Lian Li hat mit seiner O11 Serie ein komplett neues Design bei PC Gehäusen etabliert. Dieses wird gerne als Aquarium Design bezeichnet, mit Glas Front und Seite. Im Gegensatz zu anderen Gehäusen werden hier aber keine Lüfter in der Front verbaut, sondern der Luftstrom verläuft “L” förmig.
NZXT greift dieses Design mit seiner neuen H9 Serie auf. Auch dieses setzt auf extrem viel Glas, einen sehr offenen Aufbau und einen L-förmigen Luftstrom.
Dabei bringt das H9 aber einige Veränderungen bzw. Optimierungen mit. Ist das NZXT H9 also ein besseres Lian Li O11? Finden wir dies im Test heraus!
An dieser Stelle vielen Dank an NZXT für das Zurverfügungstellen des H9 für diesen Test.
H9 Flow und H9 Elite
Das H9 gibt es in zwei Versionen, H9 Flow und H9 Elite. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Unterschiede:
H9 Elite
- Glas Deckel
- 3x RGB Lüfter (F Series RGB Duo)
- RGB Controller
H9 Flow
- Mesh Deckel
- 4x Standard Lüfter in passender Farbe
H9 Flow und Elite sind bei der Grundkonstruktion identisch. Das Elite setzt allerdings auf einen Glas-Deckel und RGB Beleuchtung.
Das Flow besitzt wie das Elite eine Glasseite und eine Glasfront, hat aber auf der Oberseite ein Mesh-Panel. Dies verbessert den Airflow bei im Deckel montierten Lüftern/Radiatoren massiv.
Damit sind die Unterschiede eher gering und ich halte eigentlich das Flow für das bessere Design.
Das NZXT H9 Flow im Test
Das H9 von NZXT ist ein “großes” Gehäuse. Dieses misst 290 x 495 x 466 mm (Breite x Höhe x Tiefe) und ist somit noch ein kleines Stück größer als das Lian Li O11 Dynamic EVO (66,9 L zu 60,8 L). Allerdings rein subjektiv ist das H9 zwar groß, aber wirkt auch nicht gigantisch.
Das Design würde ich als „Aquarium-Style“ bezeichnen. Wir haben einen sehr offenen Innenraum, welcher auch durch eine Glas-Seite und Glasfront frei einsichtig ist. Dabei verzichtet NZXT auf eine Leiste am linken vorderen Rand des Gehäuses.
Die Glas-Seite und Glas-Front treffen hier also direkt aufeinander. Hierdurch entsteht dieses “Aquarium” Gefühl. Im Gegensatz zu Lian Li hat NZXT die Ränder der Scheiben auch nicht gefärbt.
Dies ist Geschmackssache! Hierdurch wirkt das Gehäuse noch “offener”, aber es kann zu Reflektionen am Rand der Scheiben kommen.
Aufgrund dieses Designs ist es nicht möglich, Lüfter in der Front zu montieren. NZXT verzichtet auf diese aber nicht, sondern hat sie zur rechten Seite weggedreht. Dort ist eine Art Kanal zur rechten Seitenwand, durch welche die Lüfter frische Luft ansaugen können.
Der Luftstrom ist also “L” förmig, was aber in der Praxis gut funktioniert.
Der Innenraum ist dabei auf den ersten Blick eine große offene Fläche. Allerdings ist dieser intern hinter dem Mainboardschlitten geteilt. Netzteil, Laufwerke und Kabel werden in einer Art Hinterraum versteckt.
Nach meiner Erfahrung bricht in diesem Hinterraum zwar schnell ein extremes Kabelchaos aus, aber dieser ist von keiner Seite einsehbar, weshalb dies nicht so schlimm ist.
Qualitativ ist das NZXT H9 FLow absolut tadellos! Die weiße Lackierung sieht gut aus, das Gehäuse wirkt massiv und die inneren Kanten sind sauber abgerundet.
Front IO
Ein möglicher Streitpunkt ist die Front IO und der Einschalter bzw. deren Platzierung.
Diese sind an der üblichen Position am oberen rechten Rand angebracht. Gerade wenn du den PC auf deinem Schreibtisch stehen hast, keine optionale Position. Dies macht das Hyte Y60 aus meiner Sicht etwas besser mit seinem Einschalter vorne unten.
Allerdings ist dies wiederum schlecht, wenn du den PC auf dem Boden stehen hast. Beide Positionen haben hier ihre Vor- und Nachteile, NZXT hat sich eher für die klassische “sichere” Position entschieden. Hier sehe ich für die Zukunft verbesserungspotenzial, beispielsweise eine wechselbare Einschalterposition?!
