Während Synology sich derzeit Mühe gibt, so viel negative Presse zu sammeln wie möglich, mausert sich UGREEN zum neuen Star im NAS-Segment.
Diese erweitern ihr Lineup mit dem DH4300 Plus nun „nach unten“. So stellt das DH4300 Plus einen günstigen Einstieg in die Welt der 4-Bay-NAS-Systeme dar. So bekommst du dieses NAS für derzeit unter 400€ (ohne Festplatten).
Dies ist immer noch eine stolze Summe, aber für ein PreBuild-NAS-System mit entsprechendem Betriebssystem auch nicht zu viel, ganz im Gegenteil!
Im Gegensatz zum DXP4800 setzt allerdings das neue DH4300 Plus auf eine ARM-CPU, den RK3588C.
Eine interessante und auf dem Papier auch spannende Wahl! So ist der RK3588C für einen kleinen ARM-Chip recht mächtig, mit einer 6 TOPS APU und der Fähigkeit zu 8K Hardware Transcoding.
Wollen wir uns das UGREEN NASync DH4300 Plus einmal in der Praxis ansehen und wie gut der RK3588C in der Praxis läuft.
An dieser Stelle vielen Dank an UGREEN für das Zur-Verfügung-Stellen des NAS für diesen Test.
Das UGREEN NASync DH4300 Plus im Test
Das DH4300 Plus setzt auf ein recht ungewöhnliches Design für ein NAS-System. So ist dieses eine „Box“.
Du kannst bei dieser den Deckel abheben, unter welchem die Festplatten zum Vorschein kommen. Im Allgemeinen ist dieses Design ein wenig cleaner als das eines regulären NAS-Systems. Dabei bleiben allerdings die Festplatten „Hot Swap“-fähig.
Jede der bis zu 4 Festplatten wird auf einem eigenen Schlitten verschraubt und vertikal eingesetzt. Im Gegensatz zum DXP4800 ist dieser Vorgang hier aber nicht werkzeuglos.
Generell finde ich das Design des NAS wieder sehr gelungen. Auch dieses NAS ist überdurchschnittlich wertig gemacht. Modelle von Synology, aber auch QNAP setzen in dieser Preisklasse auf einen deutlich dünneren und einfacheren Kunststoff.
Ich hätte mir nur eine Möglichkeit gewünscht, den Deckel zu verschrauben (mit einer Daumenschraube oder Ähnlichem).
Auf der Front des NAS finden wir neben dem Einschalter einige weiße Status-LEDs und einen USB-C-Port.
Auf der Rückseite finden wir zwei USB-A-3.2-Gen-1-Ports, HDMI und den wichtigen 2,5-Gbit-LAN-Port. Sehr gut, dass wir hier auch 2,5-Gbit-LAN dabei haben. Sollte 2025 Standard bei jedem NAS sein, ist es aber leider weiterhin nicht.
Das Netzteil beim DH4300 Plus ist extern.
Der RK3588C
Das Herzstück des DH4300 Plus ist der RK3588C SoC. Hierbei handelt es sich um einen ARM-Chip. Normalerweise musst du etwas vorsichtig sein, wenn wir ein NAS mit ARM-Chip haben, denn diese sind oftmals recht lahm verglichen mit Intel- oder AMD-CPUs.
Allerdings ist der RK3588C ein recht spannender SoC, der in einigen Punkten beispielsweise dem Intel N100 überlegen ist.
Rockchip RK3588C
- 8 nm
- 8 Kerne (Octa-Core)
- 4x ARM Cortex-A76 @ bis zu 2,4 GHz
- 4x ARM Cortex-A55 @ bis zu 1,8 GHz
- GPU – ARM Mali-G610 MP4
- NPU – bis zu 6 TOPS
- VPU – Encoding 8K@30fps H.265/HEVC, H.264
Grundsätzlich hat der RK3588C einen recht fähigen CPU-Part. So kannst du davon ausgehen, dass der DH4300 Plus über das Doppelte an CPU-Leistung des Raspberry Pi 5 mitbringt. Aber das Spannende ist die NPU und VPU.
