3D Drucker sind super cool, aber auch im Allgemeinen recht teuer. Allerdings muss dies nicht zwingend der Fall sein. 3D Drucker gibt es für relativ wenig Geld aus Asien, so auch den Anet E10 um welchen es in diesem Test geht.
Der Anet E10 kostet rund 220€ inklusive Porto. Dabei handelt es sich um einen vollwertigen 3D Drucker!
Erstaunlicherweise ist der E10 mit 220€ nicht einmal der günstigste 3D Drucker, den man aus Asien bekommen kann. Der Anet A8, welchen ich bereits hier getestet habe, kostet lediglich 120€ und ist mehr als brauchbar!
Allerdings ist zum einen der Anet A8 schon die so ziemlich billigste Ausführung, zum anderen muss dieser ziemlich aufwendig vom Nutzer zusammengebaut werden.
Hier spielt der Anet E10, wenn man so will schon eine Klasse höher. Aber wie gut ist ein 3D Drucker für 220€? Finden wir dies im Test heraus!
Bestellung, Lieferumfang, Verpackung und Zusammenbau
Beginnen wir bei der Bestellung. Wie bei mir üblich habe ich den Anet E10 via Gearbest bestellt. Warum? Gearbest bietet den Germany Express an, eine Versandmethode bei welcher keine zusätzlichen Zollgebühren oder Mehrwertsteuer anfällt. Der Preis den Ihr seht, ist auch der endgültige Preis und das ohne einen nervigen Besuch beim Zoll.
Geliefert wird der Anet E10 in einer ziemlich großen Box, welche gut mit Schaumstoff ausgepolstert ist.
Der 3D Drucker besteht aus drei Teilen, welche Ihr zusammen setzen müsst. Dies ist an sich recht einfach. Allerdings ist die beigelegte Bedienungsanleitung (die gedruckte Form) wirklich nicht gut und ich hatte ein kleines Problem mit einem falsch beschrifteten Kabel.
Neben passendem Werkzeug liegt auch eine microSD Speicherkarte samt Speicherkartenleser im Lieferumfang. Auf dieser ist neben der benötigten Software auch eine etwas ausführlichere Bedienungsanleitung.
Der Zusammenbau besteht aus grob gesagt zwei Phasen. Zuerst muss die Basis mit dem „Turm“ verbunden werden. Dies geschieht sehr einfach über insgesamt vier Schrauben.
Die zweit Phase ist das Verkabeln. Hier wird es nun etwas komplizierter. Die Kabel und auch das Heizelement sind an sich beschriftet, allerdings war bei mir das Kabel für den „Feader“ und dem Motor der X-Achse vertauscht (die Beschriftung war vertauscht), was zu Problemen führte.
Allerdings reichte hier ein einfaches Tauschen der Kabel aus, um das Problem zu beheben.
Das größte Problem ist allerdings das Kabelmanagement. Die Kabel sind relativ kurz und da ist es nicht einfach diese so zu verlegen, dass diese den Motoren nicht in die Quere kommen. Zudem wurde in der gedruckten Anleitung einfach mal vergessen zu erwähnen den Schlauch für die Führung des Filaments anzubringen.
Dennoch wenn man die digitale Anleitung verwendet, würde ich den Zusammenbau als relativ einfach bezeichnen. Es ist an sich keine Kunst den Anet E10 zum Laufen zu bringen.
Info, Anet legt ein wenig Filament bei, Ihr könnt also direkt loslegen!
Nutzung und Software
Die Steuerung des Anet E10 fällt an sich recht einfach aus. An der Bedieneinheit befindet sich neben dem Display lediglich ein Drehrad, welches sich auch drücken lässt, und eine Reset Taste. Passt bei der Reset Taste etwas auf! Drückt Ihr diese während des Druckens ist das aktuelle Projekt verloren.
Nach dem Einschalten begrüßt Euch ein einfaches aber funktionales Menü auf Englisch. Hier könnt Ihr beispielsweise alle Motoren auf die 0 Position fahren, die Düse vorheizen lassen oder natürlich auch Projekte starten.
