PCIe 5.0 SSDs bieten auf dem Papier einen sehr großen Leistungssprung, allerdings ist es in der Praxis etwas komplizierter. So waren zwar bei den ersten PCIe 5.0 Modellen durchaus sehr gute sequenzielle Datenraten erkennbar, aber diese wurden mit einer extremen Hitzeentwicklung, hohen Leistungsaufnahme und einem sehr hohen Preis bezahlt. Allerdings trifft nun langsam die 2. Generation der PCIe 5.0 SSDs ein, und hier gibt es einige spannende Modelle. Zu diesen zählt auch die neue Lexar NM1090 PRO.
Das Wichtigste bei dieser SSD ist der Controller. So haben wir hier eine der ersten SSDs mit einem „6 nm“ Controller, genau genommen dem Silicon Motion SM2508. Der Silicon Motion SM2508 verspricht eine High-End-Leistung bei deutlich reduzierter Leistungsaufnahme und Hitzeentwicklung im Vergleich zu Modellen, die noch den Phison E26 nutzen. Wollen wir uns im Test einmal ansehen, ob dies stimmt und ob die Lexar NM1090 PRO 2TB auch in der Praxis überzeugen kann! An dieser Stelle vielen Dank an Lexar für das Zurverfügungstellen der NM1090 PRO für diesen Test.
Die Lexar NM1090 PRO 2TB im Test
Wichtig: Es gibt die NM1090 in zwei Versionen, „PRO“ und „Normal“. Die normale Version nutzt noch den alten Phison E26 und unterscheidet sich daher extrem von der PRO-Version.
Im Kern handelt es sich bei der NM1090 PRO aber um eine ganz typische M.2 NVMe SSD im 2280er Format. Lexar setzt bei dieser auf ein schwarzes PCB und einen goldenen Aufkleber, was auch die höhere Leistungsklasse im Vergleich zur NM790 vermitteln soll.
In der Standard-Version besitzt die Lexar NM1090 PRO keinen Kühlkörper im Lieferumfang. Mit im Lieferumfang ist erfreulicherweise aber eine Schraube zum Befestigen der SSD.
Technik der Lexar NM1090 PRO 2TB
Das Herzstück und auch die große Besonderheit der Lexar NM1090 PRO ist der Silicon Motion SM2508 Controller. Der Silicon Motion SM2508 soll sich vor allem durch eine besonders hohe Effizienz, unter anderem dank des 6 nm Fertigungsverfahrens, auszeichnen. Dabei ist die NM1090 PRO eine der ersten SSDs, die diesen Controller nutzt.
Abseits des Controllers wird es aber etwas „mysteriöser“. Die NM1090 PRO nutzt TLC NAND, welcher mit Longsys RC88TAA1442512G beschriftet ist. In der 2 TB Version haben wir 4x NAND Chips, die jeweils 512 GB bieten. Aber was verbirgt sich hinter den Longsys RC88TAA1442512G? Laut Lexar handelt es sich um 232-Layer 3D TLC NAND. Es handelt sich hierbei vermutlich um Micron NAND, wovon auch die meisten anderen Medien ausgehen. Es könnte aber theoretisch auch YMTC NAND sein.
Erfreulicherweise verfügt die SSD auch über einen DRAM Cache, welcher mit Foresee FLXC2002G-N2 beschriftet ist. Die 2 TB und 4 TB Version sollen laut Lexar 14.000 MB/s lesend und 13.000 MB/s schreibend bieten.
Beidseitig bestückt
Die NM1090 PRO verfügt in der 2 TB Version auf beiden Seiten über Bausteine. So finden sich auf der Rückseite der SSD zwei NAND Chips.
Testsystem
Folgendes Testsystem wurde für die Benchmarks verwendet:
- AMD Ryzen 5 7600X
- ASUS ROG Strix X670E-E Gaming WIFI
- 16 GB RAM
- Windows 11 Pro 22H2
Es handelt sich hierbei um das gleiche Testsystem wie bei anderen SSDs.
