LiFePO4-Akkus sind in den letzten Jahren stark im Preis gefallen! So bekommst du Modelle mit 100 Ah Kapazität schon für etwa 200 €. Besonders spannend sind hier aus meiner Sicht die Modelle mit Bluetooth BMS, denn dieses bietet in der Praxis einen enormen Vorteil, gerade wenn es um die Bestimmung der Restkapazität geht.
So bin ich auf den WattCycle 12V 100Ah Mini LiFePO4-Akku mit Bluetooth gestoßen. Es handelt sich hier um einen “Mini”-100Ah-Akku, der zusätzlich mit Bluetooth ausgestattet ist und preislich mit rund 200 € sehr attraktiv wirkt. Wollen wir uns den WattCycle 12V 100Ah Mini LiFePO4-Akku mit Bluetooth doch einmal im Test ansehen. Wie viel Kapazität hat dieser wirklich, und was taugt das Bluetooth BMS?
An dieser Stelle vielen Dank an WattCycle für das Zurverfügungstellen des Akkus für diesen Test.
Der WattCycle 12V 100Ah Mini LiFePO4-Akku mit Bluetooth im Test
Bei diesem Akku handelt es sich um eine “Mini”-Version eines 100 Ah LiFePO4-Akkus. Solche Mini-Versionen hatten wir schon von anderen Herstellern im Test gesehen, aber diese hatten bisher kein Bluetooth BMS.
Der WattCycle-Akku misst gerade einmal 229 x 138 x 208 mm und wiegt 9,5 kg. Somit ist er, wie beworben, wirklich sehr kompakt und klein. Der generelle Aufbau entspricht den Erwartungen: Wir haben ein schwarzes Kunststoffgehäuse mit einem WattCycle-Aufkleber auf der Front.
Auf der Oberseite befinden sich ein Stoff-Tragegriff sowie die Anschlussterminals. Bei den Anschlussterminals handelt es sich wie üblich um M8-Schrauben/Bolzen. Passende Schrauben liegen dem Lieferumfang bei.
Mit spannender Bluetooth-App
Ein wichtiger Faktor beim WattCycle-Akku ist das Bluetooth BMS und der entsprechende App-Support.
Die App, die hier zum Einsatz kommt, heißt BMS Meta. Sie ist vergleichsweise umfangreich. Nach dem Verbinden des Akkus finden wir auf der Startseite zunächst folgende Informationen:
- Akkustand in %
- Strom in A
- Spannung in V
- Leistung in W
- Zyklen
- Umgebungstemperatur
- Temperatur der Mosfets
- Temperatur der Zellen 1
- Temperatur der Zellen 2
- Maximale Spannung der einzelnen Zellen
- Minimale Spannung der einzelnen Zellen
- Durchschnittliche Spannung der einzelnen Zellen
- Spannungsabweichung der einzelnen Zellen
- Spannung der einzelnen Zellen
Diese Informationen sind erfreulich zahlreich! Zudem kannst du über die App das Laden und Entladen des Akkus separat ein- oder ausschalten. Es gibt auch einige interessante zusätzliche Einstellungen wie “Parameter for Protection” usw., auf die normalerweise nicht zugegriffen werden kann.
Diese Einstellungen sind beim WattCycle-Akku jedoch mit einem Passwort geschützt. Du hast leider nicht das Passwort, es kann jedoch über den Support angefragt werden.
Was versteckt sich hier für geheime Einstellungen? Du kannst hier fast alle Parameter des BMS anpassen, wie die maximale und minimale Zellspannung, Temperaturen für Über- bzw. Untertemperatur-Abschaltungen, das BMS neu kalibrieren usw.
Ja, wenn du nicht weißt, was du tust, kannst du den Akku über diese Einstellungen tatsächlich beschädigen. Allerdings finde ich die Möglichkeit, erweiterte Einstellungen anpassen zu können, extrem praktisch!
Warum ist ein Bluetooth-BMS so nützlich?
Aber warum halte ich es für sinnvoll, einen LiFePO4-Akku mit Bluetooth BMS zu wählen?
Zum einen ist es natürlich praktisch und interessant, diverse Parameter des Akkus einzusehen. Das “Dicke Ding” ist jedoch die Kapazitätsanzeige.
LiFePO4-Akkus haben einen sehr flachen Spannungsverlauf. Die Spannung schwankt also nur wenig abhängig vom Ladezustand. Entsprechend ist es anhand der Spannung nur schwer zu erkennen, wie voll oder leer ein LiFePO4-Akku ist. Zwar gibt es einige Solar-Ladecontroller, die versuchen, die Restladung zu schätzen, doch gelingt dies meist nicht zuverlässig.
Meist kann nur zuverlässig erkannt werden, ob ein LiFePO4-Akku fast voll oder fast leer ist. Über das Bluetooth BMS hingegen lässt sich deutlich sicherer feststellen, wie der genaue Akkustand ist.