Wie bekommt man Projekte auf den 3D Drucker? Ihr könnt den Drucker entweder via USB direkt mit Eurem PC verbinden oder die Druckprojekte auf eine microSD Karte übertragen und dann von dieser ausdrucken.
Als Software verwendet der Anet E10 „Cura“, welches auch auf der beigelegten microSD Karte ist. Nach dem ersten Start von Cura müsst Ihr erst die Werte des Druckers eintragen. Dies ist extrem wichtig! Die genauen Werte zur Spitzenbreite usw. findet Ihr ebenfalls in einem Dokument auf der microSD Karte.
Cura ist eine sogenannte Slicing Software. Ihr könnt hier also keine 3D Modell erstellen, sondern nur bereits erstellte 3D Modelle in der Größe anpassen, Schichtdicke bestimmen, Drucktempo einstellen usw. Auch erstellt Cura gegebenenfalls Support Stützen und eine Füllung.
Die Bedienung von Cura ist kinderleicht! Hier sollte man keinerlei Probleme haben.
Vielleicht fragt Ihr Euch nun „Woher bekomme ich Objekte zum Drucken?“. Zum einen könntet Ihr diese mit einem 3D Modelierungstool selbst erstellen oder von einer Seite wie thingiverse herunterladen.
Thingiverse ist hier meine persönliche Liebling Seite für fertige Projekte.
https://www.thingiverse.com/explore/popular
Alle Projekte auf dieser Seite lassen sich kostenfrei herunterladen und auch drucken, sofern diese auf die Druckfläche passen. Um eine „Datei Kompatibilität“ müsst Ihr Euch hier keine Sorgen machen.
Der Anet E10 kann Projekte mit einer Größe von bis zu 22x27x30cm drucken, wobei ich nicht an das absolute Maximum gehen würde.
Zusammengefasst:
- Ihr installiert Euch Cura
- Geht auf https://www.thingiverse.com/explore/popular und sucht Euch dort ein Projekt aus und ladet dieses herunter.
- Öffnet das Projekt mit Cura, wählt die Druckqualität aus und lasst das Projekt auf eine microSD Karte „exportieren“
- Steckt die microSD Karte in den Drucker, wählt das Projekt aus und wartet bis der Drucker fertig ist.
So sieht ein normaler Druckvorgang mit dem Anet E10 aus.
Druckqualität und Tempo
Etwas was man schnell unterschätzt ist leider die Zeit, die ein 3D Druck braucht. Der Anet E10 ist schon etwas schneller als der kleiner Anet A8 aber 3D Drucken dauert immer noch sehr lange.
Dieser schafft 60mm/s, was vermutlich Euch nichts sagt, sofern Ihr noch keinen 3D Drucker Euer eigen nennt.
Es ist mit sehr großen und aufwendigen Skulpturen durchaus möglich, dass die Druckzeit auf über 24 Stunden ansteigt.
Mich würde es nicht mal wundern wenn man bei sehr aufwendigen Skulpturen und der höchsten Druckstufe 48 Stunden knacken könnte.
Allerdings ist dies natürlich nicht „normal“. Beispielsweise eine Blumenvase wird in der Regel zwischen 3 und 8 Stunden dauern. Einfachere Halterungen oder Verbinder benötigen auch meist nur 2-5 Stunden.
Wobei dies auch stark von der gewünschten Druckqualität abhängt. Hier gibt es beim 3D Drucken jede Menge Faktoren, welche die Qualität bestimmen.
Der Wichtigste ist sicherlich die Schichtdicke, welche ein wenig mit der Auflösung zu vergleichen ist.
- 0,1mm = fein
- 0,2mm = normal
- 0,3mm = grob
Zwischen 0,1mm und 0,2mm liegt von der Druckzeit durchaus ein großer Unterschied (0,1mm dauert doppelt so lange).
