Lexar bietet mit der NM790 Serie derzeit ein paar der spannendsten SSDs auf dem Markt an. Warum?
2TB für rund 90€ und 4TB für rund 200€, bei einer SSD die über 7000 MB/s erreichen soll, ist ein absolut konkurrenzlos günstiger Preis! Um diesen günstigen Preis bei hoher Leistung zu erzielen, nutzen diese allerdings etwas exotischere Komponenten.
So kommt hier ein Controller von Maxiotek zum Einsatz und NAND von YMTC. Letzterer ist aber sogar TLC NAND und nicht QLC.
Damit klingt die NM790 wie eine richtig interessante SSD, welche im Test vielleicht auch für die ein oder andere Überraschung sorgen könnte.
Wollen wir uns also einmal die 2TB und die besonders spannende 4TB Version ansehen. Können die beiden SSDs im Test überzeugen?
An dieser Stelle vielen Dank an Lexar für das Zurverfügungstellen der SSDs für diesen Test.
Test: Lexar NM790
Auf den ersten Blick macht die Lexar NM790 einen sehr guten Eindruck! So wirkt die SSD sehr hochwertig gemacht mit einem wertigen Aufkleber.
So setzt die SSD auf ein schwarzes PCB und einen schwarz/silbernen Aufkleber.
Ansonsten ist dies eine klassische NVME PCIe SSD im 2280 Formfaktor. Pluspunkte gibt es für die Schraube, welche mit im Lieferumfang ist. Die wenigsten SSDs legen diese bei.
Die Technik der NM790
Die NM790 ist eine PCIe 4.0 SSD, welche durchaus in die High End Klasse einzuordnen ist. Diese ist derzeit in 1TB, 2TB und 4TB verfügbar.
1TB | 2TB | 4TB | |
Lesend | 7400 MB/s | 7400 MB/s | 7400 MB/s |
Schreibend | 6500 MB/s | 6500 MB/s | 6500 MB/s |
TBW | 1000 GB | 1500 GB | 3000 GB |
Dabei wirbt Lexar bei allen Versionen mit der gleichen Leistung. So sollen die SSDs satte 7400 MB/s lesend erreichen können und 6500 MB/s schreibend!
Damit ist die SSD zumindest lesend am PCIe 4.0 Limit angekommen, mit SSDs wie der Samsung 990 Pro oder WD SN850X.
Lexar nutzt als Controller den Maxiotek MAP1602A. Dies ist ein außergewöhnlicher Controller! Er ist einer der ersten chinesischen High End SSD Controller auf dem Markt.
Beim NAND geht es außergewöhnlich weiter, denn hier kommt 232-Layer-TLC-NAND von YMTC zum Einsatz.
YMTC ist ein chinesischer Speicherhersteller, welcher in unseren Regionen eher selten anzutreffen ist. Allerdings liest sich der 232 Layer NAND von YMTC beeindruckend! So ist dieser technisch (zumindest auf dem Papier) in sehr vielen Punkten mit Microns RG NAND Generation 3 vergleichbar, welcher bei der neuen Crucial T700 zum Einsatz kommt.
Damit ist er zumindest theoretisch 99% aller NAND vorraus. Ob sich dies in der Praxis bestätigt, wird sich im Test zeigen.
Ein möglicher Nachteil, auch wenn die NM790 durchaus wie eine High End SSD wirkt, verzichtet diese auf einen RAM Cache. Anstelle nutzt sie die NVMe Host Memory Buffer Funktion, die einen kleinen Teil deines System RAMs als Cache nutzt.
In der Praxis ist dies völlig OK. Du kannst bei NVME SSDs in der Regel auch unbesorgt zu Modellen ohne RAM Cache greifen, aber es keinen in Benchmarks durchaus ein paar % Leistung kosten.
Die NM790 auch in der 4TB Version ist eine einseitig bestückte SSD! Die 4TB Version besitzt verglichen mit der 2TB Version lediglich doppelt so viele Speicherchips (4TB Version = 4 NAND Chips, 2TB = 2 NAND Chips).
Garantie und TBW
Lexar gibt auf die NM790 5 Jahre Garantie, die wie üblich früher ablaufen kann wenn du die TBW überschreitest.
