EnGenius ist allgemein sicherlich ein eher weniger bekannter Hersteller für Netzwerk Hardware. Diese konzentrieren sich eigentlich eher auf professionelle Produkte, welche in Hotels, Flughäfen usw. eingesetzt werden und somit für normale Nutzer unsichtbar sind.
Mit dem EMR3000 versucht EnGenius aber nun auch auf dem Privatkunden Markt Präsenz zu zeigen.
Bei dem EnGenius EMR3000 handelt es sich um ein WLAN Mesh System, wie sie gerade populär sind. Dieses besteht aus drei kleinen Stationen, welche Ihr im Haus verteilt und welche untereinander ein perfektes WLAN Netzwerk erstellen, so zu mindestens das Versprechen.
Mit 299€ ist das EMR3000 auch kein günstiges System. Wollen wir uns also einmal im Test ansehen, ob dieses seinem hohen Preis gerecht wird!
An dieser Stelle vielen Dank an EnGenius für das Ausleihen des EMR3000.
Das EMR3000 WLAN Mesh System von EnGenius im Test
Wie im Intro bereits erwähnt, besteht das EnGenius EMR3000 WLAN Mesh System aus drei kleinen Stationen. EnGenius setzt hier auf ein recht schickes und schlichtes Design, welches durchaus als wohnzimmerfreundlich bezeichnet werden kann.
Auch die runde Form verleiht dem EMR3000 eine etwas freundlichere und weniger technische Anmutung. Externe Antennen oder Ähnliches findet Ihr nicht.
Selbst auf LEDs hat der Hersteller weitestgehend verzichtet. Jede Station besitzt lediglich eine kleine Status LED auf der Front. Auch sind die einzelnen Station kaum größer als eine Handfläche. Es ist also problemlos möglich in diese in einem Regal, auf dem TV Schrank usw. unterzubringen.
Alle drei Stationen des EMR3000 System sind im Übrigen identisch! Es gibt von der Hardware und Ausstattung keine Unterschiede.
Die Anschlüsse finden wir bei allen Stationen auf der Unterseite. Hier befinden sich zwei Gbit LAN Ports, wovon einer als WAN Port gekennzeichnet ist, wie auch der Anschluss für das Netzteil und ein USB Port.
Letzterer ist etwas Besonderes. „Warum ist ein USB Port bei einem WLAN Router etwas Besonderes? Das haben doch alle?“ Nein! WLAN Mesh Systeme, ob nun ASUS Lyra, Netgear Orbi, Tenda Nova usw. verzichten auf einen USB Port und somit auch auf damit verbundene Features.
Zwar besitzt das Mesh System nur 2 LAN Ports, allerdings können die LAN Ports an den kabellos angebundenen Stationen wie „normale“ Anschlüsse genutzt werden.
Was kann ein Mesh System?
An dieser Stelle müssen wir einmal klären, was überhaupt ein WLAN Mesh System ist und kann. Es gibt diverse Typen von WLAN Mesh Systemen, hierbei kocht jeder Hersteller ein wenig sein eigenes Süppchen.
Auf Seiten der Hardware gibt es aktuell drei Systeme. 1. Tri-Band WLAN Mesh Systeme 2. Dual-Band WLAN Mesh Systeme 3. Software WLAN Mesh Systeme.
Software WLAN Mesh Systeme, wie das von AVM oder ASUSs AIMesh, sind wie der Name sagt rein ein Software Konstrukt. Es gibt hier keine Optimierte oder spezielle Hardware.
Tri-Band und Dual-Band WLAN Mesh Systeme basieren meist auf dem Qualcomm Wi-Fi SON System. Ähnlich wie Intel beispielsweise seine Prozessoren an im Grunde genommen jeden Hersteller von Notebooks verkauft, macht dies auch Qualcomm mit seinen WiFi Chips.
Dies ist auch der Grund warum es so viele so ähnliche WLAN Mesh Systeme gibt. Diese basieren alle auf dem gleichen Chip bzw. der gleichen Plattform. Lediglich Antennen Design und Software unterscheidet sich je nach System. Daher kann ich an dieser Stelle bereits sagen, dass das EnGenius EMR3000 System vergleichbar mit dem Tenda Nova und ASUS Lyra Mini Sytem ist, da alle drei auf dem gleichen WLAN Chip basieren.
