Mit dem Omega 200W hat Chargeasap möglicherweise das beste USB-Ladegerät, das du aktuell kaufen kannst im Sortiment.
Das Omega 200W hat seinen Ursprung in einem Kickstarter Projekt, welches ich unterstützt haben. Eigentlich sollte das Omega 200W bereits Ende 2020 auf den Markt kommen, Corona und einigen Design-Fehlern zur Folge hat es nun aber bis Ende 2021 gedauert, dass ich das Ladegerät endlich in den Händen halten darf.
Aber was macht das Omega 200W so besonders und interessant?
- 200W Ausgangsleistung
- 2x 100W USB C Ports
- 2x 22,5W USB A Ports
- Kompaktes Design dank GaN
Die Besonderheit ist natürlich die Leistung von satten 200W! Diese lassen sich über zwei 100W USB C Ports abrufen. Du kannst am Omega 200W also in der Theorie zwei High End Notebooks mit dem vollen Tempo laden.
Dabei ist das Omega 200W relativ kompakt! Stellt sich aber die Frage ob dies gut geht? Kompakt + hohe Leistung + Kickstarter? Versuchen wir genau diese Frage im Test zu klären! Leider ist die Antwort wohl nein.
Das Omega 200W im Test, das wohl Leistungsstärkste USB PD Ladegerät
Chargeasap wirbt beim Omega mit einer Leistung von satten 200W! Hierfür ist das Ladegerät aber relativ kompakt.
- Ohne Adapter 89,6 x 55,8 x 41,8 mm /// 296,5g
- Mit Adapter 109 x 55,8 x 41,8 mm /// 323,9g
Das Ladegerät besitzt eine unheimlich hohe Energiedichte. Dies spiegelt sich auch etwas am hohem Gewicht des Ladegeräts wieder.
Um diese Leistung auf kleinem Raum unterzubringen, nutzt Chargeasap GaN.
GaN steht für Gallium Nitride, welches ein Halbleiter ist, der so langsam seinen Weg in den Massenmarkt findet. Gallium Nitride hat gegenüber Silizium einige Vorteile im Bereich der Effizienz, bei Schaltnetzteilen. Dies erlaubt es kleinere Bauteile mit Gallium Nitride bei gleicher Leistung zu bauen als mit regulärem Silizium. Je nach Quelle sind GaN Bauteile ca. 32% kleiner bei gleicher Leistung und zudem noch effizienter.
GaN ist zwar kein absolutes Wundermittel, hat aber in der Vergangenheit durchaus für kleinere Ladegeräte Designs gesorgt.
Wie steht es um die Anschlüsse?
- 2x USB C 100W Leistung, USB Power Delivery
- 2x USB A 22,5W Leistung, Quick Charge, SCP, VOOC
Auf der Front haben wie 2x USB C und 2x USB A, eine ziemlich optimale IO.
Die USB C Ports sind mit 100W extrem Leistungsstark! Dabei können beide USB C Ports gleichzeitig die volle Leistung von 100W Liefern.
Die USB A Ports unterstützen bis zu 18W nach Quick Charge bzw. 22,5W nach SCP/VOOC liefern.
Adapter dem eigentlich guten Ladegerät nicht würdig
Bei Chargeasap handelt es sich zwar um ein asiatisches Unternehmen, dennoch scheint das Omega 200W primär für den amerikanischen Markt entwickelt zu sein.
So verfügt das Ladegerät über einen integrierten amerikanischen Stromstecker. Ein passender Adapter für die EU liegt zwar bei, dieser ist aber dem an sich schicken und wertigen Ladegerät absolut nicht würdig!
So ein schlecht designten Adapter habe ich noch nie gesehen! Ja er funktioniert, aber er ist groß und passt so überhaupt nicht zum Design des Omega 200W.
Das Omega 200W unterstützt PPS!
Das Omega 200W unterstützt den PPS Ladestandard. PPS steht für Programmable Power Supply. Das normale USB Power Delivery bietet deinem Smartphone mehrere Spannungsstufen an, meist 5V, 9V, 15V und 20V. Hier kann sich dieses eine Stufe aussuchen und damit laden. PPS erlaubt es nun deinem Smartphone innerhalb eines gewissen Bereichs, beispielsweise 3,3-16V, frei eine Spannung zu wählen. Denkt dein Smartphone es wäre gerade ideal mit 6,5V zu laden, dann kann ein PPS Ladegerät diesem 6,5V liefern.
Einige Smartphones wie die Modelle der Samsung S20/S21 Serie benötigen PPS um das volle Ladetempo zu erreichen. Ein S21 Ultra kann an einem normalen USB PD Ladegerät mit maximal 14W laden, an einem PPS Ladegerät mit 25W. Unterstützt Dein Smartphone kein PPS, dann ignoriert es einfach diese Funktion und behandelt das Ladegerät wie ein normales USB PD Ladegerät.
