würdest, wieder abgegeben werden.
Zusätzliches Messgerät für volles Potenzial („Smart Meter“) erforderlich
Um das volle Potenzial des Marstek Venus E Gen 3.0 auszuschöpfen, benötigst du ein weiteres Messgerät bzw. einen zusätzlichen Zähler.
Warum?
Dieses Messgerät wird installiert, um deinen Stromverbrauch zu überwachen bzw. zu erkennen, wann du Strom einspeist.
Der Marstek Venus E Gen 3.0 selbst weiß nicht, wann deine Solaranlage gerade Strom produziert, wann es einen Überschuss gibt oder Ähnliches. Das ist auch logisch, denn der Batteriespeicher ist lediglich mit der Steckdose verbunden.
Um zu erkennen, wann ein Stromüberschuss vorhanden ist, benötigen wir einen zusätzlichen Zähler, der diese Information an den Batteriespeicher weitergibt bzw. mitteilt, wie viel Strom du gerade verbrauchst, um eine Nulleinspeisung effektiv zu ermöglichen.
Meldet der Zähler einen Überschuss, der ins Netz eingespeist würde, nimmt der Marstek Venus E Gen 3.0 entsprechend Strom auf – bis zu 2.500 W –, sodass möglichst der gesamte Energieüberschuss im Speicher landet.
Wird ein Verbrauch gemeldet, gibt der Speicher wieder Energie ab, um diesen, wenn möglich, auf 0 auszugleichen.
Unterstützte Zähler sind unter anderem:
- Shelly Pro 3EM
- P1-Meter
- Shelly EM Gen3
- Shelly Pro EM-50
- EcoTracker
Ich nutze den everHome EcoTracker IR.
everHome EcoTracker IR Test: Stromverbrauch ohne Elektriker überwachen
Theoretisch auch ohne „Smart Meter“ nutzbar
Theoretisch ist der Marstek Venus E Gen 3.0 auch ohne zusätzliche Überwachung deines Stromverbrauchs durch ein Smart Meter nutzbar. Ich sage bewusst theoretisch, da Sinn und Nutzen des Batteriespeichers hier deutlich sinken.
- Du kannst fixe Zeiten festlegen, zu denen der Akku Energie aufnimmt bzw. abgibt. Beispielsweise: Laden jeden Tag von 10 bis 16 Uhr und Energieabgabe von 16 bis 10 Uhr.
- Falls du einen dynamischen Stromtarif hast, kannst du diesen hinterlegen, sodass der Akku automatisch Strom aufnimmt, wenn dieser günstig ist, und ihn abgibt, wenn er teuer ist.
Ich denke, der Marstek Venus E Gen 3.0 lohnt sich zu 98 % nur dann, wenn du eine Solaranlage und einen zusätzlichen Smart Meter hast.
Wie hoch ist die Kapazität?
Laut Marstek bietet der Venus E Gen 3.0 einen LiFePO4-Akku mit 100 Ah bei 51,2 V. Entsprechend ergibt sich eine Kapazität von 5,12 kWh, sehr beachtlich!
Allerdings werden immer 10 % dieser Kapazität reserviert. Der Akku entlädt sich nicht unter 10 %.
Aber welche Kapazität bietet der Marstek Venus E Gen 3.0 nun effektiv?
Um das zu testen, habe ich den Speicher vollständig geladen und anschließend mit 800 W wieder ins Netz entladen. Diesen Vorgang habe ich dreimal mitgeloggt.
Ich konnte hierbei eine recht stabile Kapazität von rund 4,9 kWh messen, die effektiv eingespeist wurden.
Das ist aus meiner Sicht ein sehr starkes Ergebnis für einen Akku, der mit 5,12 kWh wirbt und 10 % Kapazität reserviert. Unter Berücksichtigung der Wandlungsverluste lässt mich das vermuten, dass der Akku im Neuzustand sogar mehr Kapazität bietet als beworben.
