Wer mich kennt wird wissen, dass ich sehr viel von der Ubiquiti UniFi Netzwerk-Hardware halte. Was ich mir bisher allerdings noch nie angesehen habe, sind die Überwachungskameras von Ubiquiti.
Diese bieten hier eine sehr große Auswahl an unterschiedlichen Modellen, zu teils sehr fairen Preisen, für „professionelles“ Equipment.
So ist die UniFi Video G3-Flex für gerade einmal rund 80€ erhältlich. Sicherlich nicht spottbillig, aber auch definitiv nicht zu teuer, gerade wenn man die professionelle Ausrichtung von Ubiquiti bedenkt.
Allerdings hat das UniFi Video System durchaus einige Tücken. So bringt Euch die Kamera ohne Controller gar nichts.
Auch stellt sich natürlich die Frage, wie gut ist die UniFi Video G3-Flex? Ist hier nur ein billiger Sensor verbaut, dann hilft auch der augenscheinlich faire Preis nichts.
Von daher was gilt es bei der Anschaffung der UniFi Video G3-Flex zu beachten und wie gut ist die Überwachungskamera? Finden wir dies im Test heraus!
Die Ubiquiti UniFi Video G3-Flex im Test
Die G3-Flex ist eine reine Innen- Überwachungskamera, welche zudem recht kompakt gehalten ist. Man könnte fast sagen die G3-Flex ist ein Hybrid aus Heim und Profi-Überwachungskamera.
Mit einer Höhe von gerade einmal 106mm und einem generell recht freundlichen Design, springt die Kamera nicht gleich unangenehm ins Auge, sofern sie überhaupt auffällt.
Sucht Ihr eine große böse Überwachungskamera als Abschreckung für potenzielle Diebe seid Ihr hier nicht ganz richtig. Die UniFi Video G3-Flex eignet sich eher als dezente Überwachungskamera für Büroräume, Wohnräume oder kleinere Geschäfte.
Grundsätzlich gefällt mir die Kamera aber sehr gut!
Woher kommt aber der Name G3-Flex? Dies ist sicherlich eine Anspielung auf die flexiblen Montagemöglichkeiten. Ihr könnt die Kamera natürlich einfach auf einen Tisch oder Regal stellen.
Ubiquiti liefert aber auch jede Menge Halterungen für eine Deckenmontage oder Wandmontage mit. Klasse!
Was Ubiquiti aber nicht mitliefert ist ein Netzteil! Allgemein besitzt die Kamera keinen Netzteilanschluss, sondern lediglich einen LAN Port.
Ubiquiti nutzt ausschließlich PoE für die Stromversorgung der Kamera. Bei PoE wird der Strom sozusagen über das Netzwerkkabel mitgeschickt. Hierfür wird aber ein spezieller PoE Switch benötigt.
Ubiquiti hat einige von diesen im Sortiment, Ihr könnt aber auch beliebige andere PoE Switche nutzen die den normalen 802.3af PoE Standard unterstützen. Solch ein Switch ist bereits ab 40€ zu haben.
Dementsprechend besitzt die Kamera aber auch kein WLAN. Im ersten Moment sicherlich etwas komisch im Jahr 2019, aber macht Sinn wenn man die Kamera eh via LAN mit Strom versorgen muss.
Wichtig! Das UniFi Video System
Ubiquiti richtet sich mit seinem UniFi System an professionelle Kunden. Dies bedeutet natürlich nicht dass die UniFi Produkte nichts für den Heimnutzer taugen. Allerdings sind diese schon auf die besonderen Bedürfnisse von großen Installationen in Unternehmen usw. feingetunt.
Das Wichtigste ist hier der Controller. Kauft Ihr nur eine Ubiquiti UniFi Video Kamera, dann bringt diese Euch nichts! Diese kann keine Alarme versenden, keine Videos aufzeichnen usw.
Die UniFi Überwachungskameras sind gemacht mit einem externen Recorder bzw. Controller genutzt zu werden. Der Controller/Recorder ist ein Programm in welchem sich mehrere Kameras einbinden lassen, welche dann gemeinsam gesteuert werden und deren Aufnahmen an einem gemeinsamen Ort laden.
