Kingston hat mit der FURY Renegade G5 seine neueste Flaggschiff-NVME-SSD auf den Markt gebracht. Diese setzt natürlich auf die PCIe 5.0 Schnittstelle und den neuen Silicon Motion SM2508 Controller.
Dieser soll Datenraten von bis zu 14.800 MB/s ermöglichen, ohne dabei eine extreme Hitzeentwicklung zu zeigen.
Wollen wir uns im Test einmal anschauen, ob die Kingston FURY Renegade G5 mit den anderen Flaggschiff-NVME-SSDs von Samsung und Co. mithalten kann!
An dieser Stelle vielen Dank an Kingston für das Zur-Verfügung-Stellen der G5 für diesen Test.
Die Kingston FURY Renegade G5 im Test
Bei der Kingston FURY Renegade G5 handelt es sich um eine recht typische M.2 SSD im 2280er Format.
Passend zur High-End-Zielgruppe der SSD setzt diese auf ein „schwarzes“ Design. So verwendet Kingston einerseits ein schwarzes PCB und auch der Aufkleber auf der Front ist weitestgehend in Schwarz gehalten.
Hierdurch mutet die SSD durchaus wertig an. Worauf Kingston allerdings verzichtet, ist ein Kühlkörper.
Einseitig bestückt
Erfreulicherweise ist selbst die 4 TB Version der Kingston FURY Renegade G5 nur einseitig mit Komponenten bestückt, was die Kompatibilität mit Notebooks verbessert.
Die Technik der Kingston FURY Renegade G5
Die Kingston FURY Renegade G5 setzt auf den noch recht neuen Silicon Motion SM2508 Controller.
Bei dem Silicon Motion SM2508 handelt es sich um einen High-End-PCIe-5.0-Controller, welcher aber neben einer hohen Leistung auch auf eine gewisse Energieeffizienz Wert legt. Hierdurch läuft dieser deutlich kühler als vergleichbare SSDs mit dem Phison E26.
Silicon Motion SM2508 Controller
- Schnittstelle: PCIe Gen5 x4
- Protokoll: NVMe 2.0
- Fertigungsprozess: TSMC 6nm FinFET
- CPU: Quad-Core ARM Cortex-R8 und ein zusätzlicher Cortex-M0 für spezielle Aufgaben
- 8 NAND-Kanäle
- Unterstützt die neuesten 3D TLC (Triple-Level Cell) und QLC (Quad-Level Cell) NAND-Flash-Speicher
- NAND-Interface-Geschwindigkeiten von bis zu 3.600 MT/s (Megatransfers pro Sekunde)
- NANDXtend® ECC-Technologie: Mit innovativem 4K+LDPC (Low-Density Parity-Check) Fehlerkorrekturverfahren für verbesserte Datensicherheit und Ausdauer des NAND-Speichers
- End-to-End Data Path Protection: Schutz der Daten über den gesamten Pfad
- SRAM ECC & CRC Parity
- DRAM ECC-Unterstützung
- Security: Hardware-beschleunigte AES 128/256 Verschlüsselung, TCG Opal 2.0 Konformität, Secure Boot
In der Kingston FURY Renegade G5 wird der SM2508 mit Kioxia BiCS8 TLC NAND kombiniert.
KIOXIA BiCS8
- TLC NAND
- 218 Schichten
- CBA (CMOS directly Bonded to Array)
- Interface-Geschwindigkeit über 3,2 Gbit/s
In der Theorie ist dies eine sehr fähige Mischung aus einem topaktuellen Controller und dem derzeit besten NAND aus dem Hause KIOXIA.
Zudem bietet die Kingston FURY Renegade G5 auch einen DRAM-Cache, was ebenfalls helfen sollte, die Geschwindigkeit der SSD zu optimieren.
Entsprechend wirbt Kingston auch mit durchaus beeindruckenden technischen Daten.
Lesend | Schreibend | |
1TB | 14200 MB/s | 11000 MB/s |
2TB | 14700 MB/s | 14000 MB/s |
4TB | 14800 MB/s | 14000 MB/s |
So soll die SSD bis zu 14.800 MB/s lesend und 14.000 MB/s schreibend erreichen. Damit ist dies ganz klar eine High-End-SSD, zumindest auf dem Papier.
