Die Synology SNV3400-400G im Test, leider nur bedingt empfehlenswert

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SSDs sind (leider) weiterhin deutlich teurer als HDDs, wenn es um die reine Kapazität geht. Daher machen diese in NAS Systemen weiterhin primär Sinn. Allerdings gibt es durchaus Möglichkeiten die Vorteile von HDDs und SSDs zu verbinden, Caching ist das Zauberwort.

So bieten viele moderne Synology NAS Systeme die Möglichkeit der Nutzung einer SSD als Cache Laufwerk. Im Falle des Synology DS1821+ können hierfür bis zu zwei NVME SSDs verbaut werden.

synology snv3400 400g test review 4

Passend dazu bietet Synology Cache SSDs an, welche für diesen Workload optimiert sind. Die SNV3400 ist hier die “günstigste” Option. Günstig ist hier aber relativ, denn für die 400GB Version der SNV3400 zahlt Ihr satte 160€, rund 3x so viel wie für eine klassische NVME SSD mit gleicher Kapazität.

Wollen wir mal im Test schauen, ob der hohe Preis gerechtfertigt ist.

 

Die Synology SNV3400-400G im Test

Die Synology SNV3400 ist auf dem ersten Blick eine recht klassische NVME SSD. Diese setzt auf ein sehr unspektakuläres Design und verzichtet auch auf einen Kühlkörper oder ähnliches.

synology snv3400 400g test review 2

Auch das PCB ist einfach in Blau gefärbt. Gut dies kann man dieser nicht zu sehr ankreiden, schließlich ist die SSD gemacht in einem NAS zu verschwinden.

Technisch haben wir einen PS5012-E12DC Controller aus dem Hause Phison. Bei diesem handelt es sich um einen legitimen “Enterprise” SSD Controller.

synology snv3400 400g test review 3

Beim NAND war ich zugegeben etwas überrascht. Dieser ist mit “ta7ag55aiv” beschriftet. Eine kurze Google Suche ergibt, dass der gleiche NAND auch in normalen SSDs wie der Corsair MP300, Team Group MP32 oder Gigabyte AORUS RGB M.2 NVMe SSD 512GB zum Einsatz kommt.

Ich muss gestehen etwas enttäuscht zu sein, dass hier offensichtlich ziemlicher Standard NAND genutzt wird. Dies muss nichts Schlechtes sein, aber bei dem hohen Preis der SSD hätte ich mit etwas “Besonderem” gerechnet.

 

TBW rechtfertigt teilweise den Preis

Jede SSD hat einen so genannten TBW Wert. Dieser Wert sagt Euch wie viele Daten Ihr mindestens auf die SSD schreiben könnt, ehe diese kaputt gehen kann.

So spricht Synology bei der SNV3400 mit 400GB von einer TBW von 500TB. Hier ein paar Vergleichswerte andere M.2 SSDs, inklusive Preis.

tbw

(Angabe für die 800GB Versionen, die kleinere 400GB Version hat die halbe TBW)

Die TBW Angabe ist mit 500TB leicht überdurchschnittlich. Allerdings gibt es problemlos fürs Geld SSDs die einen signifikant höheren TBW Wert haben. So kostet die Micron 7300 PRO ähnlich viel, bietet aber über doppelt so hohe Haltbarkeit.

Es liegt hier die Vermutung nahe das Synology in der SNV3400 vergleichsweise normalen NAND nutzt und nur dank super starkem Over-Provisioning und diversen Softwareoptimierungen die höhere Haltbarkeit erzielt.

Eine echte Datacenter SSD wie die Micron 7300 PRO wäre hier an sich die bessere Wahl.

 

Performance im PC

Starten wir mit einem ersten Performance Test der SSD außerhalb des Synology NAS. Hier ist CrystalDiskMark unsere Anlaufstelle Nummer 1.

crystal

Hier sehen wir ein kleines “Problem” der SNV3400. Lesend erreichen wir gute 3086 MB/s, vollkommen ausreichend für ein NAS. Schreibend liegt die Datenrate allerdings nur bei rund 611 MB/s, was sich in etwa mit Synologys Angaben deckt.