Die PPS Range des Omega 200W ist 3,3-21,0V bei 5A, was ziemlich perfekt ist!
Nicht für Dauerlast!
Wie in all meinen Ladegeräte Tests habe ich auch beim Omega einen Volllast Test durchgeführt. Hierbei habe ich das Omega 200W mit 2x 100W für 3 Stunden belastet. Bis es peng gemacht hat!
Leider habe ich mein Omega 200W mit dem Dauerlasttest gekillt. Es hat plötzlich peng gemacht und das Ladegerät war defekt. Anschließend war auf der Oberseite eine sichtbare Delle, als wäre im Inneren etwas geplatzt.
Bei näherer Betrachtung und einem Auseinandernehmen des Netzteils war klar was passiert ist. Der primäre Kondensator hat sein Leben ausgehaucht.
Ein ungewöhnlicher Fehler, normalerweise sterben irgendwelche ICs oder MOSFETTs bei Netzteilen und nicht zuerst die Kondensatoren. Ich habe natürlich bei Chargeasap nachgefragt und der Support hat sehr schnell und freundlich reagiert. Mir wurde sofort ein Austauschgerät zugesagt und das Problem würde intern geprüft.
Chargeasap wäre dieses Verhalten nicht bekannt, allerdings wäre das Omega 200W auch nicht für solch eine Dauerlast wie ich mit meinen elektronischen Lasten erzeugt habe gemacht. 3-4 Stunden oder mehr Volllast wären zu viel und normalerweise würde sich das Omega dann auch drosseln um solch ein Problem wie bei mir zu verhindern!
Hier gibt es nun 3 Möglichkeiten:
- Viele Ladegeräte drosseln sich nicht wirklich, sondern ändern nur das USB Power Delivery Profil. Das Ladegerät meldet sich also nicht mit als 20V/5A sondern als 20V/3A Ladegerät. Dies führt meist zu einem kurzen “Reconnect” der angeschlossenen Geräte, was meine elektronische Last hätte abschalten müssen. Sollte das Omega 200W diese Leistungsänderung übermittelt haben ohne einen Reconnect zu provozieren, dann könnte der Ausfall wirklich schuld meiner “künstlichen” Last sein, denn die achtet auf sowas nicht. So etwas habe ich allerdings in der Praxis noch nie gesehen, heißt aber nicht, dass es hier nicht passiert ist.
- Die Notabschaltung für den Übertemperaturschutz hat einfach versagt aufgrund eines Design Fehlers.
- Der primäre Kondensator war schlecht bzw. Ein Montagsmodell. Blöd, kann aber passieren.
Wichtig für ist vor allem folgendes, das Omega 200W kann keine 200W über mehr als 3-4 Stunden liefern und sollte sich eigentlich dann drosseln, ehe es zu einer Übertemperatur kommt.
Dass es bei mir zu einem Ausfall kam ist natürlich etwas “unglücklich”, allerdings da es nur der primäre Kondensator war gab es auch keine Schäden an den angeschlossenen Geräten. Ein unschönes Gefühl bleibt aber.
Das Austauschgerät scheint stabiler!
Chargeasap hat mir freundlicherweise ein Austauschmodell zukommen lassen. Auch dieses habe ich 4 Stunden mit den vollen 200W belastet und dieses hat diese Zeit überstanden. Es ist also gut möglich, dass der Kondensator beim ersten Modell ein “Montagsmodell” war.
Über vier Stunden hinaus wollte ich das Ladegerät allerdings nicht quälen. Auch wenn es professioneller wäre herauszufinden wann und ob die Temperaturanschaltung greift, es tut mir aber etwas in der Seele weh ein “gutes” Ladegerät zu töten.
Zumal über 4 Stunden 200W Voll-Last schon ein recht unrealistisches Szenario ist. Eine 100W Powerbank ist meist in knapp einer Stunde voll und sofern du nicht zwei dicke MacBook Pro 16 mit konstanter Volllast an das Ladegerät hängst, wirst du es in der Praxis schwer haben 200W über 4 Stunden konstant zu erzeugen.
Mit 100W habe ich das Ladegerät allerdings 8 Stunden am Stück belastet und es gab keine Probleme. Also konstant ein dickes MacBook ist kein Problem.
Interessantes Inneres und Temperaturabschaltung
Nutzen wir die Gelegenheit uns einmal das Innere des Ladegerätes anzusehen.
Leider ist zwar einiges verklebt, aber an sich scheint das Design des Ladegerätes gut gemacht zu sein. So sind die unteren ICs sogar mit einem sehr großen Wärmeleitpad mit einem Art Kupferkäfig im Inneren verbunden. Dieser soll die Wärme etwas besser verteilen und somit abführen.
