Mit dem Prime A2683 bietet Anker auf den ersten Blick ein sehr spannendes High-End-USB-Ladegerät an. So soll dieses eine Leistung von satten 200 W bieten, wie auch sechs USB-Ports und den praktischen Desktop-Style-Formfaktor. Dabei kostet dieses zum Zeitpunkt des Tests (Juli 2024) gerade einmal um die 80 €, was alles andere als zu viel für solch ein Ladegerät ist.
Auch sieht das Ladegerät auf den ersten Blick sehr hochwertig aus. Aber was ist in der Praxis? Ist das Anker Prime Ladegerät mit 200 W wirklich so gut?
Finden wir dies im Test heraus!
Anker A2683 Prime Ladegerät mit 200 W Leistung im Test
Das Prime Ladegerät mit 200 W Leistung von Anker setzt auf den Desktop-Style-Formfaktor. Das heißt, dieses wird über ein Kabel mit der Steckdose verbunden und kann somit auf deinem Schreibtisch, Nachttisch usw. platziert werden. Ich bevorzuge diesen Formfaktor.
Dabei ist das Ladegerät mit 112 x 36 x 75,5 mm vergleichsweise breit, was natürlich den satten sechs Ladeports geschuldet ist.
Haptisch macht das Ladegerät Anker-typisch einen hervorragenden Eindruck. Dieses ist massiv und stabil gebaut und sieht auch schick aus! Sogar das beiliegende Netzkabel ist überdurchschnittlich hochwertig.
Anschlüsse und Ladeleistung
Das Anker A2683, was die Modellnummer des Prime 200-W-Ladegerätes ist, bietet vier USB-C-Ports, wie auch zwei USB-A-Ports.
- USB C – 100 W USB Power Delivery – 5V/3A, 9V/3A, 15V/3A, 20V/5A
- USB A – 18 W Quick Charge und 22,5 W Super Charge
Prinzipiell können alle USB-C-Ports des Anker Prime Ladegeräts bis zu 100 W nach dem USB-Power-Delivery-Standard liefern. Damit bietet das Ladegerät ausreichend Leistung für Smartphones, Tablets und Notebooks. Es ist zwar etwas schade, dass wir keinen 140-W-Port haben, aber 140-W-Geräte sind noch sehr selten.
Die beiden USB-A-Ports unterstützen hingegen Quick Charge, wie auch 22,5 W „Super Charge“.
Drosselung bei der Nutzung mehrerer Ports
Wir haben vier USB-C-Ports, welche alle bis zu 100 W liefern können, aber das Ladegerät hat maximal 200 W. Wie soll dies funktionieren?
Je nachdem, wie viele Geräte du mit dem Ladegerät verbindest, werden die Ports passend heruntergedrosselt. Folgendes Schema nutzt das Ladegerät:
Keine 12-V-Stufe
Spannenderweise bietet das Anker Prime Ladegerät mit 200 W keine 12-V-Spannungsstufe. Diese wird in der Regel kaum von Geräten genutzt, daher ist das Fehlen meist nicht schlimm.
Es gibt nur eine Handvoll Geräte wie Drohnen von DJI, die 12 V benötigen.
Also von daher kein zu großes Drama, aber etwas merkwürdig, dass die 12-V-Stufe fehlt, denn rein technisch kann die Powerbank 12 V durchaus ausgeben.
Unerwartete PPS-Stufe
Natürlich unterstützt das Anker Prime Ladegerät mit 200 W auch PPS auf seinen USB-C-Ports. Was ist PPS und wofür ist dieses wichtig?
PPS steht für Programmable Power Supply. Der normale USB-Power-Delivery-Standard bietet deinem Smartphone mehrere Spannungsstufen an, meist 5V, 9V, 15V und 20V. PPS erlaubt es nun auch außerhalb dieser fixen Stufen deinen Endgeräten eine Spannung zu nutzen, wie beispielsweise 9,5V, 10,6V usw. und dies auch bei einer Leistung von bis zu 5A.
Diese PPS-Stufen sind mittlerweile für einige Smartphones sehr wichtig! Vor allem für die Samsung-Modelle, welche ohne PPS viel langsamer laden, wie aber auch für die diversen asiatischen Hersteller alla Moto, Nothing und Co.
Dabei ist PPS komplett optional! Ein Ladegerät oder eine Powerbank muss dies nicht unterstützen. Ebenso gibt es verschiedene PPS-Stufen, welche nicht zwingend an die „normale“ USB-PD-Leistung der Ports gekoppelt sind. Im besten Fall kann eine Powerbank 3,3 – 21 V bei bis zu 5 A über PPS bieten.
Was ist nun beim Anker Prime Ladegerät mit 200 W der Fall?
5 – 16 V bei bis zu 5 A
Dies ist etwas überraschend! So endet die PPS-Stufe hier bei 16 V. Dies ist insofern ungewöhnlich, da normalerweise ein 100-W-USB-C-Port bis mindestens 20 V bieten sollte.
So kann das Ladegerät ja auch bis zu 20 V ausgeben, nur die PPS-Stufe endet früher, warum auch immer.
Für die Samsung-Smartphones, genau wie für die Modelle von Google und Apple ist dies egal. Hier kann das Ladegerät problemlos das volle Ladetempo bereitstellen. Also ja, dieses kann auch ein S24 Ultra von Samsung mit dem vollen Tempo laden.
Aber es gibt einige asiatische Smartphones, welche diese 20/21 V maximale Spannung für das volle Ladetempo benötigen, welche dann entsprechend hier nicht mit dem vollen Tempo laden würden.
