Das erste NAS von Ugreen im Test, kann das Ugreen DXP4800 mit Synology und QNAP mithalten?

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Etwas überraschend hat Ugreen vor einer Weile eine Serie an NAS-Systemen vorgestellt. Ja das Ugreen welches für Powerbanks und Ladegeräte bekannt ist.

Auf den ersten Blick sehen die vorgestellten NAS-Systeme auch fantastisch aus! So verfügen alle Modelle mindestens über 2,5 Gbit LAN und vergleichsweise gute Intel CPUs.

Dabei sind diese preislich klar unter dem Platzhirsch Synology angesiedelt.

Allerdings gute Hardware ist bei einem NAS das eine. Gute Software ist das andere. Wie sieht es hier bei den Ugreen NAS Modellen aus?

Freundlicherweise hat mir Ugreen das DXP 4800 für einen Test zur Verfügung gestellt. Wollen wir uns einmal ansehen, wie gut oder wie schlecht dieses ist!

 

Ugreen DXP4800, fantastisches Design!

Wofür ich Ugreen direkt loben muss, ist das Design und die Verarbeitung des NAS. So setzt dieses prinzipiell auf eine sehr klassische Form für ein 4 Bay NAS.

Allerdings ist das Design wunderbar schlicht und geradlinig, aber dennoch sehr hochwertig mit einem Korpus aus Metall und vielen grauen Akzenten. Auch die weißen LEDs auf der Front strahlen eine gewisse Wertigkeit.

Selbst die HDD Schnellwechselrahmen sind fantastisch gemacht! So haben wir hier ein schraubenloses Design (für 3,5 Zoll Laufwerke) mit einem Mechanismus den wir fast schon als “Over Engineering” bezeichnen können, aber wunderbar funktioniert.

Auf der Rückseite sind die Anschlüsse wie auch ein großer 120 mm Lüfter. Auf Seiten der Anschlüsse haben wir:

  • 2x 2,5 Gbit LAN
  • 2x USB A 2.0
  • 1x USB A 3.2
  • 1x HDMI
  • 1x DC Eingang (12V / 10A)

Zudem haben wir auf der Front weitere Anschlüsse:

  • 1x USB A 3.2
  • 1x USB C 3.2
  • 1x SD Kartenleser

Super! Dies ist eine Anschlussausstattung wie es sich für ein NAS der Einsteiger/Mittelklasse für 2024 gehört. Gerade die 2,5 Gbit LAN Ports sind begrüßenswert.

Auch die USB C Ports und der Kartenleser sind begrüßenswert.

 

2x NVME SSD

Unter einer verschraubten Klappe auf der Unterseite findest du noch zwei M.2 Slots für 2280 NVME SSDs.

NVME SSDs lassen sich beim DXP4800 wahlweise als Massenspeicher nutzen oder als SSD-Cache.

 

RAM lässt sich erweitern

Du kannst den Arbeitsspeicher beim Ugreen DXP4800 erweitern! So findet sich unter der Klappe auf der Unterseite ein SO-DIMM DDR5 RAM Slot.

Von Haus aus ist hier ein 8 GB 4800 MHz DDR5 RAM Modul von Samsung verbaut.

 

Software, noch eine sehr frühe Version!

Wichtig! Dies ist noch eine sehr frühe Version der Software von Ugreen, entsprechend gibt es hier ein paar raue Kanten. Als ich das NAS bekommen hatte, war die Software wirklich noch sehr roh.

Aber innerhalb der ersten Wochen gab es Updates, welche die Software signifikant verbessert haben! Ugreen ist also offensichtlich noch sehr fleißig daran am Arbeiten.

 

Die Benutzeroberfläche des DXP4800

Ugreen geht bei der Software einen ähnlichen Weg wie Synology, QNAP und Co. Rufst du die IP Adresse des NAS über deinen Webbrowser auf, landest du in einem Webinterface, das eher ein Betriebssystem im Webbrowser/Remote Desktop ist, als eine klassische WebUI.

So hast du hier einen Desktop mit Fenstermanager. Du hast zudem Anwendungen, welche du parallel in Fenstern öffnen kannst, usw.

Du hast hier einen Dateimanager, Speichermanager, eine Systemsteuerung, einen App Store usw.

In der Systemsteuerung findest du die Möglichkeit Benutzerkonten anzulegen, kannst Netzwerkeinstellungen konfigurieren, generelle Energieeinstellungen anpassen usw.

Sowas wie ein “Terminal” oder Ähnliches gibt es nicht. Für alle Einstellungen gibt es eine grafische Benutzeroberfläche, Icons usw.

Hier und da könnte diese noch etwas Feinschliff gebrauchen, aber im Kern ist die Benutzeroberfläche doch etwas nutzerfreundlicher als beispielsweise Unraid oder TrueNAS.

