NVME SSDs sind in den letzten Jahren/Monaten deutlich im Preis gefallen. Allerdings selbst die günstigsten Modelle wie von Crucial (P1) sind noch nicht ganz auf dem Level der günstigsten SATA Modelle, auch wenn wir langsam in diese Richtung gehen, dank QLC Speicher.
Allerdings China zur Rettung! Bei Aliexpress bin ich über die KingSpec M2 SSD gestolpert. Bei der KingSpec M2 SSD handelt es sich um eine NVME SSD, welche preislich klar im untersten Segment angesiedelt ist. So sind hier 256GB bereits für 30€ zu haben, was für eine SSD die lesend 2000MB/s und auch schreibend über 800MB/s erreichen soll wirklich günstig erscheint.
Aber wie sieht es in der Praxis aus? Ist die NVME SSD von KingSpec auch ordentlich, oder ist diese einfach nur billig? Finden wir dies im Test heraus!
Die KingSpec M2 NVME SSD im Test
Der erste Eindruck der KingSpec M2 NVME SSD fällt positiv aus. Nein diese wird nicht in einer premium Verpackung geliefert, aber wirkt ordentlich. Sogar eine passende Montageschraube liegt bei, was bei teuren SSDs meist nicht der Fall ist.
Die SSD selbst ist eine klassische NVME SSD ohne Kühler oder andere Besonderheiten. Lediglich ein Punkt ist mir klar positiv aufgefallen. KingSpec nutzt ein schwarzes PCB, welches wie ich finde immer wertiger aussieht als ein grünes PCB. Nett!
Ich habe mir die kleine 256GB Version der KingSpec M2 NVME SSD gekauft, welche interessanterweise vier NAND Chips besitzt, was recht viel für so eine kleine SSD ist.
Leider sind keinerlei Informationen verfügbar was hier für ein Speicher zum Einsatz kommt. Weder auf der Herstellerwebseite noch via Google sind Informationen zu finden. Die Speichermodule sind mit „PF628 – 37AS“ beschriftet und stammen von einem mir völlig unbekannten Hersteller.
Dies spricht nicht für die SSD. In der Regel nutzen die meisten SSD NAND von Toshiba, Samsung, Micron oder Intel. Es gibt hier nur noch eine Handvoll weiterer Hersteller, welche meist aber eher Speicher für SD Karten, integrierte Systeme usw. herstellen.
Immerhin beim Controller gibt es einen Bekannten, den Silicon Motion SM2263XT. Bei dem Silicon Motion SM2263XT handelt es sich um einen 2018er „DRAM less“ NVME SSD Controller, welcher eine ordentliche Performance in der unteren Preisklasse bringen soll.
Der Silicon Motion SM2263XT wurde relativ selten verwendet, Fan aber durchaus Anwendung in Modellen von HP oder Mushkin.
Viel mehr gibt es leider nicht zur KingSpec M2 NVME SSD zu berichten, denn es gibt keine TBW Angabe oder Ähnliches. Lediglich eine 3 Jahre Garantie ist vorhanden.
Das Testsystem
Folgendes System wurde für diesen und alle Vergleichstests genutzt:
- AMD Ryzen 5 3600x
- ASUS Prime X570-P
- 16GB RAM DDR 4 2666Mhz
- Nvidia GT 1030
- Windows 10
Theoretische Benchmarks
Starten wir wie üblich in den SSD Test mit dem Crystaldisk Benchmark.
Lesend wie auch schreibend sehen wir hier recht unspektakuläre Werte. Lesend erreicht die KingSpec M2 NVME SSD 1620 MB/s und schreibend 1015 MB/s.
Beides sind grundsätzlich keine schlechten Werte! Klar die KingSpec M2 NVME SSD spielt nicht ganz vorne mit, aber bei über 1,6 GB/s kann man eigentlich nicht klagen.