Garantie und TBW
Die Kingston FURY Renegade G5 bringt wie üblich eine Garantielaufzeit von 5 Jahren mit. Diese kann wie ebenfalls üblich früher enden, wenn du den TBW-Wert überschreitest.
Dieser liegt bei der FURY Renegade G5 aber mit 1.000 GB pro TB überdurchschnittlich hoch.
Testsystem
Folgendes Testsystem wurde für die Benchmarks verwendet:
- AMD Ryzen 5 7600X
- ASUS ROG Strix X670E-E Gaming WIFI
- 16 GB RAM
- Windows 11 Pro 22H2
Es handelt sich hierbei um das gleiche Testsystem wie bei anderen SSDs.
Benchmarks der Kingston FURY Renegade G5 (CrystalDiskMark, AS SSD, Anvil’s Storage Utilities)
Beginnen wir den Test mit CrystalDiskMark. CrystalDiskMark ist derzeit der beste Test, um die maximale Leistung eines Speicherlaufwerks zu testen. CrystalDiskMark ist nicht immer ganz alltagsnah, aber es ist der beste Test, um die SSD unter „optimalen“ Bedingungen voll auszureizen und somit die Herstellerangaben zu überprüfen.
Die ersten Benchmarks sehen bereits sehr gut aus! So kann die SSD lesend wie auch schreibend die Herstellerangabe übertreffen.
So erreichte diese lesend 14.842 MB/s, womit sie sich auf Platz 1 der bisher getesteten SSDs setzt, sogar noch vor die Samsung 9100 Pro.
Selbiges gilt auch für die Schreibwerte, wo die Kingston auf 14.174 MB/s kommt. Damit ist sie, was die Spitzenwerte angeht, die schnellste SSD, die ich bisher im Test hatte!
CrystalDiskMark bietet auch die Möglichkeit, IOPS und die Zugriffszeit zu messen. Dieser Test ist etwas speziell und scheint gewisse Hersteller zu bevorzugen. So schneiden hier Samsung-SSDs beispielsweise immer ungewöhnlich schlecht ab.
Und auch bei der Kingston FURY Renegade G5 sehen wir hier etwas „ungewöhnliche“ Werte. So kann sich hier die SSD nur im oberen Mittelfeld platzieren. Erneut, dieser Teil des Benchmarks ist etwas unzuverlässig, aber ich möchte ihn auch nicht verheimlichen.
In AS SSD kehrt die G5 aber wieder zur alten Stärke zurück. So kann sich hier die SSD wieder auf den ersten Platz schieben und somit erneut die Samsung 9100 Pro und auch die Lexar NM1090 PRO schlagen.
Zu guter Letzt schauen wir uns noch Anvil’s Storage Utilities an. Und auch hier kann sich die FURY Renegade G5 hauchzart vor der Samsung 9100 Pro und Lexar NM1090 Pro auf dem ersten Platz setzen.
Zusammengefasst: In Benchmarks, die sich die reinen Datenraten der SSDs anschauen, ist die Kingston FURY Renegade G5 in der 4 TB Version die schnellste SSD, die ich bisher im Test hatte.
PCMark
Bisher haben wir uns nur reine Benchmarks der Datenraten angesehen. PCMark versucht im Gegensatz dazu, etwas alltagsnähere Szenarien abzubilden. Drei Testoptionen stehen dabei zur Verfügung: die „Quick“-Variante, „Data“ und die „volle“ Version. Die „volle“ Version verwendet größere Dateigrößen, was SSDs mit langsameren Schreibgeschwindigkeiten oder aggressiven Schreibcaches schlechter abschneiden lässt.
Hier sehen wir die erste „Niederlage“ der Kingston FURY Renegade G5 gegenüber der Samsung 9100 Pro.
So kann sich die Kingston FURY Renegade G5 im besonders wichtigen „Full“-Benchmark „nur“ auf den 2. Platz aller bisher getesteten SSDs setzen.
Dabei kann diese aber weiterhin die Lexar NM1090 PRO, welche den gleichen Controller nutzt, merkbar schlagen.