Das wäre auch nicht ungewöhnlich. Aus meinen Tests mit LiFePO4-Akkus weiß ich, dass 5–10 % mehr Kapazität bei neuen Zellen als vom Hersteller angegeben durchaus normal sind.
Dazu passen auch die Messwerte hier.
Wie hoch ist die Effizienz?
Eine weitere wichtige Frage betrifft die Effizienz. Die Spannung muss zweimal gewandelt werden: einmal beim Laden des Akkus von AC zu DC und anschließend beim Entladen von DC zu AC.
Das kostet Energie. Also: Wie hoch ist die Effizienz?
Die Effizienz des Marstek Venus E Gen 3.0 lag bei mir bei rund 85 %. Ich halte das für absolut in Ordnung bei einem AC-gekoppelten Batteriespeicher. Viel besser wird es vermutlich nur mit einem DC-gekoppelten System gehen.
Haltbarkeit
Zur Haltbarkeit des Marstek Venus E Gen 3.0 kann ich leider keine praktischen Aussagen machen. In der Theorie sollte diese jedoch sehr gut sein. Es kommen LiFePO4-Akkuzellen zum Einsatz, die im Normalfall problemlos 2.000 – 3.000 vollständige Zyklen erreichen können.
Da hier keine 100-%-Zyklen gefahren werden, sondern maximal 90 %, steigt die Haltbarkeit zusätzlich.
Marstek wirbt beim Venus E Gen 3.0 AC mit 6.000 Zyklen und 10 Jahren Garantie. 6.000 Zyklen halte ich für durchaus realistisch.
Die potenzielle Schwachstelle wird vermutlich weniger der Akku selbst sein, sondern eher die Elektronik. Wie haltbar diese ist, lässt sich aktuell nicht sagen.
Aber 10 Jahre Garantie sind definitiv eine Ansage.
Leerlaufstromverbrauch
Wenn der Speicher gerade nichts macht und sich nur im Standby befindet, benötigt er etwa 5–6 W aus der Steckdose.
Fazit: Lohnt sich der Marstek Venus E Gen 3.0?
Unterm Strich hinterlässt der Marstek Venus E Gen 3.0 bei mir einen sehr positiven Eindruck. Für rund 1.200 Euro bekommst du hier einen großen 5,12-kWh-LiFePO4-Batteriespeicher, den du einfach in die Steckdose steckst, ohne Elektriker, ohne Umbauten, ohne großes Drama. Genau das macht dieses System so spannend.
In der Praxis überzeugt der Speicher mit einer überraschend hohen nutzbaren Kapazität von knapp 4,9 kWh, einer soliden Effizienz von rund 85 % und einer insgesamt sehr wertigen Verarbeitung. Auch die maximale Leistung von bis zu 2.500 W ist mehr als ausreichend und lässt sich sauber auf 800 W begrenzen, wenn du regelkonform bleiben willst.
Aber: Wirklich sinnvoll wird der Marstek Venus E Gen 3.0 nur mit einem zusätzlichen Smart Meter. Ohne zusätzliche Verbrauchsmessung verschenkst du einen Großteil des Potenzials. Mit Smart Meter hingegen funktioniert das System erstaunlich gut und kommt einer echten Nulleinspeisung sehr nahe, genau das, was viele von einem nachrüstbaren Speicher erwarten.
Die versprochenen 10 Jahre Garantie und bis zu 6.000 Zyklen sind ein starkes Statement. Ob die Elektronik das langfristig mitmacht, wird erst die Zeit zeigen, die Basis mit LiFePO4-Zellen stimmt aber definitiv.
Wenn du also ein Balkonkraftwerk oder eine bestehende Solaranlage hast, deinen Eigenverbrauch erhöhen möchtest und einen unkomplizierten Einstieg in das Thema Stromspeicher suchst, ist der Marstek Venus E Gen 3.0 aus meiner Sicht eines der aktuell spannendsten Plug-and-Play-Systeme am Markt. Kein perfektes System, aber für den Preis verdammt nah dran.