Was aber etwas auffällt sind die sehr schwachen Werte lesend bei kleineren Dateigrößen. Dies wirkt vorsichtig gesagt wie ein schlechtes Ohmen!
Schreibend passen wiederum alle Werte, was aber auch zu einem großen Teil am Schreibcache liegt, dazu später mehr.
In AS SSDs Kopier-Benchmark kann die KingSpec M2 NVME SSD sich erneut nicht an die Spitze setzen, liefert aber brauchbare Werte.
Diese ist hier auf den Fersen der Intel 660p, was ich als solide einstufe!
Was wieder etwas negativ aufstößt sind die Reaktionszeiten.
Die Reaktionszeiten sind natürlich nicht schlecht, aber teils doppelt so hoch wie selbst bei den günstigen Konkurrenten. Wirklich schnelle Ladezeiten kann man also von der KingSpec M2 NVME SSD nicht erwarten, aber umgekehrt wirklich super langsam scheint die SSD auch nicht zu sein.
Praxisnahe Tests
Kommen wir damit zu den eigentlich spannenden Tests. Diese versuche ich etwas praxisnäher zu halten.
Starten wir mit einem einfachen Kopier-Test. Bei diesem wird ein Ordner mit 47500 Dateien und einer Größe von 38,6GB von einer ADATA SX8200 Pro auf die Test-SSD kopiert. Die ADATA SX8200 Pro ist lesend eine recht flotte SSD, sollte also nicht die Schreibgeschwindigkeit des Testprobanten negativ beeinflussen.
Bei der Datenzusammenstellung handelt es sich um einen Mix aus einigen großen Dateien und sehr vielen sehr kleinen Dateien.
Wie zu erwarten kann die KingSpec M2 SSD nicht mit großen SSDs mithalten, kann sich aber durchaus behaupten. So wird beispielsweise die Intel 660p deutlich geschlagen!
Ich würde sogar sagen die SSD schneidet hier besser ab als ich dies vermutet hätte.
Bei Test Nr.2 wird ein Ordner mit 63,2GB und 54000 Dateien intern auf der SSD kopiert. Hier kommt es neben einer hohen Schreibgeschwindigkeit auch auf eine gute Leseleistung an.
Zwar bleibt die KingSpec M2 SSD weiterhin schneller als die Intel 660p, aber verglichen mit anderen NVME SSDs schneidet diese dennoch um den Faktor 3x schlechter ab.
Test Nr. 3, hier wird auf die SSD eine Zip Datei bzw. zwei Zip Dateien kopiert und auf der SSD entpackt. Einmal mit 41GB und 47.000 Dateien und einmal mit 25GB und 2.000 Dateien. Bei Archiv NR.1 handelt es sich um meine gepackte Lightroom Bibliothek, bei Archiv NR.2 um Bioshock Infinite. Test-Paket 1 hat sehr viele kleine Daten, Paket 2 ist etwas gemixter. Es wurde die Zeit gestoppt, bis der Entpackvorgang komplett abgeschlossen war.
Hier schneidet die KingSpec M2 SSD erstaunlich schwach ab, vergleichen mit den anderen Tests. Viel kann man hierzu vermutlich nicht sagen.
Die Kombination als an sich langsamen NAND + eines Schreibcaches ist bei diesen Tests Gift, siehe Intel 660p.
Kommen wir damit zu zwei potenziell freundlicheren Tests. Bei Test Nr. 4 wird Windows 10 von einem USB Stick auf die SSD installiert.
Hier wird die Zeit vom Abschließen der Partitionierung bis zur ersten Nutzerinteraktion gemessen.
Hier kann sich die KingSpec M2 SSD im unteren Mittelfeld durchaus behaupten. Gerade, dass diese die Crucial P1 schlägt und fast in Schlagdistanz zur Samsung 970 EVO ist, muss man klar positiv herausstellen.
Was wäre ein SSD Test ohne eine Messung der Windows Startzeit? Gemessen wird hier die Zeit vom Betätigen des Einschalters bis zum Start eines TXT Dokumentes, welches im Autostart liegt.