3DMark SSD-Test
Wo PCMark versucht, Alltagssituationen zu simulieren, konzentriert sich der 3DMark SSD Test rein auf die Messung von Ladezeiten. Der Test umfasst:
- Laden von Battlefield™ V vom Start bis zum Hauptmenü
- Laden von Call of Duty®: Black Ops 4 vom Start bis zum Hauptmenü
- Laden von Overwatch® vom Start bis zum Hauptmenü
- Aufzeichnen eines 1080p-Gameplay-Videos bei 60 FPS mit OBS während des Spielens von Overwatch®
- Installieren von The Outer Worlds® aus dem Epic Games Launcher
- Speichern des Spielfortschritts in The Outer Worlds®
- Kopieren des Steam-Ordners für Counter-Strike®: Global Offensive von einer externen SSD auf das Systemlaufwerk
Im 3DMark Test wiederum kann sich die Kingston FURY Renegade G5 SSD 4TB souverän den ersten Platz aller bisher getesteten SSDs sichern, vor der Samsung 9100 Pro und der Crucial T700.
Praxis-Test: Kopier- und Entpackleistung im Detail
Zum Abschluss kopieren wir zwei große Archive auf die SSD und entpacken sie dort. Dieser Test ist repräsentativ für das Installieren von Spielen und Programmen.
- Datei-Paket A – Installation von Tiny Tina’s Wonderlands, ca. 52 GB
- Datei-Paket B – Installation von Tiny Tina’s Wonderlands, Total War: Warhammer 3 und GW2, ca. 231 GB
Spannenderweise erreicht die Kingston FURY Renegade G5 exakt die gleichen Werte wie die Samsung 9100 Pro. Dies sowohl beim kleinen Datenpaket als auch beim großen Datenpaket.
Sehr gut! Denn damit teilen sich beide SSDs den ersten Platz in meinem Testfeld.
Der SLC-Cache bei der FURY Renegade G5
Ein wirklich entscheidender Punkt bei modernen SSDs ist der sogenannte SLC-Cache. Man muss nämlich wissen: Moderner NAND-Flashspeicher ist beim Schreiben oft überraschend langsamer, als man es vielleicht erwarten würde. Die wenigsten SSDs schaffen es, konstant Datenraten von über 2.000 MB/s auf die Zellen zu bannen, alles, was darüber hinausgeht, ist in der Regel dem cleveren Einsatz des SLC-Caches zu verdanken.
Die Krux liegt in der Zelltechnologie: Die meisten aktuellen SSDs verwenden TLC- oder QLC-NAND, bei dem 3 bzw. 4 Bit pro Speicherzelle untergebracht werden. Je mehr Bits pro Zelle gespeichert werden müssen, desto komplexer und zeitaufwendiger wird der Schreibvorgang. Das macht sich besonders bei QLC-SSDs bemerkbar, die nach dem Füllen ihres Cache-Bereichs mitunter quälend langsam werden können.
Um dieses Dilemma zu umgehen, bedienen sich die SSD-Hersteller eines cleveren Kniffs: Teile der NAND-Zellen, egal ob TLC oder QLC, werden dynamisch so angesteuert, als wären sie SLC-NAND. Das bedeutet, sie werden nur mit einem einzigen Bit beschrieben. Dieser „SLC-Modus“ ist signifikant schneller, da das Schreiben von nur einem Bit weniger präzise Spannungslevel erfordert und somit flotter vonstattengeht. Das Ergebnis ist eine deutlich höhere Schreibgeschwindigkeit, die uns in den Benchmarks so beeindruckt.
Aber das Ganze hat natürlich seinen Preis und kann nur temporär funktionieren. Würde man die Zellen dauerhaft nur mit einem Bit beschreiben, ginge ein riesiger Teil der ursprünglichen Speicherkapazität verloren (bei TLC wären es zwei Drittel, bei QLC sogar drei Viertel der Kapazität!). Ist der SLC-Cache also einmal vollgeschrieben, muss die SSD die Daten im Hintergrund in die dichter gepackten TLC- oder QLC-Bereiche umsortieren oder direkt mit der langsameren, nativen Geschwindigkeit in diese Bereiche schreiben.
Wie steht es hier um die FURY Renegade G5?
Auch diese setzt natürlich auf einen SLC-Cache. Allerdings zeigt die Kingston FURY Renegade G5 eine sehr hohe Leistung nach dem SLC-Cache!