Benchmarks der Lexar NM1090 PRO 2TB (CrystalDiskMark, AS SSD, Anvil’s Storage Utilities)
Beginnen wir den Test mit CrystalDiskMark. CrystalDiskMark ist derzeit der beste Test, um die maximale Leistung eines Speicherlaufwerks zu testen. CrystalDiskMark ist nicht immer ganz alltagsnah, aber es ist der beste Test, um die SSD unter „optimalen“ Bedingungen voll auszureizen und somit die Herstellerangaben zu überprüfen.
Erfreulicherweise kann die Lexar NM1090 PRO die Herstellerangabe von 14.000 / 13.000 MB/s übertreffen. So erreichte diese lesend 14.275 MB/s, was das 2. beste Ergebnis ist, das ich bisher im Test sehen konnte. Lediglich die Samsung 9100 PRO kann die Lexar knapp schlagen, zumindest wenn es um die sequentiellen Werte im Bestfall geht. Wenn es um Random-Werte geht, ist die SSD zwar auch sehr gut, aber hier schrumpft der Unterschied zu High-End PCIe 4.0 Modellen doch ein gutes Stück zusammen. Ähnliches gilt auch für die Samsung 9100 PRO oder Crucial T700. Hier haben PCIe 5.0 SSDs keinen direkten Vorteil.
Dies zeigt sich auch bei den schreibenden Werten. Sequenziell landet hier die NM1090 PRO erneut nur hinter der Samsung 9100 PRO mit 13.262 MB/s schreibend auf Platz 2. Bei den Random-Werten sehen wir ähnliche Ergebnisse wie bei High-End PCIe 4.0 SSDs.
CrystalDiskMark bietet auch die Möglichkeit, IOPS und die Zugriffszeit zu messen. Dieser Test ist etwas speziell und scheint gewisse Hersteller zu bevorzugen. So schneiden hier Samsung-SSDs beispielsweise immer ungewöhnlich schlecht ab.
Auch die Lexar NM1090 PRO schneidet hier mit ihrem SM2508 eher durchwachsen ab. Immer noch besser als die Samsung 9100 PRO, aber die Aussagekraft der IOPS- und Zugriffszeit-Werte von CrystalDiskMark lasse ich mal dahingestellt. Dennoch möchte ich dir diese Werte nicht verheimlichen.
Spannenderweise bewertet AS SSD die Lexar NM1090 PRO wieder sehr stark. So landet diese hier auf Platz 1 des Testfeldes.
Anvil’s Storage Utilities stellt wieder die zuvor bekannte Rangliste wieder her. Hier landet die NM1090 PRO auf Platz 2 hinter der Samsung 9100 PRO und vor der Crucial T700 und allen PCIe 4.0 SSDs.
3DMark: Storage Benchmark
Im Gegensatz zu anderen Benchmarks simuliert 3DMark das Laden von Spielen realitätsnah, anstatt nur theoretische Werte anhand der Datenrate zu liefern. Der 3DMark-SSD-Test prüft folgende Szenarien:
- Spiele laden: Start von Battlefield V, Call of Duty: Black Ops 4 und Overwatch bis zum Hauptmenü.
- Gameplay-Aufnahme: Aufzeichnen eines 1080p-Videos mit 60 FPS in Overwatch während des Spielens.
- Spieleinstallation: Installation von The Outer Worlds über den Epic Games Launcher.
- Spielstand speichern: Speichern des Spielfortschritts in The Outer Worlds.
- Dateikopie: Kopieren des Steam-Ordners von Counter-Strike: Global Offensive von einer externen SSD auf das Systemlaufwerk.
