Wenn man an NAS Speicher Systeme denkt, fällt den meisten Nutzern vermutlich zunächst Synology und QNAP ein. Kein Wunder, dies sind auch die beiden größten NAS Hersteller für Privatnutzer.
Aber auch abseits dieser beiden großen Unternehmen gibt es einige interessante Hersteller und Modelle. Ein solches Modell ist das TerraMaster F2-220.
Was macht dies so interessant? Auf den ersten Blick vor allem die Hardware und der Preis. TerraMaster setzt auf Intel CPUs und das bei Preisen ab 199€. Intel CPUs sind sehr oft deutlich leistungsfähiger als die ARM Konkurrenten, aber leider auch ein gutes Stück teurer. Aus diesem Grund findet man Intel CPUs bei Synology und QNAP nur in den höherpreisigen Modellen und selbst dort oft nur Intel Atom CPUs.
Eine gute Hardware ist aber natürlich nur das eine bei einem NAS. Oftmals ist die Software viel wichtiger. Wollen wir doch einmal im Test schauen ob das TerraMaster F2-220 sowohl was die Hardware betrifft, wie aber auch Software überzeugen kann.
Neugierig?
An dieser stelle vielen Dank an TerraMaster für das zur Verfügung stellen des NAS!
Das TerraMaster F2-220 im Test
TerraMaster setzt beim F2-220 auf ein recht klassisches Design für ein 2 Bay NAS System. Ihr erhaltet also eine silberne relativ schmale und flache Box, welche allerdings in die Tiefe geht.
Der größte Teil des Gehäuses wird dabei von den beiden Festplattenschächten auf der Front belegt. Die Festplatten lassen sich über zwei Schubladen „Hot Swap Bays“ auf der Front entnehmen bzw. einsetzen.
Dieser Mechanismus ist erst einmal Werkzeuglos, die Festplatten selbst müssen allerdings in den Schubladen verschraubt werden. Passende Schrauben liegen selbstverständlich mit im Lieferumfang.
Das TerraMaster F2-220 fasst erst einmal zwei 2,5 Zoll oder 3,5 Zoll Festplatten/SATA SSDs. Es gibt allerdings mit dem TerraMaster F4-220 auch eine Version mit vier Slots und mit dem TerraMaster F5-220 eine 5 Bay Version.
Beim Gehäuse setzt TerraMaster auf eine Mischung aus silbernen Kunststoff und silbernen Aluminium. Die Haptik und Verarbeitung ist gut, aber auch nicht überragend.
Das Ganze ist allerdings dem Preis angemessen. Mehr Qualität bekommt man bei QNAP oder Synology für ähnliches Geld auch nicht.
Auf der Front finden wir neben den beiden HDD Schächten vier Status LEDs (zwei für die HDDs und zwei für das System), wie auch den Einschalter des NAS.
Seitlich ist wie üblich nichts angebracht, erst auf der Rückseite wird es wieder interessant. Dort findet sich ein großer 80mm Lüfter, ein Gbit LAN Port, zwei USB Ports (1x 2.0, 1x 3.0) und der Anschluss für das externe Netzteil, welches bis zu 48W liefern kann.
Einrichtung und Installation
Wie genau die Einrichtung und Installation des NAS verläuft, hängt etwas davon ab wie gut Ihr Euch mit solchen Dingen auskennt.
Grundsätzlich nimmt Euch TerraMaster vorbildlich an die Hand! Ihr findet auf der Herstellerwebseite eine recht detaillierte „interaktive“ Anleitung, wie auch ein Tool welches Euch hilft das NAS im Netzwerk zu finden.
Wenn Ihr wisst, wie man die IP Adresse des NAS aus Euerem Router auslesen kann, dann könnt Ihr das Ganze allerdings einfach überspringen.
Verbindet das NAS mit dem Strom, Netzwerk und setzt ein oder zwei Festplatten ein. Ruft anschließend die IP Adresse des NAS in Eurem Webbrowser auf. Dort erwartet Euch die eigentliche Einrichtung.
Im Zuge dieser müsst Ihr ein Passwort vergeben, das eigentliche Betriebssystem herunterladen (macht das NAS von alleine) und die Festplatten einrichten.
Bei der Festplatteneinrichtung habt Ihr die Wahl, sofern zwei HDDs eingesetzt, zwischen Raid 1, Raid 0, Single Disk und JBOD.
Wenn Ihr Datenschutz wollt, wählt Radi 1. Dann wird zwar Eure Kapazität halbiert, aber wenn eine HDD ausfällt, gibt es keinen Datenverlust. Raid 0 macht bei dieser Maschine keinerlei sind, da wir eh durch den Gbit LAN Port limitiert sind.
Wollt Ihr die volle Kapazität ohne zusätzlichem Datenschutz, wählt JBOD (dann werden beide HDDs „zusammengeklebt“ und nacheinander wie eine große HDD beschrieben) oder single Disk.
