Fake vs. Original: Wie schlecht ist ein nachgebautes Samsung-Ladegerät?

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Ich hatte vor, mir das Samsung EP-T4510 für einen Test auf Techtest.org zu kaufen. Wie jeder normale Mensch schaue ich in Preisvergleichen und bei Amazon nach einem möglichst günstigen Händler. So habe ich hier das EP-T4510 vom Händler YCC FRANCE (Versand durch Amazon) für rund 22€ gefunden und bestellt. Nach Erhalt sind allerdings bei mir ein paar Alarmglocken angegangen, und ich habe mir ein weiteres EP-T4510 von einem seriösen Händler Voelkner (über Amazon) bestellt. Und siehe da, die beiden Ladegeräte unterscheiden sich deutlich!

Daher wollte ich diese Gelegenheit für einen kleinen „Fake vs. Original“ Artikel nutzen. Wollen wir uns einfach mal ansehen, ob ein nachgemachtes Samsung-Ladegerät wirklich so viel schlechter oder überhaupt schlechter ist als ein originales Ladegerät!

 

Original vs. Fake: Woran habe ich es erkannt?

Woran kannst du erkennen, ob du ein Fake-Ladegerät erwischt hast? Dies kann gar nicht so einfach sein, aber bei mir gab es schon ein paar Auffälligkeiten.

 

Die Verpackung

Das nachgemachte Ladegerät wurde einfach mit dem Ladekabel in einer Plastiktüte geliefert. Das Original hatte eine reguläre Samsung-Verpackung.

Nur weil ein Ladegerät „ohne“ Verpackung geliefert wird, muss dies nicht zwingend bedeuten, dass es ein Nachbau ist, ist aber schon ein deutliches Indiz.

 

Das Gewicht

Bei diesem Punkt sind bei mir dann alle Alarmglocken angegangen. Das „Fake“ Samsung EP-T4510 war viel zu leicht!

  • Fake: 62,6g
  • Original: 106,4g

Dafür war auch keine Waage notwendig, es war direkt zu fühlen, dass das Gehäuse des Ladegeräts zu großen Teilen leer war. Ein niedriges Gewicht muss nicht zwingend etwas Schlechtes sein, aber Ladegeräte von Samsung, Apple, Google usw. sind in der Regel relativ „massiv“ gebaut. Zudem passte hier einfach das niedrige Gewicht nicht zu den ansonsten doch etwas größeren Abmessungen.

 

Die Verarbeitungsqualität

Der letzte „einfach“ zu erkennende Punkt wäre die Verarbeitungsqualität. Generell war der Druck auf der Rückseite des Ladegeräts auch beim „Fake“ durchaus überzeugend.

Links original, Rechts Fake

Aber es gab am Gehäuse ein paar sichtbare Press-Stellen, die bei einem Premium-Ladegerät eher nicht zu erwarten wären.

 

Generelle Technik des EP-T4510

Beim EP-T4510 handelt es sich prinzipiell um ein recht einfaches 45-W-USB-C-Ladegerät mit genau einem Port.

  • USB-C: 45 W USB PD – 5V/3A, 9V/3A, 15V/3A, 20V/2,25A

Dieses Ladegerät setzt dabei auf den normalen USB Power Delivery Standard, womit es nicht nur für die diversen Samsung-Smartphones, sondern auch für Konkurrenzmodelle wie die Apple iPhones, Google Pixel usw. interessant ist.

Links original, Rechts Fake

Zudem besitzt es aber einen recht umfangreichen Support für den PPS-Standard, was hier die große Besonderheit ist und das Ladegerät interessant macht.

  • 3,3 – 11 V / 5A
  • 3,3 – 16 V / 3 A
  • 3,3 – 21 V / 2,2 A

So haben wir hier eine generell fantastische Abdeckung des PPS-Standards für ein 45-W-Ladegerät. Erfreulicherweise kann ich hier aber vermelden, dass auch der Nachbau diese Leistungsstufen unterstützt! Prinzipiell kann also der Nachbau die gleiche Leistung liefern wie das Original!

 

Nicht standardkonform

Allerdings enden damit die positiven Nachrichten. Denn es gab direkt eine Überraschung: USB-Power-Delivery-Ladegeräte sollten nach dem Standard „kalt“ sein. Das heißt, die USB-C-Ports sollen keine Spannung/Leistung ausgeben, wenn diese im Leerlauf sind und kein Endgerät angeschlossen ist. Dies steht im Gegensatz zu USB-A-Ports, welche „hot“ waren, also immer Spannung ausgegeben haben. Der USB-C-Port des EP-T4510 ist nun auch „hot“! Das heißt, hier liegt immer eine Spannung von 5 V an den jeweiligen Kontakten an. Dies ist nach meinem Wissen nicht standardkonform, auch wenn es in der Praxis vermutlich kein Drama ist.

