Wenn du nach einer günstigen und großen SATA SSD suchst, wirst du vermutlich über die Verbatim Vi550 S3 stolpern. Diese zählt derzeit zu den günstigsten Modellen auf dem Markt. Dabei sehen die technischen Daten auf den ersten Blick gar nicht übel aus: 510 MB/s lesend und 450 MB/s schreibend sind recht typische Werte für eine SATA SSD.
Allerdings gibt es auch viele Fragezeichen. Zum Beispiel, welcher Controller genutzt wird und welcher NAND zum Einsatz kommt. In dieser Preisklasse ist sowohl TLC als auch QLC denkbar. Verbatim spricht selbst lediglich von “3D-NAND”, was praktisch jeder aktuelle NAND ist. Wollen wir uns hier die Verbatim Vi550 S3 doch einfach mal im Test ansehen! An dieser Stelle vielen Dank an Verbatim für das Zurverfügungstellen der Vi550 S3 SSD.
Die Verbatim Vi550 S3 im Test
Bei der Verbatim Vi550 S3 handelt es sich um eine absolut klassische SATA SSD. So setzt die SSD auf ein schwarzes Kunststoffgehäuse mit 7 mm Höhe. Das Design ist einfach, aber wie ich finde, geschmackvoll.
Verbatim bietet dieses Modell derzeit in vielen verschiedenen Kapazitäten an:
- 128 GB
- 256 GB
- 512 GB
- 1 TB
- 2 TB
- 4 TB
Dabei siedelt sich die SSD klar in der untersten Preisklasse an und zählt zu den günstigsten Modellen in der jeweiligen Kapazitätsklasse.
Technik der Verbatim Vi550 S3
Bei der genauen Technik der Vi550 S3 hält sich Verbatim etwas bedeckt. Es wäre hier auch nicht ausgeschlossen, dass der verwendete Controller/NAND je nach Charge etwas schwankt. Prinzipiell soll die SSD aber lesend bis zu 550 MB/s erreichen und schreibend bis zu 500 MB/s, wobei die kleineren Versionen schreibend etwas schwächer ausfallen, wie es üblich ist. Was für NAND und was für einen Controller wir haben, wird nicht angegeben. Ich habe allerdings meine 4TB-Version einmal geöffnet und Folgendes vorgefunden:
- Controller – Realtek RayMX RM1135
- NAND – A1B4CE – 231012-01
Der RayMX RM1135 von Realtek ist ein etwas älterer Controller, welcher sich in vielen günstigeren SSDs findet, aber im Kern alle Funktionen und NAND-Konfigurationen unterstützt. Es handelt sich hierbei sicherlich nicht um den schnellsten SATA-Controller, aber er wird seinen Job gerade als Datenlaufwerk erfüllen.
Etwas mysteriöser ist der NAND, welcher mit A1B4CE – 231012-01 beschriftet ist. Selbst Google findet unter dieser Beschriftung keine Ergebnisse. Hierbei handelt es sich allem Anschein nach um QLC NAND, wie wir auch im späteren Testverlauf sehen werden. Einen RAM-Cache haben wir keinen.
Testsystem
Folgendes Testsystem kommt für die Benchmarks zum Einsatz:
- AMD Ryzen 5 7600X
- ASUS ROG Strix X670E-E Gaming WIFI
- 16 GB RAM
- Windows 11 Pro 22H2
Benchmarks der Verbatim Vi550 S3 (CrystalDiskMark, AS SSD, Anvil’s Storage Utilities)
Beginnen wir den Test mit CrystalDiskMark. CrystalDiskMark ist derzeit der beste Test, um die maximale Leistung eines Speicherlaufwerks zu testen. CrystalDiskMark ist nicht immer ganz alltagsnah, aber es ist der beste Test, um die SSD unter “optimalen” Bedingungen voll auszureizen.
Hier konnte die Verbatim Vi550 S3 SSD 4TB nicht ganz die Herstellerangaben erreichen. So schaffte sie lesend 516 MB/s und schreibend 456 MB/s. Keine absolut überragenden Werte, aber in der Praxis als Datenlaufwerk absolut OK.
Ähnliches sehen wir in AS SSD, wo die Verbatim am unteren Ende des Testfelds, gemeinsam mit der Silicon Power Ace A55, landet. Nicht überraschend, denn dies sind beides QLC-SSDs.
Anvil’s Storage Utilities wertet die beiden SSDs ebenfalls ähnlich.
PC Mark
Der PC-Mark-Test zielt mit seinem Speicher-Benchmark darauf ab, alltägliche Anwendungen wie Büroanwendungen und Spiele zu simulieren. Entsprechend präsentiert sich dieser Test etwas alltagsnäher als reine “Benchmarks”, wie wir sie zuvor hatten. Es stehen drei Testoptionen zur Verfügung: die „Quick“-Variante, „Data“ und die „volle“ Version. Die „volle“ Version nutzt größere Dateigrößen, was dazu führt, dass SSDs mit langsamer Schreibgeschwindigkeit oder aggressiven Schreibcaches schlechter abschneiden.
Spannenderweise rückt hier das Testfeld ein gutes Stück zusammen und die Verbatim Vi550 S3 SSD schneidet hier gar nicht so übel ab, gerade wenn wir den Preis bedenken. So sind auch die Testergebnisse der drei Benchmarks recht dicht beieinander. Dieses konstante Abschneiden hat mich durchaus etwas überrascht.