Hat das NAS Eure Festplattenkonfiguration übernommen, seid Ihr an sich auch fertig mit der Einrichtung, wobei Ihr in der eigentlichen Benutzeroberfläche noch ein paar Einstellungen vornehmen solltet (Ordner Anlegen z.B.).
Die Benutzeroberfläche und Feature
Die Benutzeroberfläche des TerraMaster F2-220 ähnelt sehr stark der von QNAP und Synology. Auch TerraMaster setzt auf ein „Betriebsystem im Webbrowser“.
Ruft Ihr also die Benutzeroberfläche auf, erwartet Euch eine große Schöne UI, welche eher etwas von einem einfachen Linux Betriebssystem hat, als von der Benutzeroberfläche eines Netzwerk Gerätes.
Auf dem Desktop findet Ihr beispielsweise diverse Icons, welche Euch zu den jeweiligen Funktionen führen. Diese Icons öffnen dabei Fenster.
Es ist also sogar ein gewisses Multitasking im Webbrowser möglich. Die wichtigste App/Icon ist sicherlich die Systemsteuerung.
In der Systemsteuerung findet Ihr beispielsweise die Möglichkeit freigegebene Ordner zu erstellen, was Ihr auch nach dem ersten Start machen solltet. Ebenfalls solltet Ihr, falls gewünscht, andere Benutzer anlegen.
Selbstverständlich verfügt das TerraMaster F2-220 über eine richtige Benutzerkontensteuerung. Ihr könnt also genau festlegen, welcher Nutzer auf welchen Ordner zugriff hat.
Ein Verschlüsseln von Ordnern ist leider beim F2-220 nicht möglich, jedoch das Verschlüsseln eines kompletten RAIDs.
In der Systemsteuerung findet Ihr auch noch diverse andere Einstellungen, unter anderem Informationen über den Festplattenstatus, den Netzwerkstatus usw.
Auch könnt Ihr hier die gewünschten Dateidienste auswählen. Bei diesen unterstützt das F2-220 alle gängigen Systeme:
- SMB
- AFP
- NFS
- FTP
- iSCSI
- Rsync
Auf den ersten Blick fehlt lediglich WebDAV, welcher aber eher selten genutzt wird.
Wie bei aktuellen High End NAS Systemen üblich, verfügt auch das TerraMaster F2-220 über einen App Store.
Dieser ist aber von seiner Auswahl deutlich „übersichtlicher“ als bei den beiden großen Konkurrenten.
Hier findet man aber durchaus interessante Erweiterungen, wie beispielsweise einen iTunes Server, einen DLNA Server, Plex usw. Auch die Möglichkeit Daten mit Dropbox zu Synchronisieren ist vorhanden. Dies kann man beispielsweise als Backupmöglichkeit einsetzen. Auch Java Anwendungen lassen sich auf dem NAS installieren oder Ihr könnt einen Mail Server drauf laufen lassen.
Wo das Angebot von TerraMaster ebenfalls etwas ausbaufähig wäre, ist bei den Mobile Apps. Hier bietet TerraMaster lediglich eine einfache App für den Datenaustausch/das Kopieren von Fotos an.
Diese macht ihren Job, aber ist auch keine Schönheit. Für einen einfacheren Zugriff auf das NAS aus dem Internet heraus bietet der Hersteller erfreulicherweise einen gratis Dyndns Service an.
Performance
Wie steht es um die Performance des F2-220? Auf dem Papier sehr gut! Wir haben eine Intel Celeron CPU und 2GB bzw. 4GB RAM.
Intel CPUs in NAS Systemen gehören in der Regel zu den leistungsfähigeren Chips, die man bekommen kann. Die Netzwerkanbindung ist allerdings der klassische Gbit LAN Port. Damit ist unser Tempo schon einmal auf rund 120MB/s limitiert. Für mehr bräuchten wir ein NAS mit 10Gbit LAN und diese sind sehr sehr teuer.
Für meinen Test habe ich zwei 3TB WED Red Pro HDDs verwendet, welche im Raid 1 liefen. Beide HDDs schaffen gut über 180MB/s, diese sollten also nicht limitieren.
Die Performance des F2-220 ist was die Übertragungsraten angeht tadellos. 106MB/s lesend und 117MB/s schreibend kann man als ziemlich perfekt einstufen!
Auch die generelle Systemperformance kann man nur als positiv bezeichnen. Gerade wenn man Plex oder Ähnliches nutzt, macht das F2-220 Spaß! Die Leistung ist hier deutlich besser als bei den meisten günstigen Konkurrenten mit ARM Chip.
Wie stehts aber um die 2GB RAM? Reichen diese oder sollte man lieber zur 4GB Version greifen? Das hängt ein wenig davon ab was Ihr mit dem System macht. Nutzt Ihr wirklich viel Plugins wie Plex und habt diverse andere Dinge auf dem NAS laufen können 4GB RAM sinnvoll sein.