Hier war ich offen gesagt etwas überrascht, denn die Lexar NM1090 PRO kann sich lediglich im unteren Oberfeld hinter einigen High-End PCIe 4.0 SSDs platzieren. Um sicherzugehen, dass es sich hierbei nicht um einen Fehler handelt, habe ich den Test mehrfach mit einer frisch formatierten SSD wiederholt und abseits der üblichen Schwankungen gibt es keine nennenswerten Unterschiede. Dies ist natürlich kein wirklich schlechtes Abschneiden, aber bisher landete die SSD in den meisten Tests auf Platz 1 oder 2.
PCMark
Aber wie sieht es bei PCMark aus, das zwar vom gleichen Hersteller stammt, aber andere Dinge testet? Der PCMark-Test zielt darauf ab, alltägliche Anwendungen wie Bürosoftware und Spiele zu simulieren, was ihn alltagsnäher macht als reine Benchmarks. Drei Testoptionen stehen zur Verfügung: die „Quick“-Variante, „Data“ und die „volle“ Version. Die „volle“ Version verwendet größere Dateigrößen, was SSDs mit langsameren Schreibgeschwindigkeiten oder aggressiven Schreibcaches schlechter abschneiden lässt.
Hier sieht es wieder ein gutes Stück besser aus! Allerdings setzt sich auch hier die SSD nur auf Platz 3, hinter der Samsung 9100 PRO und der Crucial T700, was etwas überrascht, denn bisher standen alle Anzeichen darauf, dass die Crucial T700 von der NM1090 PRO klar geschlagen wird.
Praxis-Test: Kopier- und Entpack-Leistung im Detail
Zum Abschluss kopieren wir zwei große Archive auf die SSD und entpacken sie dort. Dieser Test ist repräsentativ für das Installieren von Spielen und Programmen.
- Datei-Paket A – Installation von Tiny Tina’s Wonderlands, ca. 52 GB
- Datei-Paket B – Installation von Tiny Tina’s Wonderlands, Total War: Warhammer 3 und GW2, ca. 231 GB
Beim kleinen Datei-Paket erreicht die Lexar NM1090 PRO 2TB den gleichen Topwert wie die Samsung 9100 PRO, mit 30 Sekunden. Damit ist diese ca. 10% schneller als die beste PCIe 4.0 SSD. Kein gewaltiger Unterschied, aber durchaus messbar.
Beim größeren Datenpaket ordnet sich die Lexar knapp hinter der Samsung SSD ein, auf Platz 2. Auch hier gibt es einen sichtbaren Sprung im Vergleich zu PCIe 4.0 SSDs, aber dieser ist erneut auch nicht gewaltig.
Performance bei konstanter Last (SLC Cache)
Ein wichtiger Punkt ist der SLC-Cache. Moderner NAND ist schreibend oft langsamer, als man erwartet. Kaum eine SSD erreicht konstant mehr als 2.000 MB/s; alles darüber ist meist dem SLC-Cache zu verdanken. Die meisten aktuellen SSDs nutzen TLC- oder QLC-NAND mit 3 oder 4 Bit pro Zelle. Je mehr Bits pro Zelle, desto komplexer und langsamer wird der Schreibvorgang, insbesondere bei QLC-SSDs, die nach dem Cache sehr langsam sein können. Daher nutzen SSDs hier einen Trick: Ein Teil des NANDs wird „nur“ mit einem Bit pro Zelle beschrieben, um eine höhere Leistung zu erzielen. Allerdings ist dies natürlich nicht über die gesamte Kapazität möglich.