Schreibend erreichen wir also nicht einmal das Tempo einer 10Gbit LAN-Verbindung, was ich für eine Fehlentscheidung halte!

Sicherlich ist das Schreibtempo der SSD auch etwas zugunsten der Haltbarkeit gedrosselt, aber rund 1000 MB/s hätte ich hier als ideal angesehen.

Immerhin, die Schreibleistung ist konstant.

h2testw

Selbst wenn die SSD komplett vollgeschrieben wird sinkt die Schreibleistung nicht unter 500 MB/s.

 

Zwei nötig!

Synology bietet Euch zwei Optionen für einen SSD Cache an.

  1. Ein Lesecache
  2. Ein Lese und Schreibcache

Nutzt Ihr den Lesecache, dann versucht das NAS zu erkennen welche Daten Ihr oft nutzt und kopiert diese auf die SSD, von wo aus diese Euch serviert werden.

Beim Schreibcache landen zusätzlich alle Daten die Ihr auf das NAS kopiert, zunächst auf der SSD und werden von dort aus auf die HDDs im Hintergrund kopiert.

Wollt Ihr den Schreibcache nutzen benötigt Ihr aber zwei SSDs! Diese werden zur Datensicherheit in einem RAID 1 gespiegelt. Habt Ihr nur eine SSD, dann könnt Ihr nur den Lesecache nutzen. Sollte hier die SSD ausfallen, dann ist dies kein Problem, denn alle Daten bleiben auch auf den HDDs.

 

Temperatur

Ich muss gestehen hier etwas überrascht gewesen zu sein! NVME SSDs laufen heiß, daher empfehlen sich SSD Kühler.

Allerdings aufgrund des Einsatzes in einem NAS, wo der AirFlow über die SSDs meist nicht sonderlich gut ist, habe ich mit recht niedrigen Temperaturen bei der SNV3400 gerechnet.

Und Ja unter Volllast vermeldete die SSD bei mir maximal eine Temperatur von rund 80 Grad. Nicht kühl, aber auch nicht bedenklich heiß für eine NVME SSD.

temperatur

Die Wärmebildkamera spricht da aber eine andere Sprache. Hier konnte ich auf dem Controller über 100 Grad messen! Dies ist viel zu viel.

Der einzige Trost ist das die SSD in einem NAS vermutlich nie lesend bis ans Limit gefahren wird. Wäre dies konstant der Fall, dann wäre ein direkter Luftstrom oder ein Kühler nötig.

 

Software

Synology wirbt auf seiner Webseite “Lebensdaueranalyse basierend auf tatsächlichem Workload Dank der vollständigen Integration in den Synology DiskStation Manager (DSM) können Analysen zur Lebensdauer der SNV3000-Serie basierend auf den tatsächlichen Workloads berechnet werden4:

https://www.synology.com/de-de/products/solid_state_drives/SNV3000

Dies ließ mich erwarten, dass wir in DSM irgendwelche Statistiken, Diagramme oder Ähnliches zur Lebensdauer, der Schreibleistung usw. haben.

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Dies ist aber nicht der Fall! Zumindest in DSM 7 konnte ich abseits von der üblichen SMART Wertung “Normal” keinerlei erweiterte Infos sehen!

3

Allgemein scheint die Software keine Informationen zu bieten die Ihr nicht auch bei allen anderen SSDs erhaltet, was mich doch extrem verwundert hat.

Es gibt hier keine offensichtliche Bevorzugung oder Software seitige Vorteile von Synology SSDs.

 

Probleme! Der SSD Cache bringt nichts!?

Ich habe aktuell auf meinem Synology NAS (DS1821+) die DSM 7 installiert. Grundsätzlich funktionierte das Einrichten des SSD Cache absolut problemlos. Allerdings macht der SSD Cache in meinem Test nichts!

Wie habe ich den Test aufgebaut?

