Gigabit LAN begleitet uns schon seit einer gefühlten Ewigkeit als der Standard für das Heimnetzwerk. Wikipedia sagt seit 2010 wäre Gbit LAN „very common and economical“, ich kann mich allerdings schon früher an Gbit LAN Karten auf High End Mainboards erinnern.
Es ist in der Technikwelt sehr selten, dass sich ein Standard nun schon viele Jahre hält. Aber das stimmt ja an sich gar nicht, 10Gbit LAN ist im Server Bereich schön längst ein alter Hut.
Jedoch hat sich dieser Standard irgendwie nicht so recht in den Consumer Markt durchgesetzt. Vermutlich reicht den meisten 1Gbit aus und daher sind die Preise für 10Gbit Hardware nie gefallen.
Bis Ende 2016 hat man für eine 10Gbit LAN Karte mindestens 300€ gezahlt und für einen passenden Switch 600€+.
Jedoch hat nun Asus als erster Hersteller die Initiative für „günstiges“ 10Gbit ergriffen und mit der ASUS XG-C100C LAN Karte und dem ASUS XG-U2008 Switch bezahlbare Komponenten auf den Markt gebracht.
Wollen wir uns doch einmal kurz anschauen wie das Ganze in der Praxis funktioniert! Endlich günstiges und schnelles 10Gbit LAN?!
Die Hardware
Ihr habt bei 10Gbit Netzwerk im Großen und Ganzen zwei Optionen, Ihr könntet auf SFP+ setzen oder auf den üblichen RJ45 Anschluss.
SFP+ ist etwas günstiger, nutzt aber spezielle Kabel und ist daher etwas „nerviger“. 10Gbit über den normalen RJ45 LAN Port ist da einfacherer und unkomplizierter, aber war bisher teurer.
Wenn Ihr Euer Netzwerk auf 10Gbit umstellen wollt, müsst Ihr Euch zuerst klar sein, was Ihr überhaupt mit 10Gbit anbinden wollt. Es bringt nichts in einen PC eine 10Gbit LAN Karte zu klatschen und alles wird schneller.
Ihr müsst also sowohl einen PC wie auch beispielsweise einen Heimserver oder ein NAS mit 10Gbit anbinden damit das Ganze Sinn macht.
Wollt Ihr mehr, als zwei Computer mit 10Gbit anbinden, wird es schwer. Der ASUS XG-U2008 ist aktuell der einzige Switch, welcher 10Gbit LAN unterstützt und bezahlbar ist.
Dieser besitzt aber nur zwei 10Gbit LAN Ports und acht normale LAN Ports. Wollt Ihr mehr, als zwei 10Gbit LAN Ports müsst Ihr zum Netgear ProSAFE Plus XS700 greifen.
Der Netgear ProSAFE Plus XS700 kostet allerdings 600€! Der Sprung von zwei Ports auf acht Ports kostet also rund 350€ zusätzlich. Jedoch denke ich, dass die meisten Nutzer mit zwei Ports klarkommen werden.
In der Regel wird man seinen Heimserver und seinen primären Desktop schnell anbinden wollen, andere Geräte im Netzwerk werden meist mit weiterhin 1Gbit/s klarkommen.
Bei der LAN Karte stammt Eure günstigste Option erneut von Asus und hört auf den Namen „ASUS XG-C100C“. Für sehr faire 110€ bekommt man hier eine günstige aber fähige 10Gbit LAN Karte.
Fassen wir zusammen, Ihr wollt zwei Computer untereinander mit schnellem 10Gbit anbinden und das restliche Netzwerk mit 1Gbit? Dann braucht Ihr folgende Hardware:
- ASUS XG-C100C LAN Karte x2
- ASUS XG-U2008
- Cat6 LAN Kabel
Das Ganze wird Euch ca. 470€ kosten, klingt teuer ist es aber für 10Gbit Verhältnisse nicht. Alternativ könnte man auch auf den Switch verzichten und eine direkte Verbindung zwischen zwei Computern nutzen, günstiger aber auch etwas unpraktischer und aufwendiger in der Einrichtung.
Die ASUS XG-C100C LAN Karte
Mit rund 110€ ist die ASUS XG-C100C die mit Abstand günstigste 10Gbit LAN Karte auf dem Markt! Warum ist aber die XG-C100C so günstig? Das wird zwei Gründe haben. Zum einen versucht Asus offensichtlich 10Gbit für den High End Endkunden -Markt attraktiv zu gestalten und zum anderen nutzt man einen Aquantia Aqtion AQC107 Chipsatz.
Letzterer ist natürlich Fluch und Segen zugleich, dazu aber später mehr.
Asus setzt bei der XG-C100C LAN Karte auf ein rotes PCB und Kühler. Ja 10Gbit LAN Karten brauchen einen Kühler, welcher natürlich in diesem Fall passiv ist.
Etwas schade finde ich die Farbwahl. Von ASUS hätte ich mir eigentlich eine schöne schwarze LAN Karte erhofft, aber gut bei dem Preis will ich mal nicht zu laut meckern.
Die XG-C100C nutzt einen PCIe x4 Slot! Sorgt dafür, dass dieser bei Euch frei ist. Bedenkt das eine x4 PCIe Karte auch in einen ungenutzten x16 Slot passt. Sollte Euer Mainboard also Platz für eine zweite Grafikkarte haben, könnt Ihr die Karte auch in diesem Slot nutzen.
Ich hatte ja erwähnt, dass der Aquantia Aqtion AQC107 Chipsatz Fluch und Segen zugleich ist, was meinte ich damit? Natürlich ermöglicht der etwas unbekanntere Chipsatz den günstigen Preis und auch die Performance stimmt, allerdings sind Treiber etwas „problematisch“.