Folgende Front IO besitzt das NZXT H9 Flow:
- 2x USB A 3.2 Gen 1
- 1x USB C 3.2 Gen 2
- 1x 3,5mm Audio-Anschluss
- 1x Einschalter mit Status LED
Intern setzt das Gehäuse auf einen „Standard“ Stecker für Schalter, Reset, LED usw. Es gibt nicht mehr diese getrennten Stecker für den Einschalter, LED usw.
Platz für Mainboards, CPU Kühler und große GPUs
Das H9 unterstützt Mini-ITX, Micro-ATX und ATX Mainboards, leider kein E-ATX. Letzteres liegt an dem Kabelmanagement-Bügel, welcher die maximale Breite beschränkt.
CPU Kühler dürfen eine maximale Höhe von 165mm besitzen. Damit sollte ein “Brocken” wie der Noctua NH-D15 chromax.black gerade so passen.
Auf Seiten der GPU haben wir eine maximale Länge von 435mm. Dies reicht selbst für RTX4090 Modelle locker aus. Eine ASUS ROG Strix GeForce RTX 4090 hat beispielsweise rund 360 mm Länge.
Lüfter und Radiator-Positionen
Das H9 Flow bietet einen herausragenden Airflow. Passend dazu haben wir auch einige Lüfterpositionen.
- Deckel (Oben) bis zu 3x 120 mm (360 Radiator) oder 2x 140mm (280mm Radiator)
- Seite bis zu 3x 120 mm (360 mm Radiator) Push/pull Möglich
- Boden bis zu 3x 120 mm (360 Radiator) oder 2x 140mm (280mm Radiator)
- Rückseite 1x 120 mm
Theoretisch könntest du satte 10x 120mm Lüfter im H9 unterbringen oder ganze drei 360mm Radiatoren.
Ausreichend Platz für HDDs/SSDs
Moderne Gehäuse sind meist nicht mehr so freundlich gegenüber vielen Festplatten/SSDs. Das H9 bietet hier Platz für:
- 4x 2,5 Zoll Laufwerke
- 2x 3,5 Zoll Laufwerke
Die vier 2,5 Zoll Laufwerke werden in einer klappbaren Halterung auf der Rückseite, welche gleichzeitig als eine Art Kabelhalterung dient, eingeschoben und verschraubt. Diese Konstruktion wirkt recht sicher und gut gemacht!
Die HDDs werden ebenfalls in einem Rahmen auf der Rückseite des Mainboards verschraubt (unterhalb des Netzteils).
Das Bauen im H9
Das H9 ist ein sehr gnädiges Gehäuse! Dieses bietet extrem viel Platz, überall Kabeldurchführungen und gerade auf der Rückseite viel Raum um Kabel zu verstauen.
Es ist beim H9 extrem einfach einen aufgeräumten Innen-Raum zu erreichen. Es ist kaum möglich in diesem Gehäuse “hässlich” zu bauen.
Zudem haben wir hinter dem Mainboard-Schlitten extrem viel Raum. Hier steckt auch das Netzteil, entsprechend haben wir hier eine Armbreite Platz Kabel zu verstecken. Dieser Bereich ist auch nicht sichtbar oder für den Airflow relevant. Du kannst hier auch Kabel sauber verlegen, es gibt viele Kabelbinder usw., aber ich “stopfe” meine Kabel einfach neben das Netzteil.
Der Deckel des Gehäuses lässt sich abnehmen und theoretisch kannst du sogar den kompletten Rahmen, sowohl im Deckel wie auch bei den 3x 120mm Lüftern an der Seite komplett herausnehmen.
Dies soll das Einbauen einer AIO erleichtern, da du den Radiator und Lüfter auch außerhalb des Gehäuses einbauen kannst. Aus meiner Sicht ist dies nicht zwingend nötig, aber es ist auch kein schlechtes Feature.
Allgemein ist das NZXT H9 ein Traum darin zu bauen! Dies ist das einfachste und angenehmste Gehäuse, das ich jemals in diesem Bereich hatte.
Es gibt lediglich einen kleinen Kritikpunkt, NZXT verzichtet auf den mittleren Mainboard-Haltepin. Dies ist etwas schade, aber auch kein Weltuntergang.
Die verbauten Lüfter
Im H9 Flow sind von Haus aus vier Lüfter verbaut, welche passend zur Gehäusefarbe gewählt sind. Bei diesen handelt es sich um die NZXT F Series F120Q.