Nach der ersten Einrichtung mit dem Anlegen eines Benutzerkontos solltest du in den Speichermanager gehen, wo du deine Festplatten/SSDs zu einem Raid verschalten kannst. Auch dies geschieht in einer einfachen Benutzeroberfläche.

Ugreen DXP4800 NAS Speicher Manager

Soweit bin ich sehr zufrieden mit dem, was Ugreen hier auf die Beine gestellt hat. Allerdings müssen wir auch ehrlich sein, gerade Synology und QNAP haben was die Benutzeroberfläche, den Funktionsumfang und auch das Design angeht klar noch die Nase vorne!

Dies überrascht auch nicht, Ugreen ist noch neu in diesem Bereich und wird sich vermutlich zuerst auf die Basis konzentrieren, welche schon recht gut aussieht!

Ugreens Software basiert, wie nicht anders zu erwarten, auf Linux bzw. anscheinend auf ein angepasstes Debian Linux. Allerdings siehst du vom Linux Kern praktisch nichts! Es ist allerdings möglich, sich via SSH auf das NAS zu schalten, um ein Linux Terminal zu bekommen.

 

App für Smartphone und Computer

Ugreen bietet natürlich auch eine passende App fürs Smartphone, wie aber auch für Windows und Mac an.

Ugreen DXP4800 NAS Windows Anwendung

Die Apps sind dabei im Kern die WebUI nur in einer optimierten Form. Dies gilt gerade für die Smartphone App, wo die Benutzeroberfläche natürlich vom Layout entsprechend angepasst wurde.

Allerdings zeigt sich hier eine etwas andere Ansatzweise bei Ugreen als bei QNAP und Synology.

Bei QNAP und Synology gibt es für jedes “Modul” eine eigene App, also für den Datei Zugriff, die Verwaltung, Fotos usw. Bei Ugreen hast du eine App für alles.

So kannst du in dieser App dein NAS komplett steuern, durch deine Daten browsen, aber auch Fotos ansehen und diese in Galerien/Alben sortieren, mit Gesichtserkennung usw.

Ebenfalls gibt es die Option für das automatische Hochladen von Bildern usw.

 

Welche Dienste werden unterstützt?

Stand Ende März 2024 unterstützt das DXP4800 folgende Dateidienste/Dienste:

  • SMB (Windows File Share)
  • FTP (FTPS)
  • NFS
  • Rsync
  • WebDAV
  • Bonjour
  • wsdd2
  • UPnP
  • Telnet
  • SSH

Damit unterstützt das NAS alle wichtigen Dienste.

 

RAID und Dateisystem

Prinzipiell (sofern du genug Laufwerke verbaut hast) unterstützt das Ugreen DXP 4800 folgende Speicherkonfigurationen:

  • RAID 0
  • RAID 1
  • RAID 5
  • JBOD
  • Basic

Sofern du die Möglichkeit hast, würde ich RAID 5 empfehlen, welches einen idealen Kompromiss aus Datensicherheit und Ausnutzung der Speicherkapazität darstellt.

Dabei hast du die Wahl aus zwei Dateisystemen, Btrfs und ext4. Btrfs ist hier die vermutlich bessere Wahl, aufgrund besseren Datenschutz-Systemen.

Etwas schade, dass ZFS nicht unterstützt wird, aber das ist nicht überraschend, denn wir haben hier ein Linux basiertes Betriebssystem und dort ist ZFS weiterhin nicht Standard.

Allerdings ist es schon gut, dass Ugreen ein erweitertes Dateisystem wie Btrfs unterstützt.

 

NVME SSDs

NVME SSDs im Ugreen DXP 4800 können als normale Datenspeicher Laufwerke für Netzwerkfreigaben genutzt werden oder als Cache für HDDs.

Ugreen DXP4800 NAS SSD Cache

Hier können diese als Lese- oder Lese- und Schreib-Cache genutzt werden.

 

Was fehlt mir noch? (Stand März 2024)

Gibt es Dinge die mir bei der Software des Ugreen DXP 4800 noch fehlen? Natürlich ist es immer nett mehr Funktionen zu haben, aber es gibt zwei Punkte, die mir hier aufgefallen sind.

  • Verschlüsselung von Laufwerken
  • Unterstützung von Docker Containern

Derzeit scheint es noch keine Möglichkeit zu geben, Laufwerke oder freigegebene Ordner auf den verbauten Festplatten zu verschlüsseln.

Ebenso gibt es derzeit noch keine Möglichkeit Docker Container auf dem NAS-System laufen zu lassen.

 

Wie laut ist das Ugreen DXP4800?

Erfreulicherweise ist das Ugreen DXP 4800 ein sehr leises NAS-System! So ist der Lüfter durchaus kräftig, es gibt einen merklichen Luftstrom durch das Gehäuse und die Temperaturen sind sehr gut, aber dieser ist dennoch sehr leise.

Prinzipiell ist das NAS so leise, dass es ohne Probleme auf einem Schreibtisch stehen könnte. Praktisch hängt dies aber etwas von deinen genutzten HDDs ab, denn sie sind auch durch das Gehäuse gegebenenfalls noch hörbar.