Die Vorteile von LiFePO4-Akkus
Warum sind Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LiFePO4) so interessant? Obwohl sie eine geringere Energiedichte im Vergleich zu herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus aufweisen, punkten sie mit höherer Sicherheit und einer deutlich längeren Lebensdauer.
Im Gegensatz zu Lithium-Ionen-Akkus, die meist nur 500 bis 1000 Ladezyklen schaffen, erreichen LiFePO4-Akkus problemlos über 2000 Ladezyklen. Ihre tatsächliche Lebensdauer hängt stark von der Entladungstiefe ab und kann in der Praxis sogar deutlich höher ausfallen. WattCycle verspricht bei einer vollständigen Entladung (100%-Entladetiefe) über 5000 Zyklen und bei geringeren Entladetiefen beeindruckende 15.000 Zyklen. Diese hohe Zyklenfestigkeit macht LiFePO4-Akkus besonders attraktiv für den Einsatz als Solar-Pufferspeicher.
Ein weiterer Vorteil ist ihre thermische Stabilität, selbst unter extremen Bedingungen. Sollte ein Schutzmechanismus einmal versagen, besteht bei diesen Akkus kaum die Gefahr, dass sie in Brand geraten – ein bekanntes Risiko bei Lithium-Ionen-Akkus. Ein integriertes Batterie-Management-System (BMS) schützt zuverlässig vor Tiefentladung, Überladung, Kurzschlüssen oder Überlastung.
Die Nachteile von LiFePO4-Akkus
Trotz der zahlreichen Vorteile haben LiFePO4-Akkus auch einige Einschränkungen. Aufgrund ihrer geringeren Energiedichte sind sie bei gleicher Kapazität größer und daher weniger geeignet für kompakte Geräte wie Smartphones oder Laptops. Zudem dürfen sie bei Temperaturen unter 0 °C nicht geladen werden, da dies Schäden verursachen kann. Das Entladen ist hingegen selbst bei niedrigen Temperaturen unproblematisch.
Kapazitätstests bei Techtest.org
Für die Messung der Kapazität von LiFePO4-Akkus setzt Techtest.org auf eine elektronische Last. Dieses Gerät wandelt Energie in Wärme um und zeichnet dabei die entnommene Energiemenge auf. In meinen Tests kamen die Modelle Atorch DL24MP und Atorch DL24EW zum Einsatz. Letzteres diente zur Verifizierung der Ergebnisse des ersten Geräts. Zusätzlich wurde der Akku vorübergehend an eine Offgrid-Solaranlage in meinem Büro angeschlossen, um realitätsnahe Einsatzbedingungen zu simulieren.
Wie hoch ist die Kapazität des WattCycle-Akkus?
Kommen wir zum wichtigsten Punkt: der Kapazität. Laut Hersteller soll der Mini-Akku 100 Ah bieten.
Aber wie sieht es in der Praxis aus? Erreicht der Akku wirklich diese Kapazität?
Im Test erreichte der Akku im Schnitt eine Kapazität von 103 Ah bzw. 1312 Wh. Damit übertrifft der Akku die Herstellerangabe leicht – sehr gut!
In diesem Diagramm kannst du sehen, welche Werte die bisher von mir getesteten Akkus erreichten, verglichen mit der vom Hersteller angegebenen Kapazität.
Mit 103% der Herstellerangabe liegt der WattCycle-Akku im guten Mittelfeld.
Die Spannung des Akkus
Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf den Spannungsverlauf.
Wie bei den meisten LiFePO4-Akkus ist der Spannungsverlauf sehr flach. So spielt sich 90% der Kapazität des Akkus im Spannungsbereich von 13V bis 12,4V ab. Sobald die Spannung unter 12,4V fällt, sinkt diese rapide! Hier kannst du den Akku praktisch als leer deklarieren. Das BMS schaltet den Akku bei ca. 10,5V endgültig ab.
Fazit
Der WattCycle 12V 100Ah Mini LiFePO4-Akku mit Bluetooth ist aus meiner Sicht absolut empfehlenswert!
Das Wichtigste: Der Akku hält die Kapazitätsangabe des Herstellers ein. So konnte ich im Schnitt 103 Ah messen, was 103% der Herstellerangabe entspricht – ein solider bis guter Wert, gerade für einen Akku mit Bluetooth BMS.
Das Bluetooth BMS ist hier auch ein großer Pluspunkt! Allgemein würde ich immer LiFePO4-Akkus mit Bluetooth BMS empfehlen!
Die Möglichkeit, detaillierte Informationen über den aktuellen Akkustand, die Leistung usw. zu erhalten, ist einfach ein großer Vorteil. Zudem bietet die App auch die Möglichkeit, erweiterte Parameter anzupassen – etwas, das ich bei einem LiFePO4-Akku bisher noch nicht gesehen habe! Diese Parameter sind zwar hinter einem Passwort geschützt, welches du aber unproblematisch vom Support anfragen kannst.
Damit ist der WattCycle 12V 100Ah Mini LiFePO4-Akku mit Bluetooth auch vergleichsweise günstig! Kurz gesagt: Ja, ich kann diesen Akku mit gutem Gewissen empfehlen!