 

Sehr starke Spannungsschwankungen (Ripple)

Ein weiterer Punkt, bei dem sich das Fake vom Original unterscheidet, ist die Spannungsstabilität bzw. Ripple. Wenn von deinem USB-Ladegerät 5 V gefordert wird, sollte dieses auch möglichst konstant 5 V ausgeben. Teilweise geben USB-Ladegeräte auch etwas mehr oder weniger als 5 V aus, was auch in einem gewissen Rahmen okay ist. Selbiges gilt für die 9 V, 15 V und 20 V Stufe.

Leider hatte der Nachbau massiv mit Ripple zu kämpfen, also Spannungsschwankungen im Millisekunden-Takt.

Du kannst sehen, dass auch das originale Samsung-Ladegerät keine „perfekte“ glatte Spannung besitzt. Aber die Ausschläge beim Nachbau sind signifikant größer! Wir sprechen hier über 2-3x stärkere Ausschläge und entsprechende Spannungsspitzen. Bei der 5-V-Stufe schwankte die Spannung um bis zu 0,320 V, was ziemlich extrem ist! Dies kann auch durchaus der Ladeelektronik eines Smartphones schaden.

 

Der Nachbau schreit!

Der Nachbau des EP-T4510 zeigte im Test ein sehr deutliches Spulenfiepen. Dieses veränderte sich auch mit zunehmender Last. Das Ladegerät klingt fast schon, als würde es schreien.

 

Deutliche Unterschiede bei der Effizienz

Wenig überraschend sehen wir deutliche Unterschiede zwischen Original und Fake auch bei der Effizienz.

So schwankte die Effizienz des „Nachbau“/Fakes zwischen 80 % und 85 %. Die Effizienz des originalen Samsung-Ladegeräts hingegen lag bei 84 % bis 91 %. Dies ist schon ein sehr deutlicher Unterschied.

 

Ein heißes Ladegerät! (doppelte Abwärme)

Eine hohe Effizienz ist nicht nur generell für den Stromverbrauch wichtig, sondern auch für den Faktor Hitzeentwicklung. So produziert das Samsung EP-T4510 unter Vollast eine Abwärme von rechnerisch ± 4 W. Der Nachbau hingegen von 8,5 W. Wir haben hier beim Fake-Ladegerät also die doppelte Abwärme. Was bedeutet dies in der Praxis?

Bereits nach rund 10 Minuten 45 W Volllast schaltete sich das Fake-Ladegerät kurz ab, wegen Übertemperatur. Bei einem Blick auf die Wärmebildkamera sehen wir auch warum.

So erreichte das Äußere bereits nach so kurzer Zeit fast 90 Grad! Aber es gibt noch ein anderes Problem. Viele Marken-Ladegeräte haben auch bei konstanter Volllast Temperaturprobleme und drosseln sich. Die Betonung liegt auf Drosseln! Das heißt, es würde beispielsweise nur noch 30 W anstelle von 45 W angeboten. Dies macht das Fake nicht. Es geht kurz aus (für 1 Sekunde) und bietet direkt wieder 45 W an, um dann nach noch kürzerer Zeit wieder auszugehen, um erneut nur kurz zu resetten usw. Schließt du ein High-Power-Gerät an das Ladegerät an, wird dieses immer wieder ein/ausgeschaltet, was nicht gut ist, und dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Ladegerät den Geist aufgibt.

 

Fazit: Kaufe keine Nachbauten!

Dieser Test hat mich etwas überrascht. Mittlerweile haben auch die kleineren Ladegeräte-Hersteller eigentlich die Qualität ihrer Produkte im Griff. Du bekommst also für echt wenig Geld schon Ladegeräte, die taugen. Allerdings wurde sich beim Nachbau bzw. „Fake“ des Samsung EP-T4510 0 Mühe gegeben! Es ist wirklich einfach nur billig gebaut.

Links original, Rechts Fake

Wir haben eine extrem instabile Spannung/Ripple, es wird sich nicht zu 100 % an den Standard gehalten, das Ladegerät wird extrem heiß in kürzester Zeit und generell halte ich dieses Ladegerät für gefährlich. Spannenderweise ist das Ladegerät aber durchaus in der Lage, die gleiche Leistung wie das Original zu liefern, sodass es auf den ersten Blick vielleicht gar nicht auffällt, dass es ein Nachbau ist. Allerdings: Technisch ist es absoluter Schrott! Du fährst mit fast jedem „normalen“ Drittanbieter-Ladegerät besser als mit solch einem Nachbau.

Zum originalen Samsung EP-T4510: Dies ist ein tadelloses Ladegerät. Es ist allerdings leider schwer im Vorhinein zu erkennen, ob du hier gerade ein günstiges Angebot für das Samsung EP-T4510 vor dir hast oder ob du vielleicht einen Nachbau geliefert bekommst.

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Michael Barton
Michael Barton
Hi, hier schreibt der Gründer und einzige Redakteur von Techtest.org. Vielen Dank für das Lesen des Beitrags, ich hoffe dieser konnte dir weiterhelfen. Mehr Informationen über den Autor

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2 Kommentare

  1. Danke für den interessanten Artikel! Wenn man keine Erfahrung und keinen Vergleich hat ist es wirklich schwer, Nachbauten zu erkennen. Sehr schade…

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