Wenn Ihr einen Computer oder Notebook mit einer m.2 SSD ausstatten wollt, stehen Euch aktuell zwei Optionen zur Wahl.
Kauft Ihr eine NVME PCIe SSD oder eine SATA SSD. Natürlich ist NVME der neuere und bessere Standard. Wie es aber meist so der Fall ist, sind die neueren Standards auch die teureren.
Jedoch gibt es eine Ausnahme, die Intel 600p NVME SSD. Die Intel 600p ist eine vergleichsweise günstige NVME SSD, welche über ¼ günstiger ist als Konkurrenzmodelle von Samsung und Co.
Natürlich ist die Intel 600p eine der „langsameren“ NVME SSDs. Hier stellt sich nun die Frage was ist besser, eine etwas langsamere NVME SSD oder eine Mittelklasse SATA SSD?
Die 512GB Version der Intel 600p liegt preislich bei rund 160€, genau wie die Samsung SSD 850 EVO. Letztere ist aber nur eine SATA SSD.
Was ist zu bevorzugen, eine günstige NVME SSD oder eine Mittelklasse SATA SSD? Finden wir dies im Test heraus!
M.2
M.2 ist der neue Standard „Anschluss“ für SSDs in Notebooks und auch in Desktop PCs. M.2 beschreibt allerdings lediglich den Anschluss. M.2 SSDs können zwei Standards nutzen, SATA oder PCIe/NVME.
SATA ist hier der ältere Standard, welcher theoretisch bis zu 550MB/s an Übertragungsleistung schaffen kann.
NVME/PCIe SSDs sind hingegen deutlich neuer und können theoretisch bis zu 3500MB/s erreichen.
Die meisten Notebooks und Desktop PCs können sowohl SATA wie auch PCIe/NVME nutzen. NVME SSDs sind allerdings in der Regel ein gutes Stück teurer als SATA SSDs, daher ist die Entscheidung hier nicht ganz so leicht wie diese im ersten Moment wirkt. Zumal die höhere Übertragungsleistung in der Praxis oftmals gar nicht so relevant ist.
Die Intel 600P und die Samsung 850 EVO
Beginnen wir mit der Theorie. Beide SSDs besitzen den m.2 Formfaktor, abseits davon sind die beiden Konkurrenten allerdings recht unterschiedlich. Die Intel SSD setzt auf das PCI-e Interface und den NVME Standard, die Samsung 850 EVO hingegen nutzt den klassischen SATA Standard via M.2.
Auf dem Papier schafft die Intel 600p in der 512GB Version 1775MB/s lesend und 560MB/s schreibend. Die Samsung 850 EVO schafft 540MB/s lesend und 500MB/s schreibend.
Zwar wirkt dies wie ein eindeutiger Sieg für die Intel SSD, aber praktisch ist es nicht ganz so leicht einfach die theoretischen maximalen Übertragungsraten zu vergleichen und damit den Sieger auszumachen.
Gerade bei SSDs spielt beispielsweise der Controller eine sehr wichtige Rolle bei der Alltagsperformance. Die Intel ist hier die eindeutig günstigste NVME SSD auf dem Markt, ist daher der verwendete Controller beispielsweise beim Übertragen von kleineren Daten oder vielen Zugriffen gleichzeitig vielleicht etwas langsamer?
Vielleicht sogar langsamer als die Samsung 850 EVO? Die Samsung 850 EVO ist eine M.2 SATA SSD der guten Mittelklasse, zu mindestens was den Preis angeht. Samsung SSDs gelten im Allgemeinen als sehr gut und leistungsstark.
Der interessante Faktor ist natürlich der Preis, welcher bei beiden SSDs fast identisch ist. Gibt es einen Leistungsunterschied und wenn ja wie groß ist dieser?
Testsystem
Als Testsystem kommt ein PC mit Intel Intel Core i7-5820K, 32GB RAM, einer AMD RX480 und einem ASRock X99 Extreme6/3.1 Mainboard zum Einsatz.
Als Betriebssystem kommt Windows 10 zum Einsatz, welches vom Internet getrennt wurde um ungewollte Updates im Hintergrund zu vermeiden.
Für die theoretischen Tests wurden die beiden SSDs als sekundäre Laufwerke eingesetzt. Bei den praktischen Tests waren diese auch die Laufwerke auf welchen das Betriebssystem lag.