Die TBW Werte, welche beschreiben wie viele TB du auf die SSD schreiben darfst, ehe diese “außerhalb der Mindesthaltbarkeit” ist, sehen dabei sehr gut aus!
Du darfst auf die 1TB Version 1000 TB schreiben, auf die 2TB Version 1500 TB und auf die 4TB Version 3000 TB, was alles sehr gute und hohe Werte sind.
Diese sagen aber natürlich nicht so viel über die letztendliche Haltbarkeit aus, sondern nur über das Vertrauen des Herstellers in die Haltbarkeit der SSD.
Testsystem
Folgendes Testsystem kommt für folgende Benchmarks zum Einsatz
- AMD Ryzen 5 7600X
- ASUS ROG Strix X670E-E Gaming WIFI
- 16GB RAM
- Windows 11 Pro 22H2
Theoretische Tests
Lasst uns den Test mit einem beliebten Standard beginnen: CrystalDiskMark 8. Zuerst werden wir uns die Übertragungsraten genauer anschauen, angefangen mit den Werten für das Lesen.
Zunächst einmal sehen die Werte der NM790 fantastisch aus! So sprengt sowohl die 2TB wie auch die 4TB Version die 7400 MB/s Grenze im lesenden Test.
Damit setzen sich beide SSDs zwischen die Samsung 990 Pro und Solidigm P44 Pro, was ein spitzen Ergebniss ist, denn diese beiden SSDs gehören zu den schnellsten Modellen auf dem Markt, zumindest innerhalb des PCIe 4.0 Standards.
Schreibend erreichen wir rund 6500 MB/s bzw. 6700 MB/s, was ebenfalls herausragende Werte sind und die NM790 erneut in die High End Klasse katapultiert.
Diese spielt auch hier wieder auf dem gleichen Level wie die High End Modelle von Samsung, WD und Solidigm.
Etwas versteckt bietet CrystalDiskMark auch die Möglichkeit die IOPS und die Zugriffszeit von SSDs zu messen.
Hier sei aber direkt gesagt, diese Funktion bei CrystalDiskMark scheint etwas “speziell” zu sein. Teilweise schneiden SSDs je nach Controller unlogisch gut oder schlecht ab usw.
So mag dieser Benchmark beispielsweise Samsung Controller nicht.
Auch bei der Lexar NM790 sehen wir interessante Werte. So erreicht die 4TB Version der NM790 hier Bestwerte bei den IOPS, wie auch bei den Zugriffszeiten.
Die 2TB Version hingegen platziert sich “nur” im Mittelfeld. Hier ist es aus meiner Sicht etwas merkwürdig und unplausibel, dass die beiden Versionen der SSD so unterschiedlich abschneiden.
Wo wir bei merkwürdigen Benchmarks sind, werfen wir einen kleinen Blick auf AS SSD.
AS SSD ist nicht mehr für moderne SSDs geeignet und an sich nicht aussagekräftig. Allerdings wird dieses weiterhin gerne als Benchmark empfohlen, daher nehme ich dieses vorerst weiter in meine Benchmarks mit auf.
AS SSD mag die Lexar NM790 nicht, vor allem nicht die 4TB Version, welche hier am Ende des Benchmarks landet.
Anvil’s Storage Utilities hingegen ist wieder ein moderner SSD Benchmark, welcher der NM790 wieder plausible Werte bescheinigt. Hier fällt diese zwar wieder etwas hinter die absoluten High End SSDs zurück, schneidet aber dennoch stark ab.
So liegt diese weiterhin klar von der Samsung 980 Pro und ist +- auf dem Niveau der Corsair MP600 Pro.
Unterm Strich würde ich das Abschneiden der NM790 als sehr stark bezeichnen! Diese ist nicht ganz auf dem Level der aktuellen High End Modelle wie der 990 Pro von Samsung oder der Solidigm P44 Pro, aber kann anscheinend die vorherige High End Generation in Form der Samsung 980 Pro oder WD SN850 schlagen.
PC Mark Test
PC-Mark versucht in seinem Speicher-Benchmark, alltägliche Anwendungen wie Office-Anwendungen und Spiele zu simulieren.