So schaffte die SSD satte ± 2.000 MB/s nach dem SLC-Cache. Zum Vergleich:
- Kingston FURY Renegade G5: ca. 2.000 MB/s
- Samsung 9100 Pro: ca. 1.400 MB/s
- Lexar NM1090 PRO: ca. 1.800 MB/s
Dabei ist der Cache der SSD auch relativ groß. So umfasst dieser ca. 1,5 TB bei der 4 TB Version.
Damit ist die Kingston FURY Renegade G5 wunderbar auch für das Übertragen größerer Datenmengen geeignet.
Hitzeentwicklung und Leistungsaufnahme
Die Ermittlung des Stromverbrauchs von M.2-SSDs stellt eine Herausforderung dar. Um dies zu bewerkstelligen, wende ich eine besondere Methode an: Ich verbaue die SSDs in ein externes NVMe-SSD-Gehäuse mit USB-C 3.1 und messe den Gesamtstromverbrauch dieses Gehäuses, der auch den Verbrauch der SSD einschließt. Eine exakte Messung ist zwar aufgrund der Limitierung der SSD-Leistung auf 1.000 MB/s nicht möglich, aber die Ergebnisse bieten dennoch einen Überblick über den Energiebedarf verschiedener SSDs. Es empfiehlt sich daher, weniger auf absolute Werte zu fokussieren, sondern eher einen Vergleich zwischen verschiedenen Modellen anzustellen, um einzuschätzen, ob eine SSD tendenziell mehr oder weniger Energie benötigt. Für den Einsatz in einem Desktop-Computer spielt dieser Test kaum eine Rolle, da eine Abweichung von etwa ± 1 Watt kaum Auswirkungen auf die Stromrechnung hat. Doch in einem Ultrabook kann eine Differenz von nur ± 1 Watt die Akkulaufzeit um fast eine Stunde beeinflussen. Bisher war dieses Verfahren durchaus geeignet, um zu erkennen, ob eine SSD generell eher mehr oder weniger Energie benötigt.
Hier sehen wir ein mittleres Abschneiden der Kingston FURY Renegade G5. So ist diese nicht als besonders sparsam zu bezeichnen, aber sie braucht auch nicht ansatzweise so viel Leistung wie die ersten PCIe-5.0-Modelle, vor allem unter Last.
Dies sehen wir auch bei der Leistungsaufnahme während eines Durchlaufs von CrystalDiskMark.
Grundsätzlich läuft die Kingston FURY Renegade G5 bei konstanter hoher Last recht heiß, was aber auch nicht anders zu erwarten war.
Allerdings ist die SSD auch nicht „extrem“. So würde ich zwar ganz klar einen Kühlkörper empfehlen, aber prinzipiell sollte die SSD auch ohne Kühler bei normaler Alltags-Last klarkommen. Allerdings ist dies ein Punkt, wo die Samsung 9100 Pro tendenziell etwas besser ist.
Fazit: Schneller als die Samsung 9100 Pro
Ich bin von der Kingston FURY Renegade G5 überrascht! Es war natürlich klar, dass wir hier eine schnelle NVME PCIe 5.0 vor uns haben, allerdings dass diese im Test sich doch vor die Samsung 9100 Pro und auch die Lexar NM1090 PRO setzen konnte, war für mich eine kleine Überraschung.
So zeigte die FURY Renegade G5 konstant in allen Bereichen eine Leistung oberhalb der Samsung 9100 Pro. Die Unterschiede sind zugegeben so gering, dass sie in der Praxis nicht auffallen werden, dennoch ist die G5 die schnellste SSD, die ich bisher im Test hatte.
Sogar die Datenrate nach dem SLC-Cache ist sehr stark, womit sich die SSD auch für große Datenmengen eignet.
Dank des recht neuen Silicon Motion SM2508 Controllers ist auch die Hitzeentwicklung vergleichsweise unproblematisch. Für Notebooks würde ich in der Regel weiterhin eine PCIe-4.0-SSD wählen, aufgrund der Leistungsaufnahme, soll es aber auch dort ein High-End-Modell sein, wäre die Kingston FURY Renegade G5 sogar für Notebooks keine schlechte Wahl.