Hier gibt es aber grob gesagt zwei Klassen. Die Tri-Band und die Dual-Band Systeme. Tri-Band Systeme setzten auf zwei 5GHz Bänder, wovon aber nur eins für den Nutzer sichtbar ist. Das andere 5GHz Band ist für die internen Datenströme reserviert, was theoretisch die Leistung deutlich erhöht.
Bei Dual-Band Systemen kommt hingegen das klassische Router und Repeater System zum Einsatz.
Es wird ein 5GHz Band für die Kommunikation mit Eurem Smartphone/Tablet/Notebook genutzt, wie auch für die Weiterleitung der Daten zwischen den einzelnen Stationen hin zur Basis.
„Ist damit das EnGenius EMR3000, welches das Dual-Band System nutzt, nicht im Grunde ein normales Router/Repeater Setup?“
Jein, es gibt hier natürlich von der grundsätzlichen Hardware und dem Aufbau große Parallelen. Jedoch bringt ein Mesh System auf Basis der Qualcomm Wi-Fi SON Plattform einige Vorteile mit. Zum einen die Synchronisation aller Daten. Keine zwei SSIDs, unterschiedliche Passwörter usw.
Zum anderen gibt es einen schnellere Roaming Prozess. Das Wechseln zwischen den einzelnen WLAN Stationen sollte hier mehr oder weniger nahtlos und deutlich flüssiger als bei einem normalen WLAN Router/Repeater Setup passieren.
Auch verfügt ein Mesh System, mit mehr als zwei Stationen, über Self-Healing Fähigkeiten. Ist die Verbindung zwischen zwei Stationen schlecht, oder abgebrochen wird die Station versuchen über andere kabellos angebundene Stationen eine Verbindung zur Basis herzustellen.
Mehr Infos zu dem Ganzen findet Ihr hier: https://www.qualcomm.com/solutions/networking/features/wi-fi-son
Kurzum es gibt viele kleine Unterschiede, welche das Leben im Alltag deutlich leichter machen können.
Einrichtung und Installation
Wie bei den meisten WLAN Mesh Systemen ist auch das EnGenius EMR3000 gemacht mit dem Smartphone eingerichtet zu werden. Hierfür müsst Ihr die EnMesh App herunterladen, welche Euch durch die Einrichtung führt.
Ich war zugegeben etwas von der EnMesh App überrascht. Optisch ist diese sehr hochwertig und modern gemacht. Auch ist die App komplett auf Deutsch übersetzt, ohne Fehler oder Ähnliches.
In der App müsst Ihr den Einrichtungsassistenten starten, welcher Euch durch die Einrichtung leitet. Während der Einrichtung nimmt Euer Smartphone automatisch via Bluetooth Verbindung mit der Basis Station des Mesh Systems auf. Ihr müsst also keine Passwörter eintippen oder Euch per Hand mit einem WLAN Netz verbinden.
Während der Einrichtung müsst Ihr zum einen ein Passwort für das System festlegen, wie auch einen Namen + Passwort für das neue WLAN Netz.
Den Rest macht die App bzw. das EMR3000 von alleine. Zu guter Letzt müsst Ihr noch die anderen Stationen des WLAN Systems mit der Basis verbinden, auch dies funktioniert wieder via Bluetooth und wird mehr oder weniger von der App im Alleingang geregelt.
Kurzum der Einrichtungsprozess des EnGenius EMR3000 Mesh Systems ist vorbildlich!
App und Benutzeroberfläche
Wie bei den meisten WLAN Mesh System ist auch hier die Benutzeroberfläche eher als einfach zu bezeichnen.
Rein optisch ist die App sehr schön gestaltet. Auf der Startseite findet Ihr eine Übersicht über Eure Internetgeschwindigkeit wie auch über die verbundenen Stationen und Geräte.
In den Unteroptionen könnt Ihr WLAN Name, Passwort und auch die verwendeten Kanäle Einstellen.
Auch ist es, möglich das EnGenius EMR3000 System in einen Bridge Modus zu versetzen. In diesem wird der DHCP Server abgeschaltet und das System agiert als Access Point, was sehr oft Sinn macht.
Nutzt Ihr eine Fritzbox oder Ähnliches als Router/Modem solltet Ihr diesen Modus aktivieren. Zu guter Letzt könnt Ihr auch ein WLAN Gast Netzwerk erstellen.
