Lexar bietet mit der NM790 eine der spannendsten SSDs derzeit auf dem Markt an. Nein, die NM790 ist nicht die schnellste SSD, aber sie ist flott, günstig und auch sehr sparsam und kühl. Damit ist die NM790 ideal für beispielsweise Notebooks, externe SSD-Gehäuse, aber auch für reguläre Desktop-PCs. Lexar bietet neben der NM790 aber auch noch eine andere SSD an, die NQ790. Auf den ersten Blick tun sich die beiden nicht viel.
Die NQ790 ist laut Lexar einen Hauch langsamer, dafür aber auch nochmal ein Stück günstiger.
So ist die Lexar NQ790 derzeit eine der günstigsten SSDs auf dem Markt. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Ist es OK, hier ein paar € zu sparen und die NQ790 zu nehmen, oder ist die NM790 doch die signifikant bessere Wahl? Finden wir dies im Test der Lexar NQ790 heraus!
Die Lexar NQ790 im Test
Rein optisch ist die Lexar NQ790 und die NM790 sehr ähnlich. Lexar scheint hier das gleiche PCB zu nutzen und auch weitestgehend die gleichen passiven Komponenten.
Beide SSDs setzen auf das übliche 2280er Format und die M.2 PCIe 4.0 x4 Schnittstelle. Ebenso sind beide SSDs erfreulicherweise nur einseitig mit Komponenten bestückt, weshalb diese auch gut für Notebooks geeignet sind.
Dabei wirken die SSDs generell auch sehr hochwertig. Lexar verwendet erfreulicherweise auch ein schwarzes PCB, welches immer eine gewisse Wertigkeit ausstrahlt. Was wir allerdings nicht haben, ist irgendeine Form von Kühlkörper oder Ähnliches mit im Lieferumfang. Von der NM790 gibt es eine gesonderte Version mit Kühlkörper.
Die Technik
Lexar spricht gerade bei der NQ790 nicht groß über die genaue Technik. Es gibt hier aber einen wichtigen Unterschied zwischen den beiden SSDs.
Lexar NM790 = TLC NAND
Lexar NQ790 = QLC NAND
Die NM790 nutzt den schnelleren TLC NAND, während die NQ790 auf den günstigeren QLC NAND setzt. Dies erklärt auch den Preisunterschied zwischen den beiden SSDs. Beide nutzen dabei den gleichen DRAM-losen Maxiotek MAP1602A Controller. Es handelt sich hierbei um einen chinesischen SSD-Controller, welcher nach meiner Erfahrung aber gut arbeitet. Beim NAND wird es etwas schwerer.
Die Lexar NM790 nutzt YMTC 232 Layer TLC NAND. Welchen NAND die NQ790 allerdings nutzt, wird nirgends offen angegeben. Die Speicherbausteine sind mit Longsys QYP008T20N beschriftet. Ich nehme an, es handelt sich hierbei ebenfalls um YMTC NAND, allerdings in der QLC-Version. Lexar NM790 Lesend: 7400 MB/s Schreibend: 6500 MB/s Lexar NQ790 Lesend: 7000 MB/s Schreibend: 6000 MB/s Auf dem Papier ist die NM790 etwas schneller als die NQ790, aber beide Modelle sind recht dicht am PCIe 4.0 x4 Limit.
Garantie und TBW
Beide SSDs verfügen über eine Garantie von 5 Jahren und einen vergleichsweise hohen TBW-Wert.
1 TB | 2 TB | 4 TB | |
Lexar NM790 | 1000 TB | 1500 TB | 3000 TB |
Lexar NQ790 | 600 TB | 1200 TB | 2400 TB |
Gerade die NQ790 hat einen extrem hohen TBW-Wert für eine QLC-SSD.
Testsystem
Folgendes Testsystem wurde für die Benchmarks verwendet:
- AMD Ryzen 5 7600X
- ASUS ROG Strix X670E-E Gaming WIFI
- 16 GB RAM Windows 11 Pro 22H2
Es handelt sich hierbei um das gleiche Testsystem wie bei anderen SSDs. Ich habe hier die 4 TB Version beider SSDs getestet.
Benchmarks (CrystalDiskMark, AS SSD, Anvil’s Storage Utilities)
Beginnen wir die Tests mit CrystalDiskMark. Dieser ist derzeit der beste Test, um die maximale Leistung eines Speicherlaufwerks zu testen. CrystalDiskMark ist zwar nicht immer ganz alltagsnah, ermöglicht aber, die SSD unter optimalen Bedingungen voll auszureizen und die Herstellerangaben zu überprüfen.
Zwar sehen wir in der Tabelle einen gewissen Abstand zwischen der NM790 und NQ790, aber praktisch sind die beiden SSDs ziemlich ähnlich! So erreicht die NM790 knapp über 7400 MB/s und die NQ790 knapp unter 7300 MB/s. Damit sind beide SSDs klar in der High-End-Klasse angesiedelt, zu mindestens lesend.