- 120mm Rahmenbreite
- 500-1200rpm
- 47,18-108,7m³/h Luftstrom
- 7-22.5dB(A)
- hydrodynamisches Gleitlager (FDB)
- 3-Pin Anschluss
Abseits vom 3-Pin Anschluss sind dies ganz gute Lüfter! Diese bewegen sehr viel Luft und sind selbst bei höheren Drehzahlen nicht übermäßig laut oder stören. Bei 100% kannst du sie schon hören, aber sie sind nicht extrem.
Abseits von der fehlenden Beleuchtung sehe ich keinen Grund diese auszutauschen.
CPU Temperaturen
Schauen wir uns einmal an wie sehr die Seitenteile, Filter usw die CPU und auch GPU Temperaturen beeinflussen.
Für diesen Test habe ich die CPU Temperaturen während eines Durchlaufes von CB23 (10 Minuten) mitgeloggt. Es handelt sich hier um einen Ryzen 7700X, es ist also normal, dass dieser mit 90+ Grad läuft und das liegt nicht am Gehäuse.
Um konstante Ergebnisse zu erhalten, habe ich alle Lüfter (außer der Grafikkarte) auf 100% fixiert.
- Normal mit allen Seitenwänden geschlossen.
- Ohne Deckel, so dass die AIO nicht “behindert” wird.
- Ohne Deckel und ohne Seitenteil, so dass alle Lüfter frei atmen können
Wir können sehen, dass die Unterschiede extrem gering sind! Die Temperaturen fallen nur absolut minimal, im Bereich von 0,5-1 Grad, wenn du das Seitenteil entfernst.
Die Lüftergitter und Luftfilter beeinflussen den Luftstrom also kaum bis gar nicht.
GPU Temperaturen
Die Temperaturen der RTX 3070 habe ich während eines Durchlaufs von 3D Mark Time Spy mitgeloggt. Hier sogar vier Durchläufe.
- Normal mit allen Seitenwänden geschlossen
- Ohne Rückseite
- Mit ausgeschalteten Seitenlüftern
- “Open Air”, alle Seitenpanel entfernt
Dies sind doch mal spannende Ergebnisse! Das Entfernen aller Seitenwände oder das Abschalten der Seitenlüfter verschlechtert die Temperaturen der Grafikkarte. Dies macht auch Sinn, denn die Lüfter an der Seite des Gehäuses bewegen durchaus einiges an Luft, welche vom Seitenpanel Richtung Grafikkarte und Mainboard gelenkt werden.
Ist das Seitenpanel nicht angebracht verpufft dieser Luftstrom und die GPU bekommt nur durch ihre eigenen Lüfter Luft ab.
Entsprechend bietet das NZXT H9 Flow bessere Temperaturen als eine Testbench, was eine super Erkenntnis ist! Es staut sich keine warme Luft im Gehäuse!
Fazit
Ich halte das NZXT H9 Flow für das beste PC-Gehäuse das ich bisher im Test hatte! Klar dieses verfügt über keine RGB Lüfter oder spezielle Lüfter Steuerungseinheiten oder Ähnliches.
Aber das Gehäuse selbst ist sehr gut umgesetzt! Zunächst mag ich dieses Aquariums-Design, mit der L-Förmigen Glaswand. Du hast so einen wunderbaren Blick auf die PC Komponenten und der PC ist einfach ein Hingucker! Klar dieses Design wurde von Lian Li etabliert, aber auch NZXTs Umsetzung beim H9 Flow ist sehr gelungen.
Im Gegensatz zu anderen “Glasgehäusen” stimmt aber der Airflow im H9 Flow! Die drei 120mm Lüfter an der Seite machen einen tollen Job darin, die Luft im Gehäuse auszutauschen und sämtliche Komponenten zu kühlen. So lief die RTX 3070 im geschlossenen Gehäuse sogar kühler als bei einem Open Air Aufbau.
Das Kühlkonzept ist NZXT beim H9 Flow also absolut gelungen! Zum Vergleich: Bei meinem Lian Li O11 Mini behindern die Lüftergitter den Airflow leider recht stark.
Die Verarbeitungsqualität ist 1a und das Bauen in dem H9 Flow macht einfach Spaß! Wir haben super viel Platz, gerade hinter dem Mainboard.
Kurzum, gefällt dir das Design des H9 Flow? Dann greif zu du wirst mit dem Gehäuse auf jeden Fall zufrieden sein!