So nutzt UGREEN die NPU unter anderem für KI-Foto-Erkennung und Sortierung, was diese Prozesse massiv beschleunigt. Beispielsweise hat der Intel N100 keine NPU und muss diese Berechnungen mit der CPU machen, was langsamer und ineffizienter ist.
Zudem hat der RK3588C auch eine „VPU“ Video Processing Unit, welche speziell gemacht ist, Videos zu codieren, beispielsweise bei der Nutzung von Jellyfin.
Video-Dekodierung
- 8K@60fps H.265/HEVC, VP9, AVS2
- 8K@30fps H.264 AVC/MVC
- 4K@60fps AV1
- 1080p@60fps MPEG-2, MPEG-1, VC-1, VP8
Video-Kodierung
- 8K@30fps H.265/HEVC, H.264
- Gleichzeitige Kodierung und Dekodierung mehrerer Quellen möglich
Gerade für Media-Anwendungen ist damit der RK3588C eine sehr spannende Angelegenheit, sofern UGREEN auch die NPU und VPU richtig nutzt.
Einrichtung
Alle UGREEN-NAS-Systeme haben +- die gleiche Software und nutzen auch die gleiche App.
Grundsätzlich gibt es hier 3 Methoden, um das NAS zu verwalten: über die WebUI, über die App fürs Smartphone oder über die App für Windows.
Allerdings ist es bei UGREEN-NAS-Systemen sehr deutlich sichtbar, dass sie für die „Generation Smartphone“ optimiert sind.
Du kannst auch das DH4300 Plus komplett ohne Smartphone nutzen, du kannst es aber auch ausschließlich via Smartphone nutzen und verwalten.
So habe ich die Einrichtung komplett über das Smartphone gemacht, was über die UGREEN-App erfreulich schnell und auch nutzerfreundlich geschieht. Dabei werden Begriffe wie RAID-Stufen auch ordentlich erklärt. Hier und da wäre noch etwas mehr Benutzerführung nicht schlecht gewesen, beispielsweise eine klare Ansage, was die empfohlene RAID-Stufe ist (bei 4 Festplatten RAID 5), aber generell ist das NAS auch von Einsteigern gut einzurichten über die Smartphone-App.
App
UGREEN geht bei seinen Apps einen etwas anderen Weg als Synology und QNAP. So bietet UGREEN nur eine App an, welche allerdings „alles“ kann.
Über diese eine App kannst du das NAS komplett verwalten, Daten abrufen, herunterladen, hochladen, Bilder sortieren, inklusive Auto-Upload, usw.
Hierdurch ist die App natürlich „gut gefüllt“. UGREEN hat zwar einen ordentlichen Job gemacht, die Übersichtlichkeit beizubehalten, aber die App kann auf den ersten Blick etwas überfordern.
Dennoch halte ich UGREEN-NAS-Systeme für die so ziemlich beste Wahl, wenn du großen Wert auf die Smartphone-App und Steuerung über die App legst.
WebUI
Neben der App besitzt das NAS auch eine vollständige WebUI. Wobei WebUI vielleicht der falsche Ausdruck ist, wir haben hier eine Benutzeroberfläche in deinem Webbrowser, die eher einem Betriebssystem entspricht.
Das Interface bietet einen Desktop mit Fenstermanager, auf dem Anwendungen parallel in separaten Fenstern ausgeführt werden können. Zu den zentralen Funktionen gehören ein Dateimanager, ein Speichermanager, eine Systemsteuerung und ein App Store.
Der App Store ist wichtig, denn über diesen kannst du einige spannende Anwendungen nachinstallieren. Vor allem die Foto-App ist hier sehr interessant.
In der Systemsteuerung können Benutzerkonten erstellt, Netzwerkeinstellungen vorgenommen oder allgemeine Energieoptionen angepasst werden. Alle Einstellungen erfolgen über eine grafische Oberfläche mit Icons und Menüs. Insgesamt ist die Benutzeroberfläche intuitiver als bei Lösungen wie Unraid oder TrueNAS, und in den letzten Updates hat diese doch einen guten Feinschliff erhalten.
Diese ist zwar weiterhin nicht ganz so hübsch wie bei Synology, aber funktional gibt es hier nichts zu bemängeln.
