Ich habe mir vor einer Weile den Anycubic Kobra S1 3D-Drucker gekauft. Warum der Anycubic Kobra S1? Die ehrliche Antwort war aufgrund des Preises.
Ich habe diesen mit dem AMS-System für unter 400 € bekommen, was kein schlechter Preis für einen Core XY 3D-Drucker mit AMS-System ist.
Sicherlich werden da auch einige von euch etwas in Versuchung kommen, denn dieser ist regelmäßig zu teils sehr guten Preisen verfügbar. Allerdings eine wichtige Frage bei 3D-Druckern ist die Haltbarkeit.
Wie lange halten sie? Gibt es nach x hundert oder sogar tausend Stunden Probleme?
Leider gibt es beim Anycubic Kobra S1 keine Möglichkeit, die Betriebszeit auszulesen, aber bei mir wird dieser über 500 Stunden bereits im Einsatz gewesen sein und eine höhere zweistellige Zahl an Rollen verdruckt haben.
In diesem Artikel möchte ich einmal durchgehen, wie gut sich der Anycubic Kobra S1 in der Zeit geschlagen hat und welche Schwächen sich offenbart haben.
Der Anycubic Kobra S1
Sprechen wir zunächst einmal generell über den Anycubic Kobra S1. Bei diesem handelt es sich um einen Core XY Drucker, welcher komplett umbaut ist. Entsprechend kommt dieser auch gut mit spezielleren Filamenten klar, wie ABS und ASA.
Das Druckbett hat dabei eine Fläche von 250 x 250 x 250 mm, was im Alltag meist eine völlig ausreichende Größe ist.
Allerdings ist der Anycubic Kobra S1 ganz klar auf eine gute Preis-Leistung zugeschnitten. So besteht dieser äußerlich komplett aus Kunststoff und auch die Fenster/Tür sind aus Kunststoff gefertigt und nicht wie bei hochwertigeren Modellen aus Glas.
Das All-Metall-Hotend kann eine Temperatur von 320 ℃ erreichen und das Druckbett maximal 120 ℃.
Gesteuert wird der Drucker über einen ordentlichen Touchscreen. Dabei ist die Anycubic-UI auch durchaus gelungen!
Der First Layer
Auf dem Papier hat der Anycubic Kobra S1 neben der LeviQ 3.0 automatischen Nivellierung + Z-Achsen-Offset auch eine dynamische Flusskompensation und weitere Features, die dafür sorgen sollen, dass dieser zuverlässig arbeitet.
In der Regel arbeitet der Anycubic Kobra S1 auch problemlos! Allerdings meine ich während der x hundert Stunden einen deutlichen Abbau bei der Qualität des ersten Layers bemerkt zu haben.
Generell war der Kobra S1 nie so zuverlässig wie der Bambu Lab A1 oder H2S, was die ersten Layer und auch im Allgemeinen die Druckzuverlässigkeit angeht. Diese hat sich mit der Zeit aber merkbar verschlechtert, als würde die automatische Nivellierung nicht mehr zu 100 % genau arbeiten. Mit einem manuellen Z-Offset usw. kann man viel verbessern, aber dennoch.
Gerade mein Bambu Lab H2S hat mittlerweile mehr Druckstunden und dort kann ich solch eine Veränderung nicht beobachten und ich musste hier nie manuell in solche Parameter eingreifen in der Menge, wie ich es beim S1 musste, um die Qualität hochzuhalten. Klar, der H2S ist einige Preisklassen höher angesiedelt, aber selbst mein alter Creality Ender 3 V3 KE hat eine ähnliche oder sogar bessere First-Layer-Qualität.
Druckqualität gut bis solide
Der Anycubic Kobra S1 kann eine wirklich gute Druckqualität liefern! Gerade im Neuzustand kann dieser sichtbar den Creality Ender 3 V3 KE übertreffen und ist in Schlagdistanz zu den Bambu Lab Modellen.
(zwei perfekte drucke)
Aber leider meine ich hier auch einen leichten Abbau beobachtet zu haben. Ob dies an der Riemenspannung oder etwas Ähnlichem liegt, kann ich nicht sagen (ich habe versucht, diese schon nachzuspannen, habe die Lager geölt usw.).
Davon ausgehend, dass der erste Layer gut sitzt, ist die Druckqualität aber auch nach einigen hundert Stunden noch als zufriedenstellend zu bezeichnen! Oberflächen sind etwas schlechter, aber immer noch gut! Details werden sauber abgebildet usw.
(Unteren Layer furchtbar, nach oben besser werdend)
Der S1 neigt bei mir aber stark zur Underextrusion, was sich kompensieren lässt, aber dies sind manuelle Eingriffe, die ich vom Bambu Lab A1 oder H2S nicht kenne und selbst beim Creality Ender 3 V3 KE nie nötig waren.
Wählerischer beim Filament
Ein Punkt, der mir beim Anycubic Kobra S1 verglichen mit dem Bambu Lab A1 / H2S wie auch dem Creality Ender 3 V3 KE aufgefallen ist, ist, dass die Filamentqualität bzw. Einstellungen einen höheren Einfluss auf die Druckqualität haben.