Dieser Test wird dreimal wiederholt um die Messungenauigkeit etwas zu minimieren.
Windows 10 starten auf allen SSDs sehr flott. Zwischen der besten und schlechtesten SSD liegen gerade einmal 2 Sekunden. Allerdings ist die KingSpec M2 SSD hier die bisher schlechteste SSD im Test.
Dies überrascht etwas, denn im letzten Test, PC Mark, schneidet die SSD wieder recht gut ab.
PC Mark startet bei diesem Test diverse Programme und misst die Ladezeiten und errechnet daraus die Punkte. An sich ein recht praxisnaher Test!
Dennoch würde ich die KingSpec M2 SSD was Ladezeiten angeht eher im unteren Bereich des Felds sehen.
Cache
Die KingSpec M2 NVME SSD nutzt einen Schreibcache. Heißt nur ein Teil des Speichers kann mit 8xxMB/s beschrieben werden.
Im Falle der 256GB Version nur rund 30GB. Danach sinkt die Schreibgeschwindigkeit auf ca. 150MB/s. Selbstverständlich wenn Ihr die SSD eine weile in Ruhe lasse, dann wird dieser schnelle Speicherbereich wieder freigeschaufelt.
Das ganze ist nur relevant wenn Ihr regelmäßig sehr große Dateien am Stück hin und her kopiert.
Leistungsaufnahme
Für Notebook Besitzer ist der Energieverbrauch von SSDs durchaus relevant.
Leider ist das Messen der Leistungsaufnahme von NVME SSDs nicht ganz einfach. Daher muss ich mich hier einem Trick bedienen, ich nutze ein externes NVME SSD Gehäuse und messe seine Leistungsaufnahme inklusive der SSD.
Dies verfälscht natürlich die absoluten Werte etwas, aber 1. Das Gehäuse selbst benötigt kaum Energie, 2. Das Gehäuse benötigt bei allen SSDs immer gleich viel Energie.
Achtet also weniger auf die absoluten Werte und viel mehr auf die Werte im Vergleich zu anderen SSDs.
Überraschung! Die KingSpec M2 NVME SSD ist eine erstaunlich sparsame SSD. Genau genommen ist diese die sparsamste NVME SDD die ich bisher im Test hatte.
Damit ist die KingSpec gar nicht mal so eine dumme Wahl für ein Notebook.
Fazit
Das Fazit zur KingSpec M2 NVME SSD fällt mir sehr schwer! Einerseits ist die Leistung natürlich sehr mäßig, auf der anderen Seite geht diese aber für rund 30€ völlig in Ordnung!
In einem einfachen PC oder Notebook wird die KingSpec M2 NVME SSD einen ordentlichen Job machen, was Ladezeiten und das generelle Tempo angeht.
Hinzu kommt ein erfreulich niedriger Stromverbrauch!
Dennoch würde ich die KingSpec M2 NVME SSD nicht kaufen. Weniger aufgrund des Tempos und mehr aufgrund von Bedenken was die Haltbarkeit angeht. Es ist absolut möglich, dass der mir absolut unbekannte „PF628 – 37AS“ NAND eine gute Haltbarkeit bietet, es ist aber auch absolut möglich, dass die SSD in 1-2 Jahren stirbt.
Für 10€ mehr bekommt Ihr aktuell eine MP510 von Corsair mit 240GB. Mit dieser werdet Ihr in der Regel mehr Freude haben!
Lediglich wenn es Euch um eine so günstige wie mögliche NVME SSD geht, dann taugt die KingSpec M2 NVME SSD durchaus.
Ich glaube hier gilt, wer billig kauft, kauft zwei Mal 🙂
…zwei von den Dingern sind auch nicht 2x schneller
Wie sieht es denn jetzt mit TBW aus – hat sich nach dem Test was bei den Werten getan (wear Levelling Count)?
LG & FW 🙂