Dies war es auch erst einmal mit Einstellungsmöglichkeiten in der App. klingt recht wenig, ist es auch. Allerdings ist dies bei den meisten WLAN Mesh Systemen auch so der Fall. Man versucht das System so einfach wie möglich zu halten.
Allerdings verfügt das EMR3000 auch noch über eine deutlich detailliertere WEB UI. In dieser finden sich einige interessante Informationen, zu mindestens für etwas erfahrenere Nutzer.
Hier finden sich unter anderem Einstellungen zum HT Mode, Band Steering, Airtime Fairness, Firewall Einstellungen usw.
Das einzige was leider nicht möglich ist, sind unterschiedliche SSIDs fürs 2,4GHz und 5GHz Band.
Performance
EnGenius setzt beim EMR3000 auf ein klassisches 2×2 Design. Das bedeutet auf dem 2,4GHz sind 300Mbit/s möglich und auf dem 5GHz Band 867Mbit/s.
Verglichen mit absoluten High End Routern mag dies wenig imposant klingen, aber in der Praxis ist dies eigentlich vollkommen ausreichend.
Die wenigsten, so gut wie keine, Geräte unterstützen mehr als 867Mbit/s. Erst wenn wirklich viele Geräte im Netzwerk hängen und gleichzeitig massenhaft Daten übertragen, kann ein höheres theoretisches Tempo wirklich etwas bringen.
Zudem darf man nicht vergessen, dass in Deutschland die wenigsten Internetanschlüsse mehr als 100Mbit schaffen. Erst wenn Ihr ein lokales NAS habt, machen also höhere Übertragungsraten erst richtig Sinn.
Kommen wir aber zu den Messwerten. Ich verwende für das EMR3000 System den üblichen Router Testaufbau. Ich teste zwei Clients auf eine kurze Distanz von ca. 2 Metern und übertrage mit diesen eine Datei auf und von einem lokalen Server.
Als Client verwende ich den TP-Link Archer T9E PCI-e WLAN Empfänger, ein aktuelles High End Modell, das bis zu 1300Mbit/s fähig ist, wie auch die Intel ac 7260 WLAN Karte (867Mbit/s), welche gerade in Notebooks ein recht verbreitetes Modell ist.
Dies sollte uns einen guten Eindruck vermitteln, was das Nova MW6 in der Praxis maximal zu leisten vermag.
Leider gibt es hier zwei kleine Probleme. 1. Das 5GHz Band und 2,4GHz Band des EMR3000 besitzen immer die gleiche SSID, daher kann ich nicht auswählen auf welches Band sich die Clients verbinden. Daher kann ich nur das 5GHz Band testen.
Die Messwerte sind kaum überraschend. Wie bereits erwähnt, nehme ich an, dass im EMR3000 System der gleiche WiFi Chipsatz steckt wie im ASUS Lyra Mini und Tenda Nova System.
Alle drei Systeme sind mehr oder weniger auf Schlagdistanz, die Unterschiede kann man auf die Messungenauigkeit oder die Software schieben.
Die Leistung des EnGenius EMR3000 Mesh WLAN Systems kann zwar nicht ganz mit dem von hochgezüchteten Gaming WLAN Routern mithalten, aber 50MB/s+ auf kurzer Distanz sind mehr als ausreichend.
Auch auf Distanz bleiben die Werte des EnGenius EMR3000 Systems gut, sofern Ihr auch die einzelnen Stationen nutzt.
Habt Ihr nur einen EnGenius EMR3000 gekauft und nicht das 3er Set ist die Reichweite bzw. die Leistung auf Reichweite schlechter als bei einem normalen High End WLAN Router.
Reichweite
Die Reichweite ist natürlich der entscheidende Punkt bei einem WLAN Mesh System. Ihr kauft ein WLAN Mesh System nicht für die maximale Spitzenperformance, sondern für eine konstant hohe Leistung.
Um diese zu erreichen ist natürlich die Verteilung der einzelnen Satelliten extrem wichtig.
Hier ist es ein Fehler die Satelliten zu weit von der Basis Station zu entfernen. In der App findet Ihr eine klasse Hilfe zu Positionierung.
Mehr als 2-3 Wände sollten beispielsweise zwischen Basis und einem Satelliten nicht sein.
Wie bereits erwähnt bietet eine WLAN Station des EMR3000 eine schlechtere Reichweite, als ein guter normaler WLAN Router.