Schreibend sind die beiden SSDs in der Tabelle direkt nebeneinander. So erreicht die NM790 rund 6500 MB/s und die NQ790 knapp über 6200 MB/s. Dies ist kein relevanter Unterschied zwischen den beiden SSDs. CrystalDiskMark kann neben den Datenraten auch IOPS und Zugriffszeiten messen. Diese Werte sind teils etwas speziell und merkwürdig, da einige Controller hier vergleichsweise schlecht abschneiden, obwohl die SSDs an sich gut sind. Trotzdem werfen wir einen Blick auf die Werte.
Es ist sehr offensichtlich, dass CrystalDiskMark den Maxiotek MAP1602A Controller sehr mag. So schneiden die SSDs mit diesem Controller in diesem Teil des Tests sehr gut ab. Gerade lesend sind beide SSDs auf den ersten Plätzen im Test. Hier ist die NQ790 und NM790 praktisch identisch. Schreibend ist die NQ790 etwas schlechter als die NM790, aber weiterhin sehr stark.
Spannenderweise kann sich die NQ790 in AS SSD vor die NM790 setzen. Dies halte ich allerdings für einen Ausreißer, denn hierfür gibt es aus meiner Sicht keine logische Erklärung.
Bei Anvil’s Storage Utilities platzieren sich beide SSDs im oberen Mittelfeld in der bekannten Reihenfolge, die NM790 knapp vor der NQ790. Dabei ist das generelle Abschneiden beider SSDs in diesem Teil des Tests sehr zufriedenstellend. Diese sind zwar keine absoluten High-End-Modelle, aber durchaus in der unteren Oberklasse bis oberen Mittelklasse angesiedelt.
PCMark
Der PCMark-Test zielt darauf ab, alltägliche Anwendungen wie Bürosoftware und Spiele zu simulieren, was ihn alltagsnäher macht als reine Benchmarks. Drei Testoptionen stehen zur Verfügung: die „Quick“-Variante, „Data“ und die „volle“ Version. Die „volle“ Version verwendet größere Dateigrößen, was SSDs mit langsameren Schreibgeschwindigkeiten oder aggressiven Schreibcaches schlechter abschneiden lässt.
Interessant! Im “Full”-System-Drive-Benchmark schneiden sowohl die NM790 wie auch die NQ790 sehr gut ab. Beide SSDs setzen sich hier auf Platz 4 bzw. 6 meiner Bestenliste. Aber auffällig ist das vergleichsweise schlechte Abschneiden im Quick- und vor allem Data-Drive-Benchmark. Hier schneiden die SSDs ungewöhnlich schlecht ab.
3DMark SSD-Test
3DMark konzentriert sich auf die Messung von Spieleladezeiten, die intern simuliert werden. Der Test umfasst: Laden von Battlefield™ V vom Start bis zum Hauptmenü Laden von Call of Duty®: Black Ops 4 vom Start bis zum Hauptmenü Laden von Overwatch® vom Start bis zum Hauptmenü Aufzeichnen eines 1080p-Gameplay-Videos bei 60 FPS mit OBS während des Spielens von Overwatch® Installieren von The Outer Worlds® aus dem Epic Games Launcher Speichern des Spielfortschritts in The Outer Worlds® Kopieren des Steam-Ordners für Counter-Strike®: Global Offensive von einer externen SSD auf das Systemlaufwerk
Hier platzieren sich die NM790 und auch die NQ790 im oberen Mittelfeld / unteren Oberfeld. Dabei erreichen beide SSDs bis auf wenige Punkte das gleiche Ergebnis.
Praxis-Test: Kopier- und Entpack-Leistung im Detail
Zum Abschluss kopieren wir zwei große Archive auf die SSD und entpacken sie dort. Dieser Test ist repräsentativ für das Installieren von Spielen und Programmen.
- Datei-Paket A – Installation von Tiny Tina’s Wonderlands, ca. 52 GB
- Datei-Paket B – Installation von Tiny Tina’s Wonderlands, Total War: Warhammer 3 und GW2, ca. 231 GB
Hier schneiden auch wieder beide SSDs ziemlich identisch ab, was sehr erfreulich ist, denn beide SSDs platzieren sich im vorderen Bereich des Testfeldes. Gerade beim größeren Dateipaket zeigen sich beide SSDs sehr stark!
Performance bei konstanter Last (SLC-Cache)
Ein wichtiger Punkt ist der SLC-Cache. Moderner NAND ist schreibend oft langsamer, als man erwartet. Kaum eine SSD erreicht konstant mehr als 2000 MB/s; alles darüber ist meist dem SLC-Cache zu verdanken. Die meisten aktuellen SSDs nutzen TLC- oder QLC-NAND mit 3 oder 4 Bit pro Zelle. Je mehr Bits pro Zelle, desto komplexer und langsamer wird der Schreibvorgang, insbesondere bei QLC-SSDs, die nach dem Cache sehr langsam sein können. Daher nutzen SSDs hier einen Trick: Ein Teil des NANDs wird „nur“ mit einem Bit pro Zelle beschrieben, um eine höhere Leistung zu erzielen. Allerdings ist dies natürlich nicht über die gesamte Kapazität möglich. Hier haben wir nun einen deutlichen Unterschied zwischen der NM790 und der NQ790!