Es gibt zwei Tests zur Auswahl: die „Quick“-Version und die „volle“ Version. Die „volle“ Version verwendet größere Dateigrößen, wodurch SSDs mit langsamerer Schreibgeschwindigkeit oder aggressiver Schreibcaches schlechter abschneiden.
Die Werte NM790 sehen erneut gut aus! So liefert die SSD recht konstante Leistungswerte. So ist die 4TB Version minimal schneller, aber die 2TB Version kann schon mithalten.
Prinzipiell spielt die NM790 ungefähr auf dem Level der WD Black SN850 und Corsair MP600 Pro und oberhalb der Samsung 980 Pro.
3D Mark SSD Test
3D Mark hingegen spezialisiert sich auf die Messung von Spieleladenzeiten. Diese werden dabei intern richtig “simuliert” und es gibt nicht einfach nur eine theoretische Messung.
Folgendes testet der 3D Mark SSD Test:
- Loading Battlefield™ V from launch to the main menu.
- Loading Call of Duty®: Black Ops 4 from launch to the main menu.
- Loading Overwatch® from launch to the main menu.
- Recording a 1080p gameplay video at 60 FPS with OBS (Open Broadcaster Software) while playing Overwatch®.
- Installing The Outer Worlds® from the Epic Games Launcher.
- Saving game progress in The Outer Worlds®.
- Copying the Steam folder for Counter-Strike®: Global Offensive from an external SSD to the system drive.
Hier landen beide Versionen der SSD im soliden Mittelfeld. Erneut irgendwo um die Corsair MP600 Pro herum.
Für eine SSD die eine starke Preis/Leistungs Orientierung hat alles andere als schlecht.
Daten entpacken
Kopieren wir zum Schluss noch zwei große Archive auf die SSD, welche wir anschließend von dieser entpacken. Dieser Benchmark ist auch repräsentativ für beispielsweise das Installieren von Spielen und Programmen.
- Datei-Paket A – Installation von Tiny Tinas Wonderland ca. 52GB
- Datei-Paket B – Installation von Tiny Tinas Wonderland, Total War Warhammer 3 und GW2 ca. 231 GB
Hier kann die Lexar NM790 ihre starken Datenraten ausspielen und sehr gute Ergebnisse liefern. Gerade bei dem großen Datenpaket kann diese sogar die Samsung 990 Pro schlagen.
Beeindruckend!
SLC Cache bei der Lexar NM790
Fast alle aktuellen SSDs besitzen einen so genannten SLC Cache. Selbst modernster NAND lässt sich nicht mit Datenraten wie 6000 MB/s beschreiben. SSDs nutzen hierfür einen Trick.
So nutzt die NM790 beispielsweise TLC NAND. TLC NAND erlaubt das Schreiben von bis zu 3 Bits pro Zelle. Allerdings wird der Schreibvorgang immer komplexer, je nachdem wie viele Bits pro Zelle geschrieben werden. Daher ist QLC NAND beim schreiben normals signifikant langsamer.
Was aber, wenn wir einfach nur ein Bit pro Zelle schreiben? Dies beschleunigt den Schreibvorgang massiv! Und so entstehen die hohen Schreibraten moderner SSDs, es wird einfach ein Teil des TLC/QLC NANDs nur mit einem Bit beschrieben.
Allerdings ist dieser Cache nicht unbegrenzt groß und nach dem Cache können Datenraten teils extrem sinken. QLC SSDs schaffen nach dem Cache oft nur noch um die 100 MB/s, einfache TLC SSDs meist um die 300-400 MB/s.
Für diesen Test schreibe ich die SSDs mit H2Testw einmal komplett voll und logge die Geschwindigkeit dabei mit. H2Testw kitzelt nicht das volle Tempo aus den SSDs heraus, gibt uns aber verglichen mit anderen SSDs durchaus eine korrekte Rangliste und realistische „Alltagsgeschwindigkeiten“.
In meinem Test erreichte die Lexar NM790 mit 4TB nach dem Cache ca. 750 MB/s und bei der 2TB ca. 720 MB/s.
Keine schlechten Werte, gerade im Anbetracht des Preises, aber wir sehen schon, dass die anderen High End SSDs nach dem Cache etwas schneller unterwegs sind.