In Cura könnt Ihr im Übrigen eine Einschätzung der vermutlich benötigten Druckzeit sehen. So könnt Ihr einschätzen ob das gewählte Projekt Euch zu lange dauert oder Ihr mit der benötigten Zeit leben könnt.
Wie sieht es um die Druckqualität aus?
Schon beim Anet A8 für rund 120€ war ich schon sehr beeindruck was die Druckqualität für das Geld angeht, daher ist es keine Überraschung, dass ich auch beim E10 mehr als zufrieden bin!
Der Drucker liefert eine sehr ordentliche Qualität gerade dann, wenn man die Schichtdicke etwas herunterdreht. Lediglich am Anfang neigt dieser dazu etwas zu schmieren, hier muss man etwas aufpassen, ob die ersten 2-3 Schichten sauber aufgetragen wurden.
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Danach kann man die Qualität aber nur als absolut zufriedenstellend bezeichnen. Es werden hier und da ein paar Fäden gezogen, wenn der Druckkopf über eine Lücke springt aber diese kann man mit Schleifpapier oder einem kleinen Seitenschneider schnell entfernen.
Mit Sicherheit gibt es von 1000€ 3D Druckern eine noch bessere Qualität als von diesem günstigen 3D Drucker aber ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer den E10 kauft und von der Druckqualität enttäuscht sein wird.
Filament
Der Hersteller gibt folgendes Filament als unterstützt an: ABS, HIPS, PLA, Wood und TPU
Im Normalfall werdet Ihr vermutlich immer mit PLA drucken. Davon in weißer Farbe liegen auch 20m mit im Lieferumfang.
Ist dieses aufgebraucht kann ich nur das Filament von BQ empfehlen. Dieses ist mit 22€ für 1KG relativ günstig und war immer gut (auch wenn zuletzt die Amazon Bewertungen schlechter geworden sind).
Lautstärke
Anet wirbt beim E10 mit „Low Noise“, dieser soll also besonders leise arbeiten. Stimmt dies?
An sich arbeitet der Drucker und die Motor wirklich ziemlich leise, leiser als ein normaler Tintenstrahldrucker.
Jedoch besitzt die Bedieneinheit einen Lüfter welcher derart laut ist, dass ich den E10 nicht als Low Noise bezeichnen würde.
Dieser 40mm Lüfter produziert einen Lärm wie ein Server, dabei bewegt der an sich recht kleine Lüfter auch eine sehr beeindruckende Menge Luft.
Im selben Raum ist der Anet E10 definitiv als sehr störend zu bezeichnen, allerdings durch eine geschlossene Tür ist der Lüfter und damit auch der Drucker nicht mehr zu hören.
Fazit, wie gut ist ein günstiger 3D Drucker aus Asien?
Der Anet E10 ist ein klasse Einstieg in die Welt der 3D Drucker! Obwohl der Anet E10 mit 220€ recht günstig ist, ist dieser kein Wegwerfprodukt.
Der 3D Drucker liefert eine mehr als brauchbare Qualität und ist auch von seiner Ausstattung tadellos. Leider ist der Lüfter in der Basis/ dem Netzteil etwas laut, aber ansonsten habe ich nichts zu bemängeln.
Auch der Zusammenbau ist relativ einfach und schnell gemacht, sofern man sich an die digitale Anleitung hält, welche auf einer microSD Karte beiliegt.
Solltet Ihr schön länger mit einem 3D Drucker geliebäugelt haben, aber die großen Modelle waren Euch zu teuer oder die ganz billigen, wie der Anet A8, waren Euch zu kompliziert, dann ist der Anet E10 eine tolle Mischung aus guter Druckqualität, einfachem Zusammenbau und fairem Preis.
Auch wenn mir wie oft dein Review gefallen hat muss ich sagen, dass es viel bessere Alternativen gibt. Man bekommt besseres für das gleiche/weniger Geld. Z.b. ganz Standart cr10 oder tevo tornado, oder sogar der jgauroa s5.