Auch die Lexar NM1090 PRO 2TB kann nicht konstant die volle Leistung erreichen, was aber auch keine Überraschung ist. Allerdings war der SLC-Cache relativ groß! Hier die Werte für meine 2 TB Version der SSD:
- Volle Geschwindigkeit = für ca. 400 GB
- 3.600 bis 4.000 MB/s = für die nächsten 900 GB
- 1.800 MB/s = für die restliche Kapazität
Die SSD besitzt 3 Stufen. Für die ca. ersten 400 GB bzw. 20% freien Speicher erreicht die SSD die volle Geschwindigkeit. In der „2.“ Stufe drosselt sich die SSD auf ca. 3.600 bis 4.000 MB/s. Diese Geschwindigkeit konnte für die nächsten 900 GB bzw. 45 % freie Kapazität gehalten werden. Anschließend sank die Datenrate auf ca. 1.800 MB/s. Diese 1.800 MB/s nach dem Cache sind sehr stark! Beispielsweise erreichte die Samsung 9100P bei mir „nur“ 1.400 MB/s nach dem Cache.
Im Folgenden habe ich die SSDs im Vergleich mit dem Tool H2TestW einmal vollgeschrieben und die Zeit gemessen, die dies gedauert hat.
Hier erreicht die NM1090 PRO den besten Wert, den ich bisher bei einer SSD gesehen habe! Entsprechend bietet diese auch bei konstanter Schreiblast eine sehr gute Leistung.
Wie hoch ist die Hitzeentwicklung?
Die ersten PCIe 5.0 SSDs hatten extreme Temperaturprobleme. So wurden diese Modelle so heiß, dass viele Hersteller sogar aktive Kühler nutzten. Wie steht es nun um die NM1090 PRO?
Leider ist es gar nicht so leicht, Temperatur-Werte von SSDs zu vergleichen, da sehr viele SSDs irgendwelche Offsets in den via Software übermittelten Werten haben. Beispielsweise wird die Crucial T700 extrem heiß (100 Grad), wie ich via Wärmebildkamera sehen kann, aber via Software werden nur 70 Grad gemeldet. Die Samsung SSDs sind im Allgemeinen recht ehrlich. Was ist aber nun mit der NM1090 PRO?
Spannenderweise meldet die Lexar NM1090 PRO 2TB höhere Temperaturen via Software, als ich über meine Wärmebildkamera beobachten konnte. So meldet die Lexar NM1090 PRO 2TB bei einem Durchlauf von CrystalDiskMark Temperaturen von bis zu 100 Grad!
Auf meiner Wärmebildkamera konnte ich allerdings maximal Temperaturen von ca. 70-75 Grad beobachten, was weniger ist als bei der Samsung 9100 PRO. Auch zeigte die SSD unter normaler Last keine Drosselung. Wir haben hier also keine kühle SSD, aber diese ist auch nicht extrem problematisch, was die Kühlung angeht. Auf meiner „oben Air“ Testbench würde sich die SSD im Alltag auch ohne Kühler betreiben lassen, wenn auch mit höheren Temperaturen, aber ohne Drosselung. Allerdings ist bei konstant hoher Last doch ein Kühler Pflicht.
Fazit
Die Lexar NM1090 PRO ist eine hervorragende und auch generell empfehlenswerte SSD. So bietet sie eine hohe Leistung, ohne die großen negativen Punkte bisheriger PCIe 5.0 SSDs. Die NM1090 PRO setzt sich im Schnitt vor alle PCIe 4.0 SSDs und zwischen die Samsung 9100 PRO und die Crucial T700. Besonders positiv ist hier die hohe Leistung der SSD nach dem SLC Cache anzumerken. So hat diese die höchste konstante Schreibrate aller bisher getesteten 2 TB SSDs.
Die Hitzeentwicklung ist dank des Silicon Motion SM2508 Controllers besser im Griff als bei alten PCIe 5.0 Modellen. Ja, auch die NM1090 PRO ist eine heiße SSD, aber das in einem akzeptablen Rahmen. Am Ende kommt es etwas auf deinen Einsatzzweck an. In Notebooks und auch „mittelklasse“ Systemen würde ich weiterhin eine gute PCIe 4.0 SSD empfehlen. Allerdings in einem absoluten High-End-System macht die Lexar NM1090 PRO eine gute Figur, wenn sie preislich sich etwas unter der Samsung 9100 PRO einordnet.