Dies ist gerade in Unternehmen sehr wichtig, hier will man nicht erst einmal X Kameras einzeln ansteuern um die Aufnahmen von einer Speicherkarte zu laden oder um die live Ansicht zu betrachten. Hier will man mehrere live Ansichten gleichzeitig sehen können und auch alle Aufnahmen gemeinsam auswerten.
Diese nötige Software nennt sich UniFi Video oder auch UniFi Protect. Im Gegensatz zu anderen Herstellern zwingt Euch Ubiquiti keine spezielle Hardware auf. Ihr könnt die UniFi Video Software auf einem beliebigen Windows oder Linux Server installieren.
Dieser Server sollte 24/7 laufen, da es ansonsten keine Aufnahmen gibt (die Aufnahmen der verbunden Kameras werden AUF dem Server gespeichert). Es ist sogar wohl möglich einen Raspberry PI für diesen Zweck zu nutzen.
Dies ist klar die günstigste Möglichkeit, allerdings mit etwas basteln verbunden. Alternativ bietet Ubiquity auch vorgefertigte Hardware an, wie den Ubiquiti UniFi Cloud Key Gen2 Plus.
Dies ist eine kleine gesonderte Box für das UniFi Video und WLAN System, inklusive 500GB HDD. Wollt Ihr also nicht basteln ist dies die zuverlässigste Möglichkeit.
Kurzum Ihr braucht zusätzlich zur Kamera weitere Hardware für die Steuerung und Speicherung der Aufnahmen.
Dafür könnt Ihr aber auch gleich mehrere Kameras auf einmal steuern und überwachen. Auch gibt es (abseits vom Strom) keine weiteren laufenden Kosten für ein Cloud Abo oder ähnliches und der Datenschutz ist perfekt!
Alle Videoaufnahmen bleiben auf EURER Infrastruktur. Für den privat Nutzer bietet dies natürlich ein gutes Gefühl und für professionelle Anwender rechtliche Sicherheit.
Zudem seid Ihr nicht vom Hersteller abhängig. Macht Ubiquiti heute dicht läuft Euer System unbeirrt weiter, zumindest weitestgehend. Von Haus aus ist auf Eure Aufnahmen nur lokal zuzugreifen.
Wollt Ihr vom Smartphone aus auf Eurer UniFi Video System zugreifen, dann bietet Euch Ubiquiti einen kostenfreien Service, welcher so zu sagen die Vermittlung der Daten über das Internet übernimmt. Die Daten bleiben dabei natürlich auf Eurem System.
Wenn Ihr dies nicht benötigt oder auf 100% sicher gehen wollt, dass niemand aus dem Internet auf Euer System zugreift, dann könnt Ihr dies aber auch abschalten.
Zusammengefasst:
- Ihr braucht einen Computer auf welchem permanent eine spezielle Software läuft, alternativ gibt es Hardware Boxen für diesen Zweck (Ubiquiti UniFi Cloud Key Gen2 Plus)
- Über die Software lassen sich mehrere Kameras gleichzeitig steuern und überwachen
- Alle Aufzeichnungen bleiben auf Eurer Infrastruktur
- Ein Zugriff aus dem Internet auf Eure Kameras ist optional und kann abgeschaltet werden
- Die Software ist kostenlos und es gibt keine Folgekosten!
Die Software und App
Starten wir mit der regulären „Desktop-Software“. Ubiquiti bietet auch eine Smartphone App, diese ist aber eher „sekundär“ für die gelegentliche Überwachung unterwegs.
Die primäre Steuerung erfolgt über Euren Webbrowser. Ruft Ihr hier die IP Adresse des Controllers auf landet Ihr nach dem Login auf der Startseite.
Hier findet Ihr eine Liste mit allen verbundenen Überwachungskameras. Klickt Ihr diese an öffnen sich die erweiterten Einstellungen, wo Ihr Name, Bitrate usw. festlegen könnt.
Auch lässt sich auf der Startseite die live Ansicht aufrufen. Diese öffnet sich in einem gesonderten Fenster, was Euch erlaubt mehrere live Ansichten gleichzeitig geöffnet zu haben.
In der Live Ansicht könnt Ihr Screenshots machen, oder die Bildeinstellungen sehr detailliert anpassen. Neben Helligkeit könnt Ihr auch Dinge wie die Rauschreduzierung, Schärfe, Dynamik usw. einstellen.