Nach der Erstkonfiguration, die das Anlegen eines Benutzerkontos umfasst, empfiehlt es sich, den Speichermanager zu nutzen, um die eingebauten Festplatten oder SSDs zu einem RAID zu verschalten. Auch dieser Prozess wird durch eine benutzerfreundliche grafische Oberfläche erleichtert und erfordert kaum technisches Wissen.
Du musst lediglich entscheiden, welches RAID-Level und Dateisystem (ext4 oder btrfs) du möchtest.
Welche Dienste werden unterstützt?
Folgende Dateidienste/Dienste unterstützt das DH4300 Plus:
- SMB (Windows File Share)
- FTP (FTPS)
- NFS
- Rsync
- WebDAV
- Bonjour
- wsdd2
- UPnP
- Telnet
- SSH
Damit unterstützt das NAS alle wichtigen Dienste.
UGREEN Fotos
Die Foto-App von UGREEN soll im Kern eine Alternative zu Diensten wie Google Fotos darstellen. Bilder, die du hier hochlädst, landen in deinem persönlichen Ordner auf dem NAS und werden in der App in einer Art Timeline angezeigt.
Zudem kannst du Bilder in Alben sortieren, teilen (auch mit Passwort), auf einer Karte ansehen usw. Es gibt sogar eine Personen- und Objekterkennung. Erkannte Personen werden auf Wunsch in Alben gruppiert usw.
Die Objekterkennung ist zugegebenermaßen nicht perfekt, aber durchaus brauchbar.
Zugriff besteht auf UGREEN Fotos nicht nur über die WebUI, sondern natürlich auch über die Smartphone-App.
Die Smartphone-App erlaubt zudem auch ein automatisches Hochladen von gemachten Bildern.
Damit ist die UGREEN-Foto-App eine der aus meiner Sicht „wertvollsten“ Apps des NAS.
Mit Docker!
Obwohl wir hier eine ARM-CPU haben, unterstützt das DH4300 Plus auch Docker. So kannst du auf diesem beliebige Docker-Container laufen lassen.
Natürlich ist der Rockchip RK3588C mit 8 GB RAM kein „Virtualisierungs-Monster“, aber für kleinere Docker-Container, wie den Home Assistant, PiHole usw. ist er ausreichend.
Erneut haben wir hier mehr als das Doppelte an CPU-Leistung des Raspberry Pi 5 und signifikant mehr GPU-, VPU- usw. Leistung.
Entsprechend sind Container, die auch für einen Raspberry Pi geeignet sind, für das DH4300 Plus kein Problem.
Datenraten und Leistung
Erfreulicherweise ist das DH4300 Plus ein recht flottes NAS! So läuft die Benutzeroberfläche sehr sauber und die Ladezeiten sind gering. Auch startet das NAS flott und selbst das Erstellen von Miniaturansichten in der Foto-App geht recht schnell. Ja, KI-Erkennungen dauern etwas, aber auch diese dauern nicht „ewig“.
Gefühlt läuft das NAS nicht langsamer als Modelle mit dem Intel N100, fast eher im Gegenteil!
Aber wie steht es um die Netzwerk-Datenraten?
CrystalDiskMark bescheinigt dem NAS lesend satte 295 MB/s und schreibend 258 MB/s. Dies mit 4x 4TB HDDs im RAID 5.
Praktisch erreichte ich ca.:
- Lesend 251 MB/s
- Schreibend 229 MB/s
Dies sind starke Werte, die mit der 2,5-Gbit-LAN-Verbindung kaum besser gehen!
Jellyfin mit Hardware Transcoding!
Die Video-Streaming-App Jellyfin unterstützt beim DH4300 Plus Hardware Transcoding mithilfe der „VPU“.
So ist Jellyfin mit dem DH4300 Plus in der Lage, 4K-Blu-ray „Live“ umzuwandeln, sodass ein Streaming auch über WLAN oder auf schwächere Geräte möglich ist.
Und ja, hierfür wird auch wirklich die VPU genutzt. Wichtig: Du musst bei Jellyfin auch das Hardware Transcoding in den Einstellungen aktivieren, von Haus aus ist dies nicht eingeschaltet.