So benutze ich in der Regel nicht die herstellereigenen Filamente, sondern Drittanbieter-Filamente, die deutlich günstiger zu bekommen sind.
Sowohl bei den Bambu Lab Modellen wie auch dem Creality Ender 3 V3 KE musste ich bei PLA und PETG im Kern nur die Temperatur anpassen (welche gerade bei Bambu Lab in den Standardprofilen etwas hoch ist) und diese laufen gut. Klar, bei Sonderfilamenten mit Holzfasern oder Marmor-Filamente macht es Sinn, den Fluss etwas hochzudrehen.
Beim Anycubic Kobra S1 hilft eine Kalibrierung beispielsweise der Flussrate usw. genau auf jedes Filament der Qualität proportional stärker als bei den anderen 3D-Druckern, die ich derzeit nutze.
Laut und quietschend
Eine Schwäche des Anycubic Kobra S1 ist die Lautstärke. Der Drucker ist von Anfang an recht laut. Ja, es gibt einen „Leise“-Modus, aber dieser reduziert auch die Druckgeschwindigkeit deutlich.
Der Anycubic Kobra S1 ist im Alltag deutlich lauter als der Bambu Lab H2S oder auch der Bambu Lab A1.
Leider entwickelte der S1 bei mir nach einigen hundert Druckstunden zudem einige „Zusatzgeräusche“.
So meine ich ein leichtes Klappern zu vernehmen, wo ich mir nicht zu 100 % sicher bin, woher das kommt, und der Drucker hat deutlich angefangen zu quietschen.
Letzteres konnte ich durch eine „Ölung“ zwar wieder beheben, aber meine Bambu Labs haben nach vergleichbarer Betriebszeit solch ein Quietschen nicht entwickelt.
Das Quietschen beim S1 kam auch nicht von den Lagern des Druckkopfes, sondern von den Umlenkrollen der Riemen.
Mit Wartung war zwar die zusätzliche Geräuschkulisse unter Kontrolle zu bringen, aber so ganz in den Neuzustand habe ich den Drucker nicht versetzt bekommen.
Was ist mit dem AMS?
Beim AMS-System des Kobra S1 bin ich etwas hin- und hergerissen. Grundsätzlich mag ich dies mehr als das Bambu Lab AMS 2 Pro!
So ist das Anycubic leiser und weniger problematisch bei fast leeren Rollen als das Bambu Lab AMS 2 Pro.
Dafür definitiv Daumen hoch!
Allerdings ist bei mir ein Slot des AMS „kaputt“. Hier wird kein Filament mehr eingezogen. Wie so oft beim S1 kann ich dies sicherlich reparieren, indem ich das AMS zerlege und schaue, ob irgendwo ein Filamentstück quer hängt, aber dies ist mal wieder ein deutlicher Wartungsaufwand, für den ich aktuell zu faul war.
Ich nutze das AMS eh eher weniger für den Multifarbendruck und mehr für den Komfort beim Einlegen der Rollen und dem schnellen Hin- und Herwechseln.
Daher würde ich auch ganz klar zu der Combo-Version des Anycubic Kobra S1 raten!
Fazit
Leider ist das Fazit nach einigen hundert Stunden Betriebszeit zum Anycubic Kobra S1 nicht ganz einfach!
An sich haben wir hier einen sehr fähigen 3D-Drucker, welcher qualitativ Ergebnisse liefern kann, die absolut auf dem Niveau von Bambu Lab und Co. liegen.
Aber bei mir zeigte sich dieser deutlich wartungsintensiver als der Bambu Lab A1 oder H2S oder sogar der Creality Ender 3 V3 KE. Siehe Dinge wie die quietschenden Riemenrollen, Probleme beim ersten Layer, Underextrusion usw.
Die Bambu Lab 3D-Drucker, die ich bisher nutzen durfte, waren alle „Fire and Forget“. Das ist der Anycubic Kobra S1 gerade nach einiger Betriebszeit nicht.
Der S1 braucht etwas mehr Beschäftigung mit den optimalen Einstellungen, Wartung, mehr manuelle Anpassung auf verschiedene Filamenttypen (wenn du nicht das Originalfilament nutzt) usw.
Unterm Strich würde ich den Anycubic Kobra S1 nach meinen Erfahrungen ehrlich gesagt nicht oder nur bedingt Menschen empfehlen, die einfach nur drucken wollen und sich nicht groß mit dem Drucker an sich beschäftigen wollen. Da bist du bei den Bambu Lab Modellen, selbst beim kleinen A1, besser bedient. Auch würde ich keine Druckfarm um den S1 aufbauen, da habe ich bei der Haltbarkeit zu große Zweifel.
Bist du aber bereit, etwas Zeit in die optimalen Einstellungen usw. zu investieren, dann kann der Anycubic Kobra S1 auf jeden Fall Spaß machen und Ergebnisse liefern, die auf dem Niveau deutlich teurerer Modelle liegen.