Benchmarks
Beginnen wir mit ein paar Benchmarks. Zwar spiegeln Benchmarks nicht zwingend die Praxis wieder, aber diese können uns durchaus helfen eine grobe Einschätzung der praktisch zu erwartenden Leistung zu erhalten.
Zudem wer mag nicht schöne große Zahlen in Benchmarks sehen?
Schauen wir uns zuerst einmal die Werte von CrystalDiskMark an. Auf den ersten Blick sprechen diese eine recht eindeutige Sprache, zugunsten der Intel 600p. Diese bietet lesend rund die 3x Leistung der Samsung SSD. Allerdings wenn man sich die 4K Werte ansieht, merkt man, dass der Unterschied bei kleineren Dateigrößen weniger signifikant ausfällt.
Schreibend sind die Werte nochmals deutlich ausgeglichener. Dies war aber auch von Anfang an klar, wenn man die Herstellerangaben betrachtet. Je nach Dateigröße und QueueTiefe gewinnt mal die Intel SSD und mal die Samsung.
Diese Werte werden so auch grob von ASSSD bestätigt. Auch hier gewinnt die Intel SSD fünf von acht „Werten“.
Sequenzielles Lesen wird auch hier recht eindeutig mit 1554MB/s seitens der Intel 600p gewonnen.
Praktische Tests
Kommen wir von der Theorie in die Praxis. Wie viel schneller ist die Intel 600p hier? Ist sie überhaupt schneller?
Beginnen wir mit einem Start von Windows. Auf beiden SSDs wurde jeweils eine saubere Version von Windows 10 installiert, keine zusätzlichen Programme oder Ähnliches. Es wurde die Zeit gemessen vom Betätigen des Einschalters bis zum Erscheinen des Desktops. Angegeben ist der Mittelwert aus jeweils fünf Durchläufen.
In der Praxis ist der theoretische Vorsprung der Intel 600p sehr zusammengeschmolzen. Zwar war die Intel SSD knapp eine Sekunde schneller beim Starten von Windows 10, in der Praxis wird diese Sekunde aber zugegeben kaum eine Rolle spielen.
Windows startet mittlerweile einfach so schnell, dass hier die 1700MB/s gegen 540MB/s einfach kaum eine Relevanz haben. Von den 20 bzw. 21 Sekunden sind alleine rund 12 Sekunden die Zeit welche das Mainboard braucht um das BIOS zu laden. Windows 10 ist als wenn man so will in 8-9 Sekunden vollständig geladen.
Wie sieht es beim Starten von Anwendungen aus?
Das Starten einer Anwendung wäre ein recht langweiliger Test, daher Starten wir per BAT Datei 7 Anwendungen gleichzeitig. Hierbei handelt es sich um FireFox, iTunes, OpenOffice Writer, OpenOffice Calc, GIMP, Notepad++ und IrfanView. Es gab jeweils fünf Durchläufe mit einem Neustart dazwischen.
Erneut ein sehr knappes Rennen, welches haarscharf von der Intel 600p gewonnen wurde. Im Schnitt benötigte die Samsung 840 EVO 6,22 Sekunden für den Start aller Programme, die Intel 600p 5,9 Sekunden.
Dies mag nicht wie ein großer Unterschied wirken, ist es auch nicht, allerdings bei größeren Programmen würde natürlich der Unterschied etwas größer ausfallen.
Wie sieht es beispielsweise bei einem Spiel aus? The Witcher 3 ist zwar kein Spiel welches für besonders hohe Ladezeiten bekannt ist, aber dieses lässt sich schnell und problemlos testen.
Die Messwerte sind der Mittelwert aus jeweils drei Durchläufen.
Der Trend setzt sich fort. Die Intel SSD ist einen Ticken schneller als die Samsung 840 EVO, wenn es um Ladezeiten geht. The Witcher 3 brauchte mit der 600p 7,17 Sekunden im Schnitt, mit der 840 EVO 8,04 Sekunden.
Von Ladezeit Tests zu einer etwas anderen Anwendung. So gut wie jeder Windows Nutzer wird einen Virenscanner installiert haben. Wie lange braucht dieser um ein Verzeichnis zu scannen? Für diesen Test musste Avira Antivirus einen rund 100GB großen Ordner (ca. 4000 Dateien, bunte Mischung) mit den gleichen Einstellungen Scannen.