Bei dem GaN IC handelt es sich um einen NV6125 von Navitas bzw. Zwei davon. Wir haben hier also ein echtes GaN Ladegerät vor uns.
Was ich für etwas fragwürdig halte ist die Temperaturabschaltung. Das Ladegerät ist in zwei Teile geteilt, den AC zu DC Wandler und das vordere USB C PD Board. Beide Boards sind nur mit zwei Kabeln verbunden.
Das hintere Board ist also ein reines “Netzteil” ohne erweiterte Logik. Nur das vordere Board kann eine Drosselung auslösen. Das hintere Board hingegen kann (und das können die ICs) nur eine komplette Notabschaltung auslösen.
Nach meinen Beobachtungen wird das Ladegerät bei Volllast wirklich heiß! Ich glaube es wird eine Temperaturabschaltung geben, diese wird aber erst sehr spät greifen. Vermutlich zu spät für den Kondensator in meinem ersten Modell.
Fun Fakt füttere ich das vordere Board mit 24V, dann funktioniert dieses weiterhin! Der Ausfall hat also wirklich nichts beschädigt.
Spannungen
Schauen wir routinemäßig mal nach den Spannungen des Omega.
Hier gibt es keine Überraschungen! Ganz im Gegenteil, die Spannungen in der 5V, 9V und 20V Stufe sind recht stabil. Diese liegen genau in der Mitte der Grenzwerte, was ich als optimal empfinde.
Effizienz
Schauen wir uns am Ende noch einmal die Effizienz an.
Die Effizienz des Omega 200W schwankt “etwas”. Bei niedriger Last ist die Effizienz mit 52,3% sehr schlecht! Bei hoher Last (200W) steigt die Effizienz auf satte 91,5%.
Das mit der sehr schlechten Effizienz bei niedriger Last überrascht nicht. Dies ist ein gängiges Problem bei solchen high Power Netzteilen. 5V/1A entspricht lediglich einer Auslastung von 2,5%, da haben die wenigsten Netzteile eine gute Effizienz.
Etwas verwundert hat mich nur der Standby Stromverbrauch. Dieser springt laut meinem Messgerät im Sekunden Takt zwischen 0,5W und 12W. Ein anderes Messgerät (das nicht so schnell reagiert) spricht von 0,9W.
Fazit
Das Fazit zum Omega 200W fällt schwer! An sich haben wir hier ein tolles Ladegerät vor uns, welches ich klar als eins der besten USB Ladegeräte aller Zeiten ist.
- 2x 100W
- USB PPS
- 2x USB mit Quick Charge
- SCP, VOOC
Mir ist kein anderes USB-Ladegerät mit solch guten technischen Daten bekannt. 100W USB C Ladegeräte gibt es mittlerweile einige, aber 200W?!
So funktionierte das Ladegerät auch tadellos und superschnell! 2x 100W inklusive PPS erlauben dir fast alle aktuellen Smartphones, Tablets und Notebooks mit dem vollen Tempo zu laden.
Hinzu kommt eine gute Effizienz unter Last und eine solide technische Qualität (Spannungsstabilität usw).
Allerdings ist der Ausfall meines ersten Omega 200W so ein wenig das Haar in der Suppe. Zwar zeigte ein Auseinandernehmen grundsätzlich ein gutes internes Design, aber dennoch traue ich der Temperaturabschaltung bzw. Drosselung nicht! Ich glaube diese greift sehr spät, dies in Kombination mit wirklich hohen Temperaturen und vielleicht einem schlechten primären Kondensator bei meinem ersten Omega 200W hatte zum Ausfall geführt.
Ich will dennoch nicht völlig vom Omega 200W abraten. Ich glaube Chargeasap will etwas viel mit 200W in solch einem kleinen Gehäuse, aber praktisch kann dies funktionieren.
3-4 Stunden Volllast (was reicht um zwei 100W Powerbanks oder Notebooks zu laden) geht! Mehr würde ich aber dem Omega 200W nicht zumuten. Ich würde das Ladegerät eher wie ein 100W Modell behandeln. 100W Dauerlast sind kein Problem. Selbst wenn du dann mal eine 100W Powerbank dazu steckst geht dies in Ordnung.
Nur 200W Dauerlast über mehr als 3-4 Stunden ist zu viel und sollte laut Hersteller zu einer Temperaturabschaltung führen.
Unterm Strich ist das Omega 200W ein super interessantes Ladegerät, welches aktuell technisch einmalig ist. Suchst du also mehrere 100W USB C Ports für z.B. ein Notebook und eine 100W Powerbank, dann hast du wenige Alternativen und das Omega wird auch taugen.
Suchst du ein Ladegerät um zwei 100W Notebooks über X Stunden hinweg unter Voll-Last mit 200W zu versorgen, dann ist allerdings das Omega weniger etwas für dich.