Belastungstest: Nicht konstant 200W
Ich führe bei allen Ladegeräten im Test immer einen Belastungstest durch. Hierbei belaste ich ein Ladegerät mit Hilfe von einer oder in diesem Fall zwei elektronischen Lasten konstant mit der vom Hersteller angegebenen Leistung über Zeitraum X. Im Falle des Anker Prime Ladegeräts mit 2x 100 W.
Leider konnte das Anker Ladegerät nicht konstant 2x 100 W liefern!
Nach rund 1,5 Stunden unterbrach das Ladegerät den Entladevorgang und drosselte sich auf je 70 W pro Port.
Dies ist etwas überraschend und enttäuschend, denn die Hitzeentwicklung des Ladegerätes war gar nicht so hoch, zumindest äußerlich.
USB PD und UFCS
Es gibt derzeit zwei wichtige Ladestandards, USB PD (mit PPS) wie auch UFCS. USB PD also USB Power Delivery ist unser „westlicher“ Ladestandard, welcher von Apple, Samsung und Google verwendet wird, wie aber auch den meisten anderen Geräten, die via USB C laden.
USB Power Delivery wird hier mit bis zu 100 W unterstützt, entsprechend ist das Ladegerät ideal für die diversen Apple-Geräte, ob nun iPhone, iPad oder auch die MacBooks. Wobei wir hier noch nicht den neuen 140-W-Ladestandard unterstützen.
Dank der Unterstützung der PPS-Erweiterung von USB Power Delivery ist das Ladegerät ebenso für die Modelle von Samsung und Google sehr gut geeignet.
Auch viele chinesische Smartphones wie von Moto oder Nothing nutzen PPS. Hier kann allerdings die Ladegeschwindigkeit teils nicht ganz optimal sein, da die PPS-Stufe „nur“ bis 16 V geht und nicht bis 21 V.
Die „chinesische“ Antwort auf USB PD ist UFCS. UFCS steht für Universal Fast Charging Specification und ist ein chinesischer Schnelllade-Standard, welcher Modelle von OPPO, RealMe, VIVO und HUAWEI umfasst.
UFCS wird mit 33 W auf dem USB-C-Port und 22 W auf dem USB-A-Port vom Anker Ladegerät unterstützt. Dies ist keine besonders große UFCS-Stufe. Entsprechend scheint dieses Ladegerät auf Apple und Samsung „optimiert“ zu sein.
Effizienz
Kommen wir zu einem Punkt, der mich sehr positiv überrascht hat, die Effizienz des Ladegerätes.
So schwankte die Effizienz des Anker Prime Ladegeräts mit 200 W im Test zwischen 82,8 % bei sehr niedriger Last und 92,1 % bei Volllast.
Dies sind für ein Ladegerät dieser Klasse Top-Werte! Gerade die Effizienz bei niedriger Last sind erfreulich gut, da dies normalerweise ein Punkt ist, mit dem viele besonders leistungsstarke Ladegeräte Probleme haben.
Dies können wir auch im Vergleich zu anderen High-End-200-W-Ladegeräten sehen. Dort bietet das Anker-Modell vor allem bei niedrigen Lasten eine sehr gute Effizienz.
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Fazit: Gutes Ladegerät mit kleinen Schwächen
Es gibt am Anker Prime Ladegerät mit 200 W viel zu mögen, aber auch ein paar „Besonderheiten“.
Prinzipiell ist das Ladegerät sehr alltagstauglich, mit seinen vier USB-C-Ports und zwei USB-A-Ports, wie auch der hohen maximalen Leistung von bis zu 200 W.
Auch bin ich ein großer Fan des Desktop-Style-Formfaktors. Damit ist dieses erst einmal ein ideales Ladegerät, wenn du viele Geräte gleichzeitig laden willst.
Ebenfalls sehr positiv ist die hohe Effizienz, selbst bei niedrigen Lasten.
Aber was sind die Besonderheiten, von denen ich sprach? So haben wir keine 12-V-Stufe bei USB Power Delivery und die PPS-Stufe endet bei 16 V.
In der Regel wird dies 98 % aller Nutzer nicht tangieren, aber hast du genau solch eines dieser wenigen Geräte, die 12 V benötigen (ich hatte da noch nie eins in den Fingern) oder PPS mit über 16 V nutzen, ist dies nicht optimal.
Hast du Geräte von Apple, Samsung oder Google, dann ist das Anker Prime Ladegerät mit 200 W perfekt auf dich abgestimmt.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist der nicht bestandene Belastungstest. So schaffte das Ladegerät „nur“ 2x 100 W ca. 1,5 Stunden, danach drosselte sich das Ladegerät. 100–150 W schafft das Gerät praktisch aber dauerhaft. Ich denke, in der Praxis ist dies aber auch kein Drama.
Du siehst, das Anker Prime Ladegerät mit 200 W ist nicht ganz perfekt. Dennoch denke ich, dass dies ein gutes Ladegerät ist. Anker ist einfach eine vertrauenswürdige Marke, und auch der Preis von rund 80 € (Stand 23.07.24) ist soweit fair für das Gebotene.
Alternativen
Alternativ schau dir auch einmal das ACEFAST Z4 an. Dieses hat ähnlich viel Leistung, kostet ähnlich viel und bietet eine größere PPS-Stufe, ein Display und verschiedene Modi zur Leistungsverteilung, hat aber zwei Ports weniger.