 

Luftstrom umgekehrt

Spannenderweise ist der Luftstrom beim Ugreen DXP 4800 umgekehrt als bei vielen NAS-Systemen.

So saugt es hinten Luft ein und bläst diese nach vorne durch. Sinnvoll, denn so kann ein Luftfilter auf der Rückseite genutzt werden, den Ugreen auch optional beilegt.

 

Datenraten des Ugreen DXP4800

Aber wie schnell ist das Ugreen DXP 4800? Hier kommt es natürlich etwas auf deine verbauten Festplatten/SSDs an. Potenziell haben wir 2,5 Gbit LAN, was im absoluten Optimalfall rund 280 MB/s in beide Richtungen schaffen könnte.

Ugreen DXP4800 Datenraten

Mit zwei NVME SSD konnte ich im Benchmark um die 290 MB/s in beide Richtungen erreichen! Sofern also deine Laufwerke schnell genug sind, kann das NAS das volle 2,5 Gbit LAN Tempo erreichen.

Praktisch mit dem Windows Datei Explorer liegen die Werte minimal niedriger. Hier schwanken die Datenraten zwischen 250 MB/s und 280 MB/s, was immer noch sehr gut ist!

Mit HDDs wirst du solche Geschwindigkeiten allerdings in der Regel nicht oder nur mit wirklichen guten HDDs (oder SSD Cache) erreichen.

 

Stromverbrauch

Der Stromverbrauch bei NAS Systemen hängt zu einem großen Teil von den genutzten Laufwerken ab. So auch beim Ugreen DXP 4800.

Ohne Festplatten nur mit 2x NVME SSDs im Leerlauf benötigt das Ugreen DXP 4800 rund 15,2 W, mit 2,5 Gbit LAN.

Mit 3x 14 TB HDDs steigt der Verbrauch auf rund 29 W an.

Damit ist das NAS relativ sparsam.

Erfreulicherweise funktionierte der HDD Standby/Spindown im Test relativ zuverlässig. Das ist nicht selbstverständlich, denn nach meiner Erfahrung funktioniert dieser bei Synology oder QNAP in der regel nicht (gut).

 

Fazit

Lernt Ugreen mit seinen neuen NAS Modellen Synology und QNAP das fürchten? Ganz soweit will ich noch nicht gehen, aber das Potenzial ist da!

Vor allem die Hardware des NAS konnte im Test überzeugen. So ist das Gehäuse des NAS qualitativ hervorragend und auch die generelle Ausstattung spitze für ein NAS dieser Klasse. Neben 4x HDD Slots auch 2x NVME SSD Slots, 2x 2,5 Gbit LAN und ein RAM Slot, super! Hinzu kommt ein relativ niedriger Stromverbrauch und der gute Lüfter.

Auch rein was die Datenraten betrifft erreicht das NAS das volle 2,5 Gbit LAN Tempo mit +- 260-270 MB/s, sofern die von dir verbauten Laufwerke mithalten können.

Aber wie steht es um die Software? Ugreen geht hier einen ähnlichen Weg wie QNAP, Synology, ASUSTOR, Terramaster usw. So haben wir keine klassische Benutzeroberfläche, sondern ein Betriebssystem im Webbrowser, mit Fenster-Manager usw.

Die Nutzung ist deutlich einfacher als beispielsweise bei TrueNAS oder Unraid. Auch sind alle wichtigen NAS Funktionen vorhanden und funktionierend.

Du willst das Ugreen DXP4800 einfach als Netzwerklaufwerk nutzen? Kein Problem funktioniert natürlich sehr einfach. Du willst deine HDDs mit einem SSD Cache beschleunigen? Klappt natürlich auch. Du willst von unterwegs auf deine Daten zugreifen? Klar geht! Du willst Fotos in Alben sortieren und automatisch von deinem Smartphone hochladen? Auch das ist möglich.

Allerdings ist es noch recht früh für Ugreens Software. Die Basis steht, aber was Zusatzfunktionen betrifft ist Synology und QNAP um einiges weiter! Keine Diskussion, die Software von Synology und QNAP ist noch um einiges umfangreicher.

Und hier kommt nun das große Fragezeichen. Wie wird Ugreen sein NAS weiterentwickeln? In der Zeit in der ich das NAS hatte machte die Software große Sprünge und wenn diese so weiter gehen könnte sich Ugreen zu einem der großen im NAS Geschäft entwickeln.

Aber auch im “ist” Stand macht das Ugreen DXP4800 einen wirklich guten Eindruck! So bevorzuge ich Ugreens Software klar vor etwas wie TrueNAS oder Unraid (im Heim-Einsatz) und die Hardware übertrifft alles was beispielsweise Synology in der ähnlichen Preisklasse zu bieten hat.

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Michael Barton
Michael Barton
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