Erst alle drei bzw. auch schon zwei Stationen können von der Reichweite mit einem High End WLAN Router mithalten. Letztendlich bekommt Ihr mit drei EMR3000 Stationen problemlos ein 150-250m² Haus abgedeckt.
Natürlich auch nicht bis in alle Ecken mit absolut perfekten Tempo, aber mit mehr als genug Leistung fürs im Internet surfen oder Video streamen.
NAS Funktionalität
Im Gegensatz zu fast allen anderen WLAN Mesh Systemen, verfügt das EnGenius EMR3000 über USB Ports.
Diese USB Ports können für USB Sticks, Festplatten usw. genutzt werden. Aber wie funktioniert das Ganze genau? Über die Web UI könnt Ihr die USB Ports für jede Station „freigeben“. Die angeschlossenen Speichermedien lassen sich dann ganz einfach über den Explorer zugreifen. Hierbei wird allerdings jede Station einzeln erkannt.
Über ein aufwendiges Account System verfügt das EnGenius System leider nicht. Alle Freigaben sind über den normalen Benutzernamen/Passwort gesichert.
Es kann also nicht jeder darauf zugreifen, aber es ist nicht möglich unter Accounts anzulegen.
Für Android und IOS gibt es zudem eine EnFile App, welche auch hier einen komfortablen Zugriff auf die Daten erlaubt.
Wie auch schon die EnMesh App hat mich die EnFile App positiv überrascht. Daten lassen sich mithilfe dieser App auf und vom Speichermedium laden. Auch ein automatisches Foto Backup und eine Albums Ansicht ist in der App vorhanden.
Kurzum die App bietet durchaus einen Mehrwert!
Was leider etwas schade ist, ist das Tempo. Ich konnte lediglich 3MB/s schreibend und 7,5MB/s lesend messen (externe SSD, NTFS).
Dies ist für den Smartphone Zugriff und dem automatischen Backup von Fotos ausreichend, aber ein NAS kann das EnGenius EMR3000 nicht ersetzen.
Stromverbrauch
Bei immer stärker steigenden Stromkosten ist ein geringer Energieverbrauch natürlich wünschenswert.
Wie steht es hier um das EnGenius EMR3000 System? Erfreulicherweise ist dieses extrem sparsam mit gerade einmal 2,4W pro Station im Leerlauf und rund 3W unter Last!
Dies sind hervorragende Werte! Genau genommen ist dies der niedrigste Stromverbrauch den ich jemals bei einem Router gemessen habe.
Fazit
WLAN Mesh Systeme sind ohne Frage etwas sehr Cooles, aber auch teilweise etwas recht Spezielles.
Kauft kein WLAN Mesh System, wenn es Euch um das absolute Maximum an Leistung geht! Dies gilt für das EMR3000, wie auch für die meisten anderen Mesh Systeme.
Normale WLAN Router sind in der Regel schneller als ein Mesh System, zu mindestens auf kurzer und mittlerer Distanz.
Die Stärke des EMR3000 zeigt sich erst auf mittlerer und hoher Distanz. Hier bietet das System eine hohe Konstanz, was die Leistung und Verbindungsqualität angeht.
Gerade wenn es Euch „nur“ um schnelles Internet surfen, Downloads und Video Streaming geht, ist es, problemlos mit dem EnGenius EMR3000 ein größeres Einfamilienhaus abzudecken.
Aber dies gilt natürlich für die meisten WLAN Mesh Systeme. Das EnGenius EMR3000 ist beispielsweise von der Leistung dem ASUS Lyra Mini sehr ähnlich.
Was für das EnGenius EMR3000 über beispielsweise das ASUS Lyra mini System spricht ist die sehr gute App, WebUI und die USB Ports.
Zwar ist die Performance von USB Speichermedien am EMR3000 nicht sonderlich hoch, aber ausreichend um Daten zwischen Desktop und Smartphones auszutauschen oder für automatische Foto Backups.
Sind dies für Euch wertvolle Features, dann ist das EnGenius EMR3000 vielleicht das passende Mesh System für Euch!
Hi, hast du herrausgefunden wie LAN Mesh klappt?
Grüße.
Danke für diesen Bericht. Was ich nicht herausgelesen habe: Ich habe ein gut verkabeltes Haus und brauche die Geräte daher nur als Access Points. Das macht aber nur dann Sinn, wenn sie ihre interne Kommunikation nicht via Funk, sondern via LAN abwickeln und ich beim Roaming von der Mesh-Funktionallität profitieren kann. Geht das?