Unter Windows ist dies natürlich kein Problem, ladet Euch die passenden Treiber einfach bei ASUS herunter und fertig, die Karte funktioniert. Wollt Ihr allerdings Linux oder FreeNAS nutzen, viel Spaß!
Für Linux gibt es Treiber, welche aber zum Zeitpunkt dieses Tests (14.07) noch nicht im Kernel der meisten Distributionen integriert sind (getestet: OpenMediaVault, Ubuntu 16.04.2 LTS, unRAIDServer-6.3.5).
ASUS bietet aber auch hier einen Treiber Download auf seiner Webseite für Linux Treiber an. Jedoch ist es für einen „Nicht Linux Fachmann“ nicht leicht den Treiber selbst zu kompilieren und zu installieren bzw. dies ist deutlich komplizierter als unter Windows.
Jedoch sieht die Zukunft sicher positiver aus, beispielsweise unRAID arbeitet an einem Support für LAN Karten Aquantia Chipsatz.
FreeNAS und ASUS XG-C100C könnt Ihr aktuell noch vergessen. Ich denke, dass früher oder später (vermutlich später) auch Support kommen wird, aber das steht noch in den Sternen.
Für FreeNAS ist aktuell die günstigste sicher funktionierende 10Gbit LAN Karte die Intel X550-T1 für günstige 300€…..
Der ASUS XG-U2008 Switch
Erst einmal möchte ich ASUS zum Design des XG-U2008 beglückwünschen! Mit seinem schlanken Aluminiumgehäuse sieht der Switch wirklich sehr modern und hochwertig aus.
Genauso fühlt dieser sich auch an! Das Gehäuse ist wirklich sehr gelungen. Die Anschlüsse des Switch sind ganz klassisch auf der Rückseite während die Front von Status LEDs bedeckt ist. Diese Status LEDs sind hierbei nicht übermäßig hell, stören also auch in dunklen Räumen kaum bis gar nicht.
Aber uns kommt es natürlich primär auf die inneren Werte an.
Der ASUS XG-U2008 ist ein 10 Port Switch, hierbei besitzt dieser 8 normale Gigabit LAN Anschlüsse und zwei 10Gbit LAN Ports.
Die zwei 10GBit LAN Ports können selbstverständlich mit den anderen Ports voll kommunizieren, das hohe Tempo wird aber natürlich nur untereinander erreicht.
Ich denke allerdings zwei 10Gbit LAN Ports reichen für beispielsweise einen Heimserver und den primären Desktop aus, die restlichen Geräte im Netzwerk müssen sich halt mit Gbit Geschwindigkeit zufriedengeben.
Der XG-U2008 ist ein Unmanaged Switch, dieser besitzt also kein Webinterface oder Ähnliches.
Wollt Ihr mehr, als zwei 10Gbit LAN Ports müsst Ihr zu einem Switch wie dem Netgear ProSAFE Plus XS700 greifen, dieser bietet gleich 8x 10Gbit LAN Ports. Kostet aber auch satte 600€ und wird vermutlich laut wie ein Düsen Jet sein, der ASUS XG-U2008 ist passiv gekühlt.
ASUS XG-C100C + ASUS XG-U2008
Wie funktioniert die Kombination aus ASUS XG-C100C und ASUS XG-U2008 in der Praxis? Wenn die Treiber für die LAN Karte verfügbar sind (also beispielsweise unter Windows) ist das ganze Plug an Play.
Auch unter Windows muss nichts groß eingerichtet werden. Windows hat sofort die 10Gbit Verbindung erkannt und konnte diese nutzen.
Welches Tempo kann man erwarten? Man könnte ja denken die ASUS XG-C100C sind was günstiger und schaffen nicht das volle 10Gbit Tempo, das aber falsch!
In meinem Test zwischen zwei Computern, welche beide mit der ASUS XG-C100C ausgestattet waren und dem ASUS XG-U2008 als Switch erreichte ich ziemlich genau diese 10Gbit, genau genommen nur 8Gbit also 1031MB/s.
Die fehlenden 2Gbit liegen vermutlich am SMB Overhead oder an möglichen anderen fehlenden Optimierungen.
Aber über 1GB/s übers Netzwerk ist schon sehr stark! Bedenkt aber, dass selbst eine normale SATA SSD hier schon ein limitierender Faktor ist! SATA SSDs sind auf 550MB/s beschränkt, um das volle Tempo wirklich zu sehen, wird entweder ein RAID benötigt oder eine schnelle NVME SSD.
Fazit
Das nun 10Gbit Netzwerk auch für den Normalo dank der ASUS Hardware bezahlbar ist, wäre vielleicht etwas übertrieben. Das Ganze ist auch weiterhin ein recht teuer Spaß, aber dank des ASUS XG-C100C und ASUS XG-U2008 ist das Ganze schon in einem vernünftigeren Rahmen.
Ein Setup für zwei Computer kostet zwar immer noch rund 470€, was aber weniger ist als nur ein 10Gbit Switch sonst kosten würde.
Dafür erhaltet Ihr aber auch wirklich über 1GB/s im lokalen Netzwerk, sofern Eure SSDs schnell genug sind. Es ist ohne Frage schon beeindruckend ein solches Tempo zu sehen!
Zwar ist der Treiber Support für die ASUS XG-C100C LAN Karte unter Linux noch etwas umständlich und unter FreeBSD (FreeNAS) noch nicht gegeben, aber die ASUS XG-C100C ist auch noch recht neu.
Ich denke, ASUS ist hier gerade dabei eine kleine Revolution im Heimnetzwerk zu starten, hoffen wir mal, dass auch noch andere Hersteller bei diesem Trend mitziehen werden!
Danke, toller Artikel.