Ich habe zwei Datei-Sets (eine große Datei und ein Ordner mit vielen kleinen Dateien) auf das NAS kopiert und dann mehrfach via 10GBit LAN abgerufen. Das NAS soll laut Synology so clever sein und erkennen, wenn eine Datei oft aufgerufen wird und diese von den HDDs auf den SSD Cache kopieren.

Dies ist allerdings nach 10 Aufrufen bei mir nicht bzw. nur bedingt passiert!

lesend groß lesend klein

Ich habe dem NAS auch etwas Zeit zum Nachdenken gegeben, keine Besserung. Dabei habe ich eine angebliche Cache Trefferrate von 95%.

Ganz offen gesagt ich weiß nicht was hier los ist. Ist dies ein Bug der aktuellen Version von DSM 7 oder mache ich etwas falsch? Eine Anfrage an Synology brachte nichts außer eine Verlinkung auf ein Dokument, das auf X Seite die Funktion des Cache beschreibt.

Ich habe allerdings eine Vermutung, in DSM 6 gab es eine Option “Sequenzielles I/O überspringen”, welche dazu führte das normale Datenübertragungen (wie hier) nicht gecacht wurden.

https://techtest.org/das-neue-synology-ds1821-mit-amd-ryzen-im-test/#NVME_SSDs_und_Cache

Dieses Problem hatte ich schon in meinem Test des DS1821+, wo allerdings das Deaktivieren von Sequenzielles I/O überspringen die zu erwartende Leistung freigab. Die Option zum Deaktivieren von “Sequenzielles I/O überspringen” konnte ich in DSM 7 nicht finden!

 

Fazit

Ich muss mich zunächst bei Euch entschuldigen, dass ich hier keinen vernünftigen Test präsentieren kann bzw. dass die Ergebnisse nicht den Erwartungen entsprechen.

In meinem Test brachte die Synology SNV3400-400G als SSD lese Cache im DS1821+ mit DSM 7 und Windows SMB Datenübertragungen 0 Verbesserungen bei den Datenraten!

Auch nach 10 Durchläufen und trotz einer angeblichen Cache Trefferquote von 95% veränderten sich die Datenraten +- 0. Ob dies ein Bug ist, ich eine Einstellung übersehen habe oder dies einfach normal ist kann ich leider nicht mit letzter Gewissheit sagen.

Unabhängig davon kann ich die Synology SNV3400-400G SSD auch nur bedingt empfehlen. Grundsätzlich macht eine spezielle Cache SSD Sinn, nicht nur aufgrund der besseren Haltbarkeit. Ich habe in der Vergangenheit durchaus die Erfahrung gemacht, dass normale SSDs in einem Cache Einsatz etwas Schluckauf bekommen. Dies wird bei der SNV3400-400G nicht der Fall sein, vermute ich zumindest.

synology snv3400 400g test review 5

Allerdings halte ich die von Synology gewählten Datenraten für etwas suboptimal. Gerade, dass wir schreibend nur 6xx MB/s haben halte ich für schwach. Damit wird nicht mal eine 10Gbit LAN Verbindung optimal ausgenutzt.

Auch die Haltbarkeit von 500TB ist Okay, aber jetzt auch nicht völlig überragend. Es wirkt so als hätte Synology eine vergleichsweise normale SSD genommen, diese gedrosselt und ein hartes Over-Provisioning eingesetzt um auf die bessere Laufzeit zu kommen.

Dies wäre ja noch akzeptabel, wenn wir dafür viele tolle Software-Feature hätten. Aber auch diese haben wir nicht. Nach außen hin konnte ich keine erweiterten Optionen oder Änliches feststellen.

Kurzum ich kann die Synology SNV3400-400G aktuell leider nicht empfehlen! Zum einen brachte diese bei mir im Test mit dem DS1821+ und der DSM 7 RC nichts, zum anderen denke ich, dass diese zu teuer verkauft wird.

Eine Micron 7300 PRO wäre vermutlich im direkten Vergleich die bessere Wahl.

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Michael Barton
Michael Barton
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