Damit bietet das UniFi Video System die wirklich mit Abstand detailliertesten Bildanpassungsmöglichkeiten, die ich bisher gesehen habe.
Bei den sonstigen Einstellungen ist das UniFi Video System allerdings eher schwächer, zu meiner eigenen Verwunderung. Sofern ich nicht irgendwo ein paar Einstellungen übersehen habe (was ich nicht glaube).
Grundsätzlich nehmen die verbundenen Kameras konstant Video auf, welches in der Form einer Timelapse präsentiert wird. Durch diese Timelapse könnt Ihr einfach und sehr flüssig hindurchscrollen oder (optional) im Schnelldurchlauf ansehen.
Erkannte Bewegungen werden Euch in der Timeline markiert, so dass Ihr auf die Schnelle sehen könnt wann etwas Interessantes zu sehen ist.
Hier könnt Ihr Bereiche festlegen die überwacht werden und welche nicht. Auch könnt Ihr hier für unterschiedliche Bereiche die Empfindlichkeit der Bewegungserkennung einstellen.
Von Haus aus ist hier 50 eingestellt, was recht wenig ist. Bei dieser Einstellung werden doch viele Bewegungen verpasst. Bei 80 hingegen arbeitet die G3-Flex zuverlässig.
Diese Aufnahmen landen auch unter „Events“. Hier werden diese chronologisch aufgelistet mit Vorschau. Habt Ihr mehrere Kameras könnt hier auch alle Aufnahmen aller Kameras angezeigt werden.
Aus den Events lassen sich bei Bedarf auch Clips herunterladen.
Was mir etwas fehlt wären detaillierte Einstellungen zu Speicherplatzbeschränkungen usw. Ihr könnt lediglich einen Zeitraum X festlegen nach welchem Aufnahmen gelöscht werden.
Dennoch unterm Strich ist das UniFi Video als wirklich extrem gut zu bezeichnen! Gerade was die Auswertung der Aufnahmen angeht macht Ubiquiti hier einen vorbildlichen Job!
Es ist dank der Timelapse sehr schnell zu erkennen was wo wie passt ist ohne stundenlang irgendwelche Clips zu durchsuchen.
Kommen wir noch zur Smartphone App. diese ist etwas einfacher, aber gut aufgebaut. Ihr könnt die live Ansicht betrachten und Events einsehen.
Ebenso könnt Ihr Alarme für einzelne oder alle Kameras einrichten. Auf Wunsch erhaltet Ihr also beim Erkennen einer Bewegung eine Push Benachrichtigung.
Bildqualität
Die Ubiquiti UniFi Video G3-Flex verfügt über einen Full HD Sensor mit einer Blende F2.0 und einem Blickwinkel von 104°.
Damit ist die Kamera durchaus als weitwinklig zu bezeichnen, aber auch nicht super weitwinklig.
Was die Bildqualität angeht kann man weder bei Tag noch bei Nacht etwas bemängeln! Ganz im Gegenteil, ich würde sagen die G3-Flex hat die mit beste Bildqualität die ich bisher bei einer Full HD Überwachungskamera gesehen habe!
Aufnahmen bei Tag sind klar, mit guten Details und starker Dynamik. Bei Nacht sind diese ebenfalls sehr detailliert und erstaunlich gut ausgeleuchtet. Man merkt, dass hier ein sehr lichtstarker Sensor zum Einsatz kommt.
Fazit
Die UniFi Video G3-Flex ist eine herausragende Überwachungskamera! Dies bezieht sich sowohl auf die Hardware wie auch auf die Software.
Die Kamera ist sehr schön kompakt, schick designt und flexibel was die Ausrichtung und Montage angeht. Auch der verbaute Kamerasensor ist von erster Güte! Egal ob bei Tag oder Nacht die G3-Flex liefert hervorragende Aufnahmen.
Auch die Software ist 1a, gerade was die Auswertung der Aufnahmen angeht. Dies geht dank der Timelapse Funktion, welche es erlaubt schnell durch Tage an Aufnahmen hindurch zu scrollen, in Kombination mit der Bewegungserkennung, welche die interessanten Teile in der Timelapse markiert, extrem schnell!
Habt Ihr also ein Geschäft oder Büro wo viele Aufnahmen anfallen und Ihr sucht etwas Spezielles, dann findet Ihr dies in den Aufnahmen schnell mit dem UniFi Video System.