3D Mark SSD Test
Wo PC Mark die Allround-Leistung eines Systems messen soll, spezialisiert sich 3D Mark hingegen auf die Messung von Spieleladezeiten. Diese werden dabei intern richtig „simuliert“ und es gibt nicht einfach nur eine theoretische Messung. Folgendes testet der 3D Mark SSD Test:
- Laden von Battlefield™ V vom Start bis zum Hauptmenü
- Laden von Call of Duty®: Black Ops 4 vom Start bis zum Hauptmenü
- Laden von Overwatch® vom Start bis zum Hauptmenü
- Aufzeichnen eines 1080p-Gameplay-Videos bei 60 FPS mit OBS (Open Broadcaster Software) während des Spielens von Overwatch®
- Installieren von The Outer Worlds® aus dem Epic Games Launcher
- Speichern des Spielfortschritts in The Outer Worlds®
- Kopieren des Steam-Ordners für Counter-Strike®: Global Offensive von einer externen SSD auf das Systemlaufwerk
Die Verbatim Vi550 S3 kann sich hier zwar nicht im Spitzenfeld etablieren, schneidet aber im Vergleich mit der Kingston und Silicon Power SSD auch nicht schlecht ab.
Verbatim Vi550 S3 SSD Praxis-Test: Kopier- und Entpackleistung im Detail
Kopieren wir zum Schluss noch zwei große Archive auf die SSD, welche wir anschließend von dieser entpacken. Dieser Benchmark ist auch repräsentativ für beispielsweise das Installieren von Spielen und Programmen.
- Datei-Paket A – Installation von Tiny Tina’s Wonderlands ca. 52 GB
- Datei-Paket B – Installation von Tiny Tina’s Wonderlands, Total War: Warhammer 3 und GW2 ca. 231 GB
Hier war ich sehr überrascht, denn die Verbatim Vi550 S3 schafft es erstmals, sich sogar vor die Western Digital SSDs zu schieben und somit ein gutes Stück über ihrer eigentlichen Preisklasse abzuschneiden.
Verbatim Vi550 S3 SSD SLC Cache: Performance bei konstanter Last
Kommen wir zum Abschluss noch auf einen wichtigen Punkt zu sprechen, den SLC Cache. Auch wenn es manchmal unglaublich erscheint, moderner NAND ist schreibend um einiges langsamer, als wir es teils denken. So schafft kaum eine SSD konstant über 2000 MB/s. Alles darüber hinaus ist in der Regel ein sogenannter SLC Cache. Die meisten aktuellen SSDs nutzen TLC oder QLC NAND, welcher entsprechend mit 3 oder 4 Bit pro Zelle beschrieben wird. Je mehr Bits wir in eine Zelle schreiben, desto komplexer wird der Schreibvorgang, was diesen langsamer macht. Dabei potenziert sich das Problem, je mehr Bits wir pro Zelle schreiben.
QLC ist hier entsprechend nochmals deutlich langsamer als TLC. Um dies in der Praxis zu kompensieren, nutzen viele SSDs (gerade NVMe SSDs) einen „SLC“ Cache. Hierbei wird der NAND temporär nur mit einem Bit pro Zelle beschrieben, was die Geschwindigkeit signifikant erhöht. Dies geht aber natürlich nur temporär. Wie schnell oder langsam schreibt nun die Verbatim Vi550 S3 bei konstanter Last? Dies teste ich mit H2TestW, welches die SSDs einfach konstant mit zufälligen Daten befüllt.
Hier sehen wir einen deutlichen Unterschied zwischen den SSDs mit QLC und TLC NAND. So brauchte die Verbatim Vi550 rund viermal so lange, um vollständig beschrieben zu werden, als die TLC SSDs.
Hier können wir die Datenrate der SSD auch einmal im Detail sehen. Erreicht sie zunächst die volle Leistung, sinkt diese recht schnell auf konstant ± 70-90 MB/s im Schnitt ab, was ein übliches Verhalten für eine SSD mit QLC NAND ist.
Fazit zur Verbatim Vi550 S3 SSD 4TB: Preis-Leistungs-Verhältnis und Einsatzmöglichkeiten
Die Verbatim Vi550 S3 ist beim besten Willen nicht die schnellste SSD und ich würde diese als System-SSD auch nur bedingt empfehlen. Allerdings, suchst du einfach eine SSD als „Datengrab“, gerade für das Ablegen von Mediendaten, dann macht diese aufgrund der Preis/Leistung doch Sinn.
Wir haben hier in der 4TB-Version eine SSD mit QLC NAND vor uns, was gerade bei konstanter Schreibleistung das Tempo stark limitiert. Daher ist diese in Anwendungen, die viele Daten schreiben, eher mäßig geeignet, ähnlich wie die Samsung QVO Serie. Suchst du aber eine SSD als „Datengrab“ für beispielsweise Filme, Serien oder Fotos, dann macht diese aufgrund der guten Preis/Leistung absolut Sinn.
Denn lesend bietet diese eine gute Leistung. Ähnliches würde vielleicht auch als „Spiele-SSD“ gelten. Es kommt hier etwas am Ende auf deine Nutzung an, ob sich generell eine QLC SSD für dich lohnt.