Diesmal ein etwas größerer Sieg für die Intel 600p. Wenn es einfach um das Öffnen von großen Dateien geht, fühlt diese sich sehr wohl und kann ihre Stärken ausspielen.
Mit rund 3 Minuten für die 100GB kann die Intel 600p die Samsung 840 EVO um rund 15 Sekunden schlagen.
Gelegentlich muss man in Alltag mit großen Datei Archiven arbeiten. Für meinen Test habe ich ein 30GB Archiv bestehend aus 1700 Dateien gepackt. Dieses Archiv wird auf den jeweiligen SSDs entpackt (WINRAR).
Hier sehen wir nun einen deutlichen Unterschied! Interessanterweise zugunsten der Samsung SSD! Wie kommt es? Intel setzt wie viele SSD Hersteller bei seiner 600p auf eine Art Schreib- Cache. Also einen Bereich der SSD welcher schneller beschreibbar ist als der Rest. Dieser Bereich wird kontinuierlich wieder freigeschaufelt, sodass nach kurzer Erholzeit wieder die volle Leistung zur Verfügung steht.
Werden nun aber große Datenmengen am Stück geschrieben bricht die Leistung bei der Intel 600p recht stark ein. Im Falle der 512GB Version der Intel 600p liegt der Cache bei ca. 18GB, danach wird es langsam, richtig langsam!
Während ca. die erste Hälfte des Entpackens des Archivs sehr schnell ging, dauerte die zweite Hälfte gefühlt viermal so lange.
Die Samsung SSD hingegen hat nicht mit solchen Problemen zu kämpfen und konnte das Archiv in einem konstanten Tempo entpacken.
Solltet Ihr sehr viele große Dateien schnell schreiben müssen, ist die Samsung 840 EVO ganz klar der Intel 600p überlegen!
Fazit
Was ist nun besser, eine günstige NVME/PCIe SSD wie die Intel 600p oder eine verhältnismäßig etwas teurere m.2 SATA SSD, wie die Samsung 840EVO?
Wenn diese Ergebnisse eins zeigen, dann ist es wie knapp das Duell ist. Auf dem Papier und auch in Benchmarks gewinnt natürlich die Intel 600p SSD ganz klar, in der Praxis hingegen sind die Werte sehr viel ausgeglichener.
Es gibt sogar Situationen in welchen die Samsung 840 EVO schneller ist als die Intel 600p, dann wenn es um das Schreiben von großen Dateien geht.
Die Intel NVME SSD hingegen kann bei lese intensiven Anwendungen, wie dem Starten von Anwendungen oder Windows punkten.
Unterm Strich ist das Duell Samsung 840 EVO gegen Intel 600p eine ziemliche Pattsituation. Allerdings würde ich die Intel 600p aufgrund des neueren Standards und der besseren Leseperformance, welche im Alltag recht viel Wert ist, dennoch bevorzugen. Zumal der Preis beider SSDs fast identisch ist. Warum nicht dann zur moderneren Intel 600p SSD greifen?
Es ist dennoch sehr interessant zu sehen wie dicht eine gute SATA SSD in der Praxis an einer „günstigen“ NVME SSD sein kann. Klar die Samsung 840 EVO repräsentiert schon so ziemlich das beste, was man an SATA SSDs bekommen kann.
Dennoch ist die Intel 600p aktuell schwer zu schlagen, wenn man nach einer Guten und Preis/leistungsstarken m.2 SSD sucht!
Solltet Ihr allerdings in Eurem Notebook oder Desktop bereits eine vernünftige SATA SSD haben, wird sich der Sprung auf eine günstige NVME SSD wie die Intel 600p vermutlich nicht lohnen, sofern Ihr nicht auch ein Kapazitätsupgrade wollt.
Auch solltet Ihr ein Notebook/Desktop PC kaufen wollen, welcher noch mit einer SATA SSD ausgestattet ist, muss dies nicht zwingend bedeuten das dieser signifikant langsamer ist als ein System mit NVME/PCIe SSD.
Solltet Ihr natürlich die Wahl haben, ist in der Regel der neuere Standard für SSDs zu bevorzugen.