Nutzt Ihr das NAS klassisch als Dateiablage, reichen 2GB recht entspannt. Auch generell gilt 2GB ist schon ordentlich für solch ein System.
Der RAM wird allerdings als eine Art Cache genutzt. Daten die Ihr aufs NAS schiebt landen erst einmal im freien Arbeitsspeicher und werden dann auf die HDDs geschrieben. Natürlich bleibt das Tempo auf 120MB/s bzw. 117MB/s limitiert, aber gerade bei kleineren Dateien kann der RAM Cache gut helfen.
HDDs sind eigentlich sehr langsam was das Schreiben und Lesen von kleinen Dateien angeht (wenige KB große Dateien). Beim schreiben werden nun diese kleinen Dateien erst im Arbeitsspeicher gesammelt und dann als „Block“ geschrieben, was das Tempo deutlich anhebt.
Arbeitet Ihr also mit vielen kleinen Dateien kann mehr RAM sinn machen.
Lautstärke
Wie steht es um die Lautstärke? Das TerraMaster NAS verfügt über einen 80mm Lüfter, welcher von Haus aus „Smart“ geregelt wird. Alternativ könnt Ihr diesen auch via Software konstant auf 25%, 50% oder 100% stellen.
Grundsätzlich würde ich das NAS als leise bis sehr leise einstufen. Der Lüfter ist kaum hörbar.
Was allerdings eher hörbar ist, sind die Festplatten. Diese sind leider nicht entkoppelt und werden auch nicht „gedämmt“.
Diese sind also voll durch das Gehäuse hörbar. Wie schlimm dies ist, hängt natürlich von der von Euch verbauten Festplatte ab.
Im Inneren
Da es sich um ein Intel System handelt, welches zudem mit verschiedenen Speicherausstattungen angeboten wird, war ich neugierig, was sich im Inneren befindet.
Kurzum ich habe das TerraMaster F2-220 geöffnet, was sehr unproblematisch geht. Im Inneren bin ich auch auf zwei sehr interessante Dinge gestoßen.
Die 2GB RAM des NAS sind fest verlötet, allerdings gibt es im inneren einen freien SO-DDR3 Slot. Ihr könntet also theoretisch den Arbeitsspeicher des Systems erweitern.
Fast noch interessanter ist aber das Betriebssystem. Dieses scheint auf einem USB Stick zu liegen, welcher im Inneren in einem internen USB 2.0 Slot steckt. Eine sehr interessante Sache, welche mich um ehrlich zu sein etwas zum Schmunzeln gebracht hat.
Nun könnte man denken, dass dies recht unprofessionell ist, aber das ist nicht richtig. Es ist selbst bei Server Systemen der 10.000€ Klasse mittlerweile oft gängig, dass das Betriebssystem bzw. der Supervisor auf einem USB Stick oder einer Speicherkarte im Inneren des Servers liegt.
Es gibt hier keine Schreibvorgänge, das OS wird beim Start lediglich gelesen und dann im RAM gespeichert.
Interessant ist das Ganze aber vielleicht für Modder. Ich will nicht ausschließen, dass es möglich wäre den USB Stick gegen etwas anderes auszutuschen (eine FreeNAS Installation?!). Aber das ist natürlich nicht empfohlen.
Fazit
Das TerraMaster F2-220 ist ein super NAS System, sofern Ihr auf eine einfache Einrichtung und eine sehr hohe Performance Wert legt.
Der Intel Prozessor garantiert natürlich eine hohe Leistungsfähigkeit, welche sich auch in der Praxis bestätigt.
Das F2-220 kann problemlos die volle Gbit LAN Geschwindigkeit liefern, wobei wir genaugenommen bei 106MB/s bzw. bei 117MB/s liegen.
Geht es Euch also primär um schnelle Datenübertragungen, werdet Ihr für unter 500€ kein besseres NAS finden. Aber auch die Software macht einen guten Eindruck.
Die Einrichtung ist sehr problemlos und schnell gemacht. Auch die generelle Bedienung ist tadellos mit einer ansehnlichen Benutzeroberfläche.
Wo das TerraMaster F2-220 etwas schwächelt, ist bei der App Vielfalt. Hier muss man sagen, dass Synology und QNAP mehr bieten, aber dies natürlich auch extra bezahlt haben wollen. Legt Ihr besonderen Wert auf Multimedia und Bonus Feature würde ich Euch aber dennoch eher zu einem dieser Systeme raten.
Natürlich besitzt das TerraMaster F2-220 auch die Basis Multimedia Funktionen wie unter anderem eine Plex Unterstützung, DLNA usw.
Aber ich denke das wichtigste Element hier die Kernanwendung als NAS. Hier kann das TerraMaster F2-220 wirklich glänzen und auch mit Systemen einer Preisklasse höher mithalten.