So schwankt die Datenrate der NQ790 nach dem SLC-Cache lediglich zwischen 80 und 200 MB/s! Die NM790 erreicht nach dem Cache noch um die 800 – 900 MB/s, also im besten Fall die 10x Geschwindigkeit! 80 bis 200 MB/s klingt zwar extrem wenig, ist es sicherlich auch, aber dies sind normale Werte für QLC-NAND! Auch Modelle wie die Crucial P3 sind nach dem Cache nicht schneller.
Entsprechend lässt sich die NM790 auch viel schneller “füllen”.
- Lexar NM790 – 0:51 h
- Lexar NQ790 – 5:42 h
So dauerte es rund 5x länger, die NQ790 vollzuschreiben, verglichen mit der NM790 (getestet mit H2TestW). Immerhin ist der SLC-Cache bei der Lexar NQ790 mit ca. 1/4 der Kapazität recht groß. Dennoch würde ich die SSD nicht für schreibintensive Nutzungen empfehlen.
Leistungsaufnahme und Hitzeentwicklung
Die Ermittlung des Stromverbrauchs von M.2-SSDs stellt eine Herausforderung dar. Um dies zu bewerkstelligen, wende ich eine besondere Methode an: Ich verbaue die SSDs in ein externes NVMe-SSD-Gehäuse mit USB-C 3.1 und messe den Gesamtstromverbrauch dieses Gehäuses, der auch den Verbrauch der SSD einschließt. Eine exakte Messung ist zwar aufgrund der Limitierung der SSD-Leistung auf 1000 MB/s nicht möglich, aber die Ergebnisse bieten dennoch einen Überblick über den Energiebedarf verschiedener SSDs. Es empfiehlt sich daher, weniger auf absolute Werte zu fokussieren, sondern eher einen Vergleich zwischen verschiedenen Modellen anzustellen, um einzuschätzen, ob eine SSD tendenziell mehr oder weniger Energie benötigt. Für den Einsatz in einem Desktop-Computer spielt dieser Test kaum eine Rolle, da eine Abweichung von etwa +- 1 Watt kaum Auswirkungen auf die Stromrechnung hat. Doch in einem Ultrabook kann eine Differenz von nur +- 1 Watt die Akkulaufzeit um fast eine Stunde beeinflussen.
Sowohl die NM790 wie auch die NQ790 sind recht sparsame SSDs! Auch die Hitzeentwicklung beider SSDs ist vergleichsweise gering. Also ja, beide SSDs sind durchaus für Notebooks gut geeignet.
Fazit
Lexar hat mit der NM790 und auch der NQ790 zwei wirklich hervorragende SSDs im Sortiment. So zeichnen sich diese durch eine gute Leistung der oberen Mittelklasse bis unteren Oberklasse aus, wie auch einer fantastischen Preis/Leistung.
Letztere wird sicherlich durch die „chinesische“ Technik ermöglicht. Wir haben einen chinesischen Controller (Maxiotek MAP1602A) und auch NAND von einem chinesischen Fertiger (YMTC). Dies soll aber nicht negativ gemeint sein. Ich habe persönlich noch keine schlechten Erfahrungen mit dieser Kombination gemacht, und mir sind auch keine auffälligen Ausfallraten oder Ähnliches bekannt. Auch sind beide SSDs sehr sparsam und kühl laufend. Damit sind diese eine hervorragende Wahl, auch für Notebooks. Aber wo ist nun der Unterschied zwischen der NM790 und NQ790?
Grundsätzlich sind beide Modelle in den meisten Situationen aufgrund des gleichen Controllers gleich schnell. Allerdings nutzt die NM790 TLC NAND und die NQ790 QLC NAND. Bei der NQ790 bricht die Leistung stark ein, wenn du diese konstant beschreibst. So haben wir hier einen SLC-Cache (ca. ¼ der freien Kapazität), ist dieser gefüllt, sinkt die Schreibrate auf ca. 80-200 MB/s.
Bei der NM790 bleibt die Datenrate nach dem Cache weiterhin bei 800-900 MB/s. Daher würde ich die NQ790 nicht empfehlen, wenn du planst, regelmäßig viele Daten auf diese zu kopieren, beispielsweise weil du große Mengen Videodaten importierst.
Hier ist die NM790 klar die bessere Wahl. Allerdings als Systemlaufwerk wird die NQ790 in der Regel nicht schlechter sein als die NM790.
In der Tabelle bei den TBW steht mal wieder GB und nicht TB…
Wollte nur schauen ob ihr aufpasst 😉 (Danke für den Hinweis)