Allerdings ist der Cache sehr groß.
4TB
- Erster Einbruch nach ca. 660 GB
- Endgültige Geschwindigkeit nach ca. 2800 GB
2TB
- Erster Einbruch nach ca. 240 GB
- Endgültige Geschwindigkeit nach ca. 1400 GB
TABELLE EINFÜEN
Effektiv ein gutes Ergebnis, gerade verglichen mit günstigen SSDs wie der SN580 von Western Digital.
Stromverbrauch
Das Messen des Stromverbrauchs bei M.2 SSDs gestaltet sich leider etwas kompliziert. Um dies zu bewerkstelligen, greife ich auf einen Trick zurück. Ich baue die SSDs in ein externes NVME SSD Gehäuse und USB-C 3.1 ein und messe den Gesamtstromverbrauch dieses Gehäuses, einschließlich der SSD. Dabei kann ich den Leerlauf des Gehäuses in gewissem Maße herausrechnen, jedoch sind die ermittelten Werte nicht zu 100% genau! Dennoch werden die Werte einer SSD, die tendenziell mehr Strom benötigt, in der Tabelle ersichtlich sein. Daher sollten Sie weniger auf die absoluten Werte achten und mehr den Vergleich zu anderen Modellen ziehen, um einzuschätzen, ob eine SSD eher mehr oder weniger Energie benötigt.
Dabei wird natürlich die Datenrate der SSD aufgrund der externen Anbindung limitiert. Dies gilt aber für alle SSDs, die ich so bisher getestet habe.
Für den Einsatz in einem Desktop-Computer spielt dieser Test kaum eine Rolle, da eine Abweichung von +- 1W praktisch keinen Einfluss auf die Stromrechnung hat. Jedoch kann eine Differenz von +- 1W in einem Ultrabook bereits eine Laufzeit von fast einer Stunde ausmachen.
Dies sieht richtig gut aus! in meinem Test war die Lexar NM790 eine bzw. unterm Strich sogar die sparsamste NVME SSD die ich bisher im Test hatte.
Sowohl im Leerlauf, wie vor allem auch unter Last. Klar ich teste hier aufgrund meiner Testmethode nicht alle SSD Powerstats, aber das was ich sehe sieht extrem vielversprechend aus.
Auch der Stromverbrauch über Zeit während eines Testdurchlaufes von CrystalDiskMark ist richtig gut!
Fazit zur Lexar NM790
Normalerweise hast du bei günstigen SSDs immer gewisse Kompromisse einzugehen. So bekommst du beispielsweise die Kingston NV2 oder die Crucial P3 für ähnliche Preise wie die NM790. Dies sind zwar brauchbare SSDs, aber klar nichts Außergewöhnliches.
Die Lexar NM790 hingegen ist außergewöhnlich! Denn wir haben hier eine Oberklasse SSD zum Preis einer Einsteiger SSD.
Nein diese kann sicherlich nicht ganz mit den Top Modellen mithalten, wie der Solidigm P44 Pro oder Samsung 990 Pro, aber im Test konnte ich hier Leistungswerte oberhalb der Samsung 980 Pro bzw. auf dem Level der Corsair MP600 Pro beobachten.
Dies bei einem deutlich niedrigeren Preis! Dabei ist vor allem die 4TB Version sehr attraktiv! Unter 200€ für eine schnelle 4TB NVME SSD. Wäre ich gerade auf der Suche nach einer SSD für meinen Gaming PC als “Spiele-Datengrab” würde ich hier sofort zugreifen.
Allerdings aufgrund der hohen Leistung ist die SSD nicht nur als Datengrab zu empfehlen, sondern auch als System SSD. Gerade in Notebooks würde diese auch dank der sehr niedrigen Leistungsaufnahme sicherlich eine gute Figur machen.
Selbst die Datenraten nach dem SLC Cache sind OK, was normalerweise der Schwachpunkt bei günstigeren SSDs ist.
Kurzum, wenn du auf der Suche nach einer leistungsstarken SSD mit hoher Kapazität und niedrigem Preis bist, spricht nichts gegen die Lexar NM790, ganz im Gegenteil!
Welches bezahlbare Gehäuse ist empfehlenswert?