Lüfter und Lautstärke
Im Allgemeinen ist das DH4300 Plus sehr leise! Der Lüfter arbeitet dezent und ist nicht aufdringlich.
Allerdings habe ich hier eher „einfache“ 4-TB-HDDs genutzt, welche eher kühl arbeiten. Ich könnte mir vorstellen, dass das NAS mit heißen HDDs schon die Lüfter etwas höher fahren muss, um die Festplatten kühl zu halten.
Generell ist das NAS aber angenehm leise.
Stromverbrauch
Der Stromverbrauch eines NAS hängt stark von den Festplatten ab. Festplatten können bis zu 10 W pro Stück fressen, entsprechend bis zu 40 W hier. Dafür „kann“ das NAS nichts und ist ein fixer Verbrauch bei allen Modellen.
Hier ein paar Referenzwerte für das DH4300 Plus:
- Ohne Festplatten – ca. 5 W
- Leerlauf mit 4x 4 TB HDDs – ca. 20 W
- Netzwerklast mit 4x 4 TB HDDs – ca. 27 W
Das reine NAS benötigt mit 2,5-GBit-LAN-Verbindung gerade einmal +- 5 W! Das ist extrem wenig. Im Kern braucht also das NAS keinen Strom, sondern der Verbrauch kommt primär von den HDDs.
Hier mit recht einfachen 4-TB-HDDs lag der Verbrauch im Leerlauf bei rund 20 W und bei Netzwerk-Last bei um die 27 W.
Unterm Strich ist das DH4300 Plus ein sehr sparsames NAS!
Fazit
Das UGREEN NASync DH4300 Plus ist ein erfreulich gelungenes Einstiegs-NAS, das zum aktuellen Preis von unter 400€ ein starkes Gesamtpaket bietet. UGREEN zeigt hier eindrucksvoll, dass sie es ernst meinen mit ihrer Ambition im NAS-Markt.
Der Einsatz des Rockchip RK3588C ist dabei eine clevere Entscheidung. Ja, wir haben hier eine ARM-CPU, aber keine lahme. Mit seiner NPU für KI-Beschleunigung und der VPU für Hardware-Transcoding bis 8K ist der Chip gerade für Media-Anwendungen top aufgestellt. In der Praxis läuft das NAS flott und fühlt sich nicht langsamer an als Modelle mit Intel N100, eher im Gegenteil.
Die Netzwerk-Performance ist mit knapp 250 MB/s lesend und 230 MB/s schreibend ausgezeichnet und schöpft die 2,5-Gbit-LAN-Verbindung nahezu voll aus. Dass UGREEN hier überhaupt 2,5 Gbit verbaut hat, verdient Lob – sollte 2025 Standard sein, ist es aber leider nicht.
Besonders stark ist das DH4300 Plus für Nutzer, die viel Wert auf die Smartphone-Integration legen. Die UGREEN-App ist umfassend und ermöglicht die komplette Verwaltung des NAS vom Smartphone aus. Die Foto-App mit KI-Gesichtserkennung und Auto-Upload ist dabei ein echtes Highlight und eine brauchbare Alternative zu Google Fotos.
Die WebUI ist funktional solide, wenn auch nicht ganz so hübsch wie bei Synology. Docker-Support ist vorhanden und für kleinere Container absolut ausreichend. Der Stromverbrauch von nur rund 5 W für das NAS selbst (ohne HDDs) ist vorbildlich.
Kleinere Kritikpunkte: Die Festplatten-Montage ist nicht werkzeuglos, und eine Möglichkeit, den Deckel zu sichern, wäre praktisch. Auch wissen wir noch nicht, wie UGREEN das NAS in Zukunft mit Updates versorgen wird.
Unterm Strich ist das UGREEN NASync DH4300 Plus eine klare Empfehlung für Einsteiger, die ein modernes, sparsames und gut ausgestattetes 4-Bay-NAS suchen, besonders wenn Smartphone-Integration und Media-Features wichtig sind. Schau dir aber auch mal das DXP4800 mit Intel N100 an. Dieses ist nur minimal teurer und bietet zwei NVMe-Slots zusätzlich.
Ist das DXP4800 generell besser als das DH4300 Plus? Nein!