Hinzu kommt ein perfekter Datenschutz und keine Folge Kosten für ein Cloud Abo oder Ähnliches.
Hier und da würde ich mir zwar glatt noch ein paar mehr Einstellungsmöglichkeiten wünschen, aber im großen und ganzen habe ich auch bei der Software keine Klagen.
Soweit also eine volle Empfehlung für UniFi Video G3-Flex, gerade für Geschäftskunden, wie aber auch für erweiterte Privatkunden.
Allerdings müsst Ihr auch wissen worauf Ihr Euch hier einlasst. Es reicht wie gesagt nicht nur die Kamera zu kaufen, Ihr braucht auch einen UniFi Video „Controller“ (Server, Raspberry Pi oder Cloud Key 2Gen Plus) und einen PoE Switch.
Für reine privat Kunden die einfach eine Kamera suchen ist das natürlich nicht optimal. Seid Ihr aber ein Geschäftskunde oder einfach ein Enthusiast, dann sollte dies für Euch kein Problem ein.
Im Gegenzug erhaltet Ihr Zugriff auf das hervorragende UniFi Video System und die sehr gute und an sich auch sehr günstige G3-Flex (80€ ist hier echt nicht zu viel verlangt).
Hallo,
sehr schöner Beitrag, vielen Dank!
Ich nutze Zuhause mehrere Switche und APs von Ubiquiti. Der UniFi-Controller läuft bei mir als Add-On auf dem HomeAssistant.
Auf der Suche nach einer kleinen PoE-Indoor-Kamera bin ich auf die UVC-G3-FLEX gestoßen, ohne extra Augenmerk zu Ubiquiti.
Wie ich schon erahnt habe, bringt die Kamera ohne Controller nichts. Da ich bereits einen IntelNUC mit ESXi in Betrieb habe, möchte ich keine extra Hardware anschaffen. Sie haben auch den Software-Controller UniFi Video beschrieben. Nur leider ist von diesem nichts mehr bei Ubiquiti zu finden. In der Community hab ich was gelesen von „UniFi Video End of Support“.
Kennen Sie Alternativen oder eine Möglichkeit die Kamera in vollem Umfang zu nutzen, ohne weitere Hardware?
Vielen Dank
Hi,
ja Ubiquiti hatte UniFi Video eingestellt, zugunsten der eigenen Hardware (UniFi Protect).
Die alte Software funktioniert aber vorerst noch weiter, bekommt nur keine Updates mehr. Hier findet sich die aktuelle Version zum Download:
https://community.ui.com/releases/UniFi-Video-3-10-13/7cca7ae9-f4ff-4844-a7c4-b8163bb81f21
Hallo,
vielen Dank für die Info.
Den Software-Controller konnte ich tatsächlich noch herunterladen und installieren. Allerdings konnte der Dienst auf zwei verschiedenen Windows-PCs nicht gestartet werden. Nach Start ging er sofort wieder auf Stopp. Warum auch immer. Hab mich dann nicht mehr weiter damit beschäftigt und die eigentlich schöne Cam wieder zurück gesendet.
Boykott Ubiquiti!
Die fertigen nun wohl auch in Schiena.
Ich halte das für Abzocke. Ubiquiti will Kamras verkaufen und zwingt den Kunden dazu, eine Hardware für 300 Euro zu kaufen, damit man die Dinger auch benutzen kann.
Ich kann nur empfehlen, sich mit iSpy und Co auseinanderzusetzen und statt Ubiquiti andere Produkte wie z.B. H.VIEW zu nehmen. Die sind billiger.
Und: Ubiquiti liefert für diese Flex-Cam nicht mal ein Netzteil mit. Du musst also zusätzlich ein Netzteil (15 Euro) und einen POE Adapter (10 Euro) kaufen. Ersatzweise einen POE-Switch, wenn mehrere Cams ins Spiel kommen.
UBNT: Nein Danke
Alles Käse. Die Kameras sind für Leute gedacht, die sich schon im Unify Universum befinden und bspw. eine Dream Maschin Ihr Eigen nennen und nicht für Fritz Box User. Für die gibt es ja auch jede Menge anderes Zeug